[quote="Werner Mueller"]
Zweimal hast Du falsch gelesen:
1) Fernschach hat kein blutrünstiges Publikum, weil klein und sachkundig nicht mit blutrünstig zusammengeht. Und geschrieben habe ich das schon gar nicht.
2) Wertung hat nicht immer was mit Elo zu tun (auch wenn es dein absolutes Lieblingsthema ist). Hier geht es um die Feinwertung bei Punktegleichstand.
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Das erste hab ich nicht falsch gelesen, sondern ehrlich gesagt ein bisschen absichtlich böswillig interpretiert, bzw. so verstehen wollen, das, was du vom blutrünstigen Publikum geschrieben hast, und dass es halt ums Fernschach auch oder in erste Linie ging, man es also durchaus so verallgemeinernd hätte verstehen können.
Wenn du meinst, klein und sachkundig und blutrünstig ginge nicht zusammen, dann kann das Schachpublikum ganz allgemein auch nicht gemeint gewesen sein, weil groß ist das Schachpublikum sowieso nicht im Vergleich zu anderen Öffentlichkeiten, schon gar nicht das s(ch)achkundige solche, Schach als Breitensport ist schon ein Witz an sich und Schach als Massenspektakulum, wenn nicht gerade Fischer (USA) gegen Spasski (UdSSR) spielt, naja.
[quote="Werner Mueller"]
Dein Argument mit den kastrierten Eröffnungsbüchern muss ich gelten lassen, insofern als mein Argument nicht ganz stichhaltig war.
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Das gefällt mir immer wieder so an dir.
[quote="Werner Mueller"]
ABER:
http://www.iccf-webchess.com/EventCrossTable.aspx?id=13581Schau Dir doch mal die Tabelle der WC23 an: der Sieger hat 7 Siege aus 16 - also fast die Hälfte der Partien entschieden. Was gibt es denn da (bei einem FS-Turnier auf allerhöchstem Niveau(!)) zu meckern? Ein 'Remisproblem' sieht m.E. anders aus.
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Hier enttäuscht mich jetzt wieder der Statistiker in dir, ständig wird auf Partienzahlen herumgeritten, da kommst du mit einer Kreuztabelle von gerade mal 17 Paarungen und willst damit was demonstrieren, pfui, das ist ähnlich polemisch wie das eine Partiebeispiel von Michael zum Niveau des Fernschachs
;(
[quote="Werner Mueller"]
Das Problem des Fernschachs ist eher, dass auch und bereits auf weniger hohem Niveau, 'das Gebunkerte' nicht nur 'abgefragt' sondern mit vergleichbarer (wenn nicht mit derselben) Intensität und Phantasie beackert werden muss - um eben nicht Remispartien am laufenden Meter zu produzieren.
Das Argument, dass man einer schachlichen Dumpfbacke mit fernschachlicher Routine nicht so einfach beikommt, kann ich jedenfalls nicht gelten lassen.
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Wann habe ich gesagt, dass es leicht oder schwer ist, einer schachlichen Dumpfbacke mit fernschachlicher Routine beizukommen.
Ganz abgesehen davon, dass du hier irgendwo mehr grammatikalische Hifsmittel hättest einsetzen müssen, um nicht einen letzten Rest von Unklarheit zu riskieren, in dem, was genau du sagen wolltest (nur weil mir sowas immer sofort vorgeworfen wird von den Herren Oberlehrern hier
):
Einer schachlichen Dumpfbacke, die fernschachliche Routine hat, beikommen zu wollen, ist sicher etwas anderes, als mit der eigenen fernschachlichen Routine einer schachlichen Dumpfbacke, je nachdem vor allem, wie groß deren und die eigene schachliche Dumpfbackigkeit und die ebensolche Fernschachroutine ist.
Was ich eigentlich nur sagen hatte wollen, war, dass ich mir gut vorstellen kann, nach dem bisschen, was ich da praktisch kenne, dass die Eröffnungsdatenbanken in ihrer enormen Größe, Zahl und Zugänglichkeit im Zeitalter des Internets (das hat sicher mehr verschuldet und geleistet in dieser Hinsicht als die Rechenprogramme selbst), das Fernschachspielen selbst zu einer solchen verwalterischen und wirklich wissenschaftlichen Spezialaufgabe machen heutzutage, dass allein dadurch die Remishäufigkeit steigt und steigt, nein, steigen und steigen könnte.
Ich verlasse mich da letzlich auch einfach auf das, was die Fernschachspieler beitragen, bei denen ist's, wie sie das sehen, ja durchaus auch unterschiedlich, jemand wie Arno weiß aber wohl, warum er sich für etwas einsetzt, was natürlich nicht ganz ohne Widerspruch bleibt, gut so.
