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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Gegen die Windmühle, schneller als der eigene Schatten ...
- - By Frank Quisinsky Date 2019-01-01 20:06 Edited 2019-01-01 20:16
Hallo zusammen,

Verständnisfrage:
Wie kann ein selbstlerndes Programm stärker sein als seine Gegner gegen die es in der Regel lernt?
Kommt dabei nicht letztendlich nur ein Stockfish heraus?
Sind es irgend welche News die hierzu veröffentlich wurden um neue Legenden zu bilden oder nach einer unlogischen Superlative zu greifen weil die News grundsätzlich auf diesem Niveau drohen auszugehen?

Ich meine es gab immer Personen die wollten schneller als der eigene Schatten sein.
Ist bis heute nach meinem Wissen noch niemanden gelungen, lasse mich aber gerne berichtigen!!

Gegen Zustände ankämpfen, die sich nicht ändern lassen ... wir sagen gegen Windmühlen kämpfen.

Wenn denn wir z. B. 5 Top Programme hätten, die alle alles anders machen würden.
Dagegen dann "Lernen" möglich ist, würde die Sache möglicher Weise anders ausschauen.

Nur die heutigen TOP-Programmen haben grob gesagt alle die gleichen Stärken, die nur mit sehr aufwendigen Analysen, sprich Statistik zu erahnen sind.

Vielleicht ist jemand in der Lage mir das logisch zu erklären?
Meine, was ist so reizvoll daran, dass Leela stärker als Stockfish wird?
Was machen wir dann mit dem Endergebnis wenn es gelingen sollte?
Wie schaut dann der nächste Step aus, oder verfallen wir dann alle in einem Tiefschlaf?
Wie setzen wir 3.400 Elo oder mehr sinnvoll ein?

Erwarten wir nun vollgestopft mit "Computerschach Selbstverständlichkeiten", dass wir schneller als der eigene Schatten werden?
Ist das jetzt die Erwartungshaltung 2019?
Habe ich irgend etwas verpasst?

Das ist ein Kampf gegen die Windmühle auf einem Niveau das niemand mehr nachvollziehen kann.
Sorry, aber ich verstehe die Logik immer noch nicht.

Gruß
Frank

Hm, verstehe das einfach nicht.
Das wäre so als wenn mir jemand Spanisch beibringt und ein dritter erwartet das ich dann perfekt Chinesisch spreche.
Nun gut, Wunder gab es ja immer wieder mal und ein Wunder zu provozieren kommt den Regenmachern gleich!
Parent - - By Thomas Zipproth Date 2019-01-01 21:35
Frank Quisinsky schrieb:

Wie kann ein selbstlerndes Programm stärker sein als seine Gegner gegen die es in der Regel lernt?
Kommt dabei nicht letztendlich nur ein Stockfish heraus?


Leela spielt doch zum Lernen ausschließlich gegen sich selbst, beginnend bei Spielstärke Null, also ist es doch offensichtlich möglich?
Und der stärkste Schachspieler der Welt, wer immer das sein mag, ist ja auch irgendwie besser geworden als seine Gegner?

Frank Quisinsky schrieb:

Meine, was ist so reizvoll daran, dass Leela stärker als Stockfish wird?


Ich dachte es sei der Sinn des Schachspiels gegen seine Gegner zu gewinnen, entweder als Mensch oder mit einer Engine die man entwickelt?
Ich kann natürlich ständig in einer Manschaft wunderschöne Partien gegen meine Gegner verlieren, aber das hilft mir halt relativ wenig.
Irgendwann fliege ich dann aus der ersten Mannschaft raus und werden in die Zweite versetzt.

Frank Quisinsky schrieb:

Was machen wir dann mit dem Endergebnis wenn es gelingen sollte?


Wenn es gelingt das Leela stärker als Stockfish ist wird man versuchen eine Engine zu schreiben die noch besser ist, z.B. könnte das Google mit AlphaZero sein.
Ist nicht die gesamte Engine Entwicklung so verlaufen?
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2019-01-01 22:00 Edited 2019-01-01 22:03 Upvotes 1
Hallo Thomas,

wir sind doch jetzt schon 550 Elo (vielleicht abzüglich 200) über menschliches Niveau auf höchsten Level.
Selbstzweck?

Wenn wir Dinge aus den Augen verlieren, weil wir nicht genug bekommen können stürzt jede Mauer ein.
Das war in der Geschichte noch nie anders!

Wenn etwas sinnentfremdet wird, bedeutet das immer das der Mensch dabei auf der Strecke bleibt.
Selbstautomatisierung bedeutet Stillstand.
Wir entwickeln an der Realität vorbei!
Real ist etwas was verständlich ist.

Ich denke wir können neue Ziele formen, falsch wäre es ein Ziel zu verfolgen und andere zu vernachlässigen.
Wissen aufbauen ist OK aber dieses sollte dann auch richtig genutzt werden.

Derzeit sehe ich keinen sinnvollen und logischen Ansatzpunkt erzieltes Wissen richtig zu nutzen.
Wenn immer unklarer wird wie genau dieses neue Wissen überhaupt anzuwenden ist bzw. es verstanden wird.

Es gibt Grenzen deren Erforschung uns absolut lahm legt, weil die Forschungsergebnisse nicht logisch erklärt werden können.

Sehe diese Entwicklung eher als hinderlich an, weil ich keinen logisch erklärbaren Hintergrund der Nutzung erkennen kann.

Gruß
Frank
Parent - By Thomas Zipproth Date 2019-01-01 23:22 Upvotes 1
Hallo Frank,

die Probleme die du hier ansprichst werden glaube ich teilweise unter dem Begriff "Technologische Singularität" zusammengefaßt,
hier der Wikipedia Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Technologische_Singularität

Ansonsten ist die Sinnfrage natürlich immer schwer zu beantworten, warum beschäftigt man sich mit Schach?
Vermutlich aus demselben Grund warum andere Sport oder Hochleistungssport betreiben.
Interesse, Talent, Wettbewerb, gewinnen oder verlieren, Weiterentwicklung, Forschungsdrang, Geld, Glück, Macht, Freizeitbeschäftigung usw.
Die Fähigkeit 100m als Schnellster zu laufen oder der Beste im Schach zu sein ergibt ja für sich allein betrachtet erst mal überhaupt keinen Sinn.

