[quote="Benno Hartwig"]
Und tut man sich nicht gerade deshalb auch einen Gefallen, wenn man unter gleichbewerteten Stellungen nicht gerade diejenigen anstrebt, in denen man auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen ist, dass man die einzig mögliche Fortsetzung auch richtig durchrechnete?
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Das kommt drauf an, Benno, ob man die forcierte Fortsetzung richtig durchrechnet oder nicht.
Ich will mich gar nicht in deine konkrete programmiertechnische Idee einmischen, rein schachlich würde ich sagen, dass die besten Chancen aus einer Stellung dadurch herausgeholt werden, dass man die des Gegners auf ein Minimum beschränkt.
Wenn du natürlich dir selbst ein Gros an guten Zügen durch einen einzelnen bescheren kannst und dem Gegner nur einen einzigen schlechten lässt, wird's eine leichte Entscheidung sein, (und auch nicht so sehr darauf ankommen, ob es dann in der Folge der erst- oder zweitbeste ist) umgekehrt erst recht, wenn du selbst nur einen hast.
Wenn es aber so ist, wie es mir scheint, dass du mit "positionellen" Zügen, die keine taktisch zwingenden Fortsetzungen haben, sowohl dir selbst als auch dem Gegner zum Unterschied von "taktischen", (Opfern, Königsangriffen, Abtauschen um in ein berechenbares Endspiel zu kommen) mehr Möglichkeiten lässt, eröffnest und nicht abschneidest, werden die taktischen die Entscheidung eher bringen, also vom rein Ökonomischen her, die besseren, oder sagen wir lieber, die effektiveren sein, weil das Ziel muss immer einerseits das Gewinnen, andererseits auch das möglichst schnelle Gewinnen sein.
Du hast natürlich recht, dass man forcierte Varianten nur anspielen sollte, wenn man sie durchrechnen kann, kannst du das aber nicht, kranken daran positionelle Varianten auch.
Spekulativ vorgehen hat auch nur Sinn, wenn man sich darauf verlassen kann, dass der Andere das nicht schon besser durchrechnet als man selbst.
Wissen anstelle von Berechnung ist natürlich ein Rezept, je nachdem, was man wie sicher zu wissen glaubt, und wie man es umsetzen kann.
Kurzum, die Suche muss meiner Meinung nach immer noch in erster Linie in die Richtung gehen, wo durchrechenbare forcierte Züge sind, dann erst hat "quiescence search" (die Anführungszeichen, weil ich nicht sicher bin, das richtig zu verstehen) Sinn, wie weit was davon gehen muss und in welchen Stellungen, das ist wohl das letzte "Geheimnis" an der Programmierung und vielleicht ist es wirklich schon längst nur mehr eine Frage des Feintunings, der Parameter und der Quantifizierungen, was natürlich auch nicht heißt, dass das nicht alles auch noch ganz großen Spielraum in der Spielstärke ausmacht, ich glaube nur einmal mehr nicht, dass man ihn mit den gängigen Testmethoden überhaupt noch wird nachweisen können.
Man wird endlich anfangen müssen, stellungsabhängige Spielstärke zu messen und einzusehen, dass es eine andere sowieso nicht gibt.