Achtung:
1-) Im folgenden geht es NICHT um Spitzenschach, es geht NICHT um Top-Engines und es geht NICHT um Stockfish-Clone, die angeblich oder tatsächlich das Original übertrumpfen.
2-) Es geht um eine Programmier-Challenge, die der YouTuber Sebastian Lague vor etwa 4 Monaten ins Leben gerufen hat und an der sich über 600 einzelne Personen oder Teams beteiligt haben.
3-) Außerdem sind sämtliche verlinkten Videos auf Englisch - wer mit dieser Sprache nicht allzu viel anzufangen weiß, ist hier leider außen vor.
4-) Die Videos sind außerdem nicht kurz. Wer schon bei Stellungstests mit 15 Sekunden pro Stellung ungeduldig auf dem Stuhl herumrutscht, sollte sich das nicht antun.
Sebastian Lagues YouTube-Kanal beschäftigt sich mit Coding und hat zur Zeit etwa 1.22 Millionen Abonnenten. Vor etwa 5 Monaten hat er sich in einem "Coding Adventure" daran gemacht, ein Schachprogramm zu entwickeln. Wer sich mit Schachprogrammen auskennt, wird zwar nur beschränkt Neues erfahren, trotzdem ist es als Einstieg und Wiederholung und ab und an auch zur Ergänzung sehr interessant.
Dieses Video gibt es hier zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=U4ogK0MIzqkEinen Monat später hat er eine "Coding Challenge" ausgeschrieben: "Tiny Chess Bots". Unter bestimmten Rahmenbedingungen (zum Beispiel einem Maximum von 1024 Code-Tokens) das stärkstmögliche Schachprogramm zu entwickeln.
Dieses (relativ kurze, weil nur die Regeln erklärende) Video gibt es hier zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=iScy18pVR58Nun ist diese Challenge zu Ende gegangen und in einem zweiteiligen großen Turnier (zuerst ein Turnier nach Schweizer System, dann ein KO-Turnier) wurde der Sieger ermittelt. Dabei ist nicht nur die große Anzahl an Einsendungen bemerkenswert, sondern auch die Kreativität und Originalität, mit der an die Sache herangegangen wurde. Da wurde ein neurales Mini-Netzwerk verwendet, es wurden sämtliche Tricks von Brute Force-Programmen angewendet (von denen ich nicht alle gekannt habe) und manchmal auch aus lauter Spaß an der Freude Unsinn getrieben - etwa bei dem Programm, das sich mittelalterliche Schlachten zum Vorbild genommen hat, bei denen der König zuerst in den Kampf gestürmt ist.
Dieses Video ist hier zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=Ne40a5LkK6AAlles in allem fand ich die Erklärungen und neuen Einsichten wahnsinnig interessant, auch wenn es absolut nichts mit Computer-Spitzenschach zu tun hat. Allerdings spielen die Top-Engines des Turniers trotz der Einschränkungen durch die Regeln erstaunlich gut, wenn man bedenkt, dass sie kein bis zum Exzess austrainiertes neuronales Netzwerk hinter sich hatten und sich (allermeistens) auf die Art und Weise ihrer Stellungsbewertung verlassen mussten. Außerdem ist der Weg das Ziel: Wie erklärt wird, wie die als Beispiele präsentierten Programme an die Sache herangegangen sind, ist schon in sich ein Vergnügen, bevor man das Programm auch nur einen Zug spielen sieht.