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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Colle-Capablanca (0-1) PGN kommentiert (05)
- - By Kurt Utzinger Date 2011-11-14 20:59
Liebe Schachfreunde

Da ich gerne Partien kommentiere für meine speziellen Datenbanken, werde
ich diese ins Forum stellen, in der Hoffnung, dass einige Spass daran haben
werden und im besten Fall gewisse Verbesserungsvorschläge eingebracht werden.

Die nachstehende Partie finde ich wundervoll gespielt von Capablanca, der
auf einen würdigen Gegner traf mit grossem Kämpferherz. Faszinierend ist
insbesondere auch der Umstand, dass verschiedene Kommentatoren die Partie
völlig gegensätzlich (von genial bis keinen starken Eindruck hinterlassend)
beurteilen. Details dazu gehen aus meiner kommentierten PGN hervor. Ich habe
versucht, die Partie ins rechte Licht zu rücken und hoffe dazu auf spannende
Reaktionen.

Freundliche Grüsse
Kurt

Stellung nach 10.De2: Ist die Antwort 10...Se5 stark oder schwach?


Stellung nach 23...f6! und bevor 24.Dh4? (richtig war 24.Tf3!


Stellung nach 26.Lxb7 Sf5! -+


Schluss-Stellung anch 35...Kf7


[Event "Karlsbad"]
[Site "?"]
[Date "1929.08.22"]
[Round "18"]
[White "Colle, Edgar"]
[Black "Capablanca, Jose"]
[Result "0-1"]
[ECO "A47"]
[EventDate "1929.08.22"]
[PlyCount "68"]
[Annotator "Utzinger,K"]

