Der dänische Philosoph Sören Kierkegaard konnte das Lärmen der Welt schon 1849 kaum noch ertragen und das Internet war noch nicht erfunden:
"Betrachtet man - wozu
man vom christlichen Standpunkt aus gewiß berechtigt ist - den jetzigen
Zustand der Welt und das ganze Leben, so müsste man sagen: Es ist eine
Krankheit.
Wenn ich ein Arzt wäre und mich
einer fragte: "Was meinst du, muß getan werden?", so würde ich
antworten: "Das erste, was getan werden muß, und die unbedingte
Voraussetzung dazu, dass überhaupt etwas getan werden kann, ist -:
schaffe Schweigen! Gebiete Schweigen! Gottes Wort kann ja nicht gehört
werden, und wenn es mit Hilfe lärmender Mittel geräuschvoll
hinausgerufen wird, damit man es auch im Getöse hören kann, so bleibt
es nicht Gottes Wort. Schaffe Schweigen!! Ach, alles lärmt, und wie
heißes Getränk das Blut bekanntlich in Wallung bringt, so ist in
unserer Zeit jenes einzelne, selbst das unbedeutendste Unternehmen und
jede einzelne, selbst die nichtssagendste Mitteilung bloß darauf
berechnet, die Sinne zu reizen oder die Masse, die Menge, das Publikum
und den Lärm zu erregen!
Der Mensch, dieser gewitzigte Kopf,
sinnt fast Tag und Nacht darüber nach, wie er zur Verstärkung des Lärms
immer neue Mittel erfinden und mit größtmöglicher Hast das Geräusch und
das leere Gerede möglichst überallhin verbreiten kann. Ja, was man auf
solche Weise erreicht, ist wohl bald das Umgekehrte: die Mitteilung ist
an Bedeutungsfülle wohl bald auf den niedrigsten Stand gebracht, und
gleichzeitig haben umgekehrt die Mittel der Mitteilung in Richtung auf
eilige und alles überflutende Ausbreitung wohl das Höchstmaß erreicht,
denn was wird wohl hastiger in Umlauf gebracht als das Geschwätz?! Und
anderseits -: was findet willigere Aufnahme als das Geschwätz?! - O,
schaffet Schweigen!!"