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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Neuer Fernschach-WM
- - By Ingo Althöfer Date 2010-11-28 18:45
Vor wenigen Tagen ist die aktuelle Fernschach-WM
(Endrunde der 23. ICCF-WM) entschieden worden.
Sieger wurde mit 11,5 Punkten  (7 Siege und 9 Unentschieden)
der Deutsche Ulrich Stephan. Der Vize-Titel mit 11 Punkten geht
an Thomas Winckelmann, der ja hier im Forum kein
Unbekannter ist.

Eine Partie läuft noch, hat aber auf die ersten beiden
Ränge keinen Einfluss mehr. Die aktuelle Kreuztabelle
findet sich unter

http://www.iccf-webchess.com/EventCrossTable.aspx?id=13581

Durch Anklicken kommt man zu den Zuglisten der Partien.

Ingo Althöfer.
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2010-11-28 19:29
Besten Dank für diese Info. Da kann man wieder einmal ganz hochklassige
Partien auf die Festplatte laden.
Mfg
Kurt Utzinger
Parent - - By Wolfgang Draeger Date 2010-11-28 20:53
Hallo Kurt,

aber nicht erschrecken, es sind jede Menge Remisen dabei (fast wie beim Online-Masters). 

Gruß
Wolfgang
Parent - By Kurt Utzinger Date 2010-11-28 21:34
[quote="Wolfgang Draeger"]
Hallo Kurt,

aber nicht erschrecken, es sind jede Menge Remisen dabei (fast wie beim Online-Masters). 

Gruß
Wolfgang
[/quote]

Hallo Wolfgang
Gut gebrüllt !!
Gruss
Kurt
Parent - - By Frank Rahde Date 2010-11-29 20:23
Ja,  und die erste Partie, die ich mir wahllos anschaute, war folgende:

[Event "World Championship 23 Final"]
[Site "ICCF"]
[Date "2007.12.31"]
[Round "?"]
[White "Stephan, Ulrich"]
[Black "Serafim, Jannis"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "2579"]
[BlackElo "2584"]
[PlyCount "43"]
[EventDate "2007.??.??"]

1. e4 c5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 g6 4. d4 cxd4 5. Nxd4 Bg7 6. Be3 Nf6 7. Bc4 O-O 8.
Bb3 d6 9. f3 Na5 10. Qd2 Nxb3 11. axb3 Bd7 12. O-O a6 13. Rfd1 Re8 14. Nde2 Rc8
15. Nf4 Bc6 16. Qf2 Nd7 17. Nd3 Qc7 18. Nb4 a5 19. Nxc6 bxc6 20. Ra2 Ra8 21.
Rda1 Reb8 22. Qd2 1-0



Die Spieler müssen so weltmeisterlich sein, dass sie in einer vermutlichen remislichen Stellung auf Sieg für Weiß entschieden. Bloß warum? Was soll ich von solchen Partien halten?!

Gruß, Frank
Parent - - By Frank Rahde Date 2010-11-29 20:34
Ah, ich hätte die Tabelle besser lesen sollen: Da steht zu dieser Partie: "X hoch D = result by default". Die einfache Lösung ist: der Schwarze war zurückgetreten...

Gruß, Frank
Parent - By peter struwel Date 2010-11-30 16:05
hallo frank,

glückwunsch frür den volltreffer!

ein fader beigeschmack stellt sich bei mir ein wenn ich sehe, dass ein spieler bei einem turnier nach vier runden
einfach nicht mehr weiterspielt, da diese ergebnisse einen gravierenden einfluss auf die platzierungen darstellt.
schlimmer noch dass nur 4 von 17  runden absolviert wurden. besser für den turnierverlauf wäre es gewesen,
wenn der spieler aus dem turnier gänzlich entfernt worden wäre!

ausserdem kann ich dieser wm nichts abgewinnen. hier kämpfen spieler, die mit ihrem namen für ihre elo zahl stehen.
da muss man wissen, das es nicht alleine ihre sportliche leistung ist!
sie sollten ehrlicher sein und kundtun wer ihnen geholfen hat, das wäre besser!

ich erinnere mich an einen schachfreund, der mir sagte dass er gerade den im titel verliehen bekommen hat.
schachlich hatte aber nicht viel drauf. seitdem halte ich nicht viel davon.