Natürlich können die erworbenen Fähigkeiten im Umgang mit Deep learning auch dazu beitragen in anderen Bereichen sinnvolle Entwicklungen voranzutreiben.
Deep learning wird ja für alles mögliche eingesetzt.
Ob jetzt Forschungsergebnisse nur noch von einer Handvoll Leute (Quantenphysik) oder von gar keinem mehr verstanden werden stellt glaube ich kein praktisches Problem dar,
sofern man die Ergebnisse nur irgend einer sinnvollen praktischen Verwendung zuführen kann.

Gruß,
Thomas
Parent - By Benno Hartwig Date 2019-01-02 00:09

> Es gibt Grenzen deren Erforschung uns absolut lahm legt, weil die Forschungsergebnisse nicht logisch erklärt werden können.


Es mag sein, dass die Spielweisen von Engines irgendwann den Menschen bei der Entwicklung ihre Spiels nicht mehr helfen.
Ich denke aber, dass ist oft auch nicht das primäre Ziel.
Ich gebe zu, ich bin eitel genug, dass ich liebend gern ein Programm schreiben würde das noch einmal viel stärker ist als SF.
Für Programmierer ist das allein bestimmt schon Anreiz genug, hier großartiges zu leisten.

Benno
Parent - By Thorsten Czub Date 2019-01-02 02:21 Upvotes 1
Technologischer Fortschritt macht nicht
per se Sinn.
Es macht z.B. keinen Sinn mit dem Flugzeug zu reisen statt mit Bahn oder Bus oder Auto.
Und doch machen es viele weil es Mode ist und billig.
Das die umwelt dabei rapide geschädigt wird, bekommt man kaum mit.

Billiges Fleisch aus massentierhaltungen .
Stets muss ein anderer den preis zahlen.
Parent - - By Lothar Jung Date 2019-01-02 11:22
Hallo Frank,
zuerst Dir ein gutes neues Jahr!

Die TOP 100 PC-Schachprogramme liegen weit über dem menschlichen schachlichen Horizont.
Die meisten physischen Schachcomputer schlagen 99% aller Schachspieler oder den Großteil der guten Vereinsspieler.
Aber zum Training und zur Analyse sind sie allemal von Nutzen.
Das Interessante an Leela ist sein neuer Ansatz und sein Spielstil. Neue Erkenntnisse vielleicht in der Eröffnung und im positionellen Mittelspiel.
Herkömmliche Schachprogramme sind A/B-Maschinen mit menschlichem Schachwissen.
Leela ist selbstlernend auf der Grundlage des MonteCarlo-Algorithmus und von Mustererkennung.
Das ist ein neuer Ansatz zur Generierung von Schachwissen (auch Go), sowie zur Bilderkennung und -auswertung zum Beispiel in der Medizin.
Schach ist ein Anwendungsgebiet der „ungefährlichen“ KI.

Viele Grüße

Lothar
Parent - - By Peter Martan Date 2019-01-02 13:00
Lothar Jung schrieb:

Leela ist selbstlernend auf der Grundlage des MonteCarlo-Algorithmus und von Mustererkennung.
Das ist ein neuer Ansatz zur Generierung von Schachwissen (auch Go), sowie zur Bilderkennung und -auswertung zum Beispiel in der Medizin.
Schach ist ein Anwendungsgebiet der „ungefährlichen“ KI.

Entschuldige, Lothar, aber das ist etwas irreführend und widerspricht sich selbst.

Weder ist der MonteCarlo- Algorithmus aus dem Schach zur Bilderkennung und -Auswertung z.B. in der Medizin von irgendeinem Nutzen, noch gibt es so etwas wie ungefährliche KI.

Entweder die Schach- Anwendung hat überhaupt nichts mit "nützlichen" KI- Anwendungen zu tun, oder sie kann Umwegrentabilität für andere KI- Anwendungen haben, dann aber natürlich für militärische, finanztechnische und politische genau so wie für medizinische.

Ich persönlich würde halt für Forschung auf dem Gebiet der Medizin medizinische KI- Anwendungen weiterentwickeln und nicht darauf hoffen, dass die ansonsten wirklich ziemlich eklatante Strom- und Hardwarezeit- Verschwendung für die Schach- KI- "Weiterentwicklung" schon wenigstens irgendeinen anderen Nutzen haben könnte, wenn ich aber damit rechne, dass es den haben könnte, müsste ich wohl mit "ungefährlichem" Ge- mindestens ebenso wie mit "gefährlichem" Miß-brauch rechnen.
Parent - - By Peter Martan Date 2019-01-02 19:09 Edited 2019-01-02 19:38
P.S. Dass die Weiterentwicklung der Schach- KI Anwendungen (ist ja nicht mehr nur eine) als solche schon Stromverschwendung wäre, habe ich übrigens nicht gemeint. Aber das Festhalten am "Zero-Prinzip" allein, so sehr es ohnehin auch schon verwässert wurde und wird, kann's meiner Meinung nach halt für Menschen nicht sein, die am Schach als Spiel interessiert sind und nicht nur am Selbstzweck, Engine- Engine- Matches laufen zu lassen und die Punkte zu zählen oder dem Experiment, wie weit LC0 gegen SF noch kommt, wenn der buchlos oder mit "Testbüchern" antritt, und die Schach-KI immer weiter nur im Selfplay lernt.

Wenn wir ständig neue Erfolgsstories vorgesetzt bekommen, und nicht einmal das ursprünglich als Vorzeigemodell aufgebrochene Deep Mind- Projekt in einem definitiven Paper die Partien, die am meisten interessieren würden, die gegen SF mit Cerebellum- Buch, herzeigt, ist das meiner Meinung nach schon Zeichen genug, dass man sich um die Eröffnungstheorie als solche nach wie vor überhaupt nicht kümmert.

Wenn ich mir vorstelle, was man von den angeblich schon so tollen Programmen haben könnte, würde man sie an Eröffnungsdatenbanken messen, und den Lernvorgang nicht immer wieder nur von der Grundstellung aus neu startete, tut's mir halt um die Hardwarezeit und den Strom schon mehr und mehr leid.

Natürlich kann jetzt schon jeder für sich im stillen Kämmerlein an Anti-LC0-Büchern basteln, oder die Programme und die vorhandenen NNs dazu nutzen, sie selbst zu trainieren, aber dazu sollten dann die Angebote, ein NN nach eigenen Eröffnungsbedürfnissen als kleiner User an Datenbanken anzupassen, etwas Anwender- freundlicher werden. So lange man dazu noch selbst Source- Codes ändern und Compilieren muss, ist das nicht tauglich für den "breiten" Schachspielerbedarf, mag ja sein, der ist nicht soo breit, aber die paar reinen Eng-Eng-Zuschauer machen das Kraut wohl auch nicht fett.

