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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Noch ein Beispiel zum Thema Computerschwächen
- - By Thomas Hall Date 2009-07-27 00:06
Hallo Schachfreunde,

Zum Thema "Computerschwächen" kann ich auch eine schöne Stellung beitragen, nämlich folgende:


Sie entsteht nach den Zügen

Code:
1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Nf3 Be7 4. Nc3 d6 5. d4 g5 6. Bc4 h6 7. g3 c6 8. O-O Bh3 9. Rf2 Nd7 10. Qd3 Qc7 11. gxf4 g4

Peter Martan, mit dem ich im Frühjahr einige Varianten des Königsgambits analysiert hatte, fand nun den schönen und meines Erachtens einzigen Zug 12. f5! Nach langem Überlegen und tiefer Analyse antwortete ich hier mit 12... Lf6.

Engines, die hier den Durchblick haben, sollen also den ganzen Zug 12. f5 Lf6 finden.

Ich behaupte, das schafft keines der heutigen verfügbaren Schachprogramme.

Etwas zum schachlichen Hintergrund, warum diese Züge so gut sind:

Normalerweise antworten die heutigen Engines nach 11... g4 mit 12. Se1, und zwar ist dann die folgende Fortsetzung gut denkbar:

Code:
12. Ne1 h5 13. Ng2 h4 14. Re2 g3 15. hxg3 Bg4 16. Re1 hxg3 17. Qxg3 Nh6 18. f5 Bh5 19. Ne2 O-O-O 20. Nef4 Rdg8

Wie man hier sieht, hat Schwarz sehr gute Gewinnaussichten, weil es ihm gelungen ist, zwei schwarze Türme in Richtung des durch Bauern ungeschützten weissen Königs zu postieren.

Nach 12. f5! ist die weiße Hauptdrohung aber 13. f6!, was nicht nur den Läufer e7 angreift, sondern auch das Feld f5 für den Springer f3 freimacht, der sich nämlich in diesem Falle nicht zurückzuziehen braucht, z.B.:

Code:
12. f5 Rh7 13. f6! Ngxf6 14. Nh4! O-O-O 15. Nf5

Nun hat Weiss einen Springervorposten auf f5, der den geopferten Bauern mehr als aufwiegt. Es kommt also sehr auf das "positionelle Verständnis" einer Engine an, wenn sie hier Erfolg haben will.

Viel Spass,
Thomas.
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2009-07-27 09:15
Hallo Thomas
Ist diese Variante für Schwarz nicht spielbar und auch haltbar? Aufgrund
Deiner tiefen Analyse kannst Du dazu sicher etwas sagen.
Mfg
Kurt

Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-07-27 10:18
Hallo Kurt,

Deine Variante hatte ich wirklich schon analysiert, nur etwas tiefer:

Nach
Code:
1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Nf3 Be7 4. Nc3 d6 5. d4 g5 6. Bc4 h6 7. g3 c6 8. O-O Bh3 9. Rf2 Nd7 10. Qd3 Qc7 11. gxf4 g4 12. f5 gxf3 13. Qxf3 Qb6 14. Qxh3 Qxd4 15. Bb3 Ngf6 16. Be3 Qb4 17. Rg2 Ne5 18. Rg7 Bf8 19. Rg3 O-O-O 20. a3 Qa5 21. Bd4 Rh7 22. Ba2 Kb8 23. b4 Qc7 24. b5

hat meiner Ansicht nach Weiß wenigstens gute Remis-Aussichten, wenn nicht gar mehr in der Tasche. Auf dem Königsflügel sind die Chancen von Schwarz fast schon ganz dahin, und das gefiel mir alles nicht. Weiß hat ja hier auch schon die Initiative.

Nein, 12... Lf6 ist schon besser, denn jetzt muss sich der angegriffene Springer f3 wirklich zurückziehen.

Grüße,
Thomas.
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2009-07-27 11:58
Hallo Thomas
Für mich ist (zugegebenermassen einigermassen in der Schnelle) noch nicht
alles so klar. Wenn ich die Endstellungen deiner/meiner Variante betrachte

Diagramm 1


Diagramm 2


dann hinterlässt die schwarze Figurenaufstellung für mich persönlich in Diagramm 2
einen doch sichtbar harmonischeren und daher besseren Eindruck als die m.E. etwas
gekünstelt aussehende Stellung von Diagramm 1.

