Hallo,
in meinen Augen hat Herr Bitter recht, aber ich bin auch
kein Problemschach-Profi.
Vielleicht kann ein Eingeweihter uns erklären, ob und warum
das gezeigte Problem ästhetische Werte hat.
Ingo Althöfer.
By Chess Player
Date 2013-10-31 08:47
Hallo Herr Professor,
ein Problemschach-Profi wird das kaum erklären können.
Ein Maler kann auch nicht die Schönheit seiner Bilder beurteilen, denn das ist Sache der Betrachter.
mfG
C.P.
By Siegbert Gluck
Date 2013-10-31 10:27
Die Position allein sieht wie ein kleines Bild aus, wie ein Kunstwerk.
Diese auf einander gerichteten Pfeile und die Symetrie man muss das mal als Ganzes
betrachten und auf sich einwirken lassen.
Finde ich ganz toll ! Dieses Werk hat ein Künstler gemacht. Völlig fehlerfrei und makellos !
S.G.
By Klaus-Martin Bitter
Date 2013-10-31 09:48
Hi Ingo (lass uns Duzen, wir sind immerhin auf die gleiche Uni gegangen, Du Mathe - ich Physik),
ich habe inzwischen den ästhetischen Wert erkannt: die Symmetrie der Diagonalen macht es!
Leider zerstört jeder Zug diese Symmetrie, deshalb ist es wichtig, das das Bild der Stellung im Kopf hängenbleibt, und die Lösung niemals real auf dem Brett ausgeführt wird.
Der ästhetikbewusste Problemlöser springt folglich auf, ruft "Heureka!" und zieht den Vorhang - mit allen Fragen offen.
[quote="Ingo Althöfer"]
Vielleicht kann ein Eingeweihter uns erklären, ob und warum
das gezeigte Problem ästhetische Werte hat.
[/quote]
Es sieht einfach schön aus.
Außerdem liegt der Reiz bei symmetrischen Stellungen darin,
daß von scheinbar zwei gleichwertigen Lösungen nur eine
funktioniert.
Vor kurzem ist ein in der Fachwelt hochgelobtes Buch erschienen:
http://www.ciao.de/ASymmetrie_Martin_Minski_Michael_Schlosser__11083900
By Peter Krug
Date 2013-11-05 10:41
Lieber Hr. Professor,
Nachtrag:
Hier eine berühmte Studie von Theodorus Kok aus der Niederlande.
7 Steine hat es nur und deshalb spricht man von einer Miniatur.
Heutzutage sind aber alle Miniaturen in den Datenbanken...
Springer in Eck ist überhaupt kein Dreck!
Theodorus Kok (NL) 1. Preis, 1934 Weiß gewinnt
1.Sa8!!
[Event "1.p Ceskoslovensky Sach#598 @2"]
[Site "?"]
[Date "1934.??.??"]
[Round "?"]
[White "Kok=T"]
[Black "(+0042.01e3g2)"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "1B6/N1N5/8/5b2/7p/4K3/6k1/8 w - - 0 1"]
[PlyCount "35"]
[EventDate "1934.??.??"]
{Ceskoslovensky Sach/8-9 @2: Garcia=M HHdbIV 20-7-2006} 1. Na8 $1 (1. Nd5 $2 h3
2. Nf4+ (2. Bh2 Kxh2 3. Kf2 Be6 $1 4. Ne3 Bd7 5. Nf1+ Kh1 6. Ng3+ Kh2) 2... Kf1
3. Nh5 Kg2 4. Bh2 (4. Ng3 h2 5. Nh1 Be4 $1 6. Nf2 Bb7 7. Nh1 Kg1 $1) 4... Bg4
$1 5. Nf6 Kxh2 6. Kf2 Bd7 $1 7. Nxd7 Kh1 8. Nf6 h2 9. Ne4) (1. Ncb5 $2 h3 2.
Bh2 Kxh2 3. Kf2 Be6 4. Nc6 Bd7 $1) (1. Na6 $2 h3 2. Bh2 Kxh2 3. Kf2 Bc8 $1)
1... Bd7 (1... h3 2. Bh2 Bd7 $1 3. Nb6 Kh1 4. Kf3 Kxh2 5. Kf2 Kh1 6. Nc4 Kh2 7.
Ne3 Kh1 8. Nf1 Be6 9. Nc6 Bc4 10. Ng3+ Kh2 11. Nd4 Be2 12. Ngxe2) 2. Nb6 $1 (2.
Bf4 $2 h3) 2... h3 3. Bh2 Kh1 $1 4. Kf3 $1 (4. Kf2 $2 Kxh2) (4. Nd5 $2 Kxh2)
4... Kxh2 5. Kf2 Kh1 6. Nc4 (6. Nd5 $1 {}) 6... Bb5 $1 7. Ne3 (7. Nd6
$1 {}) (7. Nd2 $1 {}) 7... Bd7 8. Nf1 Ba4 9. Ng3+ Kh2 10. Nc8
Bb3 11. Ne7 Be6 12. Ng6 Bb3 13. Ne5 Bd1 14. Nc4 Bg4 15. Ne3 Be2 16. Nxe2 Kh1
17. Ng4 h2 18. Ng3# 1-0
Was die Ästhetik und die Schönheit betrifft, lässt sich wohl überhaupt nicht streiten.
Ich empfinde Bäume schön. Jeder Baum ist anders und in Herbst liebe ich die Blätter...
Aber wenn ein Mensche keine Schönheit empfindet ist das traurig.
Gruß Peter
By Peter Krug
Date 2013-11-03 23:01
"Springer am Rand ist immer eine Schand'!"