Und dass sich Deep Mind nach jetzt auch schon bald wieder einem Jahr nach dem letzten (bekannten) A0- SF- Match noch in keiner Weise an der bekannten Eröffnungstheorie versucht, enttäuscht von einem Projekt, das aufgebrochen ist, das Schachspiel zu revolutionieren, zumindest mich halt schon etwas.

Daran ändern YouTube- Auftritte namhafter Schachspieler, die sich freuen, mal auch ein paar Engine- Partien "menschlich" kommentieren zu können, und dass ein Buch über A0- Partien veröffentlicht wird, wenig.

Ich lese auch dauernd, dass die schachlichen Leistungen mit Super Trouper Hardware und steigender Bedenkzeit jetzt schon gegen die A-B Engines noch und noch besser würden, die Untersuchungen von Kai Laskos zum Thema LC0-Performance gegen SF bei steigender TC sprechen aber genau dagegen, und einen Beweis für die weitere messbare Spielstärkenzunahme über ein Mindest- TC - Niveau hinaus, unter dem sie offenbar noch underperformed, einen solchen Beweis für die Nützlichkeit von teurer Hardware und LTC im Spiel von LC0 gegen SF, habe ich derzeit noch von keiner Seite wahrgenommen.

Logisch wäre, dass eine Schachanwendung, die auf bereits gelerntem "Wissen", auf "Mustererkennung" und nicht auf Rechenpower beruht, gleich oder gar nicht gute Züge finden sollte.
Natürlich kann man das nicht mit dem "wissensbasierten" A-B- Algorithmus einer selektiven "B oder C"- Strategie vergleichen, aber warum man, wenn das Lernen mit, von mir aus beliebig großem Hardware- Zeiteinsatz, beschleunigbar ist, der Effekt davon dann im Spiel des "fertig" trainierten NNs auch noch immer nur mit, je mehr Hardware- Zeit umso besser, funktionieren sollte, hat mir auch noch keiner der Fachleute erklären können, jetzt nämlich immer im Vergleich zu den A-B- Engines, von denen man ja gewohnt ist, dass sie Numbercruncher sind und von Rechenpower und Rechenzeit als solcher praktisch beliebig profitieren.

Auch könnte Deep Mind, so A0 denn überhaupt noch existiert, mal ein bisschen am internationalen Fernschach teilnehmen. Zugegeben, es ist nicht gesagt, dass das nicht bereits der Fall ist, aber dass da dann nicht auch schon wenigstens einzelne Partien herzeigbar wären?

Also bei aller Hochachtung, die ich dem, was da schon erreicht wurde, entgegenbringe, ein bisschen bleibt mir die Sache nach wie vor, und je länger sie so weitergeht umso mehr, im puren "Schneller, Höher, Weiter"- Wahn hängen, Selfplay- Elo, Elo aus Matches gegen SF allein, SF ohne Buch, SF mit Testbüchern und einer möglichst hohen "Leela-Ratio".

Ich bin halt kurzum nach wie vor derselbe alte Miesmacher, warum sollte daran ein neues Jahr etwas ändern?

Aber wenn schon neu, warum dann nicht gleich ordentlich neu, und nicht nur neu für diejenigen, die schon ewig lang gar nicht Neues mehr wahrgenommen haben (obwohl's da auch vor A0 schon lange sehr viel immer wieder Neues und Gutes gab) und trotzdem oder gerade deshalb nicht nur neu, sondern auch noch für den Menschen nützlich?

Und könnten nicht von alten Sachen, manche heuer auch noch passen?

Muss man, nur weil was Neues da ist, automatisch alles Alte, wenn es sich auch noch durchaus weiter bewähren würde, sofort wegschmeißen?
Und woran wollen wir dann die "Entwicklung", die ja schachlich, hört man ständig von den verschiedensten Seiten, ohnehin für Menschen längst viel zu hoch ist, in Hinkunft messen?
Parent - - By Marcus Jansen Date 2019-01-02 23:04
Hallo,
DeepMind als Firma ist bestrebt Ihre Betriebsgeheimnisse für sich zu behalten. Das Knowhow ist gewissermaßen das Betriebskapital, das künftig "teuer" verkauft wird. Die Beteiligung an Beantwortung von Fragen, wie du sie aufwirfst, wäre pro bono Arbeit.
Die bisherigen Errungenschaften sehe ich gewissermaßen als Eigenwerbung und Andienen an die Wirtschaft. Dass wir daran partizipieren können, ist zum Teil dem Umstand geschuldet, dass David Silver wissenschaftlicher Leiter des Projekts ist und als Professor natürlich daran Interesse hat seiner wissenschaftlichen Karierre durch Publikationen einen Schub zu geben. Er wird sich aber hütten, in diesen alles offen zu legen.
Es werden aber über die schon existierenden Ansätze hinaus andere kommen, die mit diesem Basiswissen und der schon von der Industrie verfügbaren Hardware die noch fehlenden Mosaiksteine ergänzen werden. Vielleicht ist das dann sogar der Reiz, um mit den KI Schachprogrammen in Wettbewerb zu treten.
Ein gut programmiertes KI System lernt mit jedem Spiel von ganz alleine dazu, ein Stockfish nicht. Von daher kann es keinen fertig trainierten NN geben. Allerdings spielt auch hier der abnehmbare Grenznutzen, wie ich es auf den Folien des Vortrages gesehen habe, eine Rolle.
Und was bringt UNS das Ganze. Schachlich gesehen rein gar nichts.
Grüße
Parent - By Peter Martan Date 2019-01-03 00:19 Edited 2019-01-03 00:41
Hi!
Marcus Jansen schrieb:

DeepMind als Firma ist bestrebt Ihre Betriebsgeheimnisse für sich zu behalten.

Deep Mind ist das wissenschaftliche Projekt von Google, das die Daten, die zur Veröffentlichung gesammelt und dokumentiert wurden, als ziemlich unwissenschaftliches Preprint nach einem ersten SF- Match online gestellt hat und dann erst fast ein Jahr später endlich um Daten eines zweiten Matches bereichert, das schon kurz nach dem ersten abgehalten worden war, in Science definitiv veröffentlich hat.
In diesem Zusammenhang von Betriebsgeheimnissen zu reden, passt zwar auch meiner Meinung nach faktisch, allerdings nicht zum behaupteten Zweck der wissenschaftlichen Publikation, um die es von Anfang an angeblich gegangen sein soll.

