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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / The harder they come ...
- - By Lars B. Date 2023-05-09 06:53 Upvotes 3
.. the harder they fall.

Heute vor 20 Jahren feierte Elvis seinen 51. Geburtstag. Es war sein letzter, keinen Monat später war er tot.

www.chessprogramming.org/Detlef_Pordzik

Ich habe ihn im Mai 2003 in Spenge besucht und so noch persönlich kennengelernt, kurz bevor er starb, nachdem wir vorher viel Mails geschrieben und telefoniert hatten; seine nächtlichen Telefonate waren legendär. Elvis machte bekanntlich die Chessbits, ich schrieb schon gelegentlich für die CSS. Wir waren daher in ausgesprochen vielen Fragen sehr unterschiedlicher Ansicht, was aber nie ein Problem für uns war. Wir gingen zunächst respektvoll und wenig später freundschaftlich miteinander um. Einig waren wir in der Beurteilung so manches Foristen, nebenbei bemerkt. Es war ja eine Zeit großer Forumskriege, und ich hätte mir lieber die Füße abhacken lassen als ein Forum zu moderieren damals. Für Elvis war das kein Problem, allerdings auch keine reine Freude. Er hat das halt achselzuckend und souverän gemacht. Na, wer damals dabei war, kennt sicherlich noch Elvis' ausgleichende Persönlichkeit, trotz Ecken und Kanten, die ihm halfen, auch mal bestimmt aufzutreten,wenn das nötig war.

Hoffentlich erinnert sich noch der eine oder andere hier an Elvis und nimmt das zum Anlaß, mal wieder an ihn zu denken oder eine persönliche Erinnerung hier zu hinterlassen.
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2023-05-09 19:25 Edited 2023-05-09 20:01
Hallo Lars,

das ChessBits Forum war ja nur ein kleineres Schachforum, bei dem weniger gestritten wurde. Genau aus diesem Grund, ein kleineres Forum. Die Streithähne wollte da eher mehr Aufmerksamkeit und kamen aus den Ecken der größeren Foren und bedienten sich dann auch eher in den größeren Foren. Letztendlich eher, um irgendwelche Stückchen des Kuchens "Engines" abzubekommen. Dies nicht nur unter den eigenen Namen was aber seinerzeit einfach zu erkennen war.

Elvis war jetzt kein großer Engine Tester, er hatte eher ein breites Spektrum an Interessen innerhalb des Überthema "Computerschach". Er vermittelte geschickt und zeigte sich stehts interessiert bzw. versuchte Personen auch zu verbinden oder zu mehr Leistung zu animieren (wenn er denn dachte es könnte sich lohnen). Seine Auffassungsgabe und das Verständnis für Zusammenhänge waren sehr ausgeprägt, wirklich sehr beachtlich!!
Menschlich angenehm und Ehrlichkeit zeichnete ihn aus. Er zeigte recht deutlich, mit seinen Mitteln, nur zu gern auf, wenn er auf Gestalten getroffen ist, denen es an menschlich geschätzten Attributen fehlte. Meine Erfahrungen mit ihm waren stets sehr gut. Anfangs vermied er ein wenig den Kontakt zu mir, weil ihm das Thema Winboard bzw. der Aufhänger für Kompatibilitäten mittels freier Protokolle suspekt war. Er konnte sich anfangs nicht vorstellen, dass über die 2. Liga die Champions-League am Entstehen war. Als ihm die Bedeutung bewusster wurde gehörte er zu denen die tief enttäuscht von so manchen Anderen war. Als wir uns näher kannten telefonierten wir oft, berichteten gegenseitig und halfen auch gegenseitig.

Ich würde mal sagen das Elvis einer meiner besten Kontakte in der Computerschach-Szene war. Als er starb flossen wirklich Tränen, ich mochte ihn sehr. Seinerzeit hatte ich wirklich sehr viele Kontakte, sicherlich in einem sehr hohen vierstelligen Bereich, mit Personen aus über 150 Ländern der Erde. Nicht weil ich drei der großen Foren teils viele Jahre administriert habe, sondern weil sich auch schon früher eher alles Wesentliche per E-Mail in entsprechende Gruppen abspielte. Da war Elvis auch zugegen und bereicherte ungemein.