Eben das stimmt auch in einer praktischen Partie nicht immer.
Ein Springer am Rand entfaltet nicht die Kraft, weshalb
man lieber Zentralisation der Stellung anstrebt. -
Aber das "I M M E R " klingt schon gleich wie "vereinfachte Wahrheit".
Mir fällt spontan der geniale Springerausritt von den 13 Jährigen Fischer als Schwarzer ein...
Nur Schachspieler auf schwachen Niveau halten sich immer an diese sogenannten
kleinen Weisheiten, die für mich aber nur
H A L B -WEISHEITEN sind, da es genügend Ausnahmen gibt.
...Ein guter Schachspieler erkennt die Relativität aller Schachspielempfehlungen und hält
sich nicht (immer) blind daran.
Soviel zu dem praktischen Schachspiel.
Allerdings ist das ja keine praktische Partie, sondern ein Schachproblem und diese
Regel auf ein Schachproblem zu übertragen deshalb Unsinn!
Über Ästhetik weiterhin zu analysieren und zu zerreden finde ich nicht zielführend.
...Philosophen haben komplizierte Abhandlungen darüber geschrieben.
Jedenfalls ist diese Aufgabe von einer überzeugenden Logik:
Der schwarze Springer muss nach c4 und nicht nach e6 gelenkt werden, damit
ein Zugzwang erfolgt.
In symmetrischen Stellungen kommt ein so kleiner Unterschied dann besonders zum Vorschein.
Das finde ich dann als "ästhetisch".
Als ein besonders schönes symmetrisches Stück ist mir noch folgendes bekannt:
Josef J. Breuer, Matt in 4
[Event "Die Schwalbe 1948, (FIDE Album 1945 - 55)"]
[Site "?"]
[Date "????.??.??"]
[Round "?"]
[White "Josef Breuer"]
[Black ""]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/5p2/8/3N1B1N/8/5k2/5B2/5K2 w - - 0 1"]
[PlyCount "7"]
1. Ba7 f6 2. Nb6 Ke3 3. Nc4+ Kf3 4. Nd2# 1-0
Peter
By Peter Krug
Date 2013-11-03 23:23
Hallo,
auch wenn ich nicht deiner Meinung bin, da sich allgemein als in der praktischen Partie
nützliche Regeln geltende Züge nichts mit Kunstschach zu tun hat,
ja sogar Rätselaufgaben beispielsweise von Sam Loyd die
allgemeine Denkschablone des Schachspielers auf dem Kopf stellen möchte (begehrte Schlüsselzüge sind beispielsweise Eckzüge...)
ist es immer gut, auf unterschiedliche Standpunkte einzugehen und so meine eigenen
Standpunkte zu hinterfragen.
Einer der wichtigsten Gründe, warum ich auch hier trotz zahlreicher Auseinandersetzungen
immer wieder schreibe.
Schönen Abend Peter
[quote="Peter Krug"]
Ich kannte seinen Namen (kennengelernt habe ich ihn aber leider nie) seit meiner Jugendzeit an, und seine luftigen logischen Mattaufgaben mit hübschen Schlussbild bewunderte ich sehr.
[/quote]
Ich kann sagen, daß er einer der sympathischsten Menschen überhaupt war.
Ein großer Verlust!
By Gerson Berlinger
Date 2013-10-31 12:42
Ich hatte schon zu DDR-Zeiten netten Briefkontakt, als ich ihm Originale für seine Problemrubrik in "Schach" schickte.
Mitte der 1990er Jahre begegnete ich ihm dann erstmals auf einer Lösemeisterschaft. Er lief geradewegs auf mich zu und war noch einige Meter entfernt, als er zu seinen Begleitern in unverkennbarem Sächsisch sagte "Ihn hier kenne ich!". Ich vermutete daraufhin - seinerzeit waren mir nicht viele Gesichter von Problemisten bekannt -, dass es sich um Manfred Zucker handelte. Wir verstanden uns auf Anhieb.
By Peter Krug
Date 2013-11-01 01:00
...damals war ich Jugendlicher und hatte außer ein paar Bücher von Schopenhauer und Nietsche
nur ein Buch über deutsche Problemschachkomponisten.
Das war praktisch mein einziger Besitz überhaupt damals.
Da kamen Namen vor wie Bär, Zucker...
Das Problemschachbuch (ich hatte nur 5 Bücher insgesamt -) war für mich fast einziger Trost, wie die Philosophie und hatte damals zusätzliche Wirkung,
dass ich selbst in den damaligen jugendl. Verhältnissen (ohne jeden Halt) Konzentrationübungen mit Schachprobleme machen konnte.
By Peter Krug
Date 2013-11-07 02:42
...Andreas Möbus (Berliner) hat übrigens 2006, er war damals 44 Jahre alt und starb kurz danach, eine Mattaufgabe
von Manfred Zucker im Schach Forum gepostet.
Anders als beispielsweise der Österreicher Gerald Sladig oder Sam Loyd sind die orthodoxen Mattaufgaben von Zucker
ohne (oder wenig) hinterhältig, dafür schlicht und logisch, wie das erste.
Manfred Zucker hat auch einen Meistertitel für Komposition bekommen, soviel ich weiß. Bei Wikipedia steht aber diesbezügl. nichts.
Und ist schon lange international sehr bekannt.
Noch eine kleine Knobelei zum Abschluss.
Wegen der Einfachheit der Stellung kann man diese auch vom Diagramm ab zu lösen versuchen:
Manfred Zucker, #7
Viel Freude hat mir Manfred Zucker mit seinen Mattaufgaben gemacht!
Peter