Salve,
Zitat:
"Grammar is a time of waste" © Bart Simpson
Na, der muß es ja wissen!
NB: Im Original schreibt Simpson Junior 'Grammar is
NOTa time of waste' an die Schultafel, aber sein Gesicht verrät nur
zu deutlich, wie er wirklich darüber denkt...
Tiefgründige Weisheiten dieses Schlages finden sich immer häufiger
im Web - und finden immer mehr Anhänger. Witziger und/oder wahrer
werden sie dadurch nicht, und als Ausdruck bürgerlichen Ungehorsams
(den ich befürworte) taugen sie auch nicht.
Wenn unsere Australopithecus-Vorfahren nicht damit begonnen hätten,
bestimmte Dinge ihres täglichen Erfahrungsbereichs mit Begriffen zu
belegen und sich zuerst auf eine einheitliche Namensgebung dafür
(= Wortschatz) und später auf Regeln der Verständigung darüber
(= Grammatik) zu verständigen, hätten die Menschen weder zu Kultur
noch zu Zivilisation gefunden. Ob wir noch auf der Suche nach Futter
die Savanne durchstreifen würden, weiß ich natürlich nicht - aber wir
würden ganz gewiß nicht hier über Computerschach, Orthographie und
sprachliches Feingefühl debattieren. - Kurz: Die Beachtung und Bewahrung
sprachlicher Konventionen und Traditionen muß man nicht unbedingt
pedantisch als Korinthenkackerei betreiben; aber sie geringzuschätzen
oder sie gar ganz über Bord zu werfen, hieße den Ast abzusägen, auf
dem der eigene Verstand sitzt.
Sicher bin ich mir aber, daß wir auf der Suche nach (abzuschaffenden)
Formen der Zeitverschwendung auch auf dem Gebiete der Sprachkultur
leicht und schnell anderwärts fündig würden. Die Wächter über die political
correctness in der deutschen Sprache ventilieren ja jetzt das Problem, ob
und wie Kinderliedtexte des Schlages "Zehn kleine Negerlein" (wegen des
geächteten N-Wortes) geändert werden sollten. Donnerknispel! Und im
neuesten großen Duden kann man nachlesen, daß das Wort 'Ausländer'
seines diskriminierenden Charakters wegen tunlichst nicht mehr verwendet
werden und statt dessen auf die Bezeichnung 'ausländischer Mitbürger mit
Migrationshintergrund' ausgewichen werden sollte. Woww! Wer wäre da
nicht gebührend beeindruckt? Aber selbst das hat sein Gutes, wie ich meine:
Wenn eine staatliche Gemeinschaft es sich leisten kann, auf solche
Neglectibilia Aufmerksamkeit, Mühe und Geld in beträchtlichem Umfange
zu verwenden, kann man daraus doch eigentlich nur den Schluß ziehen,
daß es ihr im Kern gutgeht. Oder? [raeusper/]
Und hier noch rasch eine Entschuldigung an die Moderatoren für die
weitschweifige Abschweifung (Herkules, was für eine Formulierung!)
vom Thema Computerschach. Immerhin ging es um den sprachlichen
Ausdruck hier im Forum...
Viele Grüße reihum von
** JO **