Michael Scheidl schrieb:
Die lange Tradition des Computerschachs, auf dem Massenmarkt beginnend in den späten 1970ern, hat unterschiedliche Gruppen von Fans hervor gebracht. Je nach Alter und schachlicher Laufbahn sind verschiedene Biographien vorhanden.
Ich kann dank fehlendem PW (und Willen) nicht abstimmen. Nach einigem Nachdenken müßte ich mich aber hier einordnen:
Im Computerschach (zuvor Schach nur auf Kinderzimmerniveau)Ich habe Schach als kleines Kind (6, 7, 8?) von meinem Vater gelernt - ohne jede Ambition besser zu werden nachdem ich Ihne einmal geschlagen hatte (vielleicht mit 9). Ende der 70er hatte ich über eines Freundes Bruder einmal in der Woche hierzu Zugang:
http://de.wikipedia.org/wiki/PET_2001 . Ziemlich zeitgleich tauchten in den Kaufhäusern Schachcomputer auf die aber preislich WEIT jenseits meiner Möglichkeiten lagen. Nichtsdestotrotz war ich fasziniert davon, dass die Dinger besser spielten als ich (zumindest wenn man als 11, 12 jähriger im Kaufhaus steht, der Verkäufer einen verscheuchen will, der Nebenmann drängelt und der nächste Computer viel interessanter ist). Dann gab es irgendwann einen ZX81, VC20, C64, Spectrum, CPC, PC ... für die es immer auch Schachprogramme gab, welche alle billiger als reine Schachcomputer waren und eine breitere Verwendungsmöglichkeit boten (Insofern bin ich um die reinen Schachcomputer rumgekommen). Von 90 bis 95 hatte ich wenig mit Schach zu tun, bin aber trotzdem irgendwann mal Mitglied in einem Schachverein geworden wo ich den Reiz des spielens mit Uhr kennengelernt habe. Im Bahnhofsbuchhandel bin ich irgendwann über die die CSS gestolpert und habe (wahrscheinlich) einen Bericht über die SchachWM 1999 in Paderborn gelesen. Ende 99 oder Anfang 2000 hatte ich einen Rechner mit Windows 2000 (alle anderen hatten noch 95/98) und habe einen Bug in einem neuen Shredder gefunden, diesen als Fehlerbericht per Email an den Autoren geschickt und, womit ich kaum gerechnet hatte, Antwort erhalten, mit der Bitte diese neue Version mal auszuprobieren. Ab da war ich dann "dabei". 2000 und in den folgenden Jahren war ich in Paderborn. Ein Turnierversuch in Berlin mitorganisiert ... usw, usf.
Für mich der Höhepunkt waren so die 2000 bis 2005er. Die live Turniere sind unerreicht, insbesondere die bierseligen Abende im Hotel
. Ich bin froh das ich noch das Ende von echtem Computerschach miterleben konnte. Eine Zeit in der sich geniale Programmierer Abends über die neusten Tricks und Kniffe unterhalten haben und beim Spiel selber auch mal den Computer des Gegners bedient haben, weil der gerade unter Nachwehen des vorigen Abends litt. Oder wenn (auch bekanntere) GMs, aus dem parallel laufenden Turnier mal vorsichtig angefragt hat, ob man nicht mal schnell eine Stellung die er da im "Kopf" hätte prüfen könnte ...
Diese Zeiten sind vorbei. Heute wird kopiert und das als Fortschritt verkauft. Besser sind die Engines sicherlich, mehr Spaß machen sie nicht, weil alle sowieso besser sind als die Menschen und es eigentlich keine Rolle mehr spielt wer die Nummer eins ist.
Ich hoffe die ICGA berappelt sich, fürchte aber das diese Art von Turnieren höchstens noch ein Zukunft im akademisch, universitären Umfeld haben. Vielleicht als Herausforderung für Informatikstudenten die dann ihren Code offenlegen müssen ... (wäre so eine Idee).
Gruß
Ingo