[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2009.07.27"]
[Round "?"]
[White "?"]
[Black "?"]
[Result "*"]

1. e4 e5 2. f4 exf4 3. Nf3 Be7 4. Nc3 d6 5. d4 g5 6. Bc4 h6
7. g3 c6 8. O-O Bh3 9. Rf2 Nd7 10. Qd3 Qc7 11. gxf4 g4
12. f5 Bf6 (12... gxf3 13. Qxf3 Qb6 14. Qxh3 Qxd4 15. Bb3
Ngf6 16. Be3 Qb4 17. Rg2 Ne5 18. Rg7 Bf8 19. Rg3 O-O-O
20. a3 Qa5 21. Bd4 Rh7 22. Ba2 Kb8 23. b4 Qc7 24. b5)
(12... Rh7 $2 13. f6 $1 Ngxf6 14. Nh4 O-O-O 15. Nf5)
13. Ne1 *

Ein abschliessendes Urteil wage ich ohne vertiefende Analyse nicht.

Mfg
Kurt
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-07-27 13:16
Hallo Kurt,

Beim Vergleich der Endstellungen darfst Du nicht vergessen, daß die erste eine Stellung nach dem 12. Zug und die zweite eine Stellung nach dem 24. Zug zeigt, das ist schon ein Entwicklungsunterschied.

Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit der Fortsetzung der zweiten Stellung zu beschäftigen, aber mal ehrlich, willst Du da wirklich mit Schwarz weiterspielen, wenn Du die Wahl hättest? Probiere es mal aus.

Aber eigentlich geht es ja in diesem Thread um etwas anderes, nämlich darum, daß eine Engine wenigstens 12. f5! findet, was für mich schon eine Überraschung wäre. 12... Lf6 ist dann nur noch eine Zugabe, die zeigt, daß die Engine den Zug aus den richtigen Gründen gewählt hat.

Bezeichnend ist doch, daß es hier gilt, zu erkennen, daß sowohl nach 12. Se1? als auch nach 12. f5! Th7? der Gegner jeweils ein Bauernopfer vorhat, um einen spielentscheidenden positionellen Vorteil zu erreichen!

Was ich mit der Stellung vor dem 12. Zug zeigen will, ist die Tatsache, daß Engines so etwas heutzutage noch nicht richtig einschätzen können.. und auch nach sehr langer Analysezeit nicht, davon bin ich überzeugt.

Grüße,
Thomas
Parent - By Kurt Utzinger Date 2009-07-27 14:05
[quote="Thomas Hall"]
Hallo Kurt,

Beim Vergleich der Endstellungen darfst Du nicht vergessen, daß die erste eine Stellung nach dem 12. Zug und die zweite eine Stellung nach dem 24. Zug zeigt, das ist schon ein Entwicklungsunterschied.

Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit der Fortsetzung der zweiten Stellung zu beschäftigen, aber mal ehrlich, willst Du da wirklich mit Schwarz weiterspielen, wenn Du die Wahl hättest? Probiere es mal aus.


Die zweite Stellung hätte ich mit Schwarz jedenfalls lieber als die völlig
unklare und mir nicht gefallende erste Stellung.

Zitat:
Aber eigentlich geht es ja in diesem Thread um etwas anderes, nämlich darum, daß eine Engine wenigstens 12. f5! findet, was für mich schon eine Überraschung wäre. 12... Lf6 ist dann nur noch eine Zugabe, die zeigt, daß die Engine den Zug aus den richtigen Gründen gewählt hat.

Bezeichnend ist doch, daß es hier gilt, zu erkennen, daß sowohl nach 12. Se1? als auch nach 12. f5! Th7? der Gegner jeweils ein Bauernopfer vorhat, um einen spielentscheidenden positionellen Vorteil zu erreichen!

Was ich mit der Stellung vor dem 12. Zug zeigen will, ist die Tatsache, daß Engines so etwas heutzutage noch nicht richtig einschätzen können.. und auch nach sehr langer Analysezeit nicht, davon bin ich überzeugt.

Grüße,
Thomas


Ansonsten wird es wohl zutreffen, dass keine Engine 12.f5! wird finden können.
Mfg
Kurt
Parent - - By Roland Kanz Date 2009-07-27 20:56
Guten Tag Thomas!