Marcus Jansen schrieb:

Das Knowhow ist gewissermaßen das Betriebskapital, das künftig "teuer" verkauft wird.
Die Beteiligung an Beantwortung von Fragen, wie du sie aufwirfst, wäre pro bono Arbeit.

Darauf hoffen nur Träumer wie ich, dass da noch ein Angebot an Schachspieler auf kommerzieller Basis kommen könnte, sei's über die neue Streaming- Konsole Yeti, die Google schon eine Weile in der Pipeline hat und den Spielekonsolen Konkurrenz machen soll, sei's über Mietmodelle von Cloud- Anwendungen, die Frage ist allerdings, ob sich am, an sich ja nicht gerade schwach dotierten Spielemarkt, mit Schach auch wirklich Geld verdienen lässt.
Vorläufig gibt's nur ein Buch mit gesammelten A0- Stockfish- Partien, das demnächst erscheinen soll.

Und am größten ist die Wahrscheinlichkeit, wie du ja auch sinngemäß meinst, dass das Ganze nur ein Werbegag für Google als KI- Mogul sein soll und auf Sachen wie selbsttätig gesteuerte Drohnen und Autos Publicity einspielen, und da kann man einerseits mit wissenschaftlichen Publikationen schon irgendwie Eindruck machen, aber halt nur mit den Daten, die wirklich beeindruckend sind. Partien, die gegen SF mit Cerebellum- Unterstützung nicht ganz so tolle Statistiken hatten und wohl auch zeigen würden, wie A0 mit herkömmlichen Eröffnungen umgeht, gehören da halt nicht dazu. Mehr als sie zu veröffentlichen, bräuchte es allerdings an pro bono- Arbeit da sonst nicht mehr.


Marcus Jansen schrieb:

Es werden aber über die schon existierenden Ansätze hinaus andere kommen, die mit diesem Basiswissen und der schon von der Industrie verfügbaren Hardware die noch fehlenden Mosaiksteine ergänzen werden. Vielleicht ist das dann sogar der Reiz, um mit den KI Schachprogrammen in Wettbewerb zu treten.
Ein gut programmiertes KI System lernt mit jedem Spiel von ganz alleine dazu, ein Stockfish nicht. Von daher kann es keinen fertig trainierten NN geben. Allerdings spielt auch hier der abnehmbare Grenznutzen, wie ich es auf den Folien des Vortrages gesehen habe, eine Rolle.
Und was bringt UNS das Ganze. Schachlich gesehen rein gar nichts.

Auf die über das Existierende hinaus gehende Ansätze hoffe ich eben auch. Dass ein noch so gut programmiertes KI- System mit jedem Spiel von ganz allein dazu lernt, ist allerdings ein bisschen fromm als Wunsch, rein so auch ein bisschen quantitativ betrachtet, wenn man bedenkt, wieviele Partien jetzt schon gespielt wurden, und was für bestimmte Fehler immer noch immer und immer wieder vorkommen. Zumindest was die angeht, lernt das KI- System nur dann etwas, wenn es sie als Fehler erkennt, und das ist bei reinem Selfplay halt nicht gesagt.
Dass SF nicht auch bei jedem Spiel dazu lernen kann, stimmt so auch einfach nicht, Hashlernen kann diese gerade darin auch sehr gute Engine immer noch ein gutes Stück besser, sag ich mal, als LC0. Buchlernen ist eine GUI- Aufgabe, zählt aber auch, Lerndateien hat's immer wieder bei den verschiedensten Programmen gegeben, bei SF sowieso auch, Marco Zerbinati hat sich dieses Zweiges zuletzt angenommen, leider auch schon wieder etwas ins Stocken geraten, das Projekt, aber Persistent Hash im weiteren Sinne gibt's bei einigen Fischen auch schon wieder lange.

Was das gezielte Lernen von Stellungen aus der Eröffnungstheorie bis ins Mittelspie hinein angeht (im Endspiel bringt's ja eh schon Früchte bei LC"0", mehr als die tbs gebracht haben) bin ich vielleicht einfach etwas ungeduldig, mag sein, aber SF und Konsorten und vor allem die riesigen Partie- und Eröffnungsdatenbanken geben halt dem verwöhnten Computerschachspieler heutzutage auch eine gewisse Messlatte vor, die zu überbieten genügt es zumindest mir nicht, die Elo gegen SF allein unter günstigen Bedingungen annähernd zu erreichen oder auch nicht ganz, sie knapp zu übertreffen auch nicht, wenn's nur funktioniert, wenn die Eröffnungen kurz genug sind, SF ohne eigenes Buch spielt und ohne Endspieldatenbanken und keine weiteren Engines im Rating- Pool mitspielen dürfen.
Weil da, so wie es beim Engine- Testen anhand von Ranglistenmatches bisher immer üblich war, dass ein bunter Mix aus starken und nicht ganz so starken mitspielen musste, bei solchen Bewerben zeigt sich da nämlich dann bei LC0 (bei A0 wird man's nie erfahren) auch noch, dass die Schwächen, die die NN- Engine noch hat, gegen schwächere Gegner relativ mehr an Performance kosten, vereinfacht ausgedrückt, die Fallen, die LC0 stellt und in die er sie es dann doch auch immer wieder mal selbst tappt, sind nicht besser, nur weil die Gegner schwächer sind, die Elo kosten sie aber gegen schwächere Gegner relativ mehr.
Und von längerer Bedenkzeit profiertiert LC0 eben, wie Kai Laskos recht gut gezeigt hat, da auch weniger als z.B. Stockfish.

Was wir momentan hauptsächlich haben, ist ein Testdilemma, ab der Grenze, die momentan erreicht werden muss, wird die Luft ohnehin so dünn, dass die Bedingungen, unter denen gespielt wird, immer mehr Rolle spielen, NN- Engines stellen da aber noch einmal eine bisher unbekannte Qualität an Schwervergleichbarkeit dar, so kann man ständig mit neuen Meldungen über Elo- Höhenflüge und andererseits mit ernüchternden Ergebnissen in Turnieren wie TCEC und CCCC die Foren füllen, gut für uns Foristen einerseits, andererseits kann's halt auch ein bisschen ermüdend werden. Und der viel zitierte Remistod im Eng-Eng-Schach auch schon bei kurzen TCs ist dadurch, dass man jetzt entweder immer von der Grundstellung aus spielen lassen muss oder die Ergebnisse allein von den Eröffnungen abhängen, auch noch nicht wirklich der Kampf angesagt.
Im Gegenteil ist logischer Weise eigentlich zu erwarten, dass, je stärker die NNs werden, im Lernen immer mehr Remis- Immanenz im Spiel selbst erkannt und gespeichert werden wird.
Beim Fernschach kann ich mit dem Remistod besser leben, weil ich selbst das Risiko bestimmen kann, das ich nehmen will, halt eventuell auch zu verlieren oder wenigstens selbst dafür zu sorgen, dass es kein langweiliges Remis wird sondern ein spannendes.
Engines die gegen sich selbst allein und gegen andere Engines nur mehr Remis spielen, hat schon Chrilly Donninger nachvollziehbar an Unterhaltungswert verglichen mit dem Zuschauen beim Wäschewaschen durch die Waschmaschine.

