[quote="paul aner"]2010 sind wir noch nicht einmal auf dem stand von 1974![/quote]In den ersten Jahren deiner Tabelle war es doch aber auch so, dass die großen Haudegen Mephisto und Fidelity jeweils mit bis zu 3 baugleichen Maschinen an dem einen WM-Turnier teilnehmen durften. "Hurra, unsere Engine-B ist Weltmeister!" kam dann heraus. Dass die baugleichen Engine-A und Engine-C auch durchaus hinter einigen Konkurrenten zu liegen kamen, musste man als Interessierter dann im Kleingedruckten nachlesen. Wie groß war jeweils die Anzahl der unterschiedlichen Teilnehmer?
Benno
By Gerhard Austaller
Date 2011-03-15 17:31
Hallo
[quote="paul aner"]
2010 sind wir noch nicht einmal auf dem stand von 1974! was ist in der zwischenzeit vorgekommen, so dass es ist wie es ist???
[/quote]
Ein paar Gedanken von mir....
1.) Schachcomputer/Computerschach hat für die breite Masse die Faszination verloren. Früher haben sich Leute noch gewundert bzw. waren erstaunt, dass Schachcomputer eine intellektuelle Leistung erbringen können, wie sie eigentlich nur einem intelligenten Menschen zugetraut wurde. Mittlerweile ist die Masse etwas aufgeklärter: Computer sind alltäglich und es hat sich rumgesprochen, dass hinter Schachprogrammen keine künstliche Intelligenz steckt, sondern "nur" etwas Mathematik. "Nur" ist relativ, da es doch schwierig ist ein gutes Programm zu schreiben, aber viel einfacher, als es scih früher normale Menschen vorgestellt haben.
2.) Computerschach ist in den Augen der Masse gelöst. Der Weltmeister hat verloren. Ist plakativ geschrieben, gilt aber sicher für die Masse auch wenn es nur 6 Partiern waren und es keinen Rückkampf gegeben hat usw...
3.) Es gibt vielen anderen "elektronsichen Zeitvertreib", der mit Comnputerschach konkuriert. Musiklabels jammern ja immer, dass die CD Umsätze zurückgehen. Ist kein Wunder, es gibt für Jugentliche heutzutage viiiiel mehr Möglichkeiten ihr Taschengeld durchzubringen, als vor 20 Jahren. Analog sehe ich es mit Computerschach als Freizeitvergnügen.
4.) Schach ist generell etwas out und man hat fast keine Chance mehr gegen Schachcomputer/-programme. In meiner Jugend gab es fast in jeder Schule Schach als Freifach. Und dann gab es leistbare Schachcomputer, die einem zwar Widerstand boten aber die man doch mit viele Ausdauer dann mal besiegen konnte (auch auf der stärksten Stufe). Mir persönlich ist es so ergangen, dass mit den für mich unschlagbaren Programmen, das selber Spielen uninteressant wurde.
5.) Es gibt keine Typen mehr! Vielleicht liegt es auch dran, dass durch den Wegfall der CSS mir die neuen Typen nicht bekannt sind. Aber die Namen/Pseudonyme der aktuellen Programmautoren sagen mir meist nichts.
6.) Mit Computerschach kann man kaum mehr Geld machen bzw. die Goldgräberstimmung ist vorbei. Es gibt zwar viel Billigschrott, der in der Masse vielleicht auch Gewinn bringt, aber interessante hochqualitative Produkte habe ich so in letzter Zeit nicht gesehen. Bei Hardware schon gar nicht, wohl weil die Spielstärkenmässig nicht mithalten kann. Aber auch bei Software hat mich in letzter Zeit nichts wirklcih vom Hocker gehauen.
7.) Open Source(?) Bitte dafür nicht hauen, aber mit der Menge an freien Wissen ist es relativ einfach schnell eine starke Engine auf die Füße zu stellen (wie legal die Programme zustande gekommen sind, lasse ich dahingestellt). Nachdem diese Engines meist frei verfügbar sind und viele Nutzer ziemlich spielstärkenfixiert sind, kann ich mir schon vorstellen, dass viele potentielle Autoren nicht viel Lust verspüren, Engines komerziell zu entwicklen und zu verkaufen. Das wirtschaftliche Risiko ist wohl zu hoch bzw. der Verdienst daraus zu gering.
Unterm Strich ergibt das, dass Computerschachevents für Sponsoren und Medien nicht mehr so interessant sind wie z.B. in den 80ern und 90ern. Und ich denke, dass hat generell Auswirkungen auf die Motivation von vor allem Firmen ihren wirtschftlichen Erfolg in Computerschach zu suchen.
