Lieber Herr Waesch,
[quote="Michael Waesch"]
Ich würde ja dann ne Umfrage machen, aber dann schreit der Admin
Sie sind ziemlich neu hier im CSS-Forum, deshalb können Sie es
noch nicht wissen: Umfragen sind hier was ganz Seltenes, Besonderes.
Normalerweise gibt es nur alle paar Monate eine, z.B. dann, wenn
eine WM ansteht.
Ein erster Eindruck vorweg: Ich glaube, Sie lesen und schreiben zu
hastig. Gerade philosophische Schriften sollte man langsam lesen,
über jeden Satz in Ruhe nachdenken, vielleicht am Folgetag nochmals
lesen. Es steht ja auch in Laskers Einleitung, er habe 15 Jahre
gebraucht, bis er den Stoff des Büchleins genügend durchdrungen
habe.
Auch deshalb werde ich nicht auf alle Ihre Punkte eingehen, sondern
zunächst einmal nur auf die ersten drei.
Zitat:
"... widme ich gerne dieses Selbstbekenntnis, das Welterkenntnis sein will.".
S1, Handschriftliche Einleitung Laskers.
Hier liegt wohl ein Missverständnis vor. Diese Seite ist NICHT eine handschriftliche
Einleitung, sondern eine ursprünglich handgeschriebene Widmung Laskers an
einen Käufer. Bei der Neuauflage hat die Lasker-Gesellschaft diese Widmung
einfach mitgedruckt.
Zitat:
... finde ich, dass Lasker ... Er gibt zu, dass er sich nicht damit begnügen will,
seine Einlassungen als "Selbstbekenntnis" gelten zu lassen, sondern er wünscht,
dass die ganze Welt es so sieht.
Da haben Sie ihn missverstanden. Es heisst ja Welterkenntnis und nicht Welt-
bekenntnis. Lasker meint, dass er ein Stück der Welt erkannt (=verstanden) hat.
Und die Welt zu verstehen, ist das Streben jeden Wissenschaftlers.
Zitat:
Seite 3, kompletter 1. Abschnitt:
Lasker will uns glauben machen, dass alles, aber wirklich alles ein Kampf sei - ...
Abschließend setzt er dann auf sein falsches Weltbild noch einen drauf und
schreibt: "Daher rankt sich die Theorie des Kampfes um des Lebens grünen Baum". S3, Z.7-9
Sie haben Lasker wieder nicht richtig verstanden. Er schreibt nämlich ganze
zwei Sätze:
"Das Leben ist, nach einem uralten Worte, ein fortgesetzter Kampf.
Daher rankt sich die Theorie des Kampfes um des Lebens grünen Baum."
Der erste Satz bezieht sich auf ein wirklich sehr bekanntes altes Sprichwort.
Und "des Lebens grüner Baum" steht auch nicht im Widerspruch zum Kampf.
Es findet in der lebenden Natur fortwährend ein Kampf um knappe
Ressourcen statt.
Zitat:
Seite 4, 1 Abschnitt.
Lasker schwadroniert über die Evolutionstheorie von Darwin, um seine
eigenen Ausführungen bezüglich des Kampfes zu untermauern.
Lasker schreibt genau zwei Sätze hierzu; insgesamt knapp 6 kurze Zeilen,
in denen der Name Darwin einmal fällt. Das ist kein Schwadronieren.
Zitat:
Sein Buch ist ein einziger Fehler, da er nicht aus seiner eigenen Domäne
(Schach) heraus argumentiert, sondern weit darüber hinausgeht.
Es ist das Zeichen von grossen Menschen, dass sie nicht nur auf
einem Gebiet aktiv sind.
Lasker war nicht nur Schachspieler, auch wenn Sie ihn bisher nur
als solchen kennen. Er war - zum Zeitpunkt des Schreibens des
Buches - promovierter Mathematiker und auch ein begabter
Journalist.
Zitat:
... Einen Dreck hat sie das gekümmert, was der Starke mit dem Schwachen macht -
und mir als Schwerbehindertem, dem man schon Mittel zur Behandlung meiner
Krankheiten teilweise verweigert hat
Mein ehrlich gemeintes Beileid zu Ihrer Krankheit und Ihren Schmerzen.
Ingo Althöfer.