peter struwel
Parent - - By Johannes Ozymandias Date 2010-11-29 20:00
@ Ingo Althöfer & Kurt Utzinger:

Vielen Dank für den Link und die Hinweise, die ich mir als
Fernschach-Außenseiter aus reiner Neugierde etwas näher angesehen
habe.  Eine kleine Überraschung bedeutete für mich, daß mir die 17 Namen
in der Tabelle gänzlich unbekannt sind. Offenkundig ist mir die aktuelle
Fernschach-Szene nicht vertraut, aber ich hätte eben doch erwartet,
daß die Prätendenten um die WM-Krone des Fernschachs auch im
Nahschach als starke Spieler ausgewiesen sind. War das nicht früher
so? - Wie auch immer: Von diesen 17 Spielern, unter denen auch einige
den Titel des GMs und IMs führen (was sind eigentlich SMs?),  sind bei
der FIDE, wenn ich mich nicht verzählt habe, gerade mal fünf(!) mit einer
aktiven Elozahl registriert, davon nur ein einziger, Marc Geenen, mit
einer respektablen Elozahl von 2300, die anderen vier mit Elozahlen
von etwas über 2100; der neue Weltmeister Ulrich Stephan etwa hat
eine Elozahl von 2107 (wenn es sich denn um dieselbe Person handelt).
Man verstehe mich recht: Das ist nicht schlecht, aber von 'weltmeisterlich'
eben doch noch sehr weit entfernt.

Weiß jemand, wie das zu erklären ist? Nehmen stärkere Nahschachspieler
grundsätzlich nicht mehr an solchen Turnieren teil? Oder tritt die Spielstärke
eines Nahschachspielers bei der Inanspruchnahme von Engines in der
Partienanalyse immer mehr in den Hintergrund? - Ich frage konkret vor
folgendem Hintergrund: In Diskussionen hier auf dem Forum habe ich schon
einige Male die Aussage gelesen, daß es beim Engine-Einsatz bei weitem
nicht nur auf Performance der Engines und der Hardware ankommt, sondern
eben auch auf das (koordinierende und strukturierende) Schachverständnis
dessen, der die Engine einsetzt. Wenn das korrekt ist, sollte man folgerichtig
auch erwarten, daß die Kombination aus starkem Spieler, starker Engine und
starker Hardware sich auch im Fernschach durchsetzt. Ist dem nicht so?

Viele Grüße reihum von

** JO **
Parent - - By Ingo Althöfer Date 2010-11-29 20:51
Hallo, Herr Ozymandias,

[quote="Johannes Ozymandias"]
... ich hätte eben doch erwartet,
daß die Prätendenten um die WM-Krone des Fernschachs auch im
Nahschach als starke Spieler ausgewiesen sind.


Nahschach und Fernschach sind zwei ziemlich verschiedene
Wettbewerbe, insbesondere in Zeiten, wo beim Fernschach
der Einsatz von Computern erlaubt ist.

Zitat:

In Diskussionen hier auf dem Forum habe ich schon
einige Male die Aussage gelesen, daß es beim Engine-Einsatz bei weitem
nicht nur auf Performance der Engines und der Hardware ankommt, sondern
eben auch auf das (koordinierende und strukturierende) Schachverständnis
dessen, der die Engine einsetzt. Wenn das korrekt ist, sollte man folgerichtig
auch erwarten, daß die Kombination aus starkem Spieler, starker Engine und
starker Hardware sich auch im Fernschach durchsetzt. Ist dem nicht so?


Doch, das ist so. Allerdings sind
(a) reine Schachstärke im computerlosen Spiel
und
(b) Schachverständnis im computer-unterstützten Spiel
zwei deutlich verschiedene Sachen.

Vor vielen Jahren - genauer zwischen 1985 und 1997 - habe ich
3-Hirn-Schach eingeführt und gespielt: Zwei verschiedene Schachprogramme
mussten ihre Zugvorschläge ausrechnen, und ich als drittes Hirn habe
daraus ausgewählt. Am Ende, also 1997, war mein 3-Hirn etwa 2750
Elo-Punkte stark (5-3-Match-Sieg gegen die damalige deutsche Nr. 1, GM
Artur Jussupow), obwohl die genutzten Computer nur etwa 2550
waren und ich 1900.

