Liebe Schachfreunde
Hier eine weitere kommentierte Capablanca-Partie. Sie zeigt vor allem,
dass frühere Kommentare sich viel zu stark vom Ausgang der Partie
haben leiten lassen und das Spiel von Capablanca unnötig in den Himmel
gelobt worden ist. Und ferner ergibt sich im Lichte der modernen Analyse,
dass dem Verlierer eine Reihe von kritisierten Zügen nicht angelastet
werden dürfen. Interessant ist vor allem das Studium der teilweise
stark unterschiedlichen Kommentare von H.Golombek, Euwe/Prins und von
Gary Kasparov. Aus der Vergangenheit gibt es (leider) sehr viele solche
Partien, die sich einem nur erschliessen, wenn sie genauer und tiefer
untersucht werden. Natürlich haben wir es heute mit Unterstützung der
starken Computerprogramme viel einfacher, Fehler zu bemerken und
Verbesserungen zu finden. Aber ... man muss sich die Mühe machen.
Die wichtigsten Momente der Partie sind in Diagrammen festgehalten.
Die Partie selbst ist als reine, nachspielbare PGN und auch stark
kommentiert vorhanden.
Gruss
Kurt
Stellung nach 13...Tb8
Dank harmlosen, weissen Eröffnungszügen hat Schwarz fast ausgeglichen
Stellung bevor dem unnötig kritisierten Zug 17...Da5
Stellung nach dem hoch gelobten 22.Se2 und vor 22...Dxa2
Stellung vor dem Verlustzug 25...Th8?, dabei hätte Schwarz mit
22...g5! wohl das Remis sichern können, und wenn das stimmt, dann
wäre die vorhergehende Kritik an den schwarzen Zügen falsch
Stellung nach 28.Sfxg7! mit Gewinn bringendem Angriff
Schluss-Stellung
Event:
Ort:
Datum:
Weiss:
Schwarz:
Ergebnis
Board
[Event "San Sebastian"]
[Site "?"]
[Date "1911.02.20"]
[Round "1"]
[White "Capablanca, Jose"]
[Black "Bernstein, Ossip"]
[Result "1-0"]
[ECO "C65"]
[EventDate "1911.02.20"]
[PlyCount "69"]
[Annotator "Utzinger,K"]
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 Nf6 4. O-O Be7
{Diese Einleitung zur so genannten Steinitz-Verteidigung der
Spanischen Partie bietet dem Weissen eine besondere Chance, wie aus
dem sechsten Zug von Weiss hervorgeht (Euwe/Prins). Heutzutage gross
in Mode ist die so genannte Berliner-Verteidigung 4...Sxe4
(Utzinger,K). }
5. Nc3
{Eine solide Fortsetzung, die aber nicht so energisch ist wie 5.d4
(Golombek,H). Als beliebteste Fortsetzung wird heute 5.Te1 gespielt
(Utzinger,K). }
5. ... d6 6. Bxc6+
{Die beste Antwort waere wiederum 6.d4. Der Tausch von Laeufer gegen
Springer nimmt dem Schwarzen eines seiner Entwicklungsprobleme ab
(Golombek,H). Zu seiner Zeit genuegten Capablanca meistens auch die
zweitbesten Eroeffnungszuege, um Erfolg zu haben, weil er seinen
Gegnern vor allem im Mittelspiel einfach [stark] ueberlegen war
(Utzinger,K). }
6. ... bxc6 7. d4 exd4
{Der Tausch ist inkonsequent und unnoetig. Schwarz haette sich mit
7...Sd7 im Zentrum behaupten sollen (Euwe/Prins). Eine m.E. zu scharfe
Kritik, denn m.W. gilt heute der Textzug als beste Wahl (Utzinger,K).
