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- - By Ingo Althöfer Date 2010-01-12 21:56
Kann mir jemand sagen, welcher Schachmeister gesagt hat:
"Es gibt so viele beste Züge wie es Gegner gibt"    ?

Danke im Voraus.

Ingo Althöfer
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2010-01-12 22:24 Edited 2010-01-12 22:28
Hi Ingo,

ich habe das kürzlich gelesen aber ich kann mich nicht genau erinnern.

Glaube es war Emanuel Lasker, bin mir absolut unsicher. Beschäftige mich derzeit verstärkt mit Schachbüchern aber merken kann ich mir leider nicht alles.

Sage und schreibe 1079 Seiten, 1600 Diagramme, Leinen, 1. Auflage 2009.
Was für ein Werk, mein Lieblings-Schachbuch !!

Gruß
Frank

Sofern richtig: Hier die Quellenangaben:

Emanuel Lasker
Denker, Weltenbürger, Schachweltmeister

Hier mal der Bericht zum Buch von Schach Niggemann:

Im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung stellt die Emanuel Lasker Gesellschaft am 20. November 2009 die neue Emanuel Lasker Monographie in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel vor. Die Biographie ist das bislang umfassendste Werk zu dem Mathematiker, Philosoph und Schachspieler Emanuel Lasker, einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen und internationalen Geistesgeschichte. Anlässlich der Buchpräsentation werden zahlreiche hochkarätige Gäste aus dem In- und Ausland erwartet.

Höhepunkt der Veranstaltung ist eine Signierstunde der anwesenden Autoren und Herausgeber, darunter Tomasz Lissowski, Dr. Tony Gillam, Roberto Mayor, Peter De Jong, Toni Preziuso, Susanna Poldauf, Prof. Dr. Joachim Rosenthal, Prof. Dr. Wolfgang Angerstein, Robert van de Velde, Hans-Christian Wohlfarth und Raij Tischbierek. Besonders freuen sich die Veranstalter über die Anwesenheit von Viktor Kortschnoi, einer der weltbesten Schachspieler, und ebenfalls Autor in der Monographie. Neben einer Sonderführung durch die Herzog August Bibliothek hält das Programm ein weiteres Highlight für alle Schachbegeisterten bereit: Elisabeth Pähtz, Juniorenweltmeisterin von 2005 und derzeit stärkste deutsche Spielerin wird zu einer Online-Schachpartie antreten. Die von Dr. Richard Forster, Stefan Hansen und Dr. Michael Negele herausgegebene und im Exzelsior Verlag erschienene Monographie kann zu einem Preis von 114 Euro erworben werden. Daneben werden in Wolfenbüttel auch 50 Laska-Spiele angeboten.

Emanuel Lasker

Der 1868 in Berlinchen, Neumark, geborene Lasker trug siebenundzwanzig Jahre den Titel des Schachweltmeisters (1894-1921), eine nie wieder erreichte Leistung. Laskers Persönlichkeit zeichnete sich durch eine enorme Vielseitigkeit aus. Er promovierte in Mathematik, schrieb mehrere philosophische Werke, betätigte sich als Herausgeber von Schachzeitschriften, Sachbüchern und verfasste literarische Werke. Als deutscher Jude bekämpfte den Nationalsozialismus aus seinen Exilstationen Holland, Schweiz, Sowjetunion und USA. 1941 starb er in New York. In Deutschland war Lasker außerhalb der Schachwelt wenig bekannt. Umso bekannter war er dagegen im Ausland.

