https://de.chessbase.com/post/zeit-campus-interview-mit-josefine-heinemannPlump-provokatives Titel-Pamphlet als sensationsträchtiger Aufhänger für das Interview mit eine jungen deutschen Schachgroßmeisterin.
Geschieht ihm recht, dem uninspirierten Schlagzeilen-Journalisten des Studentenmagazins der ZEIT, dass ihm offensichtlich in Unkenntnis der Strassenschach- und hardwareprotzenden Onlineszene der Zusatz '...und für Zocker' und Gamer' durch die Lappen geht
Ein Journalist sollte sich besser und objektiver auf ein Thema vorbereiten und nicht nur bei Bobby Fisher, dem Fall Hans Moke Niemann und dem TV-Serien-Blockbuster 'Damengambit' den Leuchtstift ansetzen. Überhaupt, kaum eine Sportart ist ausschließlich durch Auswüchse und Ausnahmefälle repräsentiert, Schach schon gleich gar nicht.
Ja, Frauen sind deutlich unterrepräsentiert und das hat in der Hauptsache kulturelle und geschlechtstypische Gründe, über die diskutiert werden sollte. Das häufige Standardargument, 'dass es nun mal so ist, dass Männer besser als Frauen Schachspielen können, aus basta', wäre vielleicht ein besser Einstieg in das Thema gewesen. Denn im Grunde ist diese Feststellung ja der Anfang und nicht das Ende dieser ganzen Gleichberechtigungs- und Gleichstellungsdiskussion.
Einziger Lichblick des Interviews, die Protagonistin, die für Klischees überhaupt nichts übrig hat und einfach und ehrlich ihre persönlichen Erfahrungen aufzählt. Sie ist in erster Linie eine ausgezeichnete Schachspielerin, aber wie die meisten interviewten Sportler natürlich kein ausgesuchter Experte für die historische und analytische Aufarbeitung ihrer Sportart.
Lesenswert, meint ChessBase. Na ja, Klischees und aktuelle Narrative werden halt bedient. Meine Schwiegermutter zeigte sich entsetzt, was man diesem schönen Spiel alles nachsagen will, auch wenn Papa schon mal den einen oder anderen Zug zurückgenommen hat
Fazit: Uninspirierte Schlagzeilenbefragung auf Talkshowniveau mit brav und ehrlich antwortendem weiblichem Schachprofi.
.