Zum Thema fiden von 12.f5

Analysis by Rybka 3 Dynamic:

12.Sd2 b5 13.Lb3
  =/+  (-0.36)   Tiefe: 6   00:00:00  7kN
12.Se1 h5 13.Sg2 h4 14.Te2 Sh6 15.b4 g3 16.hxg3 Lg4 17.Te1 hxg3 18.Dxg3 0-0-0 19.b5 Le6 20.Lxe6 fxe6 21.bxc6 bxc6 22.Dd3 Tdg8 23.f5 Lh4 24.Tf1 exf5
  =  (-0.24)   Tiefe: 7   00:00:00  53kN
  =  (-0.23)   Tiefe: 20   00:12:32  248mN
  =  (-0.24)   Tiefe: 7   00:00:00  53kN
  =  (-0.23)   Tiefe: 20   00:12:32  248mN
12.f5 Sgf6 13.Sh4 Tg8 14.Lf4 Tf8 15.Sg2 0-0-0 16.Lxh6 Th8 17.Le3 Th7 18.Sf4 Tdh8 19.Sce2 g3 20.Sxg3 Sg4 21.Te2 Lg5 22.Sg2 Sxe3 23.Sxe3 Tg8 24.b4 Lh4
  =  (-0.16)   Tiefe: 20   00:36:24  717mN
  =  (-0.16)   Tiefe: 21   00:49:14  953mN
12.f5 Th7 13.Kh1 Db6 14.Lb3 gxf3 15.Dxf3 Dxd4 16.Le3 De5 17.Dxh3 Sgf6 18.Td1 Sxe4 19.Tg2 Sxc3 20.bxc3 Lf6 21.Tg8+ Sf8 22.Df3 De7 23.Tg2 0-0-0 24.Lxa7 Sd7 25.Ld4 d5 26.a4
  =  (-0.16)   Tiefe: 20   00:36:24  717mN
  =  (-0.17)   Tiefe: 23   03:28:44  4684mN

Nach  12.Se1 h5  13.Sg2 h4  14.f5 Sgf6  15.Sf4

15...b5 16.Lb3 a5
  =  (-0.17)   Tiefe: 6   00:00:00  2kN
15...Tg8 16.Sxh3
  =  (-0.18)   Tiefe: 7   00:00:00  16kN
  =  (-0.11)   Tiefe: 12   00:00:01  400kN
15...Th7 16.Sxh3 gxh3[] 17.Lf4 Sh5 18.Ld2 Tg7+ 19.Kh1 Sg3+ 20.hxg3[] hxg3 21.Lh6 d5 22.Lxg7[] dxc4 23.Dxc4 g2+ 24.Txg2 hxg2+ 25.Kxg2 Df4 26.Tg1 Dg4+ 27.Kh2 Dh4+ 28.Kg2 Dg4+ 29.Kh2 Dh4+ 30.Kg2 Dg4+
  =  (-0.12)   Tiefe: 12   00:00:02  681kN
  =  (0.00)   Tiefe: 21   00:24:29  476mN
15...g3! 16.hxg3[] hxg3[]
  =  (-0.11)   Tiefe: 21   01:14:05  1488mN
  =  (-0.11)   Tiefe: 21   01:14:05  1488mN

Gruß Roland
Parent - - By Thomas Lux Date 2009-07-27 21:59
hallo roland tolle leistung von rybka aber du wirst sehen auch das wird den herren die keine engines mögen nicht zufriedenstellen. man wird krampfhaft weitersuchen und erneut spiele posten um die programme auch weiterhin schlecht aussehen zu lassen. zumindest habe ich genau diesen eindruck von einigen hier und dabei ist das doch auch ein computerschachforum bisher dachte ich das jedenfalls .
grüsse thomas 
Parent - - By Bert Rinzel Date 2009-07-27 22:13
Code:
Code:
aber du wirst sehen auch das wird den herren die keine engines mögen nicht zufriedenstellen. man wird krampfhaft weitersuchen und erneut spiele posten um die programme auch weiterhin schlecht aussehen zu lassen. zumindest habe ich genau diesen eindruck von einigen hier und dabei ist das doch auch ein computerschachforum bisher dachte ich das jedenfalls .