Andere Spieler mit Elo-Zahlen um die 2300 haben auch 3-Hirn-Experimente
gemacht, allerdings mit deutlich weniger Erfolg als ich, obwohl sie als
Solospieler so viel stärker waren. Meine Erklärung dafür: Ihr Ego war zu
gross. Es ist nämlich eine schwere Disziplinprüfung, nur aus wenigen
Computer-Vorschlägen auszuwählen, ohne impulsiv überzureagieren.

Ingo Althöfer
Parent - - By Johannes Ozymandias Date 2010-11-30 16:21
@ Ingo Althöfer:

Dankeschön für die nette Antwort! Das Thema interessiert
mich sehr. NB: Vom 'Dreihirn' hatte ich vor Jahren schon einmal
gehört - freilich ohne mir darunter etwas rechtes vorstellen zu
können, habe wohl auch gemeint, daß eine dritte elektronische
Instanz (und nicht ein Mensch) die eigentliche Entscheidung
unter den Vorschlägen trifft. War das übrigens nicht sogar
einmal ein  Versuch von Stefan Meyer-Kahlen?

Aber zurück zum Thema:
Zitat:
Allerdings sind (a) reine Schachstärke im computerlosen Spiel und
(b) Schachverständnis im computer-unterstützten Spiel zwei deutlich
verschiedene Sachen.

Diese Aussage ist für mich ziemlich überraschend: Wodurch genau unterscheidet
sich die Schachstärke im computerlosen Spiel vom Schachverständnis im
computerunterstützten Spiel? Die Aufgabe ist doch - unabhängig vom Engine-Einsatz - immer,
in jeder Partie, den jeweils besten Zug oder einen Näherungswert davon zu finden. Wenn
der Mensch in diesem Prozeß die Entscheidungsinstanz sein soll, muß doch folglich auch sein
Spielverständnis, sein spielerisches Vermögen, den Ausschlag für die Entscheidung geben.
Wenn man Großmeistern bei der Analyse zusieht, spielen stets Strukturmerkmale in ihrer
Argumentation eine bedeutende Rolle, von denen ein Durchschnittsschachspieler nicht
einmal etwas weiß, geschweige denn daß er sie verstünde. Ein solcher starker menschlicher
Schachspieler muß deshalb nach meiner Überzeugung gegenüber einem weniger
starken schon deshalb im Vorteil sein, weil er Stratageme und andere konkrete Überlegungen,
Faktoren und Indikatoren in den Entscheidungsprozeß mit einbringt, die (noch) weit jenseits
des Rechenhorizonts der Engines liegen: Seine Entscheidungen sind in der Breite und in
der Tiefe fundierter, müssen deshalb auf lange Sicht erfolgreicher sein.

Ihre Erklärung ist:
Zitat:
Andere Spieler mit Elo-Zahlen um die 2300 haben auch 3-Hirn-Experimente
gemacht, allerdings mit deutlich weniger Erfolg als ich, obwohl sie als
Solospieler so viel stärker waren. Meine Erklärung dafür: Ihr Ego war zu
gross. Es ist nämlich eine schwere Disziplinprüfung, nur aus wenigen
Computer-Vorschlägen auszuwählen, ohne impulsiv überzureagieren.

Das sei jetzt erst einmal dahingestellt, zumal ich nicht mit einer besseren Erklärung
dienen kann. Aber so ganz will's mir noch nicht einleuchten, weil das erfolgreichere
Spiel Ihres 'Dreihirns' ja nun auch (vermutlich) Ergebnis eines langwierigen
Lernprozesses war. Will meinen: Ein entsprechend geschulter GM dürfte nach
Absolvieren eines spezifischen Dreihirn-Entscheidungstrainings wiederum
deutlich im Vorteil sein.

Sind Sie anderer Meinung? Wenn ja, helfen Sie mir bitte besser zu verstehen, warum.

Viele Grüße reihum von

** JO **
Parent - By Ingo Althöfer Date 2010-11-30 21:25
Lieber Herr Ozymandias,

Zitat:

...habe wohl auch gemeint, daß eine dritte elektronische
Instanz (und nicht ein Mensch) die eigentliche Entscheidung
unter den Vorschlägen trifft. War das übrigens nicht sogar
einmal ein  Versuch von Stefan Meyer-Kahlen?