1.d4 Nf6
    {Einleitend zwei voellig unterschiedliche Kommentare zu dieser
    spannenden Partie (Utzinger,K). So schrieb Harry Golombek: "Diese
    Partie zeigt Capablanca auf der Hoehe seiner Kunst, voll feinsinniger
    Ideen zur restlosen Ausnuetzung positioneller Schwaechen. Nach der
    Partie soll Colle gesagt haben, es komme ihm vor, als ob er keinen
    schwachen Zug gemacht habe, sein Gegner habe aber einige sehr starke
    gemacht. Dieses Gefuehl war den meisten Partnern Capablancas
    wohlbekannt." Gegensaetzlicher koennte jedoch der Kommentar von
    Euwe/Prins nicht sein, wo es heisst: " Auch in der Partie gegen Colle
    hinterlaesst das Spiel Capablancas keinen starken Eindruck. Dem
    kraenkelnden belgischen Meister fehlt jedoch die Kraft, die ein
    grosser Kampf erfordert. Wenn man diese Kritik in Betracht zieht,
    scheint die Partie wenig Aufmerksamkeit zu verdienen. In Wirklichkeit
    ist sie sehr fesselnd, lehrreich und wahrscheinlich nicht ganz ohne
    theoretische Bedeutung." Nach dem tieferen Studium dieser Partie neige
    ich ohne Wenn und Aber zum positiven Urteil von Harry Golombek. Auch
    im folgenden prallen die unterschiedlichen Ansichten aufeinander
    (Utzinger,K).}
2.Nf3 b6 3.e3
    {Der belgische Meister hatte ein Eroeffnungssystem entwickelt, das
    ungewoehnlich erfolgreich war ausser gegen genaueste Verteidigung. Er
    baute die Bauern auf d4, e3 und c3 auf und richtete die Figuren auf
    den Punkt e4. Die Staerke des Aufbaus liegt in Anhaeufung von
    Energiereserven und deren ploetzliche Entfaltung durch baldiges e3-e4.
    Capablanca waehlt eine ausgezeichnete Gegenmethode, indem er einen
    indirekten Druck von den Fluegeln her auf das Zentrum ausuebt
    (Golombek,H).}
3...Bb7 4.Nbd2 e6 5.Bd3 c5 6.O-O Nc6
    {Vereitelt voruebergehend e3-e4; Schwarz beabsichtigt, den Weissen so
    lange wie moeglich am Vorstoss des e-Bauern zu hindern - und dabei die
    eigene Entwicklung zu vervollstaendigen (Golombek,H).}
7.c3
    {Der fuer das Colle-System typische Zug.}
7...Be7
    {Wenn der weisse c-Bauer nicht nach c4 gegangen ist, sondern
    zurueckgehalten wurde, um d4 zu unterstuetzen, ist die Damenindische
    Aufstellung fuer Schwarz eine sehr passive Spielweise. Eine
    attraktivere Haltung im Zentrum - Einlenkung in eine Art
    Damenbauernspiel mit d5 - kam denn auch sicher in Betracht
    (Euwe/Prins). Da ich selbst gerne das Colle-System anwende, kann ich
    mich mit diesem Kommentar gar nicht anfreunden. Bei dem
    Damenbauernspiel-Aufbau hat Schwarz nur wenige Chancen, ein
    dynamisches Spiel aufzuziehen und die Remisgefahr bleibt gross. Der
    von Capablanca gewaehlte Aufbau ist da viel elastischer und fuehrt zu
    echtem Kampf, wo meistens der bessere Spieler gewinnt (Utzinger,K).}
8.e4 cxd4 9.Nxd4
    {Falls 9.cxd4 Sb4, 10.Lb1 La6, 11.Te1 Sd3 (Euwe/Prins), womit
    impliziert wird, dass diese Fortsetzung unguenstiger waere als der
    Textzug, Dabei wird uebersehen, dass Weiss die starke Fortsetzung
    12.Lxd3 Lxd3, 13.d5! mit Vorteil zur Verfuegung hat (Utzinger,K)}
9...O-O
    {Schwarz beendet lieber seine Entwicklung anstatt einen schnell
    dahinschwindenden Angriff zu beginnen, z. B. 9...Se5, 10.Lc2 La6,
    11.Te1 Dc7, 12.S2f3 Sg6 und Weiss steht eher besser, Colle-Steiner,
    Niendorf 1927 (Golombek,H).}
10.Qe2
    {?! Weiss haette besser zuvor die Springer getauscht, denn das
    folgende Springermanoever erweist sich als wirkungsvoll (Golombek,H).
    Der Springertausch haette eine voellig andere Partie ergeben, dem
    Schwarzen aber sofortigen Ausgleich versprochen, doch Colle will
    kaempfen (Utzinger,K).}
10...Ne5
    {Einleitung zu einem voellig vergeudeten Manoever, wie aus dem Verlauf
    der Partie hervorgehen wird. Mehr auf ein festes Ziel gerichtet.
    Gleichberechtigung im Zentrum, waere 10...g6 mit der Tendenz e6-e5
    nebst d7-d5 gewesen (Euwe/Prins). Auch mit dieser Beurteilung bin ich
    nicht einverstanden, denn nach 10...g6?! 11.Sxc6 dxc6 (oder Lxc6)