Hallo,

vielleicht sollte man jedem der grandiosen Spieler zur Aufgabe machen, das Game ab der Position mit der Farbe seiner Wahl gegen eine Engine weiterzuspielen.

Bert
Parent - - By Thomas Lux Date 2009-07-27 22:27
hallo ich wüsste nicht wer das ausser "armino sallakum" schaffen könnte.
mit computer sind 95% hier immer besonders schlau aber wenn man an einem tisch ohne deren unterstützung sitzt sieht die schachwelt doch gleich wieder völlig anders aus.
aber man sollte natürlich nicht vergessen das wir auch im schach die computer brauchen denn ohne eine solche hilfe würden wir alle ziemlich unwissend aus der wäsche schauen wenn die grossmeister gegeneinander spielen. aber mit computer sind wir selbstverständlich alle besser als irgendwelche gm.
grüsse thomas
Parent - - By Bert Rinzel Date 2009-07-27 22:34
Code:
hallo ich wüsste nicht wer das ausser "armino sallakum" schaffen könnte.


hehe....schöner name für unseren SGM

Man stelle ich vor irgendwann gibts das perfekte Programm und die Computer sind schnell genug jede Variante bis ins Detail auszurechnen für 100 Halbzüge.....

Entsetzlich die Vorstellung.

Bert
Parent - - By Thomas Lux Date 2009-07-27 22:53
irgendwann wird diese heute noch "entsetzliche" vorstellung aber real werden.
ob wir das noch erleben ist eine ander frage doch der fortschritt lässt sich nicht aufhalten auch nicht im computerschach dann sind wir alle nicht nur grossmeister und weltmeister dann wären wir im schach alle gott, man stelle sich das einmal vor.
Parent - - By Bert Rinzel Date 2009-07-27 22:57
Code:
alle gott


also gleich hinter alle "Armino Sallakum"???

Entsetzlich hehe

Bert
Parent - - By Thomas Lux Date 2009-07-27 23:02
wir wären dann alle auf gleicher höhe mit dem "salem aleikum" oder wie der heisst.
Parent - - By Bert Rinzel Date 2009-07-27 23:09
Höre ich da etwa leise Zweifel an der Echtheit des SGM und an seinen großen Taten???

Nein, wie kann man nur daran zweifeln....unglaublich sowas....

Bert
Parent - By Thomas Lux Date 2009-07-28 19:08
ich habe doch nie an dessen unfähigkeit geweifelt sowas würde ich mir niemals erlauben 
Parent - By Michael Diosi Date 2009-07-28 09:30
Hallo,

Auch ein blindes Huhn findet mal einen Korn.

Aber solange eine Engine für ein Matt in 1 10 Minuten und mehr braucht stimmt da was nicht. Das passiert wenn man bei einer Stellung einfach anfängt blind drauf loszurechen ohne dem entsprechenden Schach-Wissen.

Würden diese Herren nicht darauf hinweisen würden andere Herren die nichts vom Schach verstehen glauben ihre Engine wäre perfekt.

Michael
Parent - By Thomas Hall Date 2009-07-28 10:11 Edited 2009-07-28 10:14
Hallo Roland,

Danke für Deine Bemühungen, Rybka 3 Dynamic hat mich
schon überrascht. Nicht schlecht.

Was die nachfolgende Diskussion angeht:

Beim Aufzeigen der Schwächen der heutigen Computerprogramme
geht es nicht darum, die Engines schlecht zu machen, wie einige
hier glauben. Es geht eher darum, für die Schachprogrammierer
Denkanstöße zu liefern, was sie an ihren Erzeugnissen verbessern
können. Denn ich bin überzeugt, daß diese die Diskussion in
den betreffenden Foren schon genau verfolgen und sich ihre
Gedanken machen, auch wenn das unbemerkt bleibt.

Es ist schon klar, daß die meisten hier ihre Lieblinge unter den
Engines haben, wogegen man ja auch nichts sagen kann.
Allerdings macht das Aufzeigen der Schwächen auch klar,
das man die Liebe nicht übertreiben und jeden Zug dieser
Programme für perfekt halten darf. Wenn man das perfekte
Schach, das man heute nur in den Endspieldatenbanken bestaunen
kann, zum Maßstab nimmt, dann ist die heutige Software noch
meilenweit von diesem Standard entfernt. Also gibt es nach
oben noch viel Spielraum zur Verbesserung, was angesichts
der (angeblichen) Ratings von über 3000 ELO der Spitzenengines
oft unterschätzt wird.