Die Monographie - Emanuel Lasker: Denker, Weltenbürger, Schachweltmeister

Die neue Monographie bündelt in umfassender Weise Laskers kulturelles und geistiges Erbe in Schach, Philosophie und Geistesleben. 25 international renommierte Autoren beleuchten das vielschichtige Leben und Werk. Einen Themenschwerpunkt bildet Laskers einzigartige Schachkarriere, von den Anfängen über die lange Weltmeisterzeit bis hin zum überraschenden Comeback im Pensionsalter. Weitere Beiträge gehen seinem Leben und Wirken in Deutschland, England, Holland, den Vereinigten Staaten, Kuba und in Russland nach. Die Betrachtung von Herkunft und Kindheit Laskers sind ebenso Gegenstand der Monographie wie die Würdigung der Person von Jacques Hannak, dessen Biographie von 1952 das Lasker-Bild vieler Generationen maßgeblich geprägt hat. Ferner stellt das Buch Laskers Schaffen als Journalist und Autor in den Fokus sowie auch seine Ambitionen auf den Feldern der Mathematik, der Philosophie und des Dramas. Laskers Leistungen auf den Gebieten des Bridge- und Go-Spiels sowie in dem von ihm selbst erfundenen Laska-Spiel werden ebenfalls gewürdigt. Jeweils ein Kapitel zu Laskers Oeuvre im Problemschach und im Studienschach runden die Monographie ab.

Nicht zuletzt enthält das Buch über 500 Bilder - viele davon bisher unveröffentlicht - sowie 1600 Diagramme und 700 Schachpartien.
Parent - - By Ingo Althöfer Date 2010-01-13 13:31
Hallo Frank,

genau das wäre die Wunschquelle: Emanuel Lasker...

Ich würde es nämlich als sein Wort dem von Tarrasch
gegenüberstellen wollen, der ja explizit (mehrfach)
geschrieben hat: "In jeder Schachstellung gibt es
genau einen besten Zug."

Danke, Ingo.
Parent - - By Ingo Althöfer Date 2010-01-13 14:34 Edited 2010-01-13 14:39
Jetzt habe ich auch endlich etwas mit Google gefunden:
man muss nicht nach "besten Zügen" suchen, sondern nach "richtigen Zügen".

Dann findet sich ein Spiegelartikel zu Bronstein (von 1958 [sic!])
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41759438.html

und darin der Absatz

> Lasker erprobte eine psychologische Art des Schachspiels. Sein Biograph Dr. Hannack
> erläutert: "Steinitz hatte den jeweils wissenschaftlich richtigsten Zug gesucht, Tarrasch
> hat jeweils behauptet, den wissenschaftlich richtigen Zug gefunden zu haben. Lasker
> aber hat keines von beiden getan; ihn hat nicht der wissenschaftlich richtige Zug,
> sondern immer nur der für den konkreten Gegner am wenigsten angenehme Zug
> interessiert, gleichgültig, ob er wissenschaftlich richtig oder falsch war. Nach seiner
> Theorie gab es soviel richtige Züge, als es psychologisch differenzierte Gegner gab."

Ingo.
Parent - - By Roland Kanz Date 2010-01-13 17:31 Edited 2010-01-13 18:18
Guten Tag Ingo!

Dann findet sich ein Spiegelartikel zu Bronstein (von 1958 [sic!])
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41759438.html

> Lasker erprobte eine psychologische Art des Schachspiels. Sein Biograph Dr. Hannack

> erläutert: "Steinitz hatte den jeweils wissenschaftlich richtigsten Zug gesucht, Tarrasch
> hat jeweils behauptet, den wissenschaftlich richtigen Zug gefunden zu haben. Lasker
> aber hat keines von beiden getan; ihn hat nicht der wissenschaftlich richtige Zug,
> sondern immer nur der für den konkreten Gegner am wenigsten angenehme Zug
> interessiert, gleichgültig, ob er wissenschaftlich richtig oder falsch war. Nach seiner
> Theorie gab es so viel richtige Züge, als es psychologisch differenzierte Gegner gab."


Also wenn man das heute zu lesen bekommt was damals über Lasker geschrieben wurde besonders von Dr.Hannak in seiner Biografie, traut man seinen Augen nicht!
Heute in unserer Zeit wo über das Schachspiel selbst und seine Faktoren ungleich mehr erforscht und allgemein bekannt sind , verwundert trotzdem die Aussage von Dr.Hannak, hätte er doch den gesunden Menschenverstand eben lt. Lasker walten lasse und nicht eine derartige Verklärung und einfach falsche Ansicht der Dinge verbreitet.