    12.e5 besitzt Weiss meines Erachtens eindeutig die Initiaitve
    (Utzinger,K).}
11.Bc2
    {Dass Weiss sein Laeuferpaar und insbesondere seinen weissfeldrigen
    Laeufer behalten will, ist klar. Und wenn Weiss keine Gewinnabsichten
    hat, so kommt auch 11.La6 in Frage (Utzinger,K).}
11...Qc8
    {! Ein thematischer Zug in dieser Verteidigung, der Schwarz in den
    Besitz der Schraegen a6-f1 bringen soll (Golombek,H).}
12.f4 Ba6 13.Qd1 Nc6
    {! Natuerlich nicht 13...Lxf1 14.fxe5 und Weiss erobert zwei Figuren
    fuer den Turm. Moeglicherweise erwartet Weiss hier 13...Sd3, 14.Tf3
    mit besserem Spiel. Schwarz kehrt jedoch mit dem Springer zurück als
    Teil eines fein durchdachten Planes, der das weisse Zentrum
    untergraben soll, insbesondere Punkt e4 (Golombek,H).}
14.Rf3
    {Ein Vergleich der beiden Diagramme zeigt, dass Weiss waehrend der
    Zeit, da Schwarz zwei voellig unbedeutende Platzwechsel der Dame und
    des "weissen" Laeufers zustande brachte, zwei wirkungsvolle
    Angriffszuege, naemlich f2-f4 und Tf3, ausgefuehrt hat. Wir werden zu
    allem Ueberfluss sehen, dass der Laeufer des Schwarzen nach b7
    zurueckkehrt. Schwarz hat einiges gutzumachen und tut dies mit
    bewundernswerter Kaltbluetigkeit (Euwe/Prins).}
14...g6
    {! Wieder ein guter Zug, der einem weissen e4-e5 zuvorkommt und dem
    Angriff des weissen Koenigslaeufers ein festes Bauernbollwerk
    entgegenstellt (Golombek,H). Im Bewusstsein seiner Schuld wird der
    Kubaner voellig sachlich. Da jetzt das Feld f5 unzulaenglich gemacht
    worden ist, muss Weiss mit der Moeglichkeit e6-e5 rechnen; nach Sxc6
    hat Schwarz dann die Wahl zwischen a) Dxc6 fxe5 Dc5 und b) dxc6 fxe5
    Sg4. Mit 15.f5 wuerde Weiss dem Schwarzen zu einer verbesserten
    Ausfuehrung des eben erwaehnten Planes verhelfen, da Schwarz dann
    zuerst mit 15...gxf5 die g-Linie oeffnen kann, also 15.f5 gxf5,
    16.exf5 e5, 17.Sxc6 Dxc6, nebst Kh8 und Tg8. Auch das Einleiten von
    Angriffen mit e4-e5, Sd5, Se4 - evtl. mit vorangehendem 15.Sxc6 Dxc6 -
    wuerde nur konsolidierende Massnahmen hervorrufen: f7-f6 us. Die
    einzig vernuenftige Spielweise, die zugleich e6-e5 ausschaltet, ist
    die Fortsetzung der Entwicklung (Euwe/Prins).}
15.N2b3
    {Ungesund waere 15.Sxc6 Dxc6, 16.f5 Lc5+, 17.Kh1 Sg4 und Schwarz hat
    durchschlagenden Angriff (Golombek,H). Schafft Platz fuer den Lc1,
    damit er nach eventuellem f4-f5 ueber h6 eingreifen kann. Auf die
    Erwiderung 25...d5 wuerde erst 16.exd5 und danach doch f5 folgen
    (Euwe/Prins).}
15...Nxd4
    {Das Beste (Euwe/Prins).}
16.Nxd4
    {Nach dem ebenfalls moeglichen 16.cxd4 waere wohl eher 16...Dc6 statt
    16...d5 17.e5 gefolgt. Der von Colle gespielte Textzug ist dynamischer
    (Utzinger,K).}
16...Bb7 17.Qe2 Bc5
    {Wie Capablanca zwischen dem 14. und 18.Zug die Moeglichkeiten des
    weissen Bauernzentrums zuegelt, kann beispielhaft genannt werden
    (Euwe/Prins). Also doch endlich noch ein Lob von den kritischen
    Kommentatoren (Utzinger,K).}
18.Rh3
    {Folgerichtig setzt Weiss seinen Koenigsangriff fort; es waere jedoch
    umsichtiger gewesen, den naechsten schwarzen Zug mit 18.Kh1 zu
    verhindern. Zu seinem Unglueck kann Weiss die Entwicklung nicht mit
    18.Ld2 fortsetzen wegen 18...Lxd4, 19.cxd4 Dxc2 und auch nicht mit
    18.Le3 Sxe4 (Golombek,H).}
18...Qc6
    {!}
19.e5
    {Unvermeidlich, weil 19.Te3 Dc7, 20.g3 e5 zu einem heftigen Angriff
    gefuehrt haette (Golombek,H). Meines Erachtens kann sich Weiss hier
    nach 21.fxe5 Dxe5 mit 22.b4 noch sehr gut aus der Affaere ziehen.
    Hingegen scheint mir die richtige Fortsetzung fuer Schwarz im
    Zwischenzug 20...a5! zu liegen, wonach e6-e5 wirklich sehr stark droht
    und nach 21.e5 Sd5 stuende Schwarz ebenfalls klar besser (Utzinger,K).
    }
19...Nd5 20.Qf2
    {Konsequent gespielt (es drohen Dh4 und Sxc6, Utzinger,K); doch jetzt
    war es hoechste Zeit fuer 20.Le3 Lxd4, 21.cxd4 obwohl nach 21...Tac8