Aber deswegen gibt es auch Grund zur Vorfreude auf mögliche
neue starke Verbesserungen!

Grüße,
Thomas.
Parent - - By Peter Martan Date 2009-07-28 08:55
Hallo Thomas!
Bevor das hier jetzt wieder vollends zu einer reinen Debatte wird, ob man Schachprogramme auch zu etwas anderem verwenden darf, als um sie gegeneinander spielen zu lassen und astreine Statistiken mit enorm großen Zahlen aufzuhäufen

Der von dir so gelobte Zug 12.f5 ist mir einfach nicht mehr in seiner Herkunft erinnerlich. Mag sein, ich hab ihn einfach durch herumprobieren für praktikabel gefunden damals, mag sein, ich hab ihn von Pro Deo, der ihn auf der Stellung ganz kurz am Anfang der berechneten hat um ihn dann auch gleich wieder zu verwerfen, ich hab auch immer noch so was im Hinterkopf, dass er aus einer deiner Analysen an anderer Stelle stammt, jedenfalls bietet ihn mir von sich aus keine engine an, ohne ihn vorher auch ausprobiert zu haben, R3 lässt sich z.B. mit den entsprechenden Folgezügen im hash zeitweise davon überzeugen.

Allzu  viele hab ich allerdings auch nicht wieder probiert jetzt im Neuaufguss, als Teststellung für engines halte ich ihn höchstens für ein Thementurnier verwendbar, das haben wir ja allerdings schon seinerzeit eh mehr oder weniger abgewickelt, deine 10 Nails of King's Gambit's Coffin sind ein netter succus daraus, wenngleich ich schon finde, dass du das Ganze immer noch etwas zu schwarz siehst.

Wenn man durch Zugumstellung als Weißer später noch zu f5 kommt, ist er möglicher Weise gleich stark (bei Zugumstellung irgendwie klar ) oder sogar stärker, will sagen, wenn Schwarz die für Weiß angenehmsten Varianten, die nach 12.f5 entstehen, später auch noch zulässt.

Ich fand und finde einfach, f5 entspricht dann irgendwie der Stellung, wenn man als Weißer im Königsgambit nicht nur auf Rückgewinn des Bauern spielt, was natürlich auch geht, aber die Frage aufwirft, wozu dann überhaupt diese Eröffnung.
Das ist für mich immer noch die Frage schlechthin bei solchen Eröffnungen:
in einem Variantendschungel in dem beide Seiten ganze Bücher nur über dein Cunningham- Gambit allein aus den letzten 100 Jahren dazu haben, (ok, ich weiß schon, es ist nicht ganz Cunningham und dein 5.g5 ist überhaupt eine Neuerung) ist die statistische Wahrscheinlichkeit, wenn beide Seiten Zugriff auf die gesamte bekannte Literatur haben und ohne zu patzen aus der Eröffnung heraus weiter spielen, also in einer Fernpartie oder einer nicht allzu schnellen mit guter Computerunterstützung vielleicht gute 90%, dass es Remis wird.
Weiß Weiß, dass Schwarz das auch alles weiß, wird Weiß dann kluger Weise die restlichen 10% wirklich riskieren, von denen vielleicht sogar die noch einmal etwas größere Hälfte für Schwarz besser ausschaut, um dir da endlich mal in deinen Einschätzungen deines geliebten Köngisgambits recht zu geben?

Dazu kommt ja noch, wenn du Recht hast, dass die Chancen also insgesamt vielleicht wirklich bei fehlerfreiem Spiel, was auch immer das heißen mag, für Schwarz minimal besser sind, wie kommt Schwarz zu seinen Chancen, wenn Weiß sich deiner und Fisher's Meinung anschließt und einfach nicht mehr Königsgambit spielt?
Gut, dann hast du Sizilianisch, um den Spanier zu vermeiden und bist aber jedenfalls auf den noch einmal 4 mal mehr Büchern an bekannter Theorie für diese beiden nach 1.e4.

