Lars B. schrieb:
.. the harder they fall.
Heute vor 20 Jahren feierte Elvis seinen 51. Geburtstag. Es war sein letzter, keinen Monat später war er tot.
www.chessprogramming.org/Detlef_Pordzik
Ich habe ihn im Mai 2003 in Spenge besucht und so noch persönlich kennengelernt, kurz bevor er starb, nachdem wir vorher viel Mails geschrieben und telefoniert hatten; seine nächtlichen Telefonate waren legendär. Elvis machte bekanntlich die Chessbits, ich schrieb schon gelegentlich für die CSS. Wir waren daher in ausgesprochen vielen Fragen sehr unterschiedlicher Ansicht, was aber nie ein Problem für uns war. Wir gingen zunächst respektvoll und wenig später freundschaftlich miteinander um. Einig waren wir in der Beurteilung so manches Foristen, nebenbei bemerkt. Es war ja eine Zeit großer Forumskriege, und ich hätte mir lieber die Füße abhacken lassen als ein Forum zu moderieren damals. Für Elvis war das kein Problem, allerdings auch keine reine Freude. Er hat das halt achselzuckend und souverän gemacht. Na, wer damals dabei war, kennt sicherlich noch Elvis' ausgleichende Persönlichkeit, trotz Ecken und Kanten, die ihm halfen, auch mal bestimmt aufzutreten,wenn das nötig war.
Hoffentlich erinnert sich noch der eine oder andere hier an Elvis und nimmt das zum Anlaß, mal wieder an ihn zu denken oder eine persönliche Erinnerung hier zu hinterlassen.
Hallo Lars,
Ein Freund von Jubiläums- und Gedenktagen bin ich nicht, aber an den Computerschach-Elvis erinnere ich mich sehr gerne.
Die Existenz zweier alternativer, vom Ansatz her doch sehr verschiedener Fachmagazine inkl. Online-Foren war mit ein Highlight des goldenen Computerschachzeitalters. Ich kann mich noch gut erinnern, wie begeistert sich der ChessBits-Herausgeber Marcus Kästner zeigte, dass er den Elvis für sein Magazin als Chefredakteur gewinnen konnte. Eine in diesen 'flammenden' Forumszeiten sehr anspruchsvolle, zeit- und energieraubende Aufgabe, die dieser vielseitig interessierte Allrounder dann sehr ernst nahm und mit vollem Einsatz gerecht zu werden versuchte. Das sprang tatsächlich ein Funke von ihm über, die Begeisterung für das Hobby, aber ebenso die wohltuende Berücksichtigung des menschlichen Faktors.
Was du und Frank über Detlef Elvis Pordzik zu berichten wisst, dem ist eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Dieser Mann war praktisch immer ansprechbar, auch per E-Mail und ich erinnere mich an ein paar Forum-Nighttalks mit ihm, da hatte die Uhr schon längst den nächsten Tag eingeleitet. Er war ein Forumswächter, ein Animateur, ein Kritiker und Förderer zugleich. Für die eher kompromisslose Ansage des Marcus Kästner schuf er einen wunderbaren Ausgleich, was nicht heißen soll, dass er nur als Vermittler oder als softer Allesversteher auftrat. Wie bemerkt Frank so treffend: "er zeigte recht deutlich, mit seinen Mitteln, nur zu gern auf, wenn er auf Gestalten getroffen ist, denen es an menschlich geschätzten Attributen fehlte".
„The harder they come, the harder they fall, one and all”, ein Song für die Gerechtigkeit im mitreißend rockigen und lässigen Reggae-Stil und offensichtlich auch das Lebens-und Glaubensbekenntnis des Schlagzeugers, Bookcookers, Schachspielers, Poeten, Hundeliebhabers, USA-Kenners, Redakteurs und Journalisten.
And I keep on fighting for the things I want
Though I know that when you're dead you can't
But I'd rather be a free man in my grave
Than living as a puppet or a slave
So as sure as the sun will shine
I'm gonna get my share now, what's mine
https://www.youtube.com/watch?v=IMSgfPgKgvc&pp=ygUVdGhleSBoYXJkZXIgdGhleSBjb21lDamals wollte ich Elvis, der viel für Musik und Poesie übrig hatte, einen Link zukommen lassen von einem Supertramp-Song, ich wollte wissen, was er davon hält. Leider kam es nicht dazu, YouTube gab es noch nicht und wer weiß was ich da verlinkt habe, wahrscheinlich meine eigene Festplatte.
Deshalb hier nachträglich für den geschätzten Forumskollegen Elvis „Know Who You Are“ von Supertramp. Stimmungsmäßig ein sehr besinnlicher, fast schon trauriger, aber auch zugleich ermutigender Song. Er handelt davon, dass wir uns zeigen, aus uns herausgehen sollen, da sonst niemand je erfahren wird, wer wir wirklich sind. Und während das eher krude, bissige, höhnische und platzhirschdominante Internet dazu angetan ist, solch schüchterne Bestrebungen bereits im Ansatz niederzuknüppeln, war Elvis geradezu der atypische Surfer. Die Person, das Anliegen seines Gesprächspartners, waren ihm sehr wichtig. Vielleicht verfügte er über eine gute intuitive Menschenkenntnis, die bereits im Dialog spürte, ohne ein Gesicht zu sehen, eine Stimme zu hören, wie einer drauf war und was in ihm steckte.
Der letzte Vers in dem Lied heißt: “Trust if you can, there is a friend there to guide you“. Dieser Freund war Elvis wohl für viele, die ihn näher kannten. Leider haben wir uns nie persönlich kennengelernt und trotzdem fasste ich von Anfang an Vertrauen zu ihm.
https://www.youtube.com/watch?v=iJNOLb8-fE8Rainer