    22.Tc1 (viel besser 22.Lb3 wonach Weiss ein ertraegliches Spiel
    haette: Utzinger,K) Sxe3, 23.Txe3 Dc4 Schwarz noch immer besser steht.
    Auf 20.Le4? muss Weiss wegen Sxc3! 21.Lxc6 Sxe2+ verzichten
    (Golombek,H). Dem englischen Kommentator ist zuzustimmen, dass im
    Sinne von safety first 20.Le3 ein guter Zug war, wonach der schwarze
    Vorteil minim waere. Denn nach 20.Le3 Lxd4, 21.cxd4 Sb4 folgt 22.Ld1!
    und nicht 22.Tc1?! Tac8 23.Lb3 De4 mit starkem Uebergewicht fuer
    Schwarz, wie Euwe/Prins angeben (Utzinger,K).}
20...Bxd4 21.cxd4
    {Nicht 21.Dxd4? Sxf4 -+ (Golombek,H).}
21...Rac8
    {Droht 22...Dxc2 mit Figurengewinn; entgegen anders lautenden
    Kommentaren war aber auch 21...f6 schon moeglich in dem Sinne, dass
    Schwarz danach durchaus noch nicht verloren gewesen waere. Doch ist
    der Textzug staerker (Utzinger,K).}
22.Bd1
    {Erzwungen, denn nach 22.Lb3? oder 22.Ld3 gewinnt Schwarz mit
    22...Dxc1+! usw.. Und wenn 22.Dh4 mit Mattdrohung auf h7, so antwortet
    Schwarz nicht 22...h5 (Golombek,H), sondern gewinnt wenigstens eine
    Figur mit 22...Sf6! (Utzinger,K).}
22...f6
    {! Ein sehr oekonomischer Zug; er verbindet Abwehr eines
    Koenigsangriffs mit einer Attacke auf die weisse Mitte (Golombek,H).
    Damit sind die grossen Gefahren gebannt. Ausserdem droht
    ueberraschenderweise Sxf4, z. B. 23.Ld2? Sxf4 -+ (Euwe/Prins).}
23.Qh4
    {? An diesem Zug geht Harry Golombek kommentarlos vorbei; umso mehr
    ereifern sich an dieser Stelle Euwe/Prins, dieses Mal wohl zu Recht
    (Utzinger,K). Mit 23.Tf3 und darauf folgender Fortsetzung der
    Entwicklung mit Ld2 usw. wuerde Weiss auf einfachste Art und Weise das
    Gleichgewicht behauptet haben, wobei der Kampf wahrhaftig noch
    spannend geblieben waere (Euwe/Prins). Allerdings ist die von diesen
    Autoren gebrachte Variante 23.Tf3 fxe5, 24.dxe5 Tf7 25.ld2 Tcf8,
    26.Tc1 Db5 27.Lb3 La8 28.Df1 nicht ueberzeugend. Nach 23.Tf3! ist es
    mir aber auch nicht gelungen, fuer Schwarz einen Vorteil nachzuweisen.
    So kann man sagen, dass Edgar Colle bis zum 23.Zug eine sehr feine
    Partie geliefert hat und Kritik an seinen Zuegen fehl gehen
    (Utzinger,K).}
23...Rf7
    {Deckt das Matt auf h7 (Utzinger,K).}
24.Bf3
    {Die Drohungen Sxf4 und Dc4 konnten nicht gut beide abgewehrt werden
    (Euwe/Prins).}
24...Qc4
    {! Diesem Angriff auf den d-Bauern ist nicht befriedigend zu begegnen.
    Die Hilflosigkeit des Weissen ist ein Tribut an Capablancas ausnehmend
    feine und logische Spielweise (Golombek,H).}
25.Be3
    {Listig, doch unzureichend. Es gab keine Ausflucht mehr, wie 25.Df2
    Dxc1+ zeigt (Golombek,H).}
25...Nxe3 26.Bxb7 Nf5
    {! Entscheidend; nicht gut waere 26...Dxd4 27.Lxc8 Sg4+ 28.Kf1 und
    Schwarz ist nicht in der Lage, den Todesstoss anzubringen
    (Golombek,H). Hier irrt der Kommentator, denn nach dem weiteren
    28...Dxf4 29.Ke1 fxe5 ist es um Weiss geschehen; noch schlimmer ist
    allerdings diese Fehleinschaetzung, weil Weiss nach 26...Dxd4 27.Df2!
    antworten kann und Schwarz muss sich mit lediglich Bauerngewinn
    zufrieden geben. Dass Rudolf Teschner gar meint, dass Weiss nach
    28.Kf1 besser stehe, schlaegt dem Fass den Boden aus (Utzinger,K).}
27.Qe1
    {?! Das ist schlechter als 27.Df2 Dc1, 28.De1 Dxe1, 29.Txe1 Tc7,
    30.Le4 Sxd4 mit nur Plusbauer fuer Schwarz, obwohl natuerlich das
    Endspiel gegen einen Capablanca kaum zu halten sein duerfte
    (Utzinger,K).}
27...Rc7 28.Be4 Qxd4+ 29.Kh1 fxe5 30.Bxf5 exf5 31.fxe5
    {Hoffnungslos ist natuerlich das nach 31.Dxe5 Dxe5, 32.fxe5 Te7 -+
    entstehende Turmendspiel (Utzinger,K)}
31...Re7 32.Re3 Qxb2
    {Und schon besitzt Schwarz zwei Mehrbauern, womit die weisse Partie
    aufgabereif ist (Utzinger,K).}
33.e6 dxe6 34.Rxe6 Kf7
    {! Ein schoener Schlusszug: der Koenig selbst greift an. Nach 35.Txe7
    Txe7 waere die weisse Stellung offensichtlich hilflos; er streckte
    deshalb die Waffen (Golombek,H).}
0-1

Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board
Parent - - By Klaus Ritter Date 2011-11-14 21:22
Hallo Kurt,
auch hierzu habe ich was gefunden - Chessbase Monographie...

Code:
[Event "Karlsbad"]
[Site "Karlsbad"]
[Date "1929.08.22"]
[Round "18"]
[White "Colle, Edgar"]
[Black "Capablanca, Jose Raul"]
[Result "0-1"]
[ECO "A47"]
[Annotator "Oleinikov"]
[PlyCount "68"]
[EventDate "1929.07.31"]
[EventType "tourn"]
[EventRounds "21"]
[EventCountry "CZE"]
[Source "ChessBase"]
[SourceDate "2003.10.23"]

1. d4 Nf6 2. Nf3 b6 3. e3 Bb7 4. Nbd2 e6 5. Bd3 c5 6. O-O Nc6 7. c3 Be7 {In
his book on Capablanca, M. Euwe pointed out that against a white c3-d4 pawn
structure the Queen's Indian defence is not so effective as against a d4-c4
pawn chain.   M. Euwe wies in seinem Buch über Capablanca darauf hin, dass
gegen eine weiße Bauernstruktur c3-d4 die Damenindische Verteidigung nicht so
wirksam ist wie gegen die Bauernkette d4-c4.} 8. e4 cxd4 9. Nxd4 (9. cxd4 {was
a critical point. For a long time war ein kritischer Punkt. Lange Zeit galt}
Nb4 10. Bb1 Ba6 11. Re1 Nd3 {was evaluated as a line that "leaves Black with
the better game" (Vukovic, 1965 or 1970 in the Soviet book on the QID by
Voronkov). But everyone stopped after the forced   als Abspiel, dass "Schwarz
das bessere Spiel überlässt" (Vukovic 1965 oder 1970 in dem Buch über
Damenindisch von Voronkov). Aber alle endeten nach dem forcierten} 12. Bxd3
Bxd3 {when Black's B looks very strong. But 30 years after this game White
demonstrated a strong tactical blow in this position, and the line's
evaluation was changed in White's favour (see next game Guimard-Fougelman,
1960).   , wonach der schwarze B sehr stark aussieht. 30 Jahre nach dieser
Partie aber präsentiere Weiß einen starken taktischen Schlag in dieser
Stellung, und die Bewertung des Abspiels wurde zu Gunsten von Weiß verändert
(siehe die nächste Partie Guimard-Fougelman, 1960)}) 9... O-O 10. Qe2 (10. Nxc6
$142 {Vukovic, but nobody tried this in practice.   Vukovic, wurde in der
Praxis noch nicht erprobt.}) 10... Ne5 {This move was criticised by Euwe as
too time consuming.   Dieser Zug wurde von Euwe als zu zeitraubend kritisiert.}
({He recommends Er empfiehlt} 10... g6 $142 {but , möglich ist dann aber} 11.
N2f3 $5 $36) 11. Bc2 (11. Ba6 $142 {"retaining the slight positional
advantage" (Purdy). "behauptet den leichten Positionsvorteil" (Purdy).}) 11...
Qc8 12. f4 (12. h3 {was Colle's improvement in his game against Flohr two
years later in Bled 1931, planning to meet    war Colles Verbesserung in der
Partie gegen Flohr zwei Jahre später in Bled 1931, wonach auf} Ba6 {with dann}
13. Nb5 {but also then the game is close to equal. folgen kann, aber auch dann
steht die Partie nahezu gleich.}) 12... Ba6 13. Qd1 ({Now Jetzt ist} 13. Nb5 $4
{is impossible because of unmöglich wegen} Qc5+) 13... Nc6 (13... Bxf1 $2 14.
fxe5 $16) (13... Nd3 14. Rf3 $1) 14. Rf3 {Euwe showed that White won the
opening duel because he made two important attacking moves: f4 and Rf3, while
the black maneuvres with his B and Q don't look impressive. The sequences
Nc6-e5-c6 and Bb7-a6-b7 also prove that the black plan was not the strongest.