Aus heutiger Sicht und hier zitiere ich Dr. Hübner aus Kaissiber Nr.: 36  Seite 42,43 das Interview führte Herr Michael Ehn, Wien

Auszug:

Zum "psychologischen Schach" Laskers .Sie lehnen  die Verwendung dieses Begriffs in Bezug auf Lasker ab im Gegensatz wie  Pfleger oder Munzert, die das besonders betonen. Warum?

Hübner: Man muss sich zunächst klar werden, was mit der Ausdrucksweise gemeint ist. Was ich ablehne, ist die These, dass Lasker im Hinblick auf die Erkenntnis der Psyche des Gegners bewusst seine Züge wählte und absichtlich zu schlechten Zügen griff.

1. Es gibt viele Hinweise und aussagen von ihm selbst, dass er nicht so verfuhr.
2.Esist unmöglich in der Praxis in wirksamer Weise durchzuführen. Wenn man die Psyche eines Menschen sehr gut kennt, weiß man noch lange nicht das Geringste über seine Art, Schach zu spielen. Schachspielen ist etwas das man erlernen kann und wo Technik und Können eine beachtliche Rolle spielen; jemand mag auf anderen Gebieten ganz hilflos sein und doch gut Schach spielen.
3. Die Unsicherheit die diesem Verfahren anhaftet, bleibt zu groß; man weiß nie, ob der Gegner nun vielleicht das Richtige findet oder nicht.
4.Es ist vor allem völlig unnötig, zu solchen Mitteln Zuflucht zu nehmen, wenn man immer den stärksten Zug macht. Dann kann man nie verlieren. den Schach ist ein Gleichgewichtsspiel-gerade auch nach Laskers Auffassung.
Ich denke da besonders an die Partie Georg Marco gegen Lasker, die sie vorgeführt haben, wo Laskers Stellung lange Zeit völlig kaputt war und er sich wie durch ein Wunder nicht nur rettet, sondern diese Partie sogar noch gewinnt. Weiß macht eine Reihe von Fehlern, die man sich von einem angehenden Großmeister wie Marco nicht erwartet.

Wie kann man sich sowas erklären?

Hübner:
Lasker hat sich nicht durch ein Wunder gerettet, sondern durch Zufälligkeit und Kampfkraft. Er gewann um den 70. Zug. Jeder ermüdet, und auch heute passieren in der späten Partiephase gestandenen Großmeistern ganz erstaunliche Fehler. Ich sehe in der Partie weiter nichts Außergewöhnliches; sie zeigt einen normalen Kampfverlauf, in dem sich der Stärkere durchgesetzt hat.
Und in der Eröffnung, spielen auch da psychologische Erwägungen keine Rolle?
Das hat nicht mit Psychologie zu tun, sondern das sind technische Beobachtungen an der Spielweise des Gegners. Man bemerkt etwa dass er geschlossene Positionen nicht gut spielt; dann versucht man eine Eröffnungsvariante zu wählen, die zu einem geschlossenen Stellungstypus führt. Derartige Überlegungen stellt jeder an. Das haben die Zeitgenossen Laskers auch getan; und sie haben es gründlicher getan als Lasker. Der verfuhr in diesem Punkte besonders Oberflächlich und schlecht. Zum Beispiel wählte Lasker beim Weltmeisterschaftskampf gegen Schlechter 1910 verhältnismäßig erfolglos, weil er die Merkmale von Schlechters Spielweise überhaupt nicht erkannt hat. Er hat gerade durch ungeschickte Eröffnungswahl diesen Wettkampf verdorben; er blieb bei einer Variante des offenen Spaniers, die zu einer einfachen Stellungsstruktur führten, welche Schlechter besonders gut lag.
Wenn sie den Stil des jungen Lasker vergleichen mit dem des reifen Lasker vergleichen, sehen sie große Unterschiede?

