Die Glanzzeiten des Computerschachs waren 1988 bis 1996. Da gab es prima Schachcomputer wie der Mephisto München von Richard Lang. mit Vancouver 32 Bit Programm.
Auf Playchess im Internet wurden jeden Tag Turniere ausgetragen. Die Hardware spielte auch eine große Rolle. So konnte Lothar mit seinen drei starken Grafikkarten im Verbund mit Lc0 und ich mit meinem starken PC und Stockfish etliche 1.Plätze erreichen. Auf Playchess im Internet war recht viel los mit ca. 5 x so viele Teilnehmern wie jetzt.
Die Programme haben nach über 30 Jahren unglaublich weiter entwickelt; ebenso die Hardware.
Anhand von 2 meiner Lieblingsteststellungen dokumentiert.
32. Kg3! Short -Timman, Tillburg 1991 1 : 0
Ist ein Matt in 15
Die Lösung war schon recht schwierig:
Der absolute Spitzenschachcomputer TM London 68030 66MHz 8MB RAM brauchte dazu 8:50 Min. Die Verkaufsversion kostete 25.000 DM; C-Elo 2337
1. e4 Nf6 2. e5 Nd5 {Ende Buch} 3. Nf3 d6 4. d4 Bg4 {diesen und den nächsten Zug spielt der Explorer Pro aufgrund einer erkannten Zugumstellung wieder aus dem Buch.} 5. Be2 e6 {Ende Buch} 6. O-O {Ende Buch} f6 {? bereits dieser Zug führt zu einer verlorenen Stellung.} 7. exf6 Nxf6 8. Ng5 Bf5 9. Re1 {! sehr stark gespielt!} Qc8 {das Morsch-Programm ist in dieser Partie total überfordert, allerdings stand es vorher schon auf verlorenem Posten.} 10. Bf3 {noch stärker war das direkte 10. g2-g4.} Nc6 11. g4 Bg6 {? ein nachvollziehbarer, aber erneut schlechter Zug.} 12. Nxe6 Ne7 {[#]nach 12 Zügen eine solch grauenhafte Stellung zu erreichen, ist schon erwähnenswert.} 13. Qe2 Qd7 14. g5 Nfg8 15. Bg4 {! Mephisto Glasgow zelebriert diese Partie zu einem Kunstwerk.} Qc6 16. d5 {einfach nur brutal!} Qb6 17. Na3 Rb8 18. Nc4 Qb4 19. c3 Qb6 20. Nxb6 c6 {und das Programm von Frans Morsch gibt auf. So habe ich den Mephisto Explorer noch nie verlieren sehen. Eine grandiose Partie des Weltmeisters von 1984, welche sicher auch einen Schönheitspreis verdient hat.} 1-0
Hier mal Thomas Nitsches Mephi III S Glasgow gegen Frans Morsch Explorer Pro. Der Explorer läuft mit einem H8 Prozessor und 16 mhz. Die engine ist eine Weiterentwicklung des GK2100. Der Glasgow von Thomas Nitsche läuft übertaktet auf dem Mephisto Phoenix Schachcomputer.
Gerade läuft bei mir ein weiterer Klassiker: Superconstellation gegen Mephisto III S Glasgow. Diesmal aber keine Emulation. Auf dem Balkon mit abgekühltem Sommer, optimal anzuschauen. Der III S Glasgow läuft auf meinem GM Petrosian.
Computerschach macht auch nach sovielen Jahren immer noch Spass. Und wird nicht langweilig.
Immer wird neues entdeckt was früher nicht bekannt war. Oder die Emulationen ermöglichen neue Dinge.
Ein paar Beispiele:
1. in den Emulationen ist es möglich die alten Novag Savant Geräte der Gründerzeit (noch mit z80 CPU) die in echt wegen der Bauteile der Sensorfolie heute nicht mehr funktionieren, zu beleben !! 2. Oder es ist heute möglich Novag Constellation Expert und den kleinen Plastikbruder Novag Super Constellation mit Bewertungen anzuzeigen. Was früher nicht ging weil die Geräte kein Display besitzen.
Unermüdlich beschäftigen sich Computerschach Freunde mit den Geräten. Die alten Programmierer sind teilweise noch aktiv und geben Interviews oder updates oder helfen mit, Prototypen herauszubringen die nie erschienen sind,
Der „Untergang“ des Computerschach Zeitalters“ der schon so oft verkündet wurde ist also abgeblasen. Zwar sind die ursprünglichen Firmen teilweise bankrott gegangen, aber Mephisto hat sich als Millennium gerettet.
Neue Geräte sind auf den Markt gekommen. Geräte werden verfeinert (GM Petrosian oder Chafitz Sargon ARB) d.h. andere Hardware und Software wird verwendet.
Und wie ich schon erwähnte, es gibt noch aktive Programmierer. 3. Z.B. könnte in Bälde das nie veröffentlichte MMIII Modul, Nachfolger des MMII Moduls von Ulf Rathsmann herauskommen. Ulf Rathsmann und Lars Hjorth arbeiten daran.
4. Pioniere wie Martin Bryant bringen immer noch Updates von Colossus Versionen heraus. Und das nach Jahrzehnten unermüdlicher Arbeit an dieser engine die einst auf dem BBC Acorn als White Knight, später dann Colossus , auf dem CPC464 und vielen anderen Homecomputern debütierte !!! Heute eine UCI Engine auf dem PC. Aber derselbe Martin Bryant und immer noch kein Untergang .