Colle has the initiative, and Capablanca has to defend his position. Later
this defence changes to a counterattack.   Euwe zeigte, dass Weiß das
Eröffnungsduell gewonnen hat, denn er ist zu zwei wichtigen Angriffszügen
gekommen: f4 und Rf3, die schwarzen Manöver mit B und Q dagegen wirken nicht
beeindruckend. Die Folgen Nc6-e5-c6 und Bb7-a6-b7 belegen außerdem, dass der
schwarze Plan nicht der stärkste war. Colle hat die Initiative, und Capablanca
muss seine Stellung verteidigen. Später wird aus seiner Defensive ein
Konterangriff.} (14. e5 $143 Nd5 15. Bxh7+ $2 (15. Rf3 $142 $11) 15... Kxh7 16.
Qh5+ Kg8 17. Rf3 f5 $19 18. Rh3 $140 Nxf4) 14... g6 $1 {Black agrees to
creating a long-term weakness of his dark squares on the kingside because it
is not easy to exploit it quickly with the Bc1. However, now the "quick" White
tactical threats like e5 and B:h7+ are eliminated and Black wins time to
increase his pressure in the center (notice that f2-f4 made the c5-g1 diagonal
weak).   Schwarz lässt eine langfristige Schwächung seiner dunklen Felder am
Königsflügel zu, weil diese nicht leicht mit dem Bc1 auszunutzen sind. Dafür
sind jetzt die "schnellen" weißen Drohungen wie e5 und Bxh7+ ausgeschaltet,
und der Nachziehende gewinnt Zeit, seinen Druck im Zentrum zu erhöhen
(beachten Sie, dass f2-f4 die Diagonale c5-g1 geschwächt hat).} 15. N2b3 ({An
immediate attempt to open the dark-squared diagonals to the kingside with Ein
sofortiger Versuch, mit} 15. f5 $6 {is not very successful because of die
schwarzfeldrigen Diagonalen zum Königsflügel zu öffnen ist nicht besonders
erfolgreich wegen} gxf5 16. exf5 e5 17. Nxc6 Qxc6 $132 {Euwe}) 15... Nxd4 16.
Nxd4 (16. cxd4 $5 {Euwe} d5 $1 17. exd5 (17. e5 Ne4 18. Re3 Bb7 19. Nd2 Nxd2
20. Qxd2 (20. Bxd2 Qc4 $132) 20... f5 21. exf6 Bxf6 $132) 17... Nxd5 18. f5 Bf6
19. Bh6 Bg7 $132) 16... Bb7 17. Qe2 Bc5 18. Rh3 {Colle continues in the
sharpest way and the game becomes an important example of "Sicilian type"
counterplay: Black's bishops on the c5-g1 and b7-g2 diagonals and counterplay
on the half-open c-file versus White's kingside attack.   Colle wählt die
schärfste Fortsetzung, und die Partie wird zu einem wichtigen Beispiel für
"sizilianisches" Gegenspiel: die schwarzen Läufer auf den Diagonalen c5-g1 und
b7-g2 sowie Gegenspiel auf der halboffenen c-Linie  gegen den weißen
Königsangriff.} (18. Bd3 $5 a5 $1 $11 {Euwe} (18... Qc6 $143 $6 19. e5 Nd5 (
19... Bxd4+ 20. cxd4 Nd5 21. f5 $1 $40) 20. Be3 Bxd4 21. Bxd4 $16)) (18. Kh1
$142 {Harvey} a5 $11) 18... Qc6 19. e5 Nd5 {Here comes the turning point of
the game. The commentators agreed that White cannot organize a strong attack
against the enemy king  and therefore has to try to keep the game within "the
margins of draw". But Colle with his passion for attack is looking for a storm.
Hier kommt der Wendepunkt der Partie. Die Kommentatoren waren sich einig, dass
Weiß keinen starken Angriff gegen den feindlichen König organisieren kann und
daher versuchen muss, die Partie in der "Remisbreite" zu halten. Doch der
leidenschaftliche Angreifer Colle will Sturm säen.} 20. Qf2 (20. Be3 $5 {is