Hübner:
Personen verändern sich im Lebensgang meist nicht viel; so hat sich Laskers Spielweise wenig verändert. Es ist klar dass er im Alter vorsichtiger oder besonnener gespielt hat. Aber ich glaube, es gibt keinen bemerkungswerten Unterschied in seinem herangehen an das Spiel.
Bei seinem WM-Kampf gegen Steinitz 1894  stand sein Können wohl noch nicht in voller Reife, aber meines Erachtens war er bereits der beste Spieler der Welt.
Das zu dem Thema Zum "psychologischen Schach" Laskers .

Übrigens die das monumentale Buch die Lasker-Monographie ist im Handel erhältlich

Emanuel Lasker-Denker, Weltenbürger, Schachweltmeister

Exzelsior Verlag, Berlin 2009, im Auftrag der Emanuel Lasker Gesellschaft, Berlin
1079 Seiten, geb. Deutsch, algebraische Notation; Preis 114 Euro; ISBN:978-3-935800-05-1

MfG.
Roland
Parent - - By Ingo Althöfer Date 2010-01-14 13:23
Hallo, Herr Kanz!   

(Die Anrede und das Siezen sind nicht böse gemeint.
Das mache ich bei allen so, mit denen ich nicht per Du bin.)

>> ...  Lasker
>> aber hat keines von beiden getan; ihn hat nicht der wissenschaftlich richtige Zug,
>> sondern immer nur der für den konkreten Gegner am wenigsten angenehme Zug
>> interessiert, gleichgültig, ob er wissenschaftlich richtig oder falsch war. Nach seiner
>> Theorie gab es so viel richtige Züge, als es psychologisch differenzierte Gegner gab."

> Also wenn man das heute zu lesen bekommt was damals über Lasker geschrieben
> wurde besonders von Dr.Hannak in seiner Biografie, traut man seinen Augen nicht!

Zustimmung. Hannak hat es mit der Wahrheit oft nicht so genau genommen.

Aber: Seine Lasker-Biographie hatte ich schon als Jugendlicher gelesen, etwas später
dann auch das Buch "Schach für Tiger" von Simon Webb.

In beiden Werken ist die Rede davon, dass man seine Zugwahl vom konkreten Gegner
abhängig machen sollte, wenn man erfolgreich sein will.  Das habe ich - ab 1985 -
bei meinen 3-Hirn-Experimenten immer wieder umgesetzt, und zwar viel häufiger
erfolgreich als anders herum. Musterbeispiel: im Jahr 1996 die sechste Matchpartie
gegen GM Timoschenko; beschrieben auf S. 244ff meines 3-Hirn-Buchs.

> Aus heutiger Sicht und hier zitiere ich Dr. Hübner ...

Ich schätze Hübner, sehe bei ihm aber auch Schwächen durch ein
relativ enges Schach-Weltbild. Er hat in seiner aktiven Laufbahn (fast) immer "nur"
nach den besten Zügen gesucht, nicht aber nach denen, die für den
Gegner am unangenehmsten waren.  Er mochte auch keine Psycho-Mätzchen
neben dem Brett.  ( Als 1980/81 sein Kandidatenfinale gegen Kortschnoi war,
in Meran, und es nach der ersten Runde  1-0 für Hübner stand, wollte
sein Team-Manager Hilgert beim anschliessenden Abendessen im Hotel melancholische
russische Weihnachtslieder spielen lassen, um den im gleichen Saal speisenden
Sowjet-Dissidenten Kortschnoi zu nerven. Damit hat er aber in erster Linie
Hübner genervt... )

> Hübner schrieb: 1. Es gibt viele Hinweise und aussagen von ihm selbst, dass er nicht so verfuhr.

Man muss bei Lasker aufpassen. Er (be)schrieb nicht alles immer so, wie er es im
Leben wirklich machte. Zum Beispiel hat er 1907/08 im Vorfeld des Wettkampfes
gegen Tarrasch sehr wohl den Presse-Psychokrieg um beste Züge und psychologische
Spielweise mitgemacht und gefördert. Auch hat er definitiv die zweite Partie des Wettkampfes
gegen Tarrasch durch eine ungesunde unübersichtliche Spielanlage gewonnen, mit der Tarrasch
nicht klar kam.

