Hallo Thomas!
Bevor das hier jetzt wieder vollends zu einer reinen Debatte wird, ob man Schachprogramme auch zu etwas anderem verwenden darf, als um sie gegeneinander spielen zu lassen und astreine Statistiken mit enorm großen Zahlen aufzuhäufen

Der von dir so gelobte Zug 12.f5 ist mir einfach nicht mehr in seiner Herkunft erinnerlich. Mag sein, ich hab ihn einfach durch herumprobieren für praktikabel gefunden damals, mag sein, ich hab ihn von Pro Deo, der ihn auf der Stellung ganz kurz am Anfang der berechneten hat um ihn dann auch gleich wieder zu verwerfen, ich hab auch immer noch so was im Hinterkopf, dass er aus einer deiner Analysen an anderer Stelle stammt, jedenfalls bietet ihn mir von sich aus keine engine an, ohne ihn vorher auch ausprobiert zu haben, R3 lässt sich z.B. mit den entsprechenden Folgezügen im hash zeitweise davon überzeugen.

Allzu viele hab ich allerdings auch nicht wieder probiert jetzt im Neuaufguss, als Teststellung für engines halte ich ihn höchstens für ein Thementurnier verwendbar, das haben wir ja allerdings schon seinerzeit eh mehr oder weniger abgewickelt, deine 10 Nails of King's Gambit's Coffin sind ein netter succus daraus, wenngleich ich schon finde, dass du das Ganze immer noch etwas zu schwarz siehst.

Wenn man durch Zugumstellung als Weißer später noch zu f5 kommt, ist er möglicher Weise gleich stark (bei Zugumstellung irgendwie klar

) oder sogar stärker, will sagen, wenn Schwarz die für Weiß angenehmsten Varianten, die nach 12.f5 entstehen, später auch noch zulässt.

Ich fand und finde einfach, f5 entspricht dann irgendwie der Stellung, wenn man als Weißer im Königsgambit nicht nur auf Rückgewinn des Bauern spielt, was natürlich auch geht, aber die Frage aufwirft, wozu dann überhaupt diese Eröffnung.
Das ist für mich immer noch die Frage schlechthin bei solchen Eröffnungen:
in einem Variantendschungel in dem beide Seiten ganze Bücher nur über dein Cunningham- Gambit allein aus den letzten 100 Jahren dazu haben, (ok, ich weiß schon, es ist nicht ganz Cunningham und dein 5.g5 ist überhaupt eine Neuerung) ist die statistische Wahrscheinlichkeit, wenn beide Seiten Zugriff auf die gesamte bekannte Literatur haben und ohne zu patzen aus der Eröffnung heraus weiter spielen, also in einer Fernpartie oder einer nicht allzu schnellen mit guter Computerunterstützung vielleicht gute 90%, dass es Remis wird.
Weiß Weiß, dass Schwarz das auch alles weiß, wird Weiß dann kluger Weise die restlichen 10% wirklich riskieren, von denen vielleicht sogar die noch einmal etwas größere Hälfte für Schwarz besser ausschaut, um dir da endlich mal in deinen Einschätzungen deines geliebten Köngisgambits recht zu geben?

Dazu kommt ja noch, wenn du Recht hast, dass die Chancen also insgesamt vielleicht wirklich bei fehlerfreiem Spiel, was auch immer das heißen mag, für Schwarz minimal besser sind, wie kommt Schwarz zu seinen Chancen, wenn Weiß sich deiner und Fisher's Meinung anschließt und einfach nicht mehr Königsgambit spielt?
Gut, dann hast du Sizilianisch, um den Spanier zu vermeiden und bist aber jedenfalls auf den noch einmal 4 mal mehr Büchern an bekannter Theorie für diese beiden nach 1.e4.

Was ich meine, ist das:
wenn man sich schon mehr und mehr Eröffnungstheorie als exakte Wissenschaft antut, (

) dann sollte man doch im Sinne von Berechenbarkeit und Wahrscheinlichkeit, die Theorie auf Eröffnungen beschränken, die ganz im Gegensatz zur derzeit noch üblichen Praxis nicht eine möglichst große, sondern eine möglichst kleine Variantenbreite haben, nein?
Nur auf diese Art kann ich mir vorstellen, dass 2036 das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte, wenn Weiß einfach keine Motivation mehr hat, auf Sieg zu spielen, wissend, Schwarz hat Eröffnungsmöglichkeiten, die die Remiswahrscheinlichkeit auf gute 90% im Fernschach bringen und die restlichen 10% sind so riskant, dass sie sogar schon mit leichten schwarzen Vorteilen übriggbleiben.
Das kann ich mir eigentlich mit bestimmten schwarzen Systemen jetzt schon vorstellen, mit Köngisgambit nicht, weil es dazu Weiß spielen muss, was ich jedenfalls im Fernschach nicht tue.