the way to keep the game" within the margins of draw". ist der Weg, die Partie
innerhalb der "Remisbreite" zu halten.} Bxd4 21. cxd4 Nb4 {Euwe, Prins} (21...
Rac8 22. Bb3 $1 $11 {Vukovich} ({instead of Golombek's anstatt Golombeks} 22.
Rc1 $2 Nxe3 23. Rxe3 Qc4 $15) 22... Nxe3 $140 23. Rxe3 $11) 22. Bb3 {Following
the Vukovich idea. folgt der Vukovich-Idee:} (22. Rc1 Rac8 23. Bb3 Qe4 $17 {
Euwe}) (22. Bd1 $5 Rac8 23. Qf2 Nd3 24. Qd2 $14) 22... Rac8 23. a3 Nd5 24. Qg4
Nxe3 25. Rxe3 $11) (20. f5 $6 exf5 21. Bh6 Rfe8 22. Bxf5 (22. Kh1 Qc7 $17)
22... f6 $15 {Euwe}) 20... Bxd4 $6 (20... f5 $5 21. Nxc6 (21. Be3 Bxd4 22. cxd4
Nb4 $36) 21... Bxf2+ 22. Kxf2 Bxc6 $15 {Vukovich}) 21. cxd4 (21. Qxd4 $4 Nxf4
$19) 21... Rac8 22. Bd1 $8 (22. Qh4 Nf6 $8 $19 23. Rg3 Qxc2 24. Be3 Ne4 25. Rh3
h5 $19) (22. Bb3 $2 Qxc1+ 23. Rxc1 Rxc1+ $19) (22. Bd3 Qxc1+) 22... f6 $1 {The
beginning of the counterattack, but with the right measures White could still
defend his position. Unfortunately, Colle is stilllooking for a quick killing
attack instead of some prophylaxis.   Die Einleitung des Gegenangriffs, aber
mit den richtigen Maßnahmen könnte Weiß seine Stellung nach wie vor
verteidigen. Unglückseligerweise ist Colle noch immer auf den schnellen
tödlichen Angriff aus, anstatt ein bisschen Prophylaxe zu betreiben.} 23. Qh4
$6 (23. Bd2 $142 $11 {Vukovich} d6 (23... fxe5 24. Rc1 Qb5 25. Rxc8 Bxc8 26.
Qh4 h5 27. Qg5 $13) (23... Nxf4 24. Bxf4 fxe5 25. Bf3 (25. dxe5 Rxf4 $1 $17)
25... e4 {was Capablanca's intention, but after   war Capablancas Absicht,
aber nach} 26. Qh4 {"Black finds himself in difficulties" - Vukovic. Euwe
tried to find a continuation in Capablanca's favour,    "befindet Schwarz in
Schwierigkeiten" Vukovic. Euwe versuchte, eine Verbesserung für Capablancas zu
finden,} (26. Be2 {Golombek, Tartakower} e3 $1) {but after doch nach} 26... Rf7
27. Bd1 e3 28. Bf3 $1 (28. Rg3 $143 $2 Qe4 29. Bf3 Qxd4 30. Bg5 Qxb2 31. Rf1
Rc1 32. Rh3 Rxf1+ 33. Kxf1 Ba6+ {Euwe's and Prins's main line   die
Hauptvariante von Euwe und Prins}) 28... Qc1+ {, which Euwe considered as
"killing", follows was Euwe für "tödlich" hielt, folgt} 29. Qe1 $1 $16 Qxe1+
30. Rxe1 Bxf3 (30... Rxf4 31. Bxb7) 31. Rxf3 $18) 24. Rc1 Qd7 25. Rxc8 Rxc8 26.
Rf3 $132 {Vukovich}) (23. Rf3 $142 $11 {Euwe, Prins} fxe5 24. dxe5 Rf7 25. Bd2
Rcf8 26. Rc1 Qb5 27. Bb3 (27. b3 $143 d6 $1) 27... Ba8 28. Qf1 $132 {Euwe,
Prins}) 23... Rf7 $15 {now everyone was sure that Black is better because of
his two strong threats - Nxf4 and Qc4 (attacking d4).   Jetzt waren sich alle
sicher, dass Schwarz besser steht, auf Grund zweier starker Drohungen - Nxf4
und Qc4 (mit Angriff auf d4)} 24. Bf3 ({But it looks like Rf3 still holds the
position: Aber es scheint, als würde Rf3 die Stellung noch immer halten:} 24.
Rf3 $1 $11 Qc4 25. Qf2 Qxc1 $140 $2 26. Rxc1 Rxc1 27. Qd2 Ra1 28. a3) 24... Qc4
$40 {Now Black's attack is unstoppable. Jetzt ist der schwarze Angriff nicht
mehr aufzuhalten.} 25. Be3 (25. Qf2 $2 Qxc1+ $1 $19) 25... Nxe3 26. Bxb7 Nf5 $1
(26... Qxd4 $143 27. Bxc8 Ng4+ 28. Kf1 $1 $11 {Tartakower}) 27. Qe1 Rc7 28. Be4
Qxd4+ 29. Kh1 fxe5 30. Bxf5 exf5 31. fxe5 Re7 32. Re3 Qxb2 33. e6 dxe6 34. Rxe6
Kf7 0-1


