Dass die ICCA (ICGA)- Turniere primär wissenschaftlichen Zwecken gedient hätten, wirst du aber eh nicht meinen, oder? Und es ging ja bisher hier auch nicht um die ICGA als solche, über die man ganz unabhängig von den Events, die sie organisiert hat (und es nun ja offenbar ohnehin aufgibt, so gesehen ist diese Diskussion auch schon hinfällig) auch sehr unterschiedlicher Meinung sein kann, die ICGA- "Weltmeisterschaften" waren, so weit ich sie wahrgenommen und verfolgt habe (und das war früher durchaus der Fall bei mir) immer mehr oder weniger reine Verkaufsveranstaltungen. Mag sein, es sollte auch Wissenschaft verkauft oder finanziert werden, davon hat man aber, was meine Wahrnehmungen angeht, nie viel bemerkt, so lange es aber immer für ein paar Programme, die teilnahmen, etwas zu gewinnen gab (und da wurden ja schon auch immer mal mehr oder weniger maßgeschneidert bestimmte mehr oder weniger verschiedene Bewerbe abgehalten, damit's mehrere "Titel" und mehrere Gewinner geben durfte

) so lange hatten diese "Weltmeisterschaften" einen gewissen Sinn. Meiner Beobachtung nach nicht primär einen wissenschaftlichen, aber wenigstens einen der Unterhaltung und der Vermarktung. Und der fällt halt jetzt schon die letzten paar Mal mehr und mehr weg und drum ist's eigentlich nur logisch, dass mal Schluss mit dieser Art der Veranstaltungen ist. Dass man daneben, statt dessen, darüber hinaus, gesellige, nostalgische, von mir aus auch wissenschafltiche Veranstaltungen abhalten könnte, will ich ja niemandem miesmachen. Dass man die ICGA als solche für irgendetwas davon bräuchte, sehe ich zwar auch nicht, aber dankenswert mag alles sein, was sie zu Verschiedenem davon beitragen kann. Dass es ausgerechnet die wissenschaftliche Seite des Computerschachs ohne ICGA nicht (mehr) gäbe, naja, da wirst du mehr wissen als ich, was mich angeht, sehe ich halt das SF- Framework, das Lc0- Framework, github und alle dies praktischen Speerspitzen der Computerschach- Forschung auch ohne ICGA weiter gleich erfolgreich oder erfolglos sein, nämlich vor allem dann, wenn sich die Erfolge weiterhin noch irgendwie messen und vergleichen lassen sollen. Mag sein, das Ganze wird noch mehr, als es das auch immer schon war, eine Frage der Tester, der Testmethoden und dessen, wonach sich die weiteren Entwicklung dann orientieren. So gesehen ist die Wissenschaft Computerschach vielleicht schon länger mehr von denen abhängig, die die vielen Partien spielen lassen und die viele Hardware- Zeit spenden, die zum Trainieren und Testen der Netze und der Algorithmen mehr und mehr notwendig ist, als von den Programmierern. Und wenn man ein AI- Jünger ist, sollte man die weitere Computerschach- Wissenschaft vielleicht überhaupt bald oder bereits jetzt mehr und mehr den Maschinen selbst überlassen

Klingt provokativ, aber einer der bekanntesten Computerschach- Wissenschaftler war bzw. ist Prof. Bob Hyatt, und dass der die Rechner der Universität, an der er unterrichtete, schon seinerzeit für (an damaligen Maßstäben gemessen) große Mengen an eng-eng-matches verwendet hat, um auf die Art damals schon Feintuning von Parametern an seinen Programmen vorzunehmen bzw. die Selfplay- Resultate durch automatisierte Abläufe vornehmen zu lassen, das spricht ja schon rein historisch betrachtet auch für das, was du selbst über Wissenschaft und ihre praktische Anwendung im Computerschach gemeint hast.
Was da heute noch an für Menschen Nützlichem dabei herauskommen mag (was ja für "Wissenschaft" als solche schon auch irgendwie ein Kriterium sein sollte, vor allem in Relation zum Aufwand an verschiedensten Ressourcen, denen der Manpower nicht zuletzt aber heutzutage auch nicht mehr nur) sei hier vielleicht auch nicht weiter hinterfragt, wenn's laut Thread primär um ICGA- Events ging. Ich würde bei alledem halt, wo für das, was für Computerschach heutzutage allein an Geld notwendig ist, um weitere Fortschritte, welcher noch nachweisbaren Art auch immer, wenigstens noch möglich zu machen, eher auf größere Einrichtungen, Firmen, Forschungszentren im Verein mit der "breiten" Anwenderschaft hoffen, als auf einen kleinen mehr oder weniger elitären Verein, der ursprünglich dazu gegründet wurde, die Interessen von Schach- Programmierern zu vertreten und sich dann von denen (allein) mit der Aufnahme aller anderen Computerspiele, auch schon dem Namen nach, eigentlich mehr und mehr zu entfernen. Aber mal sehen, vielleicht wird's ohne "Weltmeisterschaften" ja dafür wieder mehr ein Hort der Wissenschaft. Auch da würde ich dann halt aber heutzutage doch auch schon mehr auf andere Games als auf Schach setzen, oder jedenfalls nicht mehr nur und nicht in erster Linie darauf, selbst oder gerade wenn's um Umwegrentabilität für allgemeine KI geht. Von spezieller lieber ganz zu schweigen.