Wie Michael aber auch schon meinte, es macht sicher einen Unterschied wieviel Zeit man für eine Schachpartie aufwendet, vielleicht ärgert es einen dann einfach mehr, wenn man am Ende einer sehr langen furchtbaren Schlacht mit dem mühsam durchgekämpften Mehrbauern wieder nur mit Remis dasteht.
Und mehr noch als das, um noch einmal auf die Verwirrung zwischen Turnierwertung und Elo zurückzukommen, die durchaus nicht nur meine eigene ist, dass sie eines meiner Lieblingsthemen bleibt, liegt in der Natur der Verwirrung, die das immer noch bei Anderen stiftet:
Weder in der Haupt- noch in der Feinwertung eines einzelnen Turnieres, noch in der Auswirkung auf das Ranking von Spielern (menschlichen oder maschinellen oder Centauren) darf man aus den Augen verlieren folgenden Unterschied:
Egal, wie was gezählt und gewertet wird an Partieergebnissen, was der eigentliche Inhalt dahinter ist, und ich meine doch auch der Sinn des Spielens (man könnte ja sonst auch einfach irgendwas zählen, rote Autos auf einer bestimmten Straße in einer bestimmten Zeit, ich erspare dem P.T. Publikum weitere Beispiele), ist der Partieverlauf, das Spiel selbst, die Züge, die Stellungen, was man sich so alles als Spieler und als Publikum, blutrünstig oder nicht, es ist ja ein Kriegsspiel, dazu überlegen kann.
Die Auswirkung einer Pattsiegregel, mal ganz abgesehen von den Punkten, die sie bringt, auf den Partieverlauf und den Spass und den Siegeswillen bei Spielern und mitfiebernden Zuschauern, darum ging's doch, nein?
Die einen machen sich immer noch große Sorgen, dass ihr geliebtes Schach nicht mehr das sein werde, was es war, und die anderen sind schon wieder nur mehr damit beschäftigt, sich auszurechnen, wie das im Detail in welchen Turnieren durchgeplant und gerechnet werden könnte.
Ich meine nach wie vor nur, ausprobieren, warum nicht auch ruhig gleich anhand der geliebten geduldigen Rechenknechte, einem gestandenen Programmierer kann das kein erstzunehmendes Problem sein, einen bestimmten Endstellungstyp neu zu bewerten, noch dazu, wenn danach absolut keine weiteren Rechnungen mehr anzustellen sind, weil's eben nur die Endstellungen sind.
Ausprobieren, wenn man's wissen will, was sich dadurch an den Partien ändert, und wenn selbst die zahlenmäßigen Ergebnisse genau gleich bleiben in Summe, auch völlig wurscht, wenn's wieder mehr Spass macht und irgendwen motiviert, was weiterzuspielen, was sonst schon aus wäre, sich noch was zu überlegen, wenn's sonst schon ausgemacht wäre, dass es eh Remis ist...
Das gerade beim Fernschach auszuprobieren, naja, warum nicht, wird halt am längsten dauern, bis sich was zeigt
und zählen lässt, wenn jetzt die ewig langen Partien noch um ein paar noch längere Endspiele noch länger dauern werden.
Dafür sieht man vielleicht gerade beim Fernschach, wo ja wenigstens genug Bedenkzeit sein sollte, ob auch nur in einer bestimmten Partie, einer bestimmten Mittelspielstellung oder sogar einer bestimmten Eröffnung irgendwie andere Überlegungen, andere Varianten, andere Züge anders zu bewerten wären.
Interessiert dich das gar nicht? Du hast doch auch die witzige Bemerkung im anderen thread über das Stellungsproblem vom bei_ungleichen_Läufern_Bauern_zählen_Sieg gemacht, hat mir gut gefallen, wenn's halt ganz so einfach wäre...
P.S. Kann übrigens durchaus sein, es ist so einfach, und es ist praktisch relevant eh nur das, bisher nicht mehr umwandelbare Mehrbauern zählen jetzt dann irgendwas anders als bisher.
Dass es ganz so einfach ist, hat man aber in dem Stellungsproblemthread gesehen, Festung bleibt eben Festung, auch wenn zwei Mehrbauern der Reihe nach geopfert werden, um die 50 Züge noch einmal von vorn anzufangen, Remis bleibt Remis, genau das ist mein momentanes Credo in der Sache, der einzige Unterschied, wo's, wenn man will, nicht mehr Remis wäre: Patt, Sir!