Dear chessfriend,
da ich schon mittlerweile mehrere Monate keine eigene Studie hier in diesem Forum mehr zeigte, weil ich eigentlich
auch keine besonderen Erfolge hatte, dachte ich es wäre an der Zeit.
Die Studie ist eine Cooperation mit einen argentinischen Professor, der noch im hohen Alter auf der Universität arbeitet.
Mit Mario Garcia habe ich sehr viele Emails ausgetauscht. Besonders ansprechend fand ich sein sonniges Gemüt, die
stabile Freude am Schach generell, und seine kreativen Schacheinfällen.
Die technischen Raffinessen bei unseren Cooperationen machte ich stets selber, möglicherweise weil dazu kühleres und rationaleres
Temperament nötig ist. Die Ideen liefert meistens er. Interessant ist, wie gut eine solche Cooperation funktioniert.
Die Zeit ist intensiv, aber interessanterweise bringt man zu zweit oft hochwertiges zusammen.
Mario schickte mir (per Email) schon die Hauptidee:
Black to move, draw (Remis)
[Event "Idee "]
[Site "?"]
[Date "2013.04.04"]
[Round "?"]
[White "M.Garcia(Arg), P.Krug (Aut)"]
[Black "?"]
[Result "1/2-1/2"]
[Annotator "Krug,PeterK"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/1n6/2K5/3P4/7p/7P/6k1/8 b - - 0 10"]
[PlyCount "30"]
[EventDate "2013.??.??"]
10... Nd8+ 11. Kd7 Nf7 12. Ke6 Nd8+ 13. Kd7 Nb7 14. Kc6 Na5+ 15. Kb5 Nb3 16.
Kc4 Nd2+ 17. Kd3 Nf3 18. Ke4 (18. Ke3 Kg3 19. Ke4 Ng5+ 20. Kf5 Nh7 21. Kg6 Nf8+
22. Kf7 Nd7) 18... Kg3 19. d6 Ng5+ 20. Ke3 Kxh3 21. d7 Nf7 22. Kf2 Kh2 23. Kf1
Kg3 24. Kg1 h3 25. Kh1 1/2-1/2
...und sagte, dass das nur einer kurzen Einleitung bedarf
das heißt, ich musste - wie es einmal Urs Maier formulierte - e i n f a c h nur Züge davorstellen
Wer möchte kann selbst einmal nach einer Einleitung suchen und dann erst weiterunten lesen, wie ich es gemacht habe.
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damit die Einleitung weitergehen kann, war mir klar, dass der schwarze König nach f1 gelenkt werden kann und das geht nur
durch einen Tausch.
In wenigen Stunden kam ich zu dieser provisorischen Idee:
Schwarz zieht, Remis
8/KPpn4/8/8/7p/3P3P/R4p2/5k2 b - - 0 3
[Event "Idee 2 "]
[Site "?"]
[Date "2013.04.04"]
[Round "?"]
[White "M.Garcia(Arg), P.Krug (Aut)"]
[Black "?"]
[Result "1/2-1/2"]
[Annotator "Krug,PeterK"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/KPpn4/8/8/7p/3P3P/R4p2/5k2 b - - 0 3"]
[PlyCount "44"]
[EventDate "2013.??.??"]
3... Kg1 4. Ra1+ $1 (4. Rxf2 {try} Kxf2) 4... f1=Q (4... Kg2 5. d4 c6 6. Ka6
Kxh3 7. d5 cxd5 8. Kb5 Nb8 9. Kb6 Kg2 10. Kc7) 5. Rxf1+ Kxf1 6. d4 c6 7. Ka6
Kg2 8. d5 Nc5+ $1 9. Kb6 Nxb7 10. Kxc6 Nd8+ 11. Kd7 Nf7 12. Ke6 Nd8+ 13. Kd7
Nb7 14. Kc6 Na5+ 15. Kb5 Nb3 16. Kc4 Nd2+ 17. Kd3 Nf3 18. Ke4 (18. Ke3 Kg3 19.