Und dass das Alles für uns Menschen absolut gar nichts mehr bringen soll, wie du schreibst, damit will und kann ich mich einfach noch nicht so einfach als uralter (keine Sorge, ich mache da keinen Wettbewerb draus, deine 30 Jahre sind schon was, Thorstens 40 haben mich aber seinerseits auch schon kalt gelassen, da halte ich auch noch locker mit ) Computerschachspieler nicht abfinden.

Dass das einzige, was die Maschine, die die Kartoffeln anbaut, erntet, kocht, schält und aufisst, noch von derartigen Maschinen unterscheiden soll, die mit ihr in Konkurrenz treten, die Menge an Kartoffeln, die sie in der Zeiteinheit anbaut und aufisst, sein soll, das scheint mir einfach allen Ernstes etwas zu unökologisch in Zeiten wie diesen.

Ich höre ständig, ja, nein, als Analyseengine ist's halt noch nicht verwendbar, für's Fernschach höchstens als Ideenlieferant für die Eröffnung und das frühe Mittelspiel, weil beim Übergang ins Endspiel muss man schon ständig damit rechnen, dass die angerechneten und angespielten Stellungen bis zur Vergasung für gewonnen gehalten werden, auch wenn sie schon lang tot remis sind.
Und taktisch übersieht's halt immer wieder mal was, damit muss man leben.

Mit alledem muss man bei SF aber nicht leben, warum soll ich mich also bei der Schachrevolution der Neuzeit dann damit abfinden?

Ich finde nicht, dass der Anspruch, etwas auch als Mensch als Analysewerkzeug verwenden zu können, besser als SF oder wenigstens halbwegs gleich verlässlich, vielleicht sogar mal eine knifflige Studie, die ich als Mensch ja meistens auch nicht gleich auf Anhieb durchschaue, darin aber doch auch noch ein Refugium gegenüber den Engines habe, wenn ich weiß, es ist eine Studie, wenn ich mit einer Engine auch mal so etwas rechnerisch überprüfen können will, alles das finde ich eigentlich nicht soo unbescheiden, wenn ich von SF et al heutzutage einfach gewöhnt bin, dass das in aller Regel irgendwie klappt.

Ich würde im Gegenteil sagen, wenn's noch nicht einmal ein für menschliche Bedürfnisse und für menschliches Schachwissen voll taugliches Werkzeug zur Analyse ist, wenigstens so gut wie SF, dann ist der ganze übrige Hype, was es gegen sich selbst und gegen SF unter den richtigen Bedingungen an Elo erspielt, eigentlich schon noch ziemlich viel heiße Luft und Zweckoptimismus, nein?

Wie gesagt, alter Miesmacher ich halt.
Parent - - By Thorsten Czub Date 2019-01-04 00:51
Was nützt denn der neue Ansatz wenn ihr ihn total pervertiert mit zig Grafikkarten ?

Es geht immer nur um elo. Aber der neue Ansatz wird dadurch total zugekleistert.
Parent - By Michael Scheidl Date 2019-01-04 01:07
Zitat:
...total pervertiert mit zig Grafikkarten ?

Man braucht nur eine.
Parent - - By Frank Brenner Date 2019-01-04 10:54
Zitat:
Es geht immer nur um elo.


Um was soll es denn sonst bei der Schachprogrammierung gehen ?

Zitat:
Aber der neue Ansatz wird dadurch total zugekleistert.


Aktuell ist der Ansatz noch nicht ausgereift. Erst wenn die Spielstärke (ELO) maximiert ist und nach oben hin nichts mehr geht, dann ist der neue Ansatz perfektioniert.
Parent - - By Thorsten Czub Date 2019-01-04 11:25 Upvotes 1
Ich denke man sollte für euch listen emulieren.
Irgendwelche zahlen mit erwarteten
Werten.
Parent - By Mythbuster Date 2019-01-04 11:42 Upvotes 1
Der war wirklich gut! 

... und so wahr ...
Parent - - By Benno Hartwig Date 2019-01-04 13:36

> Es geht immer nur um elo. Aber der neue Ansatz wird dadurch total zugekleistert.


Jeder Entwickler darf den Ansatz verfolgen, der ihn am meisten interessiert.
Ich denke aber, für sehr viele steht die Spielstärkemaximierung im Vordergrund (die Elo-Maximierung, wenn du es so nennen möchtest).
Ob ein Mensch daraus was für sein eigenes Spiel lernen kann, ist dann nicht mehr wirklich wichtig.

Das Auto trat ja auch seine Siegeszug an, obwohl die Pferde dadurch nicht lernten, die Fuhrwerke schneller zu ziehen. SCNR
(Ok, man mag einwerfen, dass ein schachspielendes Super-Programm keinen praktischen Nutzen hat, im Wesentlichen nur den Wert eben, den Interessierte ihm zubilligen. Autos sind andererseits schon praktisch! Ok)

Wenn ein anderer dann vielleicht an "Ästhetik im Spiel" oder an "Didaktik" interessiert ist und daran arbeitet, ist das natürlich genau so willkommen!

Benno
Parent - By Peter Martan Date 2019-01-04 14:52 Edited 2019-01-04 14:56
Benno Hartwig schrieb:

Ich denke aber, für sehr viele steht die Spielstärkemaximierung im Vordergrund (die Elo-Maximierung, wenn du es so nennen möchtest).

