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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Ivanhoe setzt Houdini mit 2 Springern matt!
- - By Joe Boden Date 2012-04-06 16:25
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Bei meiner Beschäftigung mit der Schachengine Ivanhoe war mir aufgefallen, wie stark dieses Programm spielt. Nach einigen Veränderungen an den Konfigurations-Parametern ist es mir gelungen Ivanhoe so zu "tunen", dass es meiner Meinung nach mindestens gleich stark spielt wie Houdini, die derzeit stärkste Schachengine der Welt ...wenn nicht sogar besser. Dafür müsste man umfangreiche Tests und Matches durchführen, um das rauszufinden. Gleichwohl hat die Engine mit meinen (JB-Settings) positionell und taktisch in vielen Schachstellungen die Nase vorn. Mit meinem Setting opfert die Engine oft und gerne und verwertet die Stellungen zu einem Sieg.

In vorliegenden Partie musste Houdini 1.5a x64 sich gar ein Matt mit 2 Springern zeigen lassen, welches laut Theorie nur möglich ist, wenn der gegnerische König sich in eine Ecke abdrängen lässt. Und meiner Kenntnis nach sind bislang keine Computerpartien bekannt, in welchem ein Programm mit 2 Springern matt gesetzt hat. Bei dieser Partie mit vielen überraschenden Wendungen konnte man beim Betrachten oft den Atem anhalten.

Viel Spaß beim Nachspielen und den theoretischen Diskussionen zur Mattführung mit 2 Springern.

P.S. Die Ivanhoe-Engine mit den (JB-Settings) ist im Download-Bereich meines Blogs http://schachblog.vsud.de/ verfügbar.
Parent - - By Michael Scheidl Date 2012-04-06 20:38
Interessant... Houdini hatte wohl keine Fünfsteiner, oder zumindest nicht KNNKP zur Verfügung? Denn damit wäre die Partie wohl remis ausgegangen:


Diese Stellung nach 74...Ke6 ist laut Nalimovs #66, und wenn ich nicht irre, kann die Springerseite den Bauern erst ganz zum Schluß der Mattführung laufen lassen. Also folgen 63 Züge ohne Bauern- oder Schlagzug.

2 Springer gegen einen Bauern kommt in meiner Computerschachdatenbank ein paarmal vor (in WMs oder vergleichbaren Turnieren jedoch zumindest bis 2003 nicht falls mir davon nichts fehlt), und wurde meist remis.
Parent - - By Bing O. Date 2012-04-07 16:10
dann sollte man die Remisregel korrigieren und bei Springerendspiel auf 67 Züge erhöhen. Verloren ist verloren.
Parent - By Michael Scheidl Date 2012-04-08 04:11 Edited 2012-04-08 04:19
Das hat es vorübergehend gegeben, ich glaube u.a. für diese Materialkonstellation, aber auch für andere wie TL-T und LL-S. Das wurde aber wieder fallengelassen. Wikipedia führt hierzu aus:

"Die Regel wurde von der FIDE im Dezember 1984 um Ausnahmen ergänzt, die bei bestimmten Materialverteilungen 100 Züge erlaubten, speziell im Endspiel Turm und Läufer gegen Turm. Nach Protesten vieler Großmeister reduzierte die FIDE diese Zahl zunächst auf 75. Alle diese Ausnahmen wurden am 1. Januar 1993 wieder gestrichen, seitdem unterliegen alle Materialkombinationen wieder der 50-Züge-Regel."
http://de.wikipedia.org/wiki/50-Z%C3%BCge-Regel

Man könnte sagen, was mehr als 50 reversible Züge zum Mattsetzen benötigt, ist einfach nicht "gewonnen genug..." (zwischen Menschen). Falls beide Spieler stillschweigend einverstanden sind, können sie solche Endspiele aber ausspielen so lange sie wollen, denn das Remis tritt nur ein falls einer es reklamiert.

Im Computerschach liegt der Fall anders und wurde mitunter diskutiert, wobei jedoch die einfachste Lösung sich ggfs. bzw. optional zu einigen solche Remis nicht zu reklamieren (und die Interfaces entsprechend auszustatten), offenbar nicht stattfindet... Da bin ich mir aber momentan nicht ganz sicher, ob es nicht Programme gab oder gibt, wo man "ignoriere 50 Züge-Regel" oder so auswählen kann. Wenn ja, habe ich vergessen wo.

Die Nalimov-Tablebases berücksichtigen die 50 Züge-Regel jedenfalls nicht, wodurch einige (natürlich bei weitem nicht alle!) lange Mattankündigungen in der Praxis remis werden. Falls dann nicht "irrtümlich" aufgegeben wird.
Parent - - By Joe Nettelbeck Date 2012-04-07 11:59
Und meiner Kenntnis nach sind bislang keine Computerpartien bekannt, in welchem ein Programm mit 2 Springern matt gesetzt hat.