Ke4 Ng5+ 20. Kf5 Nh7 21. Kg6 Nf8+ 22. Kf7 Nd7) 18... Kg3 19. d6 Ng5+ 20. Ke3
Kxh3 21. d7 Nf7 22. Kf2 Kh2 23. Kf1 Kg3 24. Kg1 h3 25. Kh1 1/2-1/2
Somit fand ich die erste Feinheit. Weiß darf nicht den Bauern gleich fressen, sondern muss das von f1 aus tun.
Damit war ich und Mario natürlich noch nicht zufrieden.
Ich schrieb ihm, dass es super wäre, wenn wir eine Einleitung finden würden, die eine Verführung (sogenannte thematic try) beinhaltet.
Der Turm wäre für so etwas ideal.
Mario schrieb mir nicht zurück. Es vergingen einige Tage. Dann aber hatte ich die Idee:
...Kg3! gewinnt, ...Kg1 hält remis, wie beabsichtigt
8/KPpn4/8/8/7p/3P3P/R4pk1/8 b - - 0 3
wenn der schwarze König auf f1 stünde, anstatt auf g2 dann liefe das Uhrwerk.
Auf diesen kleinen Unterschied hatte ich zu achten:
In der Verführung sollte der schwarze König auf g2 stehen, und ...Kg3 sollte dann gewinnen,
während in der Lösung selbst der schwarze König auf f1 stehen soll.
Es dauerte nur noch wenige Minuten, dann hatte ich die Studie fertig. Wer es selbst probieren mag, sehe noch nicht weiter...
Und so habe ich das dann gemacht:
Weiß hält Remis, 1. Preis
[Event "study 2 for tourney Ural Problemist, 1. prize "]
[Site "?"]
[Date "2013.04.04"]
[Round "?"]
[White "M.Garcia(Arg), P.Krug (Aut)"]
[Black "?"]
[Result "1/2-1/2"]
[Annotator "Krug,PeterK"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/KPpn4/8/8/1R5p/p2P1p1P/8/5k2 w - - 0 1"]
[PlyCount "49"]
[EventDate "2013.??.??"]
1. Rd4 $1 (1. Ra4 {try} f2 2. Rxa3 Kg2 3. Ra2 Kg3 $1) 1... a2 (1... f2 2. Rxd7
a2 3. b8=Q a1=Q+ 4. Kb7 Kg2 5. Qxc7 f1=Q 6. Rg7+ Qxg7 7. Qxg7+ Kxh3 8. d4 $11)
2. Ra4 f2 3. Rxa2 Kg1 4. Ra1+ $1 (4. Rxf2 {try} Kxf2) 4... f1=Q (4... Kg2 5. d4
c6 6. Ka6 Kxh3 7. d5 cxd5 8. Kb5 Nb8 9. Kb6 Kg2 10. Kc7) 5. Rxf1+ Kxf1 6. d4 c6
7. Ka6 Kg2 8. d5 Nc5+ $1 9. Kb6 Nxb7 10. Kxc6 Nd8+ 11. Kd7 Nf7 12. Ke6 Nd8+ 13.
Kd7 Nb7 14. Kc6 Na5+ 15. Kb5 Nb3 16. Kc4 Nd2+ 17. Kd3 Nf3 18. Ke4 (18. Ke3 Kg3
19. Ke4 Ng5+ 20. Kf5 Nh7 21. Kg6 Nf8+ 22. Kf7 Nd7) 18... Kg3 19. d6 Ng5+ 20.
Ke3 Kxh3 21. d7 Nf7 22. Kf2 Kh2 23. Kf1 Kg3 24. Kg1 h3 25. Kh1 1/2-1/2
1.Ta4? f2 2.Txa3 Kg2 3.Ta2 Kg3! war die wichtige Verführung, die die Studie zusätzlich wesentlich aufwertete!
Mit Freuden schickte ich dieses Schema Mario, der davon gleich sichtlich angetan war.
Die professionelle pgn - Aufbereitung machte Mario, der das viel besser als ich versteht und er schickte dann
die nun fertige Studie in ein russisches Turnier (formales Turnier).
Osintsev aus Russland war Preisrichter.
(Übrigens kann man Preisberichte meistens (nicht immer) auf der Akobia Seite unter "Internat award"
finden)
Schönen Abend Peter