Das CSS Magazin hat sich dereinst aufgelöst. Aber computerschach geht weiter. Insbesondere die richtigen Schachcomputer sterben nicht aus.
5. auch bei den alten Homecomputern geht es weiter. Nicht nur werden die alten Geräte gehegt und gepflegt. Neuauflagen, sogenannte Retro Versionen der alten Homecomputer kommen frisch heraus. Auch neue Software erscheint für die alten Geräte. Auch Schachprogramme die es vorher nicht gab, mit dem Anspruch stärker zu sein als die Programme die DAMALS verkauft wurden.
Ich kann es nur immer wieder betonen. Computerschach , insbesondere der Bereich Schachcomputer, hört nicht auf spannend zu sein. Was hätten wir damals gegeben die Stellungsbewertung von Constellation Expert / Super Constellation während der Partie zu sehen. Heute machbar. So warte ich gespannt auf die Dinge die da noch kommen. Z.B. das weder bei HG noch bei Saitek erschienene Rathsmann Nachfolge-Modul des bekannten MMII Moduls. Bei HG hätte es MMIII geheißen, bei Saitek war es als das Brute Force Modul bekannt. Aber stattdessen kam der Rebel 5.0 heraus und dann der MM4 und der MM5 etc. Und bei Saitek hat man im Brute Force Modul statt einen Rathsmann dann einen Frans Morsch reingepackt.
Einer der begabtesten Schachprogrammierer ist Richard Lang.
Ich sparte auf meinem Schachcomputer Mephisto München Amsterdam der damals über 2000 DM gekostet hat. Ein ganz klasse Gerät auch heute noch.
Richard Lang verbesserte jedes Jahr sein Programm um ca. 50 Elo und ich tauschte das Eprom bis zur Version London aus. Er wurde siebenfacher Weltmeister.
Lernte Richard Lang auch bei Ossi Weiner in München persönlich kennen und konnte ein paar Worte mit ihm austauschen. Ich übergab ihm auch eine interessante Endspielstellung die sein verbessertes Programm dann auch löste; er hat mich tief beeindruckt.
Ja Richard Lang ist natürlich ein Teil der Computer Schach Community. Und ein sehr netter Mensch.
Worauf ich hinaus wollte ist, das es damals verfrüht war die Computer Schach und Spiele „einzustampfen“. Nachdem die PC Programme sehr dominant die Aufmerksamkeit übernahmen, bis zum heutigen Tag wo sie deswegen bedeutungslos geworden sind weil ihre Spielstärke zugleich auch ihre Achillesferse und größte Schwäche geworden ist, kam der Bankrott der Schachcomputer Firmen. Aber das Hobby Computerschach hat BEIDE Katastrophen überlebt. Und selbst wenn einer aus unserer Community stirbt (was ja leider auch ein Teil der Lebenswelt ist) es kommen immer neue interessierte hinzu. Das Hobby begeistert auch heute noch.
Und wir vergessen auch die ehemaligen Mitglieder nicht. Wir halten sie in der Erinnerung als Teil unserer Community, und denken an ihre Leistungen.
The King 3.50 vom 11.09.2007 auf der DVD Grandmaster Edition (CM 11) ist genial.
Mein Beitrag auf CSS vom 1.6.2013:
Chessmaster 11 von Ubisoft hat m.E. die schönste 3-D Grafik und eine ganz tolle 2-D Grafik. Die 2-D Grafik erinnert mich an M-Chess 7, nur etwas abgespeckter. Die 2-D Grafik von M-Chess 7 war überhaupt die schönste 2-D Grafik und dies noch im DOS-Format
Die ganzen vielen Jahre danach ist es keiner einzigen GUI gelungen, Chessmaster in der Grafik zu überholen.
Johan De Koning war einer der talentiertesten Schachprogrammierer und erlangte 1993 Platz 1 in der schwedischen Elo-Liste (die damals ausschlaggebend war).
Kommentar dazu,der sehr zutreffend war:Von Lothar Jung Datum 2019-06-01 "Sehr schön gesagt, Reinhold! Die Grafik und die King-Engine von Chessmaster mit den Features sind unerreicht !
Prima das CM Grandedition auch auf den jetzigen 64 Bit Computer läuft;
Nun zur Stellung 1. Kg3 wird von The King 3.50 nach 9 Sek. Suchtiefe 1/11 gespielt, super !
Schöne Turniere auf TCEC. Aufstrebende Engines wie Integral und PlentyChess. Transparenz der Engineentwicklung auf GitHub. Umfangreiche Schachplattformen wie Lichess und Chess.com. Bezahlbare eBoards. Neue Techniken wie Lc0 und NNUE. Auf dem iPad hat sich viele SchachApps etabliert.
Die Schachcomputer mit sehr guter Leistung sind viel billiger geworden wie die damaligen Spitzengeräte.
Das Angebot ist in aller Hinsicht riesig geworden.
Die Software und die Hardware haben unheimlich an Leistung zugelegt und grenzen schon an Perfektion was man schon daran sieht dass die Remisquote bei gleicher Ausgangslage bei normalen Eröffnungen schon fast bei 100 % liegt und man sich schon bei TCEC und Ranglisten mit Vorgabestellungen behelft.
Gruß Reinhold
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