Aber wirklich nur, wenn du es so nennen möchtest, und dann müsstest du halt noch dazu sagen, wie die Elo gemessen werden sollen.
Nicht erst in letzter Zeit, aber in der besonders, ist das absolut nicht mehr so eindeutig, wie man seit Jahr und Tag und schon länger nur mehr mit ziemlich viel willkürlicher Übereinkunft, zu tun versucht. Derzeit weiß eigentlich keiner mehr, was mit Spielstärkensteigerung in Elo eigentlich gemeint ist. Du schon?
Sind das Elo, die LC0 gegen SF allein mit Leela- Ratio 1 ohne Buch erspielt?
Was sind dann Elo, die SF in einem bunten Mix aus auschließlich A-B- Engines verschiedener Spielstärke mit "gängigen" Eröffnungssteststellungen und -Büchern erspielt?
Wie vergleichst du derart verschiedene Werte?
Lässt du LC0 mit denselben Teststellungen wie den A-B-Pool spielen? Soll der genau so bunt und groß sein, wie bisher? Wieviele wie verschiedene A-B-Engines sind gerecht direkt verglichen mit einer einzelnen NN- Engine? Wie viele NN- Engines, wenn's bald mal ein paar mehr geben wird, sollen mitspielen? Wie verschieden müssen die sein, damit's fair bleibt? Welches NN der einzelnen Engine verwendest du dazu? Welche Hardware und TC? Wieviel Partien solltest du mindestens haben, um schnell genug fertig zu werden, bevor das nächste Netzwerk schon wieder 1000 Selfplay- Elo draufgepackt hat?
Wär's nicht gerechter, wenn die NNs ständig weiter lernen, und weiterhin hauptsächlich ihre eigenen Lieblingseröffnungen, wenn die A-B-Engines dafür wenigstens buchlernen sollten dürfen im Match?
Woher soll man in Hinkunft bei auf verschiedene Weise trainierten NNs wissen, dass die nicht ihrerseits (heimlich ) spezifisches Eröffnungswissen aus Büchern und aus dem Spiel gegen A-B-Engines gelernt werden haben? Wie willst du das dann fairer Weise testen, selbst wenn's nicht heimlich passiert, sondern ganz und gar unheimlich, und wenn das NN- Weiterentwickeln schachlich wirklich was bringen soll, dann sowieso nur mit spezifischem Weiterlernen. Muss ja gar nicht aus bestimmten Büchern sein, würde ja genügen, es wäre einem Branch erlaubt, ein spezifisches Lernen aus dem Spiel gegen SF zu erfahren, wie willst du so einen Engine dann noch gegen SF fair testen?

Ja, nein, eh alles kein Problem, wenn du dir's entsprechend gut ausmachst, aber Elo?
Wirst nicht selbst du dir schön langsam mit deren Definition anfangen, ein bisschen schwer zu tun?
Und ich habe noch nicht vom Remistod im reinen Eng-Eng-Schach angefangen, beim Fernschach kann ich leichter damit leben, da suche ich mir das Risiko, selbst zu verlieren, selbst aus, bestenfalls erreiche ich immer noch ein unheimlich spannendes Remis, aber im reinen Eng-Eng-Schach?
Schaut sich jetzt schon keiner mehr die Partien wirklich an, und dann? Keine vergleichbaren Elo mehr, unter 100 Partien 3 gewonnene und die 3 durch Endspielfehler von den NN- Engines, weil andere Fehler machen die ja dann keine mehr, und andere Engines spielen keine mehr mit.


Benno Hartwig schrieb:

Ob ein Mensch daraus was für sein eigenes Spiel lernen kann, ist dann nicht mehr wirklich wichtig.

Nun aber erst recht nur nach sehr willkürlicher Definition von Spielstärkemaximierung, wie du sie verstehst, ansonsten würde jeder Mensch, der am Schachspiel überhaupt interessiert ist und ein bisschen Ahnung davon hat, davon ausgehen, dass der Mensch von einem tatsächlich stärker spielenden Programm auch eher was lernen könnte, nein?

Benno Hartwig schrieb:

Das Auto trat ja auch seine Siegeszug an, obwohl die Pferde dadurch nicht lernten, die Fuhrwerke schneller zu ziehen. SCNR

Ich würde sagen, nicht obwohl, sondern gerade weil die Pferde nicht auch schneller geworden sind, trat das Auto dieses und jenes an, der Siegeszug wurde ja dann teilweise vom Flugzeug wieder ziemlich in den Schatten gestellt, wären die Pferde auch um das schneller geworden und hätte sie auch fliegen gelernt, hingegen...
SCNRNeither.

Benno Hartwig schrieb:

(Ok, man mag einwerfen, dass ein schachspielendes Super-Programm keinen praktischen Nutzen hat,

Hier mag ich wieder eher einwerfen, ein schachspielendes Super- Programm hat sehr wohl einen praktischen Nutzen, natürlich nur für den schachspielenden Menschen, aber wenn es den eben auch nicht hat, was hat dann überhaupt einen Nutzen nach deiner Definition, wenn nicht für den Menschen? Das Auto? Wenn keiner damit fährt? Das selbstfahrende auch nur, wenn der Mensch das brauchen kann. Spätestens da sollte man sich über Dinge, die vorgeblich von enormem praktischen Nutzen sind oder einmal sein könnten, Gedanken dahingehend machen, ob der Nutzen die Kosten, die es verursacht und den Schaden, den es anrichten kann, tatsächlich aufwiegt.

Benno Hartwig schrieb:

Wenn ein anderer dann vielleicht an "Ästhetik im Spiel" oder an "Didaktik" interessiert ist und daran arbeitet, ist das natürlich genau so willkommen!

Danke, Benno, ich wollte schon gerade fragen, ob dir das dann eh auch recht wäre.
Parent - - By Thorsten Czub Date 2019-01-04 18:22
Geht es euch denn überhaupt um Schach ?
Wenn ihr jetzt einfach so listen
hättet mit Zahlen, und eure Grafikkarten
die ganz teuer waren, sicherlich,
dann gaaaaanz oben in der Liste
stehen, wäre euch sicherlich auch geholfen.
Muss ja jetzt nicht Schach sein.
Zahlenwerte (Benchmarks) sind bestimmt
auch total spannend und zielführend.

Ich frage da nochmal den Chris Whittington.
Der generiert euch da sicherlich für jede Grafikkarte
und exorbitant teure Hardware einen zahlenwert.
Parent - - By Horst Sikorsky Date 2019-01-04 22:38 Upvotes 1
Thorsten Czub schrieb:

Geht es euch denn überhaupt um Schach ?
Wenn ihr jetzt einfach so listen
hättet mit Zahlen, und eure Grafikkarten
die ganz teuer waren, sicherlich,
dann gaaaaanz oben in der Liste
stehen, wäre euch sicherlich auch geholfen.
Muss ja jetzt nicht Schach sein.
Zahlenwerte (Benchmarks) sind bestimmt
auch total spannend und zielführend.

