Hab die Partien auch live verfolgt. Ziemlich spannend.
Was bedeutet das für das Turnier?
Habe auf der Ergebnisseite meines Blogs bereits zur letzten Runde angemerkt:

"Carlsen kann sich nicht deutlich vom Verfolgerfeld absetzen. Seine bisherige Turnierleistung ist gut, jedoch nicht beeindruckend. Als Primus inter pares geniesst er jedoch viel Aufmerksamkeit. Im Turnier ist eine Überraschung immer noch möglich, weil Carlsen sich bislang nicht deutlich absetzen konnte."

Aronian hat mit dem zug das turnier "weggeschmissen" sozusagen.
Aber sowas passiert halt bei menschen
Kramnik spielt mit 4,5/5 eine sehr starke rückrunde und hat alle möglichkeiten.
Carlsen sollte schon remis spielen jetzt gegen Ivanchuk, sonst wird es auch für ihn schwer Kramnik noch zu holen.

Carlsen hat soeben gegen Ivanchuk verloren, damit geht Kramnik mit 8 Punkten in Führung (Carlsen 7,5).
Für mich eine kleine Sensation, nach der Remisserie von Kramnik in der ersten Hälfte des Kanditatenturniers.
Bin gespannt, wer zuletzt Anand herausfordern darf.

mfG
Andreas

Hallo Kurt,

ich habe die sehr spannende (wie auch das gesamte Turnier) Partie auch verfolgt. Man muss dazu sagen, dass Kramnik auch schon im vorherigen Partieverlauf nach Aronians 18.Dc2 auf Gewinn gestanden hatte, aber nach wechselseitigen Fehlern erst das Remisendspiel entstand. Man merkte den Akteuren heute (besonders Kramnik auf der Pressekonferenz) doch schon sehr die Erschöpfung an. Dennoch bärenstarke Leistung von Kramnik, er hat mit 4,5/5 wirklich eine sensationelle Aufholjagd gestartet. Im Turnier kann noch sehr viel passieren. Hoffen wir auf noch weitere spannende Partien und dass am Ende der Beste gewinnt!

Hallo Kurt,

wie du verfolge ich die Partien des Londoner Kandidatenturniers im Rahmen meiner zeitlichen Möglichkeiten intensiv. Meines Erachtens war die Qualität der Partien bisher hoch. Stimmst du zu? In Partien zwischen Menschen sind kleine oder größere Fehler das Salz in der Suppe, deshalb schaue ich zu. Computerengines würde ich niemals beim Spielen zuschauen. Soviel ich weiß, denkst du ähnlich.

Ja, Aronian hätte das Endspiel heute remis halten können, aber wir wissen alle, dass es leicht ist, mit einer rechnenden Engine daneben zu sitzen...
Auf dem Chessbase-Server kamen zu den Partien Carlsen-Ivanchuk und Aronian-Kramnik so "fachkundige" Kommentare wie
- "Unglaublich. Carlsen spielt arrogant und unterschätzt seinen Gegner"
- "Jeder Kreisklassespieler spielt das Endspiel besser als Aronian"
- "Carlsen ist keinen Deut besser als der Rest der Top 20. Sein ELO-Rating besagt gar nichts."
Wenn's nicht so traurig wäre, könnte man darüber schmunzeln...

Tja, ob Carlsen einen halben Punkt mehr aus den beiden restlichen Partien holen kann als Kramnik? Er muss den heutigen Ruhetag nutzen, um wieder zu seiner mentalen Stärke zu finden, dann ist vieles möglich. Falls er den halben Punkt aufholt, ist er übvrigens meines Wissens Turniersieger, denn dann zählt
1. der direkte Vergleich (war zweimal Remis)
2. Die Anzahl der Gewinnpartien (bisher beide 4 Gewinnpartien; Carlsen hätte aber dann wahrscheinlich mehr als Kramnik)
3. SB-Wertung

Ich erwarte noch zwei spannende Runden.

Ulrich

Solche Endspiele sind am Brett natürlich viel schwerer, als wenn eine mit Tablebase bewaffnete Engine das durchrechnet.
Trotzdem habe ich es auch beim Zuschauen nicht verstanden, was Aronian zu g6 bewogen hat ( dachte er, doch noch einen Gewinnweg zu erspähen??).

Schachpraktisch sieht es für mich so aus, dass h6 drohen würde, den letzten schwarzen Bauern zu erledigen, weshalb Kramnik als Gewinnversuch g6 spielen müsste. Geschehe dass, wäre der Läufer für einige Züge an h7 gebunden und der schwarze König müsste via g5 bis nach h6 marschieren, womit er 2 Felder weiter vom Geschehen entfernt wäre als in der Partie, hier müsste Kramnik dann schon um das Remis kämpfen.

Mit freundlichen Grüßen,
max