Gruß,
KR
Parent - By Kurt Utzinger Date 2011-11-14 22:57
Hallo Klaus
Vielen Dank. Das erlaubt mir, die kommentierte Partie noch etwas auszubauen.
Aber vorerst muss das alles noch (nach-)analysiert werden ... ich glaube nicht
immer alles, was die Koryphäen (meistens) in der Schnelle so geschrieben
haben.
Mfg
Kurt
Parent - - By Thomas Müller Date 2011-11-14 21:40 Edited 2011-11-14 21:42
Hallo Kurt,

sehr schön.
Ich habe mir vor zig Jahren ein Buch zugelegt "75 seiner schönsten partien" aus "Bibliothek Caissa" de Gruyter Verlag.
1983 war das , aber das original ist von 1947 erschienen unter dem titel
"Capablanca's 100 Best Games...chosen and annonated by H.Golombek"
Da ist die partie drin als #54 von 1929 karlsbad. Was stimmt jetzt?

Ich schmöker auch immer mal wieder in diesen büchern.
Finde gut dass du das wieder "rauskramst"
Danke!

gruß thomas

EDIT: vergess das mit dem datum 22.08.1929...stimm doch alles in der pgn alles gut!
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2011-11-14 22:41
[quote="Thomas Müller"]
Hallo Kurt,

sehr schön.
Ich habe mir vor zig Jahren ein Buch zugelegt "75 seiner schönsten partien" aus "Bibliothek Caissa" de Gruyter Verlag.
1983 war das , aber das original ist von 1947 erschienen unter dem titel
"Capablanca's 100 Best Games...chosen and annonated by H.Golombek"
Da ist die partie drin als #54 von 1929 karlsbad. Was stimmt jetzt?

Ich schmöker auch immer mal wieder in diesen büchern.
Finde gut dass du das wieder "rauskramst"
Danke!

gruß thomas

EDIT: vergess das mit dem datum 22.08.1929...stimm doch alles in der pgn alles gut!
[/quote]

Hallo Thomas
Die Kommentare von H.Golombek stammen exakt aus dem von Dir genannten Buch,
allerdings die deutsche Ausgabe, Seite 145, Partie Nr. 54. Was meinst Du mit Deiner
Frage "Was stimmt jetzt?".
Mfg
Kurt
Parent - By Thomas Müller Date 2011-11-15 06:40
Hi,

hatte zuerst was von 1928 gelesen und mich gewundert weil bei mir 1929 stand.
Hat sich aber ereldigt....passt alles bei dir!
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