Hallo Frank,
der eigentliche Witz ist:
in jedem der 14.000 Eröffnungsbücher wird man mit einer Engine ohne weiteres Fehler finden.
Umgekehrt ist es verdammt schwierig, der Lc0 Engine, die kein Eröffnungsbuch verwendet, einen Fehler nachzuweisen.
Wir wissen alle wie Eröffnungsbücher und moderne Medien zu Eröffnungen publiziert werden.
Wie war das noch zum Zeitalter des Buchdrucks? Da kommt in der einen Woche ein neues Buch zu einer Eröffnung auf den Markt und preist dieses aus weißer Sicht an.
Bald darauf kann man zur gleichen Eröffnung ein Buch aus schwarzer Sicht kaufen.
Ein leichter Vorteil in einer Variante aus weißer Sicht wird von einem Autor umgeschrieben und mit irgendeiner Mimikry zu "Schwarz hat Ausgleich".
So hat das Marketing immer schon funktioniert und schließlich braucht ein Schachspieler ein Repertoire, bei der alle Varianten aus schwarzer Sicht spielbar sind oder bei der er meint, mit Weiß überall Vorteil zu bekommen.
Heutzutage werden die wenigsten Schachspieler noch zu echten gedruckten Büchern greifen, wo sie diese Kost leichter über Chessbase, Chessable oder sonst einem der hunderten Anbieter elektronisch angeboten bekommen.
Doch selten sind diese Publikationen bei genauer Analyse stichhaltig.
Ja, die Schachtheorie ist reich an Opfervarianten, riskanten Versuch und "Flukes". Eine Engine würde wahrscheinlich nie auf die Idee kommen, so zu spielen.
Und man beraubt sich dieser Schach-Fantasien, wenn man mit einer Engine stupide in einer Stellung rechnen lässt.
Was wäre man ohne Königsgambit, Lettisches Gambit, ... oder sogar Königsindisch.
Da gebe ich Dir vollkommen recht.
Erstaunlich ist aber schon, wie eine Engine mittlerweile die Botwinnik-Variante oder die vergiftete Bauernraubvariante korrekt spielt.
Und da spreche ich von Lc0 ohne Buchunterstützung!
Mit Engine habe ich z.B. in einer Fernschachpartie ein Damenopfer gefunden, das noch nirgends gespielt wurde und eben auch nicht publiziert wurde.
Aber was soll ich sagen, es kam nicht dazu, weil mein Gegner selbst eine Neuerung gespielt hat und die Variante so gewendet hat, dass nicht ich, sondern er die Dame geopfert hat.
Freilich hat meine Engine diese Möglichkeit auch angezeigt und als Mensch hat man die Wahl so zu spielen oder nicht.
Nichtsdestotrotz behaupte ich, dass diese Variante - und wir sprechen von einer der meist beackerten Varianten in der Botwinnik-Variante - spätestens ab dem 23. Zug in keiner Publikation drin steht.
Sollte ich mich irren, und es ist veröffentlicht, inklusive einer ausgeglichenen Bewertung, so nehme ich selbstverständlich alles zurück
https://www.iccf.com/game?id=1228776
Event:
Ort:
Datum:
Weiss:
Schwarz:
Ergebnis
Board
Zitat:
Genauso ein Quatsch wie die vielen Parameteränderungen bei Clone-Programmierern.
Die wissen meist noch nicht mal was genau geändert wird.
Das möchte ich so nicht stehen lassen. Dieser Satz ist mir zu plakativ. Ich als Software-Entwickler habe gehörigen Respekt, dass es jemand schafft, den Code überhaupt zu verändern, dass dort etwas positives rauskommt.
Und z.B. die mit-on-top-Engines Shashchess 20.2, Crystal, Honey, CFish, CorChess, etc. sind weit davon entfernt, von Parameteränderungen zu leben.
Das sind echte Code-Änderungen, echte Logik-Ansätze, die die Eigenschaften der Engine beeinflussen und im Code umgesetzt wurden.
Herzliche Grüße,
Robert