[quote="Kurt Utzinger"]
... nur schade, dass trotz allem niemand
wirklich gescheiter geworden ist; einzig der Umstand, dass plötzlich irgend jemand auf die
Idee käme zu verlauten, dass vielleicht auch Hiarcs und/oder Shredder (usw) Clones sein
könnten, würde die rekordverdächtige Schreiberei zum Thema Rybka stoppen.
[/quote]
Das stimmt so leider offenbar überhaupt nicht, lieber Kurt, dass durch derlei Ideen oder ihre Verlautbarung irgendwas gestoppt worden wäre, ganz im Gegenteil, damit ging es erst so richtig los.
Du in deiner besonnenen Art hast nur, scheint mir, von Einigem, was da so "angedacht" wurde, nicht alles mitbekommen, oder hast du z.B. warhscheinlich eh auch das gesehen oder gehört:
Da gab's diesen Endlosthread im CCC von Kai Laskos, wo ein ponder hit Vergleich zwischen verschiedenen engines gemacht wurde, schön mit Dendrogrammen dargestellt:
http://www.talkchess.com/forum/viewtopic.php?t=40795Riis hat ja in seinem Artikel auch daraus zitiert und auch noch extra einen auch nicht ganz uninteressanten Vergleich in den Eloentwicklungen der Topprogramme seit Rykbaerscheinen gebracht.
Während die, die Elo nämlich, aber auch einfach dadurch kommen können, dass viele Andere gegen die neue Topengine getestet und geicht werden haben, stellt sich einfach die Frage, wieviel haben welche engines durch Rybka, soll heißen zuerst auch noch durch Fruit und dann auch noch durch Strelka et al profitiert.
Diese schmutzigste aller Fragen in der Sache, wird vielmehr die wichtigste für viele, scheint mir.
Die ICGA muss sich schon vor Allem in Hinblick auf die ominöse Regel 2 wohl darauf gefasst machen, dass immer mehr Programme von denen, die überhaupt noch bereit sind mitzuspielen, zu überprüfen sein werden.
Entweder es werden immer weniger bereit sein, sich solchen Untersuchungen zu stellen, oder es werden immer mehr werden, die untersucht werden müssen, es sei denn, man untersucht weiter höchstens die Sieger, und es spielt eh immer nur ein einzelner in seiner eigens geschaffenen Klasse. (Gut, das wäre so neu auch nicht, vielleicht auch ein Ausweg.)
Abgesehen davon, dass das Ablenkungsmanöver, als dass es natürlich auch gern verwendet wird, nichts mit dem Rybkaverdacht selbst zu tun hat, ist ein Stammbaum verschiedener engines schon eine schwierige Sache heute, seit mehr und mehr Allgemeingut in den Programmen steckt.
Mich als user stört daran ja am meisten das: die engine- Vielfalt ist nur scheinbar explodiert.
Dass ständig neue Namen auftauchen, könnte vermuten lassen, noch nie gab es soviel Verschiedenes, ja Schnecken.
Schau dir doch mal selber den output deiner Lieblingsengines an, Kurt, was differiert, sind Knotenzahlen, time to depth und die absoluten evals.
Die Züge der HVs meistens erst beim zweiten, dritten HZ oder im MV und stundenlangem Rechnen, die kompletten Partien ähneln einander auch mehr und mehr.
Das ist das wirkliche Dilemma, und das mag uns schon Rajlich zu einem relativ großen Teil eingebrockt haben, ob hauptsächlich dadurch, dass er selbst so viele Nachahmer gefunden hat, oder dass er der erste Nachahmer im großen Stil war.
Diesen feinen Unterschied herauszuarbeiten, wird nur den Programmierern gelingen und der Historie, vorläufig sehe und höre ich außer gegenseitigen Beschimpfungen davon nichts.
Gut, ich nehme etwas selektiv wahr, in den allgemeinen foren dominiert natürlich immer der flame war relativ zu den vernünftigen Neuigkeiten, die technischen Abhandlungen verstehe ich kaum und lese sie daher wahrscheinlich zu wenig und zu schnell wenn überhaupt.
Wie das Alles aber insbesonders auch mit der wirtschaftlichen Machbarkeit von Weiterentwicklungen gehen soll, wenn die immer schon der wissenschaftlichen Offenheit und Quellentreue widersprochen hat?
Wenn die ICGA weiter auch diese Interessen von Programmierern vertreten will, wer was wie verkaufen darf und soll, was man für Marketingargumente aus Ranglisten und Turnieren beziehen darf, dann viel Spaß ICGA, man sollte dann wirklich mal wenigstens wieder darüber nachdenken, wieder einen Schachzweig dieses allgemeinen Spielespielerspielklubs abzuzweigen.
Kannst du dir vorstellen, wie sich Entwickler und Vertreiber von den vielen vielen Tschinbummkrachcomputerspielen am Markt bei so einer Kausa verhielten?