Auch beim Gambit-Soft Forum, vor seiner ChessBits Zeit, war Elvis sehr gern gesehen. Er beteiligte sich nie an den öffentlichen Streitereien (es gab 2 Ausnahmen, Junge, Junge, Junge) und gehörte zu den wenigen, die eine Meinung vertreten und begründen konnten. Mit Marcus Kästner bildete Elvis später ein sehr gutes Team. Ich fand dieses Team schon allein deswegen äußerst gut, weil sehr viel selbst produziertes Fachwissen von Beiden sich optimal ergänzten. Er gehörte also bei Personen die aktiv waren und sich bemühten zu den stets gerne Gesehenen.

Ansonsten ist Elvis heute immer noch ein Thema, immer und immer wieder, wenn ich mit Personen (die noch am Leben sind) über diese Zeiten diskutiere.

Viele Grüße
Frank

Elvis war also eher der Typ, der im Hintergrund aktiv war und versuchte Leute zu verbinden und aufgrund von seinem breiten Wissen zu vielen Themenbereichen aus dem Computerschach konnte er das und machte genau das sehr erfolgreich. Als ich wirklich mal schwerer krank war, rief er mich über diesen Zeitraum Abends an und berichtete mir am Telefon was sich ereignet hat. Ich konnte meine Uhr nach seinem Anruf stellen.
Parent - By Rainer Neuhäusler Date 2023-05-10 16:30
Lars B. schrieb:

.. the harder they fall.

Heute vor 20 Jahren feierte Elvis seinen 51. Geburtstag. Es war sein letzter, keinen Monat später war er tot.

www.chessprogramming.org/Detlef_Pordzik

Ich habe ihn im Mai 2003 in Spenge besucht und so noch persönlich kennengelernt, kurz bevor er starb, nachdem wir vorher viel Mails geschrieben und telefoniert hatten; seine nächtlichen Telefonate waren legendär. Elvis machte bekanntlich die Chessbits, ich schrieb schon gelegentlich für die CSS. Wir waren daher in ausgesprochen vielen Fragen sehr unterschiedlicher Ansicht, was aber nie ein Problem für uns war. Wir gingen zunächst respektvoll und wenig später freundschaftlich miteinander um. Einig waren wir in der Beurteilung so manches Foristen, nebenbei bemerkt. Es war ja eine Zeit großer Forumskriege, und ich hätte mir lieber die Füße abhacken lassen als ein Forum zu moderieren damals. Für Elvis war das kein Problem, allerdings auch keine reine Freude. Er hat das halt achselzuckend und souverän gemacht. Na, wer damals dabei war, kennt sicherlich noch Elvis' ausgleichende Persönlichkeit, trotz Ecken und Kanten, die ihm halfen, auch mal bestimmt aufzutreten,wenn das nötig war.

Hoffentlich erinnert sich noch der eine oder andere hier an Elvis und nimmt das zum Anlaß, mal wieder an ihn zu denken oder eine persönliche Erinnerung hier zu hinterlassen.


Hallo Lars,

Ein Freund von Jubiläums- und Gedenktagen bin ich nicht, aber an den Computerschach-Elvis erinnere ich mich sehr gerne.

Die Existenz zweier alternativer, vom Ansatz her doch sehr verschiedener Fachmagazine inkl. Online-Foren war mit ein Highlight des goldenen Computerschachzeitalters. Ich kann mich noch gut erinnern, wie begeistert sich der ChessBits-Herausgeber Marcus Kästner zeigte, dass er den Elvis für sein Magazin als Chefredakteur gewinnen konnte. Eine in diesen 'flammenden' Forumszeiten sehr anspruchsvolle, zeit- und energieraubende Aufgabe, die dieser vielseitig interessierte Allrounder dann sehr ernst nahm und mit vollem Einsatz gerecht zu werden versuchte. Das sprang tatsächlich ein Funke von ihm über, die Begeisterung für das Hobby, aber ebenso die wohltuende Berücksichtigung des menschlichen Faktors.

Was du und Frank über Detlef Elvis Pordzik zu berichten wisst, dem ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Dieser Mann war praktisch immer ansprechbar, auch per E-Mail und ich erinnere mich an ein paar Forum-Nighttalks mit ihm, da hatte die Uhr schon längst den nächsten Tag eingeleitet. Er war ein Forumswächter, ein Animateur, ein Kritiker und Förderer zugleich. Für die eher kompromisslose Ansage des Marcus Kästner schuf er einen wunderbaren Ausgleich, was nicht heißen soll, dass er nur als Vermittler oder als softer Allesversteher auftrat. Wie bemerkt Frank so treffend: "er zeigte recht deutlich, mit seinen Mitteln, nur zu gern auf, wenn er auf Gestalten getroffen ist, denen es an menschlich geschätzten Attributen fehlte".

