Ich kann nicht die besonderen Vorzüge von Programmen beurteilen, die in nicht allzu ferner Zukunft eine doppelt so hohe ELO-Wertung haben werden wie ich zu meinen besten Nahschach-Zeiten.
Ich lasse die Partien auf tcec-Chess meistens auf meinem zweiten Bildschirm laufen und wenn mich eine Stellung interessiert, schaue ich aufmerksamer hin. Gestern gab es eine Partie unter Stockfish-Beteiligung, bei der eine Stellung entstanden ist, die von beiden Kontrahenten mit etwa +1.00 bewertet wurde. Dann folgte ein - aus meiner schachlich eingeschränkten Sicht - langweiliges Hin- und Her-Geschiebe von Figuren, wobei sich kaum etwas am Charakter der Stellung änderte, die Stellungsbewertung aber trotzdem langsam immer weiter ins Plus ging. Schließlich war sie bei +3 angelangt und ich hätte nicht sagen können, was sich entscheidend geändert hat. Laut der Kommentare im Chat ging es anderen Zusehern auch so. Schließlich hat sich Schwarz dann dazu entschieden, eine Figur herzugeben, wobei ich auch hier den genauen Grund nicht erkannt habe.
Bei meinem Privat-Turnier gibt es sehr viele Remis zwischen den Engines, aber wenn ich nicht auf die Bewertungen schaue, dann sind das manchmal unglaublich aufregende Partien, mit Materialungleichgewicht, Qualitätsopfern und anderen Dingen - aber die heutigen Engines sind so weit, dass sie den Ausgang dieser Turbulenzen schon kennen und einen quasi spoilern. Man versäumt einiges, wenn man diese Partien abbricht, ich finde die schachlich sehr beeindruckend. Wenn dann einmal ein Qualitätsopfer tatsächlich zu einem Gewinn führt ist das umso schöner.
Besonders gut können die heutigen Top-Engines analysieren, wenn man sie lässt. Ich weiß, dass es für eine Einstufung notwendig ist, möglichst viele Partien zu spielen, aber dieses massenweise Rausklatschen von Partien, bei denen man sich kaum eine genauer ansieht und die nur zu statistischen Zwecken gespielt werden, das ist nicht meine Welt.
Schöne Grüße
Andreas
So groß sind die Unterschiede der Spitzenengines im Spielstil nicht mehr.
Sie spielen alle sehr dynamisch und druckvoll. Was mir manchmal nicht gefällt ist dass zu früh abgetauscht
wird und Bauern oft nicht verteidigt werden und auf Gegeneroberung ausgegangen wird.
Vom Spielstil gefällt mir Lc0 am besten; leider hat Lc0 manchmal durch seine viel geringere Rechentiefe nicht
den Überblick und macht taktische Fehler.
Beeindruckend ist, wenn die Engine eine Bewertung von + 1.50 anzeigt, was in der Regel den Gewinn bedeutet,
und kein Mensch dies nachvollziehen kann weil niemand in der Lage ist 30 Züge und mehr zu berechnen.
Der Nachteil, dass nnue immer stärker wird ist, dass auch Spitzencomputer gegen 4 Kerne-PCs in der Regel kaum
noch gewinnen können. Das sieht man z.B. wenn auch ein 64-Kerner mit 128 Threads kaum noch ein Sieg schafft.
Aber es gibt dann doch wieder, nach sehr vielen Partien, zwischendurch wieder Glanzpunkte durch ausgezeichnete
Partien auf höchstem Niveau.
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