Er hat es versucht, war aber nicht durchschlagend erfolgreich.
Deutlich besser lief es bei Helmut Weigel, wobei seine grosse
Zeit vorbei war, als Rybka aufkam und deutlich stärker war
als die anderen Programme. Da hatte er keine gleichstarken
Engines mehr, aus deren Vorschlägen ausgewählt wurde.

Zitat:

Zitat:
Allerdings sind (a) reine Schachstärke im computerlosen Spiel und
(b) Schachverständnis im computer-unterstützten Spiel zwei deutlich
verschiedene Sachen.

Diese Aussage ist für mich ziemlich überraschend: Wodurch genau unterscheidet
sich die Schachstärke im computerlosen Spiel vom Schachverständnis im
computerunterstützten Spiel?


Vollkommen erklären kann ich es nicht. Aber sicher spielt eine
Rolle, dass Nahschachspieler stärker vom taktischen Verständnis
abhängen und auch von ihrer Stress-Resistenz in Zeitnotphasen.

Ein Vergleich: Im Nahschach bin ich (mit DWZ 1970 in besten Zeiten) nie
auch nur annähernd an die Stärke von Barbara Hund (DWZ/Elo über 2300
zu ihren Glanzzeiten) herangekommen. Im Fernschach haben wir aber
bei der Endrunde der 17. Deutschen Jugendmeisterschaft (im Jahr 1981/82)
den geteilten 5. Rang belegt. - Damals passierte das Fernschach noch ganz
ohne Computerhilfe.

Zitat:

Die Aufgabe ist doch - unabhängig vom Engine-Einsatz - immer,
in jeder Partie, den jeweils besten Zug oder einen Näherungswert davon zu finden.


Aber die äusseren Bedingungen sind verschieden.

Zitat:

... muß doch folglich auch sein
Spielverständnis, sein spielerisches Vermögen, den Ausschlag für die Entscheidung geben.


Anscheinend habe ich ein ziemlich gutes strategisches
Verständnis, aber deutliche Schwächen bei de Taktik.
Insoweit haben mir Computer als Berater sehr geholfen.

Ich erinnere mich auch noch an eine Diskussion vor etwa 5 Jahren,
als ein gestandener GM und ich zusammen beim WM-Kampf Leko-Kramnik
kibitzten (ich glaube, in Runde 5). Der GM hielt das Endspiel noch für
klar remislich, während ich (auch damals ganz ohne Computerhilfe)
schon irgendwie spürte - und auch sagte - dass Leko das wohl gewinnen
könne.

Zitat:

Ihre Erklärung ist:
Zitat:
Andere Spieler mit Elo-Zahlen um die 2300 haben auch 3-Hirn-Experimente
gemacht, allerdings mit deutlich weniger Erfolg als ich, obwohl sie als
Solospieler so viel stärker waren. Meine Erklärung dafür: Ihr Ego war zu
gross. Es ist nämlich eine schwere Disziplinprüfung, nur aus wenigen
Computer-Vorschlägen auszuwählen, ohne impulsiv überzureagieren.

Das sei jetzt erst einmal dahingestellt, zumal ich nicht mit einer besseren Erklärung
dienen kann. Aber so ganz will's mir noch nicht einleuchten, weil das erfolgreichere
Spiel Ihres 'Dreihirns' ja nun auch (vermutlich) Ergebnis eines langwierigen
Lernprozesses war.


Richtig, insgesamt 13 Jahre. Wobei mein Verständnis für das System
langsam mit der Stärke der Computer wachsen konnte.
Die beiden 2300er, die es probieren wollten, haben nach einigen
wenigen nicht erfolgreichen Partien das Handtuch geworfen.

Zitat:

Will meinen: Ein entsprechend geschulter GM dürfte nach
Absolvieren eines spezifischen Dreihirn-Entscheidungstrainings wiederum
deutlich im Vorteil sein.


Vielleicht. Möglicherweise hätte bei solch einer Entwicklung aber seine
klassische Schachstärke Schaden genommen. Dazu einfach mal ein Bild
aus einem anderen Bereich: Wer viel Auto fährt, wird vielleicht ein guter
Rennfahrer, verliert normalerweise dabei aber seine Fähigkeiten als
menschlicher Leichtathlet.

Ingo Althöfer
Parent - By Horst Wandersleben Date 2010-11-28 19:33
Mein uneingeschränkter glückwunsch geht an Thomas Winckelmann.

Hallo Thomas,
gut gemacht!

Viele grüße
Horst
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