}
8. Nxd4 Bd7 9. Bg5
{Die schaerfste Behandlung der Eroeffnung ist nie ein Hauptfaktor in
Capablancas Spiel gewesen. Mit 9.Df3 [Keres] wuerde er seine
vorhergehende Strategie gerechtfertigt und gekroent und einen kleinen,
aber dauerhaften Eroeffnungsvorteil errungen haben (Euwe/Prins). }
9. ... O-O
{Jetzt wuerde auf 10.Dd3 einfach 10...Sg4 folgen. Man beachte, dass
das schwarze Spiel die Abwicklung 9...Sxe4, 10.Lxe7 Sxc3, 11.Lxd8
Sxd1, 12.Lxc7 Sxb2, 13.Tfe1+ um Haaresbreite nicht vertragen wuerde
(Euwe/Prins). }
10. Re1
{Es drohte 10...Sxe4, 11.Lxe7 Sxc3. Eine kraeftigere Methode, zum
Angriff zu gelangen, bestand jedoch in 10.Dd3, gefolgt von Tae1 und
f2-f4, wobei beide Tuerme zum Koenigsangriff verwendet wuerden
(Golombek,H). }
10. ... h6 11. Bh4 Nh7
{Die beste Methode, Ausgleich zu erzielen, zeigt die 3. Matchpartie
zwischen Capablanca und Lasker 1921, wo der letztere wie folgt
fortsetzte: 11...Te8, 12.Dd3 Sh7, 13.Lxe7 Txe7, 14.Te3 Db8, 15.b3 Db6
(Golombek,H). }
12. Bxe7
{Mancheiner wuerde 12.Lg3 in Betracht gezogen haben, doch das wuerde
nicht zu Capablancas Stil passen (Euwe/Prins). }
12. ... Qxe7 13. Qd3
{Weiss konnte den Sh7 daran hindern, ueber g5 wieder ins Spiel zu
kommen, indem er 13.f4 fortsetzte. Ein solcher Zug wuerde jedoch nicht
im Einklang mit der Stellung des Turms auf e1 - anstatt f1 - stehen
(Golombek,H). }
13. ... Rab8
{Schwarz bereitet sorgfaeltig einen Plan zum Gegenangriff auf dem
Damenfluegel vor; so sorgfaeltig er plant, so sieht er doch nicht weit
genug, und seine Politik ist eine verfehlte. Der Textzug ist an und
fuer sich nicht schlecht, da er eine Figur mit Tempogewinn ins Spiel
bringt - das Manoever, das er vorbereitet, ist falsch (Golombek,H).
Die meisten Kommentare zu dieser Partie fallen recht einseitig aus und
sind stark beeinflusst vom Ausgang der Partie, die m.E. zu Unrecht
einen Schoenheitspreis erhalten hat. Ich kann keinen Makel am
geschehenen Textzug 13...Tab8 finden und die von Golombek angeblich
zum Ausgleich fuehrende Variante 13...Tfe8, 14.Te3 Sf8, 15.Tae1 stellt
keinen Gegenbeweis dar (Utzinger,K). }
14. b3 Ng5
{Dieser und die drei naechsten Zuege sind Teile eines Planes. Klueger
waere das defensive, aber sichere 14...Tfe8, gefolgt von Sf8
(Golombek,H). }
15. Rad1
{Um Da6 spielen zu koennen, ohne die Variante 15.Da6 De5, 16.Sxc6
Dxc3, 17.Sxb8 Txb8, 18.Dxa7 Te8 beruecksichtigen zu muessen, in der
Schwarz das bessere Spiel erhielte. Ueberzeugender waere jedoch die
von Tarrasch angegebene Folge 15.f4! Se6, 16.Sf5 Df6, 17.e5 dxe5,
18.fxe5 Dd8, 19.Tad1 mit sehr schoenem Spiel (Golombek,H). Dr.
Tarrasch gibt 13.f4 als das Staerkste an. Eine Frage des Geschmacks,
wie mir scheint. Weiss steht auch nach dem Textzug immer noch etwas
besser als Schwarz (Euwe/Prins). }
15. ... Qe5
{Teilweise um 16.Da6 mit Dc5 beantworten zu koennen, aber auch mit
einem Hintergedanken (Golombek,H). }
16. Qe3 Ne6 17. Nce2 Qa5
{Diese Entfernung der schwarzen Hauptfigur vom Koenigsfluegel, um
einen Bauern zu bedrohen, ist positionell ungerechtfertigt und kann
nur psychologisch erklaert werden; Schwarz unterschaetzt
offensichtlich seinen jugendlichen und verhaeltnismaessig unbekannten
Kontrahenten. Am besten war das einfache 17...Sxd4, um sofort einen
der drohenden Springer abzutauschen und die Diagonale des Laeufers zu
oeffnen zur Kontrolle ueber den Punkt f5 (Golombek,H). Der Beginn
strategischer Irrungen, die die Grundlage des Partieverlustes bilden.
Schwarz haette sich anstrengen sollen, den kleinen Eroeffnungsnachteil
wettzumachen und haette den Dingen nicht mit Achtlosigkeit begegnen
duerfen. Richtig war 17...Sxd4, 18.Sxd4 Tfe8, und behutsam weiter auf
dem Wege zum Ausgleich. Durch den Textzug kommt Weiss zu seinem ersten
strategischen Erfolg: Springer auf f5 (Euwe/Prins). }
18. Nf5
{! (Golombek,H) }
18. ... Nc5
{So ist eine weitere Figur vom Koenigsfluegel abgelenkt worden.
Schwarz darf den a2-Bauern nicht schlagen wegen 18...Dxa2, 19.Dc3 Da6,
20.Sf4! mit der eventuellen, von Capablanca angegebenen
Gewinnfortsetzung 20...f6, 21.Dg3 g5, 22.Sg6 Tf7, 23.Sxh6 Kg7, 24.Sxf7
Kxg6, 25.Sxd6 cxd6, 26.Txd6 Tb7, 27.e5 (Golombek,H). Besser als das
Dezentralisieren auch noch des Springers waere jedoch 18...Tfe8
gewesen. Jetzt wird die schwarze Lage miserabel (Euwe/Prins). }
19. Ned4
{Droht Sxc6, aber ach Dg3 (Euwe/Prins). }
19. ... Kh7
{Weiss drohte 20.Sxc6 Lxc6, 21.Se7+ nebst Sxc6 (Golombek,H). }
20. g4
{Eine sehr interessante Art, den Angriff fortzusetzen; Weiss sichert
zunaechst seinen Vorposten auf f5, um den anderen Springer ueber e2
und g3 nach h5 herumzubringen. Der direkte Angriff durch 20.Dg3 g6,
21.Se7 ergibt nach 21...Tbe8!, 22.Sxc6 Db6, 23.Dc3 Sxe4, 24.Da5 nicht
mehr als Ausgleich (Golombek,H). Ein typischer Capablanca-Zug, der
vollkommen mit der sichtbaren Leichtigkeit harmoniert, mit der Weiss
die ganze Stellung aufgebaut hat. In dieser offensichtlichen
Leichtigkeit liegt natuerlich die Gefahr, in Schematismus zu
verfallen, aber eine der phaenomenalen Eigenschaften des Kubaners war
gerade seine selten versagende Intuition beim Erkennen solcher
Situationen, in denen "Ausspannung" an die Stelle von Anstrengung
treten musste. Man wird zugeben muessen, dass Lasker, Aljechin oder
Keres einen Zug wie den Textzug nicht so leicht ausgefuehrt haetten.
Sie haetten wahrscheinlich nach dem c-Bauer gegriffen [c2-c3], und der
Objektivitaet willen muss gesagt werden, dass dies die Entscheidung
zugunsten des Weissen wohl beschleunigt haben wuerde (Euwe/Prins). }
20. ... Rbe8
{Dass 20...Dxa2?? wegen 21.Ta1 Db2, 22.Teb1 mit Damenfang nicht
moeglich ist, sieht ein Blinder (Utzinger,K). }
21. f3 Ne6 22. Ne2
{Ein glanzvolles Opfer zweier Bauern fuer einen tiefgruendig erdachten
Koenigsangriff (Golombek,H). Rein intuitiv wird der Bauer a2 geopfert,
um einen Angriff auf den Koenig starten zu koennen. Saemtliche
Kommentatoren, angefangen von Capablanca selbst, hielten dieses Opfer
fuer mehr als richtig, doch ob das zutrifft, werden wir gleich sehen
(Kasparov,G). }
22. ... Qxa2
{Verzeihlich, dass Bernstein den wahren Kern der weissen Plaene nicht
erkennt, da er moeglicherweise noch immer nicht ueber das Kaliber des
Gegners im klaren ist. Richtig war 22...Db6, und obwohl Schwarz nach
23.Kg2 Dxe3, 24.Sxe3 gefolgt von 25.c4 schlechter steht, sind Chancen
auf Rettung vorhanden (Golombek,H). ? Eine bezeichnende Erscheinung.
Schwarz hat die groessten Gefahren ueberwunden und geht jetzt voellig
zu unrecht auf Raub aus. Das Turnierbuch gibt mit Recht 22...Db6 als
staerkste Fortsetzung an [23.Dxb6 axb6 24.e5? Sg5]. Wahrscheinlich
haette Capablanca 23.Kg2 erwidert. In solchen Endspielen - andauernde,
wenn auch geringe Initiative; kein Risiko - war er in seinem Element.
Man betrachte in diesem Zusammenhang seine Leistung gegen Bogoljubow,
New York 1924. Ob die Partie nach 22...Db6, 23.Kg2 fuer Weiss
tatsaechlich auf Gewinn steht? Da ein Beweis hierfuer doch keinefalls
zu erbringen waere, uebergehen wir diese Frage stillschweigend. Die
Frage, ob die Partie nach 22...Dxa2 fuer Weiss auf Gewinn steht,
beantwortet sich aus dem weiteren Verlauf und den Anmerkungen von
selbst (Euwe/Prins). Tarrasch empfahl 22...Db6. Vielleicht hat Weiss
nach 23.Kg2 Dxe3 24.Sxe3 einen winzigen Vorteil, doch das muss sich
erst noch zeigen. Heute wuerde wohl nicht nur Kortschnoi den Bauern
schlagen, schliesslich eroeffnen sich zu diesem Zeitpunkt keine
weiteren, konkreten Drohungen (Kasparov,G). }
23. Neg3 Qxc2
{Zu gierig; eine bessere Verteidigung bestand in 23...f6, falls dann
24.Sh5, so Tf7 (Golombek,H). Hier versaeumt Schwarz die letzte
Gelegenheit, wenigstens zu einem Endspiel zu kommen. Es haette
23...Da5, 24.Ta1 Db6, 25. Txa7 Dxe3 geschehen muessen, wonach Schwarz
zwar schlecht steht [und niemand wird je wissen, wie sicher sich
Capablanca gefuehlt haben mag, diese Stellung zu gewinnen] sich aber
noch wehren kann. Es bestehen genug Gruende, dafuer anzunehmen, dass
der Weisse das Endspiel nach 23...Da5 24.Ta1 der Fortsetzung 23...Da5
24.Kg2 Db6 a) 25.Dd2 oder b) 25.Dc3 vorgezogen haette, obwohl er, wenn
er so spielen wuerde, trotz des Minusbauern gleichfalls vorzuegliche
Gewinnchancen behalten haette (Euwe/Prins). Hinter diesen Zug setzten
viele Kommentatoren ein Fragezeichen. Laut Lasker war 23...f6!? 24.Sh5
Tf7 notwendig. Dem stimme ich zu. Diese Variante ist nicht schlecht,
weil Schwarz nach 25.Sxh6 gxh6, 26.Dc3 Da3, 27.Sxf6 Txf6, 28.Dxf6
Dc5+, 29.Kh1 Sg7 nichts zu befuerchten hat (Kasparov,G). }
24. Rc1
{Damit wird die Drohung Dc5 pariert. Angesichts der grossen Probleme,
vor denen Weiss steht, bietet sich die unklare Variante 24.Sh5 Dc5,
25.e5! [nicht aber Dxc5 Sxc5, Sfxg7 Tb8] 25...Dxe3, 26.Txe3 Sc5,
27.Sfxg7!? an (Kasparov,G). In dieser Variante kann Schwarz jedoch die
fuer ihn nach wie vor vorteilhaftere Verbesserung 26...Lc8! anbringen
(Utzinger,K). }
24. ... Qb2 25. Nh5
{Die Manoever des Springers sind wahrlich erstaunlich. Es scheint, als
waeren sie relativ ungefaehrlich, in Wirklichkeit aber werden sie
ueber den Ausgang der Partie entscheiden (Capablanca). Doch dies liegt
vor allem am schwachen Verteidigungsspiel des Gegners (Kasparov,G). }
25. ... Rh8
{Nicht in Frage kommt 25...g6, 26.Dxh6 Kg8, 27.e5 gxh5, 28.gxh5 Dxb3,
29.Te2 nebst Tg2+; Capablanca fuehrt jedoch selbst aus, dass eine
ausreichende Verteidigung in 25...g5! zu Gebote stand. Darauf wuerde
26.e5 Sf4 guenstig fuer Schwarz ausfallen, so dass Weiss am besten
tut, das ewige Schach nach 26.Tc3 Sf4, 27.Sxf4 gxf4, 28.Dxf4 Dxc3,
29.Dxh6 anzusteuern (Golombek,H). Nach 25...Lc8 haette 26.e5 Dxe5,
27.Dd2 Dd5, 28.Sf6 gxf6, 29.Dxh6 Kg8, 30.Txe6 den Ausschlag gegeben.
Diese letzte Variante will Schwarz mit dem Textzug verhindern, doch
damit hebt er wiederum die urspruengliche Drohung nicht auf. Kurzum:
es war keine Rettung mehr moeglich (Euwe/Prins). Etwas Besseres gibt
es nicht ... Wenn 25...g5, dann 26.e5 f6, 27.Dd3 und Weiss muesste bei
richtigem Spiel den Sieg davontragen. Es gibt noch andere Varianten,
doch diese waeren zu lang und zu kompliziert (Capablanca). Eine
charakteristische Bemerkung: Der dritte Weltmeister scheute keineswegs
lange und komplizierte Varianten. Und doch zeigte bisher niemand, wie
Weiss nach 25...g5, 26.e5 f6, 27.Dd3 Kh8! gewinnen kann. Und niemand
merkte an, wie Weiss nach dem Schlag 26...Sf4! [statt 26...f6]
gewinnen koennte, z. B. 27.Sxf4 Txe5, 28.Sd3 Txe3, 29.Sxb2 Txb3 mit
exzellentem Spiel fuer Schwarz. Ich moechte hinzufuegen, dass Weiss im
Falle des vorsichtigeren 25...Tg8, 26.Te2 De5, 27.f4 Db5, 28.Sfxg7
Txg7, 29.Sf6 Kh8, 30.f5 Sg5 wohl nur noch die eigene Rettung zum Ziel
haben duerfte. Das ist sie nun, die "tiefe Kombination". Man muss
jedoch einraeumen, dass die meisten Grossmeister jener Zeit ueber
keine wesentlich staerkere Verteidigung verfuegten als Bernstein.
Deshalb waren Capablancas Fantasien, die mit den Jahren immer seltener
vorkamen, gewoehnlich unwiderlegt geblieben (Kasparov,G). Offenbar war
sich Capablanca in spaeteren Jahren bewusst, dass 25...g5 zum Remis
ausreicht, weil von ihm - wie erwaehnt - verschiedene Aussagen zu
dieser Stellung vorliegen (Utzinger,K). }
26. Re2 Qe5 27. f4 Qb5
{Endlich ist die Dame von dem lebenswichtigen Punkt g7 vertrieben
worden, und der Sturm bricht los (Golombek,H). }
28. Nfxg7
{! Wenn es den sein muss (Euwe/Prins). }
28. ... Nc5
{Die Preisgabe des Turmes ist gleichbedeutend mit Aufgabe der Partie.
Andere Fortsetzungen leisten zwar etwas mehr Widerstand, verlieren
schliesslich aber auch (Golombek,H). Doch ist auch die Variante
28...Td8, 29.f5 Sf8, 30.Dc3 Dc5+, 31.Dxc5 dxc5, 32.e5 eine Lust fuer
das Auge. Die einzige Moeglichkeit, das fliehende Leben noch etwas zu
verlaengern, bestand wie schon vorher, in 28....Db6 (Euwe/Prins). Die
letzte Bemerkung muss reinem Wunschdenken entspringen, denn Weiss
wuerde problemelos gewinnen mit 29.Sxe8 gefolgt von e4-e5. Aber auch
die von Panow propagierte Verbesserung 28...Td8 vermag die Partie
nicht mehr zu retten, wie Kasparov,G in einer Analyse festgestellt hat
(Utzinger,K). }
29. Nxe8
{Nun steht es endgueltig +- (Utzinger,K). }
29. ... Bxe8 30. Qc3
{Ein einfacher Gewinnzug, der Matt auf g7 droht. Dass 30.e5 gar noch
etwas staerker ist, spielt keine Rolle mehr (Utzinger,K). }
30. ... f6
{Chancenlos ist auch a) 30...Tg8, 31.Sf6+ Kg7, 32.Te3 oder b)
30...Se6, 31.Sf6+ Kg6, 32.f5+ Kg5, 33.h4+ Kxh4, 34.Th2+ Kg5, 35.Th5
mit schnellem Matt (Kasparov.G). }
31. Nxf6+ Kg6 32. Nh5 Rg8 33. f5+ Kg5
{Schwarz "vergisst" aufzugeben (Kasparov,G). }
34. Qe3+
{Schwarz gibt auf. Weniger, weil diese Partie den Schoenheitspreis
errang, habe ich sie angefuehrt, sondern weil sie fuer den Kubaner in
hoechstem Masse charakteristisch ist: strikt, solange es geht -
freizuegig, sobald es sein muss (Euwe/Prins). }
34. ... Kh4 35. Qg3+
{Fuer diese komplizierte, keineswegs fehlerfreie Partie, die jedoch
einige hintergruendige und tiefe Kombinationen enthaelt, wurde
Capablanca der erste Schoenheitspreis zuerkannt (Golombek,H). }
1-0