> Hübner:
> Das hat nicht mit Psychologie zu tun, sondern das sind technische Beobachtungen an der
> Spielweise des Gegners. Man bemerkt etwa dass er geschlossene Positionen nicht gut
> spielt; dann versucht man eine Eröffnungsvariante zu wählen, die zu einem geschlossenen
> Stellungstypus führt. Derartige Überlegungen stellt jeder an...

Zum Beispiel auch Hübner selbst bei einem Wettkampf gegen Fritz (in Dortmund,
irgendwann 2000+): 6 Partien, alle mit sehr trockenen Remisen, wobei nur
Hübner in einer Partie mal gewisse Siegchancen hatte.

Vielleicht könnte Hüber sogar mit Hannaks Aussage leben, wenn Hannak nur das
Reizwort "psychologisch" weggelassen hätte, also etwa

>> Nach seiner [Laskers] Theorie gab es so viel richtige Züge, als es ... differenzierte Gegner gab."

Ich will noch eine Anekdote über Psychowaffen beim Fernschach erzählen:
Bei der 17. Deutschen Jugend-Fernschach-Meisterschaft hatte ich mich unter
172 Teilnehmern bis in die Endrunde vergekämpft, die im Juli 1980 begann.
Auch dabei war Barbara Hund, damals die Frontfigur des westdeutschen
Mädchenwunders im Schach. Mit der ersten Postkarte stellt man sich dem
Gegenspieler vor. Sie machte das bei mir so: "Meine Hobbies sind Faulenzen,
Briefmarkensammeln und junge Männer." Da konnte ich mich die ganze Partie
lang nicht richtig konzentrieren...
Insgesamt reichte es für mich zum 5. Platz (punktgleich mit Barabara Hund).
Verloren habe ich in der Endrunde nur zwei Partien: gegen den Sieger Jürgen
Böhm (aus Dortmund) und ... gegen Barbara Hund.

Ingo Althöfer.
Parent - By Frank Quisinsky Date 2010-01-14 14:44 Edited 2010-01-14 14:52
Hallo Ingo,

IA:
Ich schätze Hübner, sehe bei ihm aber auch Schwächen durch ein
relativ enges Schach-Weltbild. Er hat in seiner aktiven Laufbahn (fast) immer "nur"
nach den besten Zügen gesucht, nicht aber nach denen, die für den
Gegner am unangenehmsten waren.  Er mochte auch keine Psycho-Mätzchen
neben dem Brett.  ( Als 1980/81 sein Kandidatenfinale gegen Kortschnoi war,
in Meran, und es nach der ersten Runde  1-0 für Hübner stand, wollte
sein Team-Manager Hilgert beim anschliessenden Abendessen im Hotel melancholische
russische Weihnachtslieder spielen lassen, um den im gleichen Saal speisenden
Sowjet-Dissidenten Kortschnoi zu nerven. Damit hat er aber in erster Linie
Hübner genervt... )

FQ:
Robert schreibt ja selbst, dass sich Menschen im Verlauf des Lebens nur unwesentlich verändern (jetzt mal grob mit meinen Worten zusammengefasst).
Da muss ich Dir widersprechen (erster Teil von Deinen Hinweisen) !!

Vorab: Daran glaube ich nur bedingt (Aussagen von Robert Hübner).
Menschen verändern sich zwar im Laufe des Lebens geringfügig aber geringfügige Auswirkungen können ein Leben maßgeblich in andere Richtungen lenken.

Glaube eher das Lebensabschnittsphasen den weiteren Verlauf prägen.
Und mit jeder neuen Lebensabschnittsphase kommen auch gleiche Fragen wieder auf, die dann jeder für sich sogar "neu" beantworten muss.
Ganz unabhängig von weiterem Wissen und Erfahrungswerten die natürlich auch beeinflussend wirken.

Mit "meine 40 oder 50 besten Partien (Robert Hübner)" habe ich mir in Kindesalter mein erstes Schachbuch gekauft.
Glaube das gibt es heute nicht mehr, Umschlag war in einem aggressiven Rot (kleineres Buch, habe ich heute leider nicht mehr).
Das war eine Partiesammlung die ich mir vom Taschengeld kaufen konnte.
So zerflattert war kein anderes Buch was ich in meinem Leben besessen habe.