Meine einzige Vorstellung dazu ist Anwalt, Anwalt, law and order oder öffentlich verschworenes Mundhalten über unter der Hand gehandeltes reingeneering auf Teufel komm raus.
Von letzterem vielleicht noch einen kleinen Schritt entfernt (in welche Richtung?
), wird man irgendwann über ersteres mehr nachdenken müssen, scheint mir, nämlich über die öffentlich rechtliche Seite.
Her mit einer Stellungnahme der FSF, egal, wie die dort sicher schon lang abgeschlossenen Untersuchungen ausschauen.
Das Stillschweigen dieser einzigen bekannten rechtlichen Instanz ist nicht mehr länger hinzunehmen.
Wird von dort nichts verlautbart, wird genau das lauter und lauter hörbar werden.
Keine rechtliche Handhabe, Craftycopyright und Fruitcopyleft durchzusetzen?
Dann Turnierregeln, die so tun, als gäbe es hier schützbare Rechtsgüter, abschaffen, nicht reformieren, abschaffen.
Eine Vereinsregel, die sich nicht administrieren lässt, ruiniert den Verein.
Was wäre, wenn man sie ersatzlos streicht: es würden wieder nur die zu den selbst zu bezahlenden Turnieren in den exotischen Destinationen fahren, die sich wirtschaftlich etwas davon versprechen und was wie originär von dem wäre, was mitspielt, wäre eine davon völlig abgekoppelte Diskussion unter echten und Möchtegernfachleuten, wie sie es ohnehin immer war.
Die Diskussion als solche ist ja auch für mich gar nicht das Schlechte, der Gestank von den Stänkerern kommt meiner Meinung nach von der Kriminalisierung, die hier ohne juristischen Hintergrund durch ein auf tönernen Füßen stehendes Vereinsregelwerk bewirkt wird.
Genau so wenig, wie man sich auf eine gemeinsame Hardwareregel je hat einigen können, und das auch immer weniger im Sinn der Investoren ist, genau so wenig wird das halt mit der Software auf die Dauer gehen, was ihre Originalität anbelangt.
Wer fragt denn z.B., wie originär die spielende Hardware ist, ob da jemand selbst herumgeschraubt hat, von welcher Firma die Kompartimente sind...?
Wenn Ferarri ein Formel 1 Rennen gewinnt, interessiert dann irgend jemanden im Publikum, wer die Zuliefer- und Wartungsvertragsfirmen sind?
Das mit den Klassen und Unterklassen der Turniere, war immer schon das liebste Kind der Turniere und der Mitspieler, macht doch einfach bei den WMs zu vielen vielen Hardware- und Klonklasssen eine oder einige für Puristenprogramme, verleiht Originalitätspreise, was auch immer, daneben soll halt der Überdrüberzusammengeklauterybkacluster gegen den Unterdrunteruntergrundstockfishhoudinivielkernrechner antreten dürfen.
Und wenn sich dafür "Urheber", "Autoren", hauptverantwortliche Zusammenschrauber oder Bieterkonsortien, die auch gleich die Wetten dazu anbieten, finden, schlecht für's Geschäft? Mit denen gemeinsam muss ja nach wie vor kein honoriger an Werkstreue Interessierter teilnehmen.
Die Sorge könnte höchstens sein, dass die unwashed masses mehr Interesse an den Untergrundclustern hätten als an den ehrbaren Werken. Andererseits gab es immer einen Breitensport und kulturell oft viel wertvollere Randsportarten und Kulturguteliten.
Levi schreibt in seiner Antwort auf den Riis- Artikel, es wäre biased reporting, den Regelbrecher dadurch zu verteidigen, dass man die Regel anzweifelt.
Das mag stimmen für den einen Anlassfall, über den das Urteil ja längst gefällt ist, so sehr jetzt im Nachhinein einige dagegen anrennen.
Für die weitere praktische und theoretische Beurteilung das jetzt so immer weiter als einzige Präzedenz stehen zu lassen und anzunehmen, dadurch werde wieder Friede, allgemeiner Wohlstand und Fortschritt ausbrechen, ist der sprichwörtliche Schuss ins eigene Knie.
Kopf in den Sand und finster und gut.
Meine Damen und Herren Programmierer, ich ersuche um etwas professionelle Rechtssicherheit in der Öffentlichkeit, im Interesse des users, aber wohl auch im ureigensten.
So lange hier nicht eine sowohl fachliche als auch rechtliche Instanz Stellung bezieht (die ICGA reicht hier ganz offenbar nicht, da sind die Vereinsinteressen schon intern viel zu vielseitig), wird es kein ruhiges und einträgliches Arbeiten geben und kein Uservertrauen mehr.
Die Schachspieler und die Hardwareentwickler werden sich von der Verkaufsschiene weg mehr und mehr der mehr und mehr gebotenen freeware zuwenden, man wird sich mit den Amateuren auf einen technischen und auf einen rechtlichen Standard einigen müssen, wenn man weiter mit ihnen konkurrieren will und können kann.