Hallo,
wie ich gerade gesehen habe, hat der GM Arkadij Naiditsch das Spiel verloren gegeben.
Ich habe den Eindruck hier im Forum ist es nicht mit besonderem Interesse verfolgt worden?!
Wahrscheinlich deshalb, weil der GM gefühlt seit mehreren Wochen auf Verlust stand.
Was mich interessieren würde, wieviele Spieler haben sich aktiv an der Abstimmung beteiligt und wie kam die Zugauswahl zustande. Jede Stimme gleichberechtigt? Oder doch anders. Vielleicht weiss hier jemand Näheres.
Auch wenn man das Ergebnis nicht veralgemeinern kann, stellt sich für mich die Frage, ob das nicht ein weiteres Zeichen dafür ist, dass der Mensch inzwischen auch im Fernschach hinter die Computer zurückgetreten ist, was Chrilly Donninger schon vor Jahren prophezeit hat.
Angesichts der Tatsache, dass die Programme mit jeder Version besser werden und die Computer immer schneller, verliert die viel beschworene Kreativität der Fernschachspieler zunehmend an Bedeutung. Ich weiss, das wird bei vielen (Fern)Schachspielern nicht gerade für Enthusiasmus sorgen und ich bin wirklich der letzte, der ihnen den Spass verderben möchte.
Dennoch habe ich mir vor ca. einem Jahr den Spass erlaubt und 2 Partien aus dem Spitzenfernschach analysiert, die genau 10 Jahre alt waren, also aus dem Jahr 2003. Bei der Zugbewertung gab es manchmal suboptimale Züge, die in der Spitze vom Schachprogramm bis zu einem halben Bauern schlechter bewertet wurden als der Zug, den das Programm spielen würde.
Ich glaube, dass die Computer, die es in 10 Jahren geben wird, werden in Verbindung mit den dann aktuellen Schachprogrammen ähnlich suboptimale Züge im Spitzenfernschach von heute finden.
Der Punkt ist der: ich glaube in der Tat, dass es nur eine Frage von wenigen Jahren ist, bis der Mensch auch im Fernschach dem Computer das Feld überlassen wird. Denn wer hat noch Zeit, sich mit Implikationen einer aus 50 Halbzügen bestehenden Hauptvariante zu beschäftigen?

Marcus Jansen