Maximilian Friedrich schrieb:
1. e4 c5 2. Nf3 Nc6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nf6 5. Nc3 e5 als Beispiel,
wer benutzt heute noch dafür den Namen Pelikan-Variante oder Lasker-Pelikan-Variante, statt Sweschnikow-Variante...
Einige klassische Varianten-Namen (frage mich bitte niemand, welche außer dem oben angegebenen Beispiel) wurde zumeist "russisch" neu definiert.
Hab (obwohl bekennender Wessi) nach meinen ersten Schachbüchern westlicher Prägung zunehmend die im Ostberliner Sportverlag (o.ä.) erscheinenden Bücher fast ausschließlich russischer Provenienz gekauft, waren bei DDR-Besuch (und bis zu 6:1 "illegalem" Tauschkurs) spottbillig, sodass ich auch mit Studentenbudget ganze Stapel kaufen konnte. Da fielen schon die sprachlichen Veränderungen auf und so sah man dann eine "Tscheljabinsker" oder "Archangelsk"-Variante, was aber der Freude über das Material von Kotow, Suetin, Taimanow, Awerbach und wie sie alle hießen, keinen Abbruch tat. Fischers (für den Angliophilen Fischer´s, siehe dazu auch andere Diskussion in diesem Forum) 60 Partien-Buch habe ich dagegen gemieden.
Ende meiner seelig an Vergangenes gedenkenden Ausschweifungen, tempora mutantur (et nos mutamur in illis)
Ansonsten ist Schach natürlich eine sehr ernste Sache, mein dieser Ära gerechtes woke-Sein als Mitglied der letzten Generation, die noch ohne Schachcomputer glaubte Lösungen auf 64 Feldern zu finden, werde ich gerecht werden müssen, denn mein König ist in diesem Spiel immer lebensbedroht, weshalb ich die Bauern um ihn herum mit Sekundenkleber auf dem Brett festkleben werde, um darauf aufmerksam zu machen.
Will man Klarheit und Ordnung in den Dingen, dann ist Schach ein schier unerschöpflicher Kosmos ungelöster Probleme und Aufgaben, wie man am Beispiel Pelikan/Sweschnikow wieder sehen kann. Vor kurzem erst damit beschäftigt, die Herkunft von Enginenamen zu recherchieren, darf ich mich jetzt wieder mit den Namen von Schacheröffnungen herumschlagen. Vor dem Hintergrund der berichteten Erfahrungen mit Schachbüchern aus der DDR könnte man z.B. ein Projekt ansetzen „Benennung und Mehrfachbezeichnung von Schacheröffnungen im Spiegel der Weltpolitik“ oder so ähnlich.
Der ungeklärte Wissenstand bzgl. der Causa „Möller Verteidigung vs. Neo-Arkhangelsk-Variante“ mag den meisten so wenig bedeuten wie jene Reissäcke, die dauernd in China umfallen. Ich werde nicht umhin können, dieser Sache nachzugehen, um diese offene Gestalt zu vollenden (poetisch gesagt). Und dabei liegen bei mir sowieso schon so viele schachliche und computerschachliche Belange auf Halde, die ihrer Vollendung harren
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