Hallo Konrade,
"Hallo Peter, gratuliere zu den Erwähnungen!"
Danke!
"Meine Studien sind so, weil ich sie so gedacht habe

Ich mag Festungen, Zugzwang und (insbesondere) langsames manövrieren; und diese Themen helfen auch, das generelle blinde Vertrauen in Schachkomputer zu brechen

Bei Festungen z.B., wenn Weiss gewinnen muss, kommt oft die Frage: "Wie geht's nun weiter?"."
Kennst du Wotawa (ein österreichischer Komponist und Staatsanwalt)? Der hat schon viele geistreiche Festungen gebaut, die auch noch
heute von den Computern nicht zu knacken sind.
Günter Amann (Austria) hat im Geiste Wotawa eine wirklich gute Studie gebaut, die dann
nur ein "Lob" - soweit ich mich erinnern kann, bekam...
Auch mir geht es so, dass ich es mag, Studien zu bauen, die kein Computer lösen kann.
Im Studienbereich zumindest kann man ja immer noch sehr gut die Grenzen des
Computers aufzeigen. - Ist auch gar nicht so schwer.
Es hat bei mir eine Zeit gedauert, bis ich merkte, dass das Preisrichtern gar nicht imponiert.
Denen interessiert der Inhalt, das Gedankliche in einer Studie.
Die Studie muss/darf durchaus keine Herausforderung sein für den Computer... -
Siehe dazu die Studie von Pervakov 1. Preis.
"Ausserdem, bin ich mir noch nicht sicher, was genau (an einer Studie) ästhetisch als Vorteil oder Nachteil angesehen wird. Ich habe zwar meine Meinungen, und kenne einige generelle Regel (z.B. so wenig Steine wie nötig), bin aber noch im Unklaren, wie schlecht ein Schachgebot als erster Zug ist, oder ob eine oder die andere Drohung zu offensichtlich ist (und deswegen keinen Vorteil bietet)..."
Schachgebote selbst anfangs sind an sich keine Schwächen bei den Studien.
Es kommt darauf an, ob Weiß bei Schachgebote beispielsweise thematische
Verführungen ("Thematic try") hat...Dann wertet es die Aufgabe sogar erheblich auf.
Eine Studie hat nicht nur eine Hauptvariante.
Die in Klammern angegebenen Varianten sind auch sehr wichtig und machen den
gedanklichen Inhalt der Hauptvariante erst deutlich.
Diese "Nebenvarianten" werden in der Beurteilung einer Studie mitberücksichtigt.
Ich sehe es als Schwäche einer Studie an, wenn schwarze Figuren (Läufer, Springer) und so weiter
einfach so weggeschlagen werden...wenn diese nicht zu vor gezogen haben...
"Letztlich sind Schachstudien immer noch ein Hobby für mich. Ich könnte Morgen schon damit aufhören, Studien zu komponeren, wenn andere Angelegenheiten (wie Familie oder Studium) es anfordern [hoffentlich wird sowas nicht passieren

]."
Studien komponieren ist etwas wunderbares und bleibendes.
Wenn ich einmal nicht mehr da sein werde...und vielleicht nicht einmal
ein Grabstein von mir...dann werden meine Studien "weiterleben" - sofern diese gut waren...;
Beispielsweise kommen unsere veröffentlichten Studien so ziemlich alle in die
Van der Heijden Datenbank. Zudem kommt man mit Studienfreunden, Kollegen aus
aller Welt (Russland, Ukraine, Georgien, Ungarn, Rumänien, Deutschland, Frankreich, Italien, USA ...)zusammen, und kann sich übers Email austauschen, oder gar bei einer nächsten
Reise überlegen, ob man nicht den einen oder anderen Studienkomponisten besucht.
Sergiy Didukh hat einmal geschrieben, dass die meisten Komponisten nicht über das
Niveau ihrer Anfangsstudien kommen.
Ich denke, dass das möglich ist. Dann ist dieses Hobby allerdings schon sehr aufwendig!

Um besser zu werden und besser beurteilen zu können, ist es hilfreich, die
Van der Heijden Datenbank zuzulegen und einen groben Überblick über die
wichtigsten Komponisten zu bekommen.
Um Fehlern in der Komposition zu erkennen, um gelungene Aufgaben, oder missglückte
Aufgaben unterscheiden zu können, ist es wichtig dass du Feedback von
Studienspezialisten bekommst.
Die können dir beispielsweise sagen, ob gewisse Themen schon heutzutage
ausgereizt sind, ob etwas noch originell genug ist... oder ob die Studienidee schon
ein "abgestandener Kaffee" ist.
Ich kann nur empfehlen, dass du deine Studien in Vertrauen beispielsweise
Siegfried Hornecker oder beispielsweise Michael Roxlau schickst und dir so
ein Feedback holst...;
Sei froh, dass du es beim Hobby belassen kannst....;
Das heißt, dass du es nicht so ernst nimmst;
Den leben kann man davon sowieso nicht.
Aber ich freue mich über jeden, der dieser Komposition treu bleibt, und
meine Erfahrung ist, dass die Studienkomponisten in der Regel recht feine Leute sind...
Gratualation auch noch zu deiner Auszeichnung!
Alles Gute Peter