Das liegt wohl daran, dass erstens kaum jemand bis zum Matt durchspielt, und dass zweitens wiederum kaum jemand ohne TBs spielt. Das Horizontproblem sollte nämlich alle anderen Engines auch treffen. Kann schon sein, dass Ivanhoe mit den Settings besser spielt als üblich, aber hier hat er vermutlich nur Glück gehabt.
Parent - - By Michael Scheidl Date 2012-04-07 15:55
Außerdem kam das Endspiel wie gesagt im Computerschach (im weitesten Sinne) sehr wohl vor, darunter öfters zwischen Ruffian und Hiarcs 8. Das stammt aus Partien die seinerzeit im CSS-Service enthalten waren. Ich weiß nicht wer diese veranstaltet hat und was die genauen Bedingungen - Tablebases usw. - waren.

[Event "Celeron NOPonder, Blitz:30'"]
[Site "1001-XACXK8668K"]
[Date "2002.10.26"]
[Round "11"]
[White "Hiarcs 8"]
[Black "Ruffian 1.0.0"]
[Result "0-1"]
[ECO "E32"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/8/n1K2k2/P1n5/8/8/8/8 w - - 0 83"]
[PlyCount "44"]
[EventDate "2002.??.??"]

83. Kd6 Nd3 84. Kd5 Ne5 85. Kd6 Kf5 86. Kd5 Nd3 87. Kd4 Ndb4 88. Kc4 Ke5 89.
Kb5 Kd5 90. Kb6 Kc4 91. Kb7 Kb5 92. Kc8 Nc6 93. Kb7 Ne7 94. Ka7 Nc5 95. Ka8 Kc6
96. a6 Nc8 97. Kb8 Na7 98. Kxa7 Kc7 99. Ka8 Nd7 100. Ka7 Ne5 101. Ka8 Nc4 102.
Ka7 Nd6 103. Ka8 Nc8 104. a7 Nb6# 0-1

[Event "Celeron NOPonder, Blitz:30'"]
[Site "1001-XACXK8668K"]
[Date "2002.10.28"]
[Round "1"]
[White "Hiarcs 8"]
[Black "Ruffian 1.0.0"]
[Result "0-1"]
[ECO "B22"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/n7/6nK/P4k2/8/8/8/8 w - - 0 61"]
[PlyCount "182"]
[EventDate "2002.??.??"]

61. Kg7 Nf4 62. Kf7 Nd5 63. a6 Nf4 64. Ke7 Ke5 65. Kf8 Ne6+ 66. Kf7 Nc7 67. Ke7
Kd5 68. Kf6 Ne6 69. Ke7 Nc5 70. Kf7 Kd6 71. Kf6 Ne4+ 72. Kf7 Ke5 73. Ke8 Nd6+
74. Ke7 Ndb5 75. Kf7 Kd5 76. Ke7 Kd4 77. Kf6 Nc7 78. Kf5 Kc5 79. Ke5 Nc6+ 80.
Kf5 Kd6 81. a7 Na8 82. Ke4 Ke6 83. Kf4 Nd4 84. Ke4 Nb5 85. Ke3 Kd5 86. Ke2 Ke4
87. Kf2 Nd4 88. Ke1 Ke3 89. Kd1 Kd3 90. Kc1 Nb3+ 91. Kb2 Nc5 92. Kc1 Na4 93.
Kd1 N4b6 94. Ke1 Ke3 95. Kd1 Nc8 96. Kc2 Ke4 97. Kd2 Kd4 98. Kc2 Nd6 99. Kd2
Nb5 100. Kc2 Kd5 101. Kd3 Nd6 102. Kc2 Kc4 103. Kd2 Kd4 104. Kc2 Nb5 105. Kb3
Kc5 106. Kc2 Kc4 107. Kd2 Nd6 108. Ke2 Kd5 109. Ke3 Nf5+ 110. Kf4 Ne7 111. Kg5
Ke5 112. Kg4 Ke4 113. Kg5 Nd5 114. Kh6 Kf5 115. Kh5 Nf4+ 116. Kh4 Ng6+ 117. Kg3
Ne5 118. Kf2 Ke4 119. Ke2 Nf3 120. Kf2 Kf4 121. Ke2 Ne5 122. Kf2 Nc4 123. Ke1
Ke3 124. Kd1 Kd3 125. Ke1 Nd6 126. Kf2 Nc8 127. Kf3 Nab6 128. a8=N Nc4 129. Nc7
N8d6 130. Nb5 Nf5 131. Na3 Nd4+ 132. Kg3 Ne2+ 133. Kh3 Ne3 134. Nb5 Nf4+ 135.
Kh4 Ne6 136. Na3 Ke4 137. Nb5 Nc5 138. Na3 Kf4 139. Nb5 Nd3 140. Na3 Ng2+ 141.
Kh5 Kf5 142. Nb5 Ndf4+ 143. Kh6 Ne3 144. Na3 Kf6 145. Nb5 Ng4+ 146. Kh7 Ne6
147. Na3 Kg5 148. Nb5 $4 Nf6+ 149. Kh8 Kg6 150. Na3 Ng5 151. Nb5 Nf7# 0-1

