Kaffeehausschach auf dem Schachserver

By Joe Boden Date 2012-11-18 11:13

Sonntagsmorgens ist immer meine Zeit fürs Kaffeehausschach. Nach dem Frühstück geht's los. Wo geht sowas heutzutage besser als auf einem Schachserver. Ohne Elo-Ehrgeiz einfach drauf los spielen...das hat sowas befreiendes und entspannendes. Mittlerweile spiele ich nur noch so, mit viel Spass...Elo hin oder her...who cares?
Das Niveau (das eigene wie der der Gegner) ist nicht so hoch, meistens jedenfalls. Und da kommen oft zwar sehr fehlerhafte, aber durchaus spannende Partien zustande. Man spielt aus dem Unterbewusstsein. Hier kann man seiner "Kreativität", seinen schachlichen Ideen, Fallen usw. ungehindert Ausdruck verschaffen.

Schauen wir uns mal die Stellung nachstehend an, wo ich Weiss spiele. Was geht denn hier? Houdini 2 rechnet einige Sekunden an e6.

Und so sah dann die ganze Partie aus, mit einer interessanten wenn auch fehlerhaften Eröffnung. Aber gerade darin liegt ja der Reiz der Kaffeehausschachs.

Event:

Ort:

Datum:

Weiss:

Schwarz:

Ergebnis

Board

By Michael Scheidl Date 2012-11-18 11:39

Dieser Gegner hatte aber seinen Kaffee noch nicht intus.

6...c5? statt des natürlichen 6...Qxe5, und 7...De6?? legt noch einen drauf. Aber 8.Dxd5 gefällt mir trotzdem gut! Solche funktionierenden dreizügigen Kombis sind in meinen Partien nicht häufig.

Einige "halbwegs herzeigbare" Eigenleistungen eines Hobbyspielers zeige ich auf meinem Blog unter

http://computerschach.twoday.net/

Ganz sechs Einträge seit Jänner 2010. Vielleicht bin ich zu selbstkritisch.

By Joe Boden Date 2012-11-18 12:05

Schöne Partien auf Deinem Blog Michael. Du solltest uns mehr von Deinen Partien zeigen. Oder spielst Du nur gelegentlich.

By Michael Scheidl Date 2012-11-18 13:00

Unregelmäßig, und meist nur "langsames Blitz", d.h. mit relativ großem Zugbonus. Ich kann nicht Zeitnot.

By Michael Bechmann Date 2014-11-03 03:58

interessante Idee für ein Experiment:
Kann man mit einem Eröffnungsbuch aus 10 Mill. "Kaffeehaus-Partien" + Houdini4 gewinnen wenn der Gegner eine beliebige Engine + kleines Eröffnungsbuch (max. 100.000 Partien) aus Großmeisterpartien benutzt?

By Michael Scheidl Date 2014-11-03 07:33

Vermutlich würden die Bücher relativ früh von einander abweichen. Wenn das Kaffeehausbuch nicht gleich mit einem direkten Fehlzug, sondern nur "suboptimal" die GM-Theoriepfade verläßt, werden Houdinis Chancen nur gering geschmälert. Ist Houdini zuerst aus dem Buch, umso besser, abgesehen von einem größeren Bedenkzeitverbrauch als der Gegner, falls dieser noch ein paar Buchzüge ausspielen kann.

Übliche Ausspielbedingungen wie Partieminimum=2 oder 3 und gewisse Mindest-Prozentresultate müßten eigentlich selbst ein Kaffeehausbuch an groben Fehlern hindern. D.h. insgesamt entschiede dann doch wiederum die relative Enginespielstärke denke ich.

Man könnte noch spekulieren, ob bei so einem Experiment eine Topengine nicht ganz ohne Buch besser dran wäre als mit einem schlechten. Bei TCEC sieht man derzeit, daß sehr gute Engines einiges an bekannter Theorie "am Brett" nacherfinden können. Nicht immer, aber immer öfter.