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Die Serie stimmt mehr mit den Fakten überein, als ich vom Unterhaltungsfernsehen, auch mit dokumentarischem Hintergrund, gewöhnt bin. Es hat mich überrascht, dass Kasparov in der 2. Partie tatsächlich das mögliche Remis übersehen hat und über "menschliche Züge" von Deep Blue in Verwirrung geriet. Hierzu ein Spiegelinterwiew mit Vichy Anand und einem Schachblogbeitrag auf Zeit Online.
Anand: „Es ist inzwischen erwiesen, dass ein sicheres Unentschieden erzielbar gewesen wäre, als Kasparow aufgab. In einem normalen Match wäre er hartnäckiger gewesen…..“Garri behandelt die Maschine wie Gott. Er hat offenbar einen Überrespekt, der sich manchmal kontraproduktiv auswirkt „
https://www.spiegel.de/wissenschaft/zuviel-respekt-vor-der-maschine-a-8a60c861-0002-0001-0000-000008716749Bezüglich des „menschlichen Faktors“ ging Kasparov sogar noch einen Schritt weiter und warf dem Deep Blue Team „praktisch vor, sie hätten sich in die Berechnungen des Computers eingemischt und den für Computer ungewöhnlichen 37. Zug (der 2 Bauern verschmähte) per Hand in das Programm eingegeben.“
https://blog.zeit.de/schach/als-deep-blue-das-genie-garry-kasparow-schlug/Nach wahren Begebenheiten kann man da nur sagen. Psychothriller ist es keiner, aber ein psychologischer. Gut proportionierte Schnitttechnik (Cross-Cutting) der Handlungsstränge und Schauplätze, das 90er Kolorit in Mode und Kulisse gut eingefangen, die Charaktere durch gute Schauspieler glaubhaft gemacht. "So ein Schmarrn", konnte ich mich eigentlich nur bei ganz wenigen Szenen sagen hören.
Wer, wie Frederic Friedel, selbst zum Team gehörte, das auszog, um die Ehre der Menschheit zu retten, kann natürlich 1000 „Verdichtungen“, Unkorrektheiten, Übertreibungen und Konfabulationen entdecken, aber durchaus mit fehlerverzeihendem Unterton: “I realize that the narrative was often changed for dramatic effect. That is good. This is not a historical documentation…“
Trotzdem bin ich von seinem ChessBase Artikel zur Rematch-Serie enttäuscht. Da geht es doch sehr viel um einzelne Episoden, Zitate und Nebensächlichkeiten, während das zentrale Ereignis, die Dramatik, das Schach, die Partien und das Momentum eines historischen Weltereignisses kein bisschen rüber kommt.
Chraktere, kurz sikzziert:
- Kasparov, wie er sich verrückt macht, weil er sich in den Computer hineinversetzen will
- die kluge Mutter, die genau weiß, wann ihr Sohn ansprechbar ist und wann besser nicht
- der arme Manager, an dem Garry seine Launen auslässt,
- Deep Blue Chefentwickler „PC“, den Aufregungen kaum gewachsen, sucht häufig die Toilette auf (ohne jede Betrugsabsicht), im Grunde will er keinerlei Tricks, sondern den „reinen“ Sieg der Maschine über den
Menschen.
In realiter war er der Chefentwickler Feng-hsiung Hsu. Geboren in Taiwan bekam er dort bereits als Schulkind den Spitznamen Crazy Bird kurz: C.B.. Insofern also eine
dichterische Freiheit, indem aus „C.B.“ „PC“. wurde. Verziehen : -)
- Chefin der IBM-Produktentwicklung, Helen Brock, die in der Rolle der attraktiven Managerin überzeugend die gnadenlose Welt des kompromisslosen Erfolgsbusiness personifiziert.
"Sie küssten und sie schlugen ihn". Der arme C.B. alias PC bekam es mit am meisten zu spüren, mal gedemütigt und ignoriert und bei Erfolg lobend in die prostende Mitte
genommen. Übertrieben? Wie hatte doch der zuständige Entwicklungsleiter bei Hegener & Glaser die Mephisto-Programmierer Thomas Nitsche und Elmar Henne in Empfang
genommen ? O-Ton Nitsche: „Damit ihr eins wisst, für mich seid ihr Lieferanten„