Natürlich alles Spekulation meinerseits, aber ich sehe doch, dass er im Vergleich zu Kramnik und auch Aronian Punkte eingebüsst hat, nachdem er Jahrelang eigentlich stärker (erfolgreicher) war.
Ich spekuliere halt drauf los, dass Anand in der Form von 2 - 3 Jahren das Duell gewonnen hätte.
Natürlich das Fell des Bären kann noch nicht verteilt werden, noch ist es nicht vorbei
Andreas
Anand steht als Weltmeister mit seiner Bewertungszahl recht weit zurück. Das stimmt.
Das muss aber nicht bedeuten, das er in der Spielstärke wirklich zurück gefallen ist.
Ist vielleicht etwas blauäugig von mir gedacht. Möglich ist doch auch das sich der Weltmeister
vor den WM-Spielen geschont hat. Es muss doch nicht jeder zu jeder Zeit bis zum
Anschlag seiner Leistungsgrenze gehen, zumal es Anand ja auch nicht nötig hatte,
sich in einem Kandidatenturnier zuvor zu behaupten. Einem Schachweltmeister traue ich das
locker zu. Starke Schachspieler spielen nicht nur mit Holzfiguren auf dem Brett, sie spielen auch mit ihren Kräften.
Ich drücke Anand jedenfalls die Daumen, das er den Ausgleich noch herbei zaubern kann. Magnus Carlsen
als neuer Schachweltmeister ist natürlich OK, sollte er es denn tatsächlich werden. Hat jedenfalls die besten Chancen
momentan darauf. Ist z.Zt. tatsächlich auch kaum zu erwarten, das er es noch verspielen könnte.
Ich finde nicht, dass sich Anand bislang gut geschlagen hat. Seine
Vorbereitungen scheinen in die falsche Richtung gegangen zu sein.
Wenn man gegen die "Berliner-Mauer" nichts im Köcher hat, darf
man nicht Spanisch spielen. Und als Antwort auf 3..Sf6 mit 4.d3
zu agieren, führt bekanntlich wohl zu einem schwerblütigen
Kampf, aber objektiv betrachtet zu keinerlei Vorteil für Weiss.
Die Vorbereitungen auf den Gegner in einem WM-Kampf sind
natürlich vielschichtig und für uns Laien nicht durchschaubar,
doch wird man den Eindruck nicht los, dass es dem WM nicht
gelungen ist, seinen Gegner nur einmal richtig zu überraschen.
Die erste Verlustpartie von Anand in einem schwierigen Endspiel
konnte passieren, die freiwillige Hergabe eines Bauern und den
Übergang wiederum in ein Turmendspiel in der zweiten Verlustpartie,
war sicher keine gesunde Lösung des Stellungsproblems, obwohl die
Einschätzung des WM mit wahrscheinlich möglichem Remis vermutlich
zutreffend war. Der heutige Grosskampf zeigte einen WM mit guter Moral,
aber im entscheidenden Moment haben ihm seine Nerven offenbar einen
bösen Streich gespielt in einer Stellung, in der Anand ansonsten
in jeder Schnellpartie wohl die richtige Wahl getroffen hätte, nämlich
29.Lf1 statt 29.Sf1??, für mich doch eine Art Bestätigung, dass
Anand bereits "angeschlagen" ist. Wir können nur rätseln, weshalb
der noch Weltmeister seine Partien nicht mit 1.d4 eröffnet hat.
Schade, ich hatte auf einen wirklich ausgeglichenen Kampf gehofft
und Anand die Verteidigung des WM-Titels zugetraut. Nun ist dafür
kaum mehr Hoffnung vorhanden.
Mfg
Kurt