Aus diesem Buch habe ich z. B. noch Jahre später viele Stellungen zum Testen von Schachcomputern entnommen.
Ich erinnere mich ganz genau, weil z. B. der Forte A, B so unterschiedlich mit verschiedenen "Hübner" Stellungen umgingen.

Da waren viele Stellungen enthalten, wo er selbst schrieb, das es mehrere gute Fortsetzungen gab und warum er sich für Zug A, B oder auch C entschieden hat.

Ich glaube er wollte eher den Eindruck hinterlassen auf der Suche nach dem besten Zug zu sein aber hatte das nie selbst für sich so wahrgenommen bzw. er wollte nur den "Eindruck" hinterlassen.
Warum entzieht sich meiner Kenntnis.

Genau das wäre auch die Frage die ich ihm stellen würde wenn ich Ihm mal begegnen sollte und ich die Chance hätte mich mit ihm zu unterhalten.
Das wäre für mich sicherlich ein Event.

Vermutung, hatte nie Kontakte mit Robert Hübner, mit Ihm mal gesprochen etc..
Aber ich habe vieles um Robert Hübner mit Spannung verfolgt.
Klar, er prägte mein Schach und war ein Vorbild.

Von daher kannst Du das sicherlich auch besser beurteilen aber so Recht glaube ich nicht daran.

Ansonsten, immer wieder interessant was Du schreibst, schön zu lesen.

Viele Grüße
Frank Quisinsky
Parent - By Roland Kanz Date 2010-01-14 16:58
Guten Tag Herr Althöfer

"Anrede"

Also,habe keine Probleme damit, ist mir an und für sich auch lieber, wurde allerdings hier in diesem Forum vor längerer Zeit von einem Moderator drauf hingewiesen dass in einem Internet-Forum eben wie diesem dass das Sie nicht erwünscht wäre, zur besseren gemeinschaftlichen Unterhaltung bzw. Austausch von Informationen, Diskussionen usw. darum meine direkte Anrede.

Warum Dr.Hübner auf das Wort "psychologisch" gereizt reagiert glaube ich zu wissen.
Es stört!

Er hat in seiner aktiven Hübner Laufbahn (fast) immer "nur"
nach den besten Zügen gesucht, nicht aber nach denen, die für den
Gegner am unangenehmsten waren.  Er mochte auch keine Psycho-Mätzchen
neben dem Brett


Nach seinen Aussagen (Hübner) ist das eben nicht so, sondern die Zugwahl ist auf eine technische Beobachtung  zurückzuführen.
Vermutlich ist das sein Prinzip, Korrektheit

Zum Beispiel auch Hübner selbst bei einem Wettkampf gegen Fritz (in Dortmund,
irgendwann 2000+): 6 Partien, alle mit sehr trockenen Remisen, wobei nur
Hübner in einer Partie mal gewisse Siegchancen hatte.


Hier ging es in erster Linie nicht zu verlieren, gegen einen Rechner. (technische Beobachtung) Wahl der Partieanlage.

Man muss bei Lasker aufpassen. Er (be)schrieb nicht alles immer so, wie er es im
Leben wirklich machte. Zum Beispiel hat er 1907/08 im Vorfeld des Wettkampfes
gegen Tarrasch sehr wohl den Presse-Psychokrieg um beste Züge und psychologische
Spielweise mitgemacht und gefördert. Auch hat er definitiv die zweite Partie des Wettkampfes
gegen Tarrasch durch eine ungesunde unübersichtliche Spielanlage gewonnen, mit der Tarrasch
nicht klar kam.


Hier muss ich Hübner nochmals zitieren:

Aus dem schon erwähnten Interview das Herr Michael Ehn, Wien, mit Dr.Hübner  führte
Kaissiber Nr.: 36  Seite 42,43 Januar-März 2010

Auf die Frage:

Welche Stilmerkmale sind ihnen bei Lasker besonders aufgefallen?

