Teil 2:

3. Zugnummer 80-99
Übergang Endspiel / frühes Endspiel



4. Zugnummer 100-299
Endspiel



Einige Dingen fallen direkt ins Auge, führe mal ein paar auf.

1. Seer erspielt verhältnismäßig viele schnelle Gewinnpartien, spekulativer unterwegs ... verliert auch oft.
2. iCE wie gewohnt mit einer für die Spielstärke erstaunlich starken Mittelspielstatistik. Interessant in diesem Zusammenhang immer wieder die sehr starken Einschätzungen zu unserer Eröffnungstheorie. iCE bewertet offene aggressive Stellungen sehr hoch und behält meist Recht.
3. Die Angreifer: Pedone, Booot, Wasp, Andscacs fallen mit immer weniger Figuren auf dem Brett ab.
4. Die offenbaren Selbstoptimierer Winter oder Lc0 legen bei weniger Figuren auf dem Brett zu (gegenteilig zu den Angreifern). Gestärkte These durch die zuerst genannten Statistiken, die schnellen Gewinne  / Verluste
5. Igel ist ein weiteres Beispiel, durch NNUE wurde keinesfalls der Spielstil dieser Engine neu erfunden. NNUE zeigt diesen nur sehr viel Krasser auf. Igel ist anfällig für schnelle Verluste und je weniger Figuren auf dem Brett desto stärker wird die Engine. Also in der Gruppe von Winter und Lc0. Erstaunlich dennoch ist der Platz 3 zu Thema "Endspiel". Durch NNUE hat sich der Spielstil bei Igel also nicht verändert wie grob bei allen anderen, die nun NNUE nutzen, auch nicht. Meist sind die NNUE Engines nur im Endspiel stärker geworden.

Im Detail zu Wasp:
Wasp 4.5 zu Wasp 4.0 ... da gab es fast 100 Elo an Zuwachs.
Die Engine wurde noch aggressiver und hat eine Schwäche ... das Endspiel.
John hat aber hier angefangen zu optimieren und Wasp legte im Endspiel (trotz Platz 25 / 27) deutlich zu. Die Verlustpartien finden sich eher im späten Mittelspiel / Übergang Endspiel.
Mehr Elo produziert im Falle von Wasp schnelles Händeschütteln (Remis).
Irgendwie gefallen mir die hohen schnellen Remisquoten nicht.
Muss mit John drüber sprechen!

Extrem bei Wasp ist die Königssicherheit bei vielen Figuren auf dem Feld.
Da setzt Wasp im Verhältnis zur Gesamtspielstärke wirklich Maßstäbe!!
Ist einfach eine geile Engine!!

Lc0:
Könnte man nun leicht simulieren was bei starken Grafikkarten passiert. Im Turnier spielt die CPU Version.
Ohne ein gutes Eröffnungsbuch ist Lc0 hilflos im Vergleich zu Stockfish oder Komodo (ca. die gleiche Spielstärke). Aber im Endspiel gleichwertig und im Übergang zum Endspiel ist Lc0 wahrscheinlich stärker als Dragon und Stockfish. Diese Eigenschaften begeistern in der Regel keinen Menschen, insofern verstehe ich nach wie vor auch nicht die Hype auf dieses Programm. Mir sind kaum Menschen bekannt, die das Augenmerk auf schwierige Endspielübergänge legen. Hier glänzt Lc0 durch tiefe Kombinationen! Nee, was habe ich hierzu schon alles für Märchen lesen müssen. Lc0 revolutioniert das Eröffnungsspiel und lauter solche Dinge wie z. B. das unsere Eröffnungstheorie durch Lc0 überflüssig geworden ist. Aber wenn etwas neu ist und Google durch Horror-Messages glänzt, flippt die ganze Engine-Community total aus. Die Leute stürmen die IT-Shops und kaufen Grafikkarten was das Zeug hält (anstatt sich ein schönes DGT Brett zu gönnen). Nun gut, die Wege des Herrn ...

Stockfish / Dragon:
Eine interessante Wendung durch NNUE?!
Eigentlich war Dragon immer leicht stärker als Stockfish im Endspiel. Offenbar hat sich das Blatt gewendet. Dragon, oder besser Dragon by Komodo, legt im Übergang zum Endspiel deutlich zu. Stockfish produziert hier mehr Remise während Dragon sich kämpferischer zeigt und gar vor Stockfish liegt. Was sehr auffällig ist, dass ein wesentlicher Vorteil von Stockfish im Vergleich zu Dragon die "Schwarz-Stats" sind. Stockfish führt die schwarzen Steine wesentlich aggressiver als Dragon by Komodo und das macht sich bezahlt in Elo. Stockfish könnte auch als die gefährliche "Schwarze Witwe" bezeichnet werden. Oder als Tarantula Bandii oder wie die Dame im ZDF sich schimpft, die immer so schön die politischen Tagesthemen zusammenfasst (habe den Namen vergessen). Stockfish fasst das Geschehen eindrucksvoll zusammen!

Ethereal:
Auch der extrem hohe Zügedurchschnitt von 95 belegt das die Stärke vom Programm bei weniger Figuren auf dem Brett zu finden ist. Im Vergleich zur Nummer 3 SlowChess kann Ethereal nicht gerade als Angreifer bezeichnet werden. Die Nummer 3 und 4 spielen komplett unterschiedlich. Ethereal bei vielen Figuren auf dem Brett viel passiver. Das geht schön aus den 4 Ratinglisten zu den Spielphasen hervor. Der Zügedurchschnitt ist aber auch immer ein schönes Indiz für kämpferisches Verhalten. z. B. auch bei Demolito bei einem Zügedurchschnitt von 98 Zügen. Mithin gibt es auch mehr Punkte im Endspiel. Bei Etherial nur 120 Partien die unter 60 Zügen beendet wurden.

Nun es gibt die Angreifer und die auffälligen Endspielkünstler.
Es gibt auch Programme, die sehr konstant durch die Spielphasen gehen, z. B. RubiChess, Laser oder Xiphos.
Auch das ist eine Kunst!!

Man merkt auch, dass sich andere Programme noch in der Findungsphase befinden.
z. B. spielt Koivisto zwar mittlerweile frei von Bugs aber an der Königssicherheit muss noch gearbeitet werden. Gleiches gilt für Halogen!

Bei Xiphos ist die extreme gute Königssicherheit auffällig.
Xiphos und Schooner sind in der Tat sehr gleich, wobei Xiphos durch die höhere Spielstärke dann interessanter wirkt.

Also, wir finden bei genauer Betrachtung sehr schnell heraus, welche Programm welche Stärken und Schwächen haben.
Stärken und Schwächen bilden den Spielstil.

Ob sich die Eindrücke bestätigen zeigen die nächsten 1.000 Partien per Engine.
An den Elo-Werten bei 40 Gegnern wird sich erfahrungsgemäß, jetzt nach 1.000 gespielten Partien, kaum etwas verändern.
Wie gesagt, die Statistiken werden genauer aber sind meist auch schon alle durch das FCP Tourney-2020 bekannt.
Man könnte auch sagen, nicht viel neues unter der Sonne von Trier.

Weiterhin viel Spaß mit dem kleinen Turnier!

Gruß
Frank

PS:
Die Excel Statistiken sind noch nicht fertig.
Wird Klaus sicherlich heute in Angriff nehmen.
Er wird etwas Arbeit haben weil die Stats zu den 4 Partiephasen hinzugefügt werden.