[Event "EM-D-MK-1h"]
[Site "Michael42"]
[Date "2003.07.01"]
[Round "16.2"]
[White "Ruffian 1.0.5"]
[Black "Hiarcs 8"]
[Result "1-0"]
[ECO "D20"]
[WhiteElo "2500"]
[BlackElo "2500"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/7N/p7/4K3/2N5/8/7k/8 b - - 0 55"]
[PlyCount "38"]
[EventDate "2003.06.07"]

55... a5 56. Ng5 a4 57. Na3 Kg2 58. Kd5 Kf2 59. Ke4 Ke2 60. Nf3 Kd1 61. Kd3 Kc1
62. Nd4 Kb2 63. Nc4+ Kb1 $2 64. Kc3 Kc1 65. Nb2 Kb1 66. Nf3 a3 67. Nd2+ Kc1 68.
Nb3+ Kb1 69. Nc4 Ka2 70. Nbd2 Ka1 71. Kc2 Ka2 72. Ne3 Ka1 73. Kb3 a2 74. Nc2#
1-0

Nach grober Durchsicht vermute ich, daß diese Partien ohne Tbs. gespielt worden sind.
Parent - - By Joe Boden Date 2012-04-07 16:33
Die Kunst im Schach besteht ja nicht nur daraus, eine Stellung technisch zu verwerten, das ist reines Handwerk und kann erlernt werden mit viel Übung. Eine Stellung muss ja erst einmal herbeigeführt werden, und darin liegt die eigentliche Schönheit des Schachs. Das ist der kreative Output im Schach der Menschen wie der Schachprogramme. Das also Ivanhoe Houdini in eine solche studienartige Stellung gebracht hat, das ist das Besondere an dieser Partie. Ich spiele nicht gern mit TBs, weil das reines Datenbankwissen ist. Mir liegt viel mehr daran zu sehen, was eine Engine genuin kann. Sonst lassen wir irgendwann nur noch Datenbanken gegeneinander antreten..wie langweilig das wäre. Der Spielcharakter, die Anlage eines Spiels, das positionelle Verständnis...das macht Computerschach für mich immer noch aus, so wie in den frühen Jahren, als man noch über das Können der Programme lächelte. Heutzutage sind die meisten Programme ohnehin abgekupfert, der Code hin und her kopiert, diese Entwicklung ist sehr bedauerlich. Welchen Spass macht es, einen Opferzug eines Programms zu sehen, dessen Tiefe nicht berechnet sein konnte, welches aufgrund von Programmierkönnen und "Stellungsgefühl" gespielt wurde. Wenn wir den typischen Charakter eines Programms in Aktionen am Schachbrett wiedererkennen...da ist auch Computerschach immer noch authentisch.
Parent - - By Michael Scheidl Date 2012-04-07 17:06
Das ist ein bemerkenswertes Statement, mit dem ich zu 100% übereinstimme! - Oder wenigstens zu 99%, denn wenn wir die Anwendung als möglichst perfektes Analysetool in Betracht ziehen, ist "realistischer, verläßlicher" Datenbankgebrauch kaum wegzureden...

Wie dem auch sei, es ist sehr wichtig für die Popularität des Computerschachs daß verschiedene Engines - irgendwo, irgendwie - einen erkennbaren Stil aufweisen. Das kann von möglicherweise trügerischen eigenen Eindrücken geprägt sein. Z.B. halte ich bestimmte Bauernhebel für typischen Rybkastil. Mag sein daß das auf alte Versionen mehr zutrifft als auf neuere.
Parent - By Joe Boden Date 2012-04-07 17:24
Schön, Michael, dass wir da übereinstimmen. Vielleicht sollten wir mal ein Thema posten, bei dem es nur um die erkennbaren Eigenschaften und Eigenheiten im Spielverhalten der Engines geht. Ich glaube, dass die meisten Computerschächler nur noch ihre Engines im Hintergrund Turniere spielen lassen und dann sagen können...Programm XY hat 10:9 gegen Programm XY gewonnen. Dann erhält das Programm noch eine ELOzahl zugewiesen und das war es dann. Wenn man dann fragt, wie spielt denn die Engine Soundso..dann sind doch die meisten bereits überfordert, weil niemand mehr zuschaut. Wer die höchste ELO-Zahl auf dem heimischen Rechner erreicht hat wird dann auf dem FritzServer auf die anderen Engines losgelassen. Und auch da geht es nur darum, den schnellsten Rechner zu haben mit dem besten Programm, damit die ELO-Zahl steigt und steigt. So werden sinnlos Millionen Partien produziert, für die sich kein Mensch interessiert, es sei denn als Statistik. Das ist doch das, was heutzutage Computerschach genannt wird.
Parent - By Peter Siegfried Krug Date 2012-04-07 16:47
Schöne Partie!
Mir gefällt das aktive Figurenspiel des Weissen!
Peter
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