VG
Gerhard
7*(+1)
(Anfang der 80er hieß es dann "Die Dinger sind jetzt so gut, die können sogar mit einem Vereinsspieler mithalten!" und ich fand das so faszinierend. Neu war die Technik, neu dass sie erschwindlich ist, neu was realisiert wurde, neu dass das menschliche Denken überhaupt eine Konkurrenz bekam...und ich kaufte dann bald meinen C64 samt Colossus)
By Michael Scheidl
Date 2011-03-16 06:48
Das sehe ich alles genauso, nur mit Einschränkungen bei Punkt 4: Ich spiele schon noch gerne selbst, aber vorzugsweise gegen Menschen.
Vielleicht was es eh so geiment.
Punkt 5 hat viel damit zu tun, daß nicht kontinuierlich und "in Mengen" über Computerschach berichtet wird. Man erkennt welch einen großen Unterschied ein Printmagazin wie CSS gemacht hat, obwohl das nur sechs Hefte im Jahr waren. Es gibt mehrere Online-Schachseiten mit vielen Berichten, aber dort ist Computerschach nur ein Randthema (sogar bei ChessBase).
[quote="Michael Scheidl"]Ich spiele schon noch gerne selbst, aber vorzugsweise gegen Menschen.
Vielleicht was es eh so geiment.[/quote]Es konnte seinerzeit dem Ego sicher auch eine Zeit lang gut tun, gegen die Rechner ganz ehrlich zu gewinnen.
"Noch bin ich besser als die Blechkisten!" und
"Noch haben sie mich nicht!!".
Vermutlich konnte das mehr motivieren als ein heutiges Spiel gegen eine Engine, gegen die man nur dann eine Chance hat, wenn sie instruiert wird, sich dem Menschen zuliebe schwächer zu geben.
Und so wurde damals vielleicht auch mehr als heute gegen den Rechner wirklich gespielt.
(Spieler welcher Spielstärke dürfen sich heute noch als gleichstark fühlen wie ein gratis-'Chess King' auf einem günstigen Android-Telefon?)
Benno
Man kann eben nicht alles statistisch erfassen,wie viele hier meinen.
Es ist auch nicht alles so sicher wie Menschen vielleicht glauben.
Vielleicht sollten wir eine GedenkeMinute einlegen für die japanische Bevölkerung.
Tausende von Computern,alles vom feinsten,und was hat es genutzt?
Erstklassige Software,alles wunderbar,und alle sagen,das kann nicht passieren!
Und es passiert doch.
Mein Beileid an die japanische Nation.
Willi
By Michael Scheidl
Date 2011-03-16 20:22
[quote="Benno Hartwig"](Spieler welcher Spielstärke dürfen sich heute noch als gleichstark fühlen wie ein gratis-'Chess King' auf einem günstigen Android-Telefon?)[/quote]
Ich weiß nicht genau, aber...
Event:
Ort:
Datum:
Weiss:
Schwarz:
Ergebnis
Board
[Event "8m+3s"]
[Site "Wien"]
[Date "2001.??.??"]
[White "Chess Tiger 14.0"]
[Black "Scheidl, M."]
[Result "0-1"]
[ECO "C65"]
[PlyCount "28"]
{96MB, Tiger.ctg. PII/333} 1. e4 {0} e5 {3} 2. Nf3 {0} Nc6 {2} 3. Bb5 {0} Nf6 {
2} 4. O-O {0} Bc5 {3} 5. Nxe5 {0} Nd4 {3} 6. Bc4 {0.98/10 11} Nxe4 {29} 7. Nxf7
{5.70/9 12} Qh4 {4} 8. g3 {4.80/10 8} Qh3 {6} 9. Nxh8 {4.60/10 13} d5 {2} 10.
Be2 {4.56/6 11} Nxe2+ {4} 11. Qxe2 {4.38/6 5} Bg4 {4} 12. Qd3 {0.30/10 10} Ng5
{6} 13. Qb5+ {-8.92/11 90} c6 {4} 14. Re1+ {-7.62/10 72} Kf8 {7} 0-1
zu 4.:
Man braucht sich ja nur mal die Bewertungen und Kommentare anschauen, die die unterschiedlichen Schachprogramme in Androids "Market" oder Apples "AppStore" bekommen. Bei den starken a'la Stockfish/Droidfish, Shredder, Fritz usw. heißt es oft: "Blödes Programm, da hat man ja keine Chance, zu gewinnen!" oder "Viel zu stark, habs gleich wieder gelöscht", während bei den Sch(w)achprogrammen gern mal steht: "Super, so macht Schach Spaß!" oder "Hab schon auf Stufe 4 gewonnen, jetzt probiere ich Stufe 5!"
CSS-Shop