Von einem "Stil" kann man meiner Meinung nach beim Schachspielen nicht reden. In der Art seines Herangehens an das Wettkampschach fallen seine Vielseitigkeit, seine Beweglichkeit und seine Kampfkraft auf.

Ich bin der Meinung, dass sowohl Capablanca als auch Aljechin auf Lasker fußen, von Lasker gelernt haben und ihre Spielweise in Anlehnung an Laskers Können entwickelt haben.
Lasker war fähig, die Vergangenheit der Partie hinter sich zu lassen; er lebte beim Schachspielen stets im Moment.
Er dacht nicht daran, welche prächtigen Möglichkeiten er vielleicht versäumt hatte; dadurch konnte er sich immer voll einsetzen. Es befähigte ihn, sich wechselnden Umständen anzupassen und stets neu anzusetzen. Wenn sich plötzlich der Stellungscharakter änderte, kamen diese schachlichen Fähigkeiten am besten zum Zuge.

Er konnte auch sehr gut lange Phasen stets wachsender Spannungen aushalten. Hier war er zum Beispiel Carl Schlechter weitaus überlegen.

Man kann ein Fazit ziehen etwa so:

Lasker war fähig für die Dauer einer Schachpartie alle störenden Elemente auszuschalten und nur für diesen Moment (Dauer der Schachpartie) da zu sein.
Also vollste Konzentration zu halten.

"Psychologie im Schach" das wird ein ewiges Thema bleiben, ob man es mit Hübner hat oder Fine, Munzert oder Pfleger usw. die Ansichten gehen auseinader.

Zu ihrer Anekdote die sie beschrieben haben. Hier würde ich sagen, aufbauen eines Feindbildes
Bewusst oder unbewusst "B.Hund" (Gegner)?!
Psychologisch??!!


MfG.
Roland Kanz
Parent - - By Frido Reiter Date 2010-01-14 21:35
>Ich schätze Hübner, sehe bei ihm aber auch Schwächen durch ein

relativ enges Schach-Weltbild. Er hat in seiner aktiven Laufbahn (fast) immer "nur"
nach den besten Zügen gesucht, nicht aber nach denen, die für den
Gegner am unangenehmsten waren.

Na, zumindestens ist es auch eng, wenn man glaubt, in einem Internetforum Leute zurechtweisen zu müssen, die einen duzen und nicht siezen. Aber was das "enge Schachbild" angeht, so schliesse ich kategorisch aus, dass ein 1900 Spieler Hübner mit einer Dauerstärke von über 2600 auch nur annähernd beurteilen könnte. Schachlich ist es totaler Blödsinn, wenn man die Suche nach den stärksten Zügen als Schwäche definiert.
Parent - By Michael Scheidl Date 2010-01-14 23:51
[quote="Frido Reiter"] Schachlich ist es totaler Blödsinn, wenn man die Suche nach den stärksten Zügen als Schwäche definiert. [/quote]
Richtig, wobei das in solcher Deutlichkeit vermutlich ohnehin niemand versucht hat. Allerdings darf meines Erachtens die Definition dessen was jeweils der stärkste Zug ist, in der praktischen Parte den Gegner miteinbeziehen.

Weiters kann sein, daß man hin und wieder zwei oder drei Züge fast gleich gute Züge sieht, und nicht feststellen kann welcher der "objektiv" stärkste ist. Dann kann man sicherlich überlegen, welcher davon dem jeweiligen Gegner aus psychologischen oder sonstigen Gründen (z.B. Zeitnot, bekannte Schwäche in gewissen Partiephasen oder Stellungstypen) größere Schwierigkeiten macht.

Also um ein einfaches Beispiel anzführen, im Internet-Blitz gegen einen Gegner ungefähr meiner Stärke spiele ich dann vielleicht eine flache taktische Drohung, er könnte sie übersehen, aber gegen einen Computer kann ich mir das sparen wenn eine langweile Alternative solider aussieht. Mit dieser wiederum kann ich vielleicht gegen den Computer das übliche kombinatorische Fiasko hinauszögern.

Im Zweifelsfall entscheide man sich stets für den stärksten Zug.
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