Ich frage da nochmal den Chris Whittington.
Der generiert euch da sicherlich für jede Grafikkarte
und exorbitant teure Hardware einen zahlenwert.

Quatsch die meisten haben Freude am Schach
wünsche dir weiterhin Viel Freude an unseren schönen Hobby 
Parent - By Thorsten Czub Date 2019-01-04 23:14
Ich will euch nur ein wenig ärgern.

Mir geht dieser Listenscheiss ja schon seit den 90ern mächtig auf den Senkel.
Damals hieß der Feind noch SSDF.
Werde nie vergessen wie göran grottling kam und mir die Hand schüttelte mit einem verschmitzten Lächeln.
Parent - By Benno Hartwig Date 2019-01-04 23:25 Edited 2019-01-04 23:32

> Geht es euch denn überhaupt um Schach ?


Ich gestehe, mehr noch als um das Schach geht es mir hier um die Logik, um die Algorithmen, um die Prinzipien, mit denen man ein Schachprogramm spielstark macht.
Dass ist übrigens der Grund dafür, dass ich im Moment nicht in einem Schachverein bin, sondern stattdessen hier in diesem Forum.


Benno
Parent - By Guenter Stertenbrink Date 2019-01-02 13:41 Edited 2019-01-02 13:45
Lc0 lernt aus vielen Partien.
In jeder einzelnen mag sie schlechter sein als der Gegner (sie selbst bei dieser
Bedenkzeit). Aber es sind sehr viele Partien und die Erfahrung summiert sich.

In der aktuellen Partie gegen einen starken Gegner fuehrt es dazu, dass die vielen
durchgerechneten Varianten zwar nur mit der schwachen Lern-Spielstaerke
bewertet werden, aber in der Summe eben effektiver als beim ab-Gegner.

Der gesamte Suchbaum ist besser, auch wenn jeder einzelne Ast nicht besonders stark ist.
Die Masse machts. Die Aeste sind besser zusammengeleimt, es sind weniger
nutzlose Aeste dabei. Jeder Ast traegt Fruechte, wenn auch nur kleine.

Du steigerst Deine normal-Bedenkzeit-Spielstaeke ja auch mit vielen Blitzpartien.
Parent - - By Marcus Jansen Date 2019-01-02 16:58 Upvotes 2
Hallo Frank,

ich bin hier nicht wirklich neu im Forum.
Seit die Betreiber den Zugang erschwert haben, habe ich hier nur ab und zu „passiv“ gelesen.
Dass das Forum hier immer mehr verödet, hat sicherlich mit dem erschwerten Zugang zu tun aber auch damit, dass sich hier lauter „Blinde“ über Farben unterhalten wollen.
Dazu schließe ich mich ausdrücklich mit ein.

Mit Computerschach beschäftige ich mich seit mehr als 30 Jahren. Opps! Habe ich gerade damit einen Hinweis auf mein Alter gegeben!?
Den „meterhohen“ Stapel an Computerschach und Spiele – Zeitschriften habe ich, wahrscheinlich aus Nostalgiegründen, immer noch nicht loswerden können. Ein paar Bücher zu dem Thema habe ich auch noch wie auch einen sündhaft teuren Schachcomputer. Sind das etwa alles Beweise für meine Kompetenz? Mitnichten! Viel mehr kann ich immer mehr für mich konstatieren, dass meine „Schachblindheit“ von Jahr zu Jahr zunimmt.

Das hat weniger damit zu tun, dass ich älter/alt werde und scheinbar immer weniger Zeit für dieses Hobby erübrigen kann. Nein, es hat etwas damit zu tun, dass ich schon lange nicht mehr dem Computerschach auf dem Niveau, wie es die Programme spielen, folgen kann.

Noch bis Mitte der neunziger Jahre konnte ich, wenn ich mir nur die Zeit genommen habe, die Anlagen der einzelnen Schachprogramme erkennen, sowie deren Schwächen. Das bilde ich mir jedenfalls ein. Die spätere Verfeinerung der Programme in Verbindung mit dem Zuwachs an Rechenpower hat dazu geführt, dass meine Analysen, um irgendetwas zu „verstehen“, besser gesagt zu erahnen immer zeitaufwendiger wurden. Man könnte auch sagen, die Haupt- und Nebenvarianten wurden für mich schlicht zu lang.

Seit der Veröffentlichung der AlphaZero Partien gegen Stockfish habe ich mir mehrere kommentierte Partien im Netz angeschaut und bin dankbar für die GM Aufbereitung sei es von GM Daniel King oder gar von Matthiew Sadler. Es gibt auch einen sehr interessanten Vortrag von David Silver über die Entwicklung von AlphaZero von Ende Januar 2018 im Netz, was u. a. das maschinelle Lernen behandelt.

Da du die Frage aufgeworfen hast, kann ich dir diesen Vortrag nur wärmstens empfehlen. Es werden da auch andere essentielle Fragen behandelt, die von anderen Forumsteilnehmern an anderen Stellen gestellt wurden. Einige Artikel über KI aus den letzten Tagen kamen noch dazu.

Über Jahrzehnte habe ich mit großem Interesse die Diskussion verfolgt, wie man die Spielstärke steigern kann. Es gab da zwei Lager: auf der einen Seite diejenigen, die den Programmen wenig Wissen implementieren wollten zu Gunsten von hohen Rechentiefen und die Anderen, die behaupteten, eine weitere (signifikante) Spielstärkesteigerung könnte man nur erreichen, wenn man im Code mehr Wissen einprogrammiert. Wenn man es an der Anzahl der durchgerechneten Züge pro Sekunde festmachen wollte, dann würde man sagen Frans Morsch mit Fritz stand Marc Uniacke mit Hiarcs gegenüber. Ed Schröder hat mal die Aussage gemacht, durch die gestiegene Rechenleistung hätte er große Teile des Wissens im Rebel wieder rausgeschmissen und damit die Spielstärke gesteigert. War das der entscheidende Hinweis? Ich glaube nicht.

Aus heutiger Sicht liefert AlphaZero Argumente für das andere Lager.
Stockfish hat pro Sekunde 60 Mio Stellungen/Züge evaluiert, AlphaZero „nur“ derer 60 Tsd.
Mehr Schachwissen ist offensichtlich der puren Rechengewalt überlegen.
Dass sich die Maschine das Wissen selbst beigebracht hat, ist faszinierend und beunruhigend gleichermaßen.