Was ich meine, ist das:
wenn man sich schon mehr und mehr Eröffnungstheorie als exakte Wissenschaft antut, () dann sollte man doch im Sinne von Berechenbarkeit und Wahrscheinlichkeit, die Theorie auf Eröffnungen beschränken, die ganz im Gegensatz zur derzeit noch üblichen Praxis nicht eine möglichst große, sondern eine möglichst kleine Variantenbreite haben, nein?
Nur auf diese Art kann ich mir vorstellen, dass 2036 das Ende der Fahnenstange erreicht sein könnte, wenn Weiß einfach keine Motivation mehr hat, auf Sieg zu spielen, wissend, Schwarz hat Eröffnungsmöglichkeiten, die die Remiswahrscheinlichkeit auf gute 90% im Fernschach bringen und die restlichen 10% sind so riskant, dass sie sogar schon mit leichten schwarzen Vorteilen übriggbleiben.
Das kann ich mir eigentlich mit bestimmten schwarzen Systemen jetzt schon vorstellen, mit Köngisgambit nicht, weil es dazu Weiß spielen muss, was ich jedenfalls im Fernschach nicht tue.
Parent - - By Thomas Hall Date 2009-07-28 09:52
[quote="Peter Martan"]

Was ich meine, ist das:
wenn man sich schon mehr und mehr Eröffnungstheorie als exakte Wissenschaft antut, () dann sollte man doch im Sinne von Berechenbarkeit und Wahrscheinlichkeit, die Theorie auf Eröffnungen beschränken, die ganz im Gegensatz zur derzeit noch üblichen Praxis nicht eine möglichst große, sondern eine möglichst kleine Variantenbreite haben, nein?
[/quote]

Hallo Peter,

Rein theoretisch betrachtet wird bei keiner Eröffnung der Spielbaum
im Schach irgendwie kleiner, und wenn Du meinst, man bräuchte
doch nur die Statistken anzuschauen, um da die Varianten
einzuschränken, dann bewegst Du dich auf dünnem Eis.

Trotz der vielen ausgetretenen Pfade in vielen Eröffnungen finden
die Leute gerade heute immer wieder neue Wege, die vorher noch
keiner gegangen ist, woran das wohl liegen mag?

Gerade deswegen ist ja die Eröffnungstheorie heute so im Fluss.

Deswegen ist es meiner Meinung auch nach unnötig, chess960
zu benutzen, um der angeblichen Langeweile zu entkommen.

Grüße,
Thomas.
Parent - By Peter Martan Date 2009-07-28 13:54
[quote="Thomas Hall"]
Rein theoretisch betrachtet wird bei keiner Eröffnung der Spielbaum
im Schach irgendwie kleiner, und wenn Du meinst, man bräuchte
doch nur die Statistken anzuschauen, um da die Varianten
einzuschränken, dann bewegst Du dich auf dünnem Eis.
[/quote]

Hallo Thomas!
Da hast du mich falsch verstanden. Ich schaue nicht auf die Statistik, um die Varianten einzuschränken, sondern schränke umgekehrt die Varianten ein, um aussagekräftigere Statistiken zu bekommen.
Du siehst am Beispiel Königsgambit, wie sogenannte scharfe Abspiele langzügig forciert sind zum Unterschied von positionellem Stellungsspiel, das weiter in die Breite ausanalysiert werden muss.
Ich würde mich einfach im Sinn der mathematischen Ökonomie gerade als Schwarzer davor hüten, gleichermaßen gut auf Damengambit wie auf Spanisch und Sizilianisch vorbereitet sein zu müssen. Mit Königsgambit- Theorie kann ich mir als Schwarzer nichts von alldem ersparen und muss Königsgambit einfach noch dazu speichern.
So hab ich das gemeint. Statistische Erfolge einer bestimmten Eröffnung sind so aussagekräftig wie das Partiematerial, das dahinter steht, qalititativ und quantitativ. Sammelst du 1000 Meisterpartien zu Köngisgambit allein, hast du dazu ein halbwegs vernünftiges statistisches Material.
1000 Computerblitz- Partien quer durch die Eröffnugsbücher ist trotz gleicher Quantität an Partien absolut nichtssagend über die Erfolgsaussichten einer bestimmten Variante.
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