„The harder they come, the harder they fall, one and all”, ein Song für die Gerechtigkeit im mitreißend rockigen und lässigen Reggae-Stil und offensichtlich auch das Lebens-und Glaubensbekenntnis des Schlagzeugers, Bookcookers, Schachspielers, Poeten, Hundeliebhabers, USA-Kenners, Redakteurs und Journalisten.

And I keep on fighting for the things I want
Though I know that when you're dead you can't
But I'd rather be a free man in my grave
Than living as a puppet or a slave
So as sure as the sun will shine
I'm gonna get my share now, what's mine

https://www.youtube.com/watch?v=IMSgfPgKgvc&pp=ygUVdGhleSBoYXJkZXIgdGhleSBjb21l

Damals wollte ich Elvis, der viel für Musik und Poesie übrig hatte, einen Link zukommen lassen von einem Supertramp-Song, ich wollte wissen, was er davon hält. Leider kam es nicht dazu, YouTube gab es noch nicht und wer weiß was ich da verlinkt habe, wahrscheinlich meine eigene Festplatte.
Deshalb hier nachträglich für den geschätzten Forumskollegen Elvis „Know Who You Are“ von Supertramp. Stimmungsmäßig ein sehr besinnlicher, fast schon trauriger, aber auch zugleich ermutigender Song. Er handelt davon, dass wir uns zeigen, aus uns herausgehen sollen, da sonst niemand je erfahren wird, wer wir wirklich sind. Und während das eher krude, bissige, höhnische und platzhirschdominante Internet dazu angetan ist, solch schüchterne Bestrebungen bereits im Ansatz niederzuknüppeln, war Elvis geradezu der atypische Surfer. Die Person, das Anliegen seines Gesprächspartners, waren ihm sehr wichtig. Vielleicht verfügte er über eine gute intuitive Menschenkenntnis, die bereits im Dialog spürte, ohne ein Gesicht zu sehen, eine Stimme zu hören, wie einer drauf war und was in ihm steckte.

Der letzte Vers in dem Lied heißt:  “Trust if you can, there is a friend there to guide you“. Dieser Freund war Elvis wohl für viele, die ihn näher kannten. Leider haben wir uns nie persönlich kennengelernt und trotzdem fasste ich von Anfang an Vertrauen zu ihm.

https://www.youtube.com/watch?v=iJNOLb8-fE8

Rainer
Parent - By Timo Haupt Date 2023-05-11 11:33
Moin Lars,

danke für deine Erinnerung an Elvis!

Ich kannte ihn schon lange vor meiner "aktiven" Zeit in der Computerschach-Szene, die Ende der Neunziger Jahre begann. Da Spenge meine Heimatstadt war, begegnete ich Detlef Pordzik öfters im örtlichen Radio- und Fernsehgeschäft (der Expert-Händler "Radio Koch", existiert leider schon lange nicht mehr). Er war dort in der HiFi-Abteilung tätig und hat mich 1992 exzellent beraten, als ich von meinem Konfirmationsgeld meine erste HiFi-Anlage zusammenstellte. Später beriet er mich auch vor dem Kauf meines ersten PCs (1993). Man konnte stets auf seinen fachkompetenten Rat zurückgreifen - er kannte sich wirklich in vielen technischen Gebieten sehr gut aus.

Erst als die Zeitschrift Chessbits erschien, erfuhr ich, dass Elvis sich auch für Computerschach interessiert. Ich wollte Anfang der 2000er Jahre bei einem Besuch in Spenge (damals studierte ich Paderborn) mal ausführlich mit ihm über dieses Thema diskutieren - leider schob ich das immer wieder auf. Ich hätte mir damals nie träumen lassen, dass er so plötzlich nicht mehr bei uns sein würde. Mit einem seiner besten Freunde (ein Admin mit Nachnamen "Komorowski" oder so ähnlich) hatte ich nach seinem Tod noch Kontakt, als ich im Jahr 2003 ein Praktikum bei ThyssenKrupp absolvierte. Er erzählte mir, dass er damals mitgeholfen hat, Elvis' Wohnung aufzulösen.

In stillem Gedenken,
Timo
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