Dass die Programmierer um AlphaZero herum inzwischen das Programm im Grundgerüst so gestaltet haben, dass es geeignet ist, alle? Spiele auf allerhöchstem Niveau zu spielen (Schach, Shogi, Go…) ist geradezu alarmierend. „One to rule them all.“ Terminator lässt grüßen!!!

Es gibt noch weitere Erkenntnisse aus der neuesten Entwicklung des Computerschachs im Kontext der KI.

Der Übergang vom (späten) Mittelspiel ins Endspiel scheint eine wahre Domäne von AlphaZero zu sein. Ich persönlich bin erstaunt darüber, dass solche Programme wie Stockfish hier noch deutliche Schwächen offenbaren.

Nach Aussage der GM legt AlphaZero das Spiel deutlich positioneller an als andere typische Computerschachprogramme. Das Material wird bei geeigneter Stellung weniger beachtet. Dies entspricht wiederum eher der menschlichen Spielanlage. Aus menschlicher Sicht spielt AlphaZero agressiver als ein „normales“ Schachprogramm.

Das hat Kasparov dazu veranlasst zu sagen, dass er sich bei dem Spielstil von AlphaZero an seinen eigenen erinnert sieht. Ich möchte nicht respektlos erscheinen. Da kann er nur wirklich den Spielstil gemeint haben. Bei der Analyse der Partien hat Daniel King sich zu der Aussage hinreißen lassen, AZ würde auf einem Niveau spielen weit jenseits dessen, was Carlsen oder Caruana zustande bringen mögen.

Welche Implikationen hat das für Fernschach? Es läutet definitiv den Untergang ein, den schon vor langer Zeit Chrilly Donninger vorausgesagt hat. Sehr aufschlussreich dazu eine der Folien aus dem besagten Vortrag. Bei Zeiten deutlich unter einer Sekunde pro Zug war Stockfish AZ überlegen. Mit zunehmender Bedenkzeit wird aber AZ kontinuierlich stärker.

Alle Überlegungen hinsichtlich längerer Bedenkzeiten, die dem Menschen zum Vorteil reichen würden, sind substanzlos. Überlegungen mehrere GM mit ihren spezifischen Stärken zu einem „Großhirn“ zusammenzusetzen, geradezu grotesk.

Ich bringe es auf den Punkt: die Verbesserung der Spielstärke, den die Fern GM so gern propagieren und für sich in Anspruch nehmen, wird es nicht (mehr) geben.

Die Frage gerade zu diesem Thema hat David Silver am Ende seines Vortrages dementsprechend sehr „zurückhaltend“ beantwortet.

Für die ganz Ungläubigen unter uns kann man es leicht veranschaulichen: während ein GM pro Sekunde ca. 2 Züge evaluiert, macht das die KI 30 Tsd mal schneller auf einem mindestens vergleichbaren Niveau. Gegen diese Effizienz kommt kein Fern GM mehr an.

Planvolles Vorgehen:

Diese Frage ist an einer anderen Stelle aufgeworfen worden. Diese Frage hat zwei Facetten. Aus Sicht der traditionellen Schachprogramme habe ich dann einen guten Plan, wenn ich eine 20-zügige Variante errechne, die zu 99% „wasserdicht“ ist. Dieser „Plan“ wird immer besser sein, als eine maximal 10-zügige Variante eines GM mit dahinterliegendem relativ dichten Nebel. Auf die beliebten Aussagen der GM von „in höherem Sinn gewonnenen Stellung“ will ich erst gar nicht eingehen.

Im Fall von KI ist die 20-zügige Variante, die zu 99,99% wasserdicht ist, jedem noch so schönen Plan eines GM erst recht überlegen.

Dass wir die Pläne des GM nachvollziehen können, die der Maschine aber nicht, die letztendlich zusammengesetzte einzelne Schritte eines Kombinationsuniversums sind, liegt an unserem Unvermögen, so ein Spiel nicht mal ansatzweise zu erfassen.

In einer der kommentierten Partien hat Daniel King einen unscheinbaren Zug aus dem frühen Mittelspiel hervorgehoben, der aber für die (gewonnene) Abwicklung ins Endspiel von elementarer Bedeutung war.

Ich habe mal einen Artikel von Portisch gelesen zu den Plänen des GM. Diese sind da, um das Spiel einem interessierten Laien zu erklären. Diese sind aber auch da, um die eigene Dominanz gegenüber dem Plan des Gegners zu belegen. Nur ganz wenige GM würden es zugeben, dass sich die Pläne während des Spiels ändern können. Sie könnten doch als Beleg für die Schwäche ja Unvollkommenheit des eigenen Plans gewertet werden.

Wie oft bin ich darüber gestolpert, dass in den Analysen eines GM, der seine gewonnene Partie mit Hilfe eines Plans erläutert hat, ein Loch, eine Lücke oder zumindest eine deutliche Abkürzung in der Abwicklung sich ergeben hat. Das war selbstverständlich der Fall in den Büchern oder Artikeln, die vor dem Computerschachzeitalter oder in dessen Anfängen entstanden sind.

Ist die Qualität des menschlichen Plans inzwischen besser geworden? Wenn ich mir die ELO Zahlen der Super GM einschließlich des WM vor 20-30 Jahren anschaue und die der heutigen Schachelite und diese mit der Entwicklung des Computerschachs ins Verhältnis setze… wohl kaum.

Wir haben durch den Eintritt der KI in das Computerschach mit einem Paradigmenwechsel zu tun. Und zwar nicht derart, wie an anderer Stelle vermutet oder angeregt, ein Stockfish könnte sich mit AZ zusammentun und eine nie dagewesene Schlagkraft entfalten. Stockfish und Konsorten gehören der Vergangenheit an oder besser gesagt in fünf, spätestens zehn Jahren kräht kein Hahn mehr danach. Selbstlernende Programme wie AZ werden auf den Plan treten und das Rennen ganz alleine unter sich ausmachen. Das Wissen, welches sich die KI zur Evaluierung aneignen wird, wird der Mensch/Programmierer nicht steuern können. Dies wird für ihn eine Blackbox sein. Das einzige, was steuerbar sein wird, ist das Programm an der Wurzel zu verändern z. B. die Anzahl der neuronalen Schichten so gering wie möglich zu halten, damit der Lernprozess schneller vonstattengehen kann. Für AZ haben 4 Stunden gereicht, um Stockfish zu übertreffen.

Irgendwo habe ich gelesen, es könnte einfach nