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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / auch einmal ein Studienmonster von mir
- - By Krug Peter Date 2014-07-09 22:38
Hallo Schachleute,

wer damals ohne Computer Studienmonster bauen hatte können, den hätte ich wegen herausragenden
Analysefähigkeiten und - Schachverständnis hoch geschätzt.

Ich erinnere mich da besonders an die seitenlangen Analysen von Cheron.
Beispielsweise seine Turmendspiele.

Allerdings haben sich die Zeiten soweit geändert, dass man heutzutage eigentlich genau
das Gegenteil sagen kann:

Die schlechteren Komponisten unserer Zeit lassen sich vom Computer dominieren, was heißt, dass bei denen
Studienmonster wie von selbst entstehen MÜSSEN.

Ich spreche da aus Erfahrung und bedauere, dass Kompositionen von mir, die Zug um Zug bis zum Schluss komponiert
wurden nur ehrende Erwähnungen bekamen, während Studienmonster, bei deren zahllosen Nebenabspielen ich
selbst gar nicht mehr überblicken kann, sogar Preise bekamen.

So komme ich zur Einsicht:
Ich habe viel zu viele Preise erhalten, die ich nicht verdient habe!

Als ich mit Studienkomponieren anfing dachte ich mir ich müsste Studien schaffen, die besonders schwierig sind, oder diese sollten mittels Computer kaum zu lösen
sein, aber mittlerweile aus Erfahrung bin ich dahinter gekommen, dass beides keine Kriterien für eine gute Studie sind.

Hier eine meiner Studienmonster, die vom Iuri Akobia mit einem 3. Preis ausgezeichnet wurde, obwohl mir klar ist,
dass das eine recht fragwürdige Konstruktion ist:

Peter Krug, 2013
3. Preis (Preisrichter war Iuri Akobia)
Gewinn


[Event "3. prize"]
[Site "?"]
[Date "2013.??.??"]
[Round "?"]
[White "Krug=P"]
[Black "?"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/1RP3N1/3P3P/qp3R2/4k1pb/5p2/5Pn1/6KB w - - 0 1"]
[PlyCount "39"]

1. Kh2 Bxf2 2. Rxf3 Bg1+ 3. Kxg2 gxf3+ 4. Kg3 Qc3 5. c8=Q (5. Rxb5 $2 Bc5 6. d7
(6. Kg4 Bxd6 7. Rb3 Qxc7 8. Bxf3+ Ke5 $11) 6... Bd6+ 7. Kg4 Bxc7 8. Nf5 Bd8 9.
h7 Qf6 10. Bxf3+ Kd3 11. Rd5+ Kc3 12. Kf4 Kb4 $11) 5... Qxc8 6. Bxf3+ Ke5 7. d7
Qc1 8. Rxb5+ Bc5 9. d8=R $1 (9. Rxc5+ Qxc5 10. d8=R $13) (9. d8=Q $2 Qf4+ 10.
Kh3 Qg3+ 11. Kxg3 {stalemate}) 9... Qe1+ 10. Kh3 (10. Kg4 $2 Qg1+ 11. Kh3 $1 (
11. Kh5 $2 Qg5+ 12. Kxg5 {stalemate}) 11... Qf1+ {loss of time}) 10... Qf1+ 11.
Bg2 (11. Kh4 Qxb5 12. h7 Qc4+ 13. Kh3 Qc3 14. Re8+ Be7 $11) 11... Qxb5 12. h7
Qb3+ 13. Kh2 Bg1+ (13... Qb4 14. Re8+ Kf6 15. Nh5+ Kf7 16. Bd5+ Kxe8 17. h8=Q+
$18 {LEGTB}) 14. Kh1 Qb1 15. Re8+ Kf4 16. Rf8+ Kg3 17. Nf5+ Kg4 18. Bh3+ $1 Kg5
$1 19. Rg8+ Kf4 20. Rg4+ $18 (20. Rxg1 $2 Qb7+ 21. Bg2 Qxh7+ $19 {.
Everything that happens after  8th move interesting looking. But, why  need
given play before 8th move?}) 1-0

Der Schluss nach stolzen 20 Zügen:



Naja. Jedenfalls ist es viel schwieriger im Stile der alten Meister zu komponieren...;
Für kritische Kommentare bin ich Euch wie immer dankbar.

Schönen Abend Peter
Parent - - By Chrischan Date 2014-07-10 11:04
Hallo Peter,

eine letzte Nachricht dann doch noch von mir, nicht weil ich so furchtbar schlau bin, sondern weil ich versuche Gedanken zu deinem "Frust" zu erläutern.

Studien etc. entstanden meines Wissens erstmals aus Momentaufnahmen von Schachpartien. Egal ob tatsächlich so gespielt oder die beiden Spieler in der nachträglichen Analyse etwas schönes gefunden haben.
Autoren und Redakteure veröffentlichten ihre Aufgaben nicht unbedingt aus dem Ansatz heraus alles sei korrekt, sondern um die Schönheit des Schachs zu demonstrieren und andere Gelegenheitsspieler stärker zu begeistern.
Aufgaben mit Diagrammen in den Sonntagszeitungen waren einfacher zu händeln für Amateure. Die Nachfrage entwickelte nicht nur ein Preisfond, sondern die Aufgaben wurden immer origineller und auch lehrreicher.

Ich glaube niemals stand damals im Vordergrund, dass eine Studie perfekt für die Ewigkeit halten sollte. Mir scheint, dass manche Komponisten bewusst Fehler eingebaut haben um Diskussionen zu entfachen. Eine Studie ist doch immer noch: ein Problem von einem Menschen aufgeworfen und von seinem Gegenüber gelöst oder nicht - es hat - gerade wenn die Zeit zu einer vollen Schachpartie nicht reicht - etwas zwischenmenschliches, verbindendes, halt soziales.

Wichtig ist für mich auch nicht unbedingt ob eine Studie nun einen Preis gewonnen hat oder nicht ( ich weiß *seufzer* in was für einer Leistungsgesellschaft wir leben ) sondern ob sie eben schön, überraschend oder lehrreich ist. Lass dich also nicht zu sehr von den Geschmack der Preisrichter oder der Kritiker in deinem Umfeld verunsichern. Es soll dir Spaß machen, und wenn du nur einen findest der mit dir deine geistige Arbeit diskutiert, dann hast du doch schon den 1. Preis gewonnen. Denn - und das vergessen wir eben gerne - wer hat besser komponiert Mozart oder Beethoven? Wer ist der bessere Klassiker Goethe oder Schiller? Alles eine Frage der Mode, des Geschmacks ja sogar der individuellen täglichen Laune.

Für mich sind Studien wie schon erwähnt nicht das Nonplusultra. Aber wenn man sie mir verpackt in eine kleine Geschichte, sei es Karl XII von Schweden in Bender oder sei es Napoleons Flucht aus Rußland oder eine andere lustige, kriminelle oder was weiß ich Geschichte, dann interessiert mich nicht ob es eine Nebenlösung gibt - im Gegenteil manch schnellere Lösung zeigt doch nur, das das Leben Alternativen bereithält, aber nicht jede paßt zu der Idee.

Das ist ein gewaltiger Grund warum ich auch hier nur noch sehr selten bin. Wenn interessieren - außer mir - meine Stunden mit irgendwelchen Partien aus dem Berliner Turnier 1897 , oder meine Freude an Aufsätzen von Alapin zu 1. e4 e5 2. Se2 oder seinem 3. ... Lb4 im Spanier? Wenn das Königsgambit irgendwann widerlegt ist mit 2. ... d5 so werde ich trotzdem genug Spaß finden an Varianten mit  2. ... exf4 oder 2. ... Lc5. Das kann mir kein Preisrichter und kein Kritiker kaputt reden.

Also du solltest vor allem deinen Spaß wieder finden und nicht zu sehr auf allgemein übliche Regeln achten, denn sonst verlierst du immer mehr deine künstlerische Freiheit.

Noch ein Link, weil ich dieses Thema auch spannend fand. http://www.zeit.de/2014/28/androide-sprachfaehige-computer

Viel Spaß wünscht
Christian
Parent - By Kurt Utzinger Date 2014-07-10 14:41
Hallo Christian

Ein erfrischender Beitrag, danke.

Gruss
Kurt
Parent - - By Sebastian B. Date 2014-07-10 22:03
Hallo Peter,

>Für kritische Kommentare bin ich Euch wie immer dankbar.


Gerne, kommt gleich.

>(13... Qb4 14. Re8+ Kf6 15. Nh5+ Kf7 16. Bd5+ Kxe8 17. h8=Q+ $18 {LEGTB})


LEGTB bedeutet vermutlich, daß die Lomonosov-7-Steiner hier einen Sieg für Weiß angeben?
Bei diesen Datenbanken wurden schon Bugs nachgewiesen, und wir können nicht sicher sein, wie weit man ihnen in dieser Stellung (nach dem 17. Zug) vertrauen sollte.
Der Plan für Schwarz dürfte es sein, so weit abzutauschen, daß Weiß am Ende nur mit einer Leichtfigur mehr bleibt (die bekanntlich für einen Sieg nicht ausreicht) und gelegentlich auch ein ewiges Schach mit seiner Dame im Hinterkopf zu haben.
Ob es Weiß gelingt, beides zu verhindern und einen einleuchtenden Siegesplan zu verfolgen? Mir jedenfalls ist ein solcher nicht ersichtlich.
So könnte es weitergehen (nach 17.h8=Q+):
17... Bf8 (auch 17... Kd7 18. Nf6+ Kd6 19.Kh3 Qd4 20. Qd8+ Ke5 21. Ng4+ Kf5 22. Qc8+ Kf4 23. Qb8+ Kf5 könnte vielleicht zum Remis reichen) 18. Kg3 Kd7 19.Nf6+ Ke7 20. Ne4 Qe1+ 21. Kg2 Qe2+ 22. Nf2 Qb5 und irgendwie sind keine Fortschritte von Weiß zu sehen.
Parent - - By Peter Martan Date 2014-07-11 07:11 Edited 2014-07-11 07:15
Sebastian B. schrieb:

LEGTB bedeutet vermutlich, daß die Lomonosov-7-Steiner hier einen Sieg für Weiß angeben?
Bei diesen Datenbanken wurden schon Bugs nachgewiesen, und wir können nicht sicher sein, wie weit man ihnen in dieser Stellung (nach dem 17. Zug) vertrauen sollte.


Sehr richtig, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.  Hier das #52, das die Lomonosovs beim 17. Zug angeben, rechne es doch bitte nochmal durch, ich schau dir dann auch wieder nach, wenn du doch noch die eine oder andere remisträchtige Fortsetzung als Abweichung davon gefunden hast, aber nicht öfter als vielleicht weitere 2x, ich hab's nämlich schon ein bisschen probiert, so um den 20. Zug herum steigt auch Stocki mit den 6er Syzys gern immer wieder mal aus im Behalten der 123er-Eval im hash.


1. Kh2 Bxf2 2. Rxf3 Bg1+ 3. Kxg2 gxf3+ 4. Kg3 Qc3 5. c8=Q Qxc8 6. Bxf3+ Ke5 7.
d7 Qc1 8. Rxb5+ Bc5 9. d8=R Qe1+ 10. Kh3 Qf1+ 11. Bg2 Qxb5 12. h7 Qb3+ 13. Kh2
Qb4 14. Re8+ Kf6 15. Nh5+ Kf7 16. Bd5+ Kxe8 17. h8=Q+ Bf8 18. Bf3 Qd6+ 19. Kg2
Kd8 20. Qg8 Kc7 21. Qf7+ Qe7 22. Qd5 Qd6 23. Qb7+ Kd8 24. Qa8+ Kc7 25. Qa7+
Kd8 26. Qa5+ Qc7 27. Qa8+ Qc8 28. Qe4 Qd7 29. Nf4 Qg7+ 30. Kh3 Qh6+ 31. Bh5
Kc7 32. Kg4 Qg7+ 33. Bg6 Qd7+ 34. Ne6+ Kb6 35. Qb1+ Ka7 36. Bf5 Qd6 37. Qa2+
Kb6 38. Be4 Qd1+ 39. Bf3 Qd7 40. Be2 Ba3 41. Qb3+ Ka5 42. Qxa3+ Qa4+ 43. Qxa4+
Kxa4 44. Kf4 Kb4 45. Ke3 Ka4 46. Nc5+ Kb4 47. Kd4 Ka3 48. Kc3 Ka2 49. Nb3 Ka3
50. Bf1 Ka2 51. Bd3 Ka3 52. Bb1 Ka4 53. Nd4 Ka5 54. Be4 Ka4 55. Bd5 Ka3 56.
Nc2+ Ka4 57. Bc6+ Ka5 58. Kc4 Kb6 59. Nd4 Ka6 60. Kc5 Ka5 61. Nf5 Ka6 62. Nd6
Ka5 63. Bd7 Ka6 64. Bb5+ Ka7 65. Kc6 Kb8 66. Kb6 Ka8 67. Kc7 Ka7 68. Nc8+ Ka8
69. Bc6#

Zu deiner HV:

1. Kh2 Bxf2 2. Rxf3 Bg1+ 3. Kxg2 gxf3+ 4. Kg3 Qc3 5. c8=Q Qxc8 6. Bxf3+ Ke5 7.
d7 Qc1 8. Rxb5+ Bc5 9. d8=R Qe1+ 10. Kh3 Qf1+ 11. Bg2 Qxb5 12. h7 Qb3+ 13. Kh2
Qb4 14. Re8+ Kf6 15. Nh5+ Kf7 16. Bd5+ Kxe8 17. h8=Q+ Bf8 18. Kg3 Kd7 19. Nf6+
Ke7 20. Ne4 Qe1+ 21. Kg2 Qe2+ 22. Nf2 Qb5 23. Qd4 Ke8 24. Bf3 Qg5+ 25. Ng4 Be7
26. Be2 Bf6 27. Qe4+ Be7 28. Qe6 Kd8 29. Qb6+ Ke8 30. Qb8+ Bd8 31. Bb5+ Kf8
32. Qd6+ Be7 33. Qd7 Qc5 34. Bd3 Qd6 35. Qf5+
Ke8 36. Ne3 Kd8 37. Nd5 Qh6 38. Nf4 Qg5+ 39. Qxg5 Bxg5 40. Ne6+

und von da dann immer noch 30 Züge, dass du mit 18.Kg3?! von der besten HV Lf3! abgewichen bist, hat einen ganzen Zug bis zum Matt gekostet.


Und zur Klammervariante:

1. Kh2 Bxf2 2. Rxf3 Bg1+ 3. Kxg2 gxf3+ 4. Kg3 Qc3 5. c8=Q Qxc8 6. Bxf3+ Ke5 7.
d7 Qc1 8. Rxb5+ Bc5 9. d8=R Qe1+ 10. Kh3 Qf1+ 11. Bg2 Qxb5 12. h7 Qb3+ 13. Kh2
Qb4 14. Re8+ Kf6 15. Nh5+ Kf7 16. Bd5+ Kxe8 17. h8=Q+ Kd7 18. Nf6+ Kd6 19. Kh3
Qd4 20. Qd8+ Ke5 21. Ng4+ Kf5 22. Qc8+ Kf4 23. Qb8+ Kf5 24. Bf3 Kg5 25. Qg8+
Kf4 26. Qf7+ Kg5 27. Qh7 Kf4 28. Be2 Kg5 29. Qh6+ Kf5 30. Bf3 Bb6 31. Nh2 Qe3
32. Qf8+ Kg5 33. Qg8+ Kf5 34. Qf7+ Kg5 35. Qh5+ Kf4 36. Qg4+ Ke5 37. Qg6 Qb3
38. Ng4+ Kd4 39. Qe4+ Kc3 40. Ne5 Qe6+ 41. Kg2 Qa2+ 42. Be2 Ba7 43. Qf3+ Kb4
44. Nd3+ Ka5 45. Qf5+ Kb6 46. Qc5+ Kb7 47. Qe7+ Kb6 48. Nb4 Qd2 49. Na6 Qd5+
50. Kh2 Bb8+ 51. Nxb8 Qd4 52. Nd7+ Kc6 53. Ne5+ Kb6 54. Nc4+ Ka6 55. Qc7 Qf2+
56. Kh3 Qf5+ 57. Kg3 Qg5+ 58. Kf3 Qf5+ 59. Ke3 Qg5+ 60. Kd3 Qb5 61. Kd4 Qb4
62. Bg4 Qxc4+ 63. Qxc4+ Kb6 64. Bc8 Ka7 65. Qb4 Ka8 66. Qb7# 1-0

Hier hat dein 17...Kd7?! gegenüber dem ...Lf8! ganze 3 Züge eingespart.


Wahrscheinlich sind es ähnliche Gründe, die Peter dazu veranlasst haben mögen, das als Studienmonster zu bezeichnen.
Parent - - By Sebastian B. Date 2014-07-11 17:42
Hallo Peter (Martan),

sorry für die späte Antwort, aber Deine bis zum Matt analysierten Zugfolgen (wow!) gaben reichlich Stoff zum Untersuchen. Habe zwei endspielstarke Engines zu Hilfe genommen, nämlich Stockfish 011013 u4b (compiliert von Uebor) und Gull 3.

Zuerst wurden sie auf die "Klammervariante" angesetzt , wo keine Verstärkung zu Deiner Zugfolge gefunden wurde und SF bereits im 30sten Zug einen Gewinn für Weiß angab. Das gleiche gilt für Deine HV mit dem stärksten Zug, 18.Bf3: habe keinen Zug für Schwarz gefunden, der das Ergebnis verändern würde.

>ich schau dir dann auch wieder nach, wenn du doch noch die eine oder andere remisträchtige Fortsetzung als Abweichung davon gefunden hast, aber nicht öfter als vielleicht weitere 2x,


Danke, jedoch ich konnte für Schwarz nirgendwo eine spielentscheidende Verstärkung finden, die einer weiteren Analyse würdig wäre.
Sollte ich nun 2x Nachschauen gut haben: wird nicht lange dauern, in diesem Forum kommt ja alle paar Tage eine Position, wo ich auf Deine Analysen gespannt wäre.

Viele Grüße,
S.B.
Parent - By Peter Martan Date 2014-07-11 18:53
Sebastian B. schrieb:

Sollte ich nun 2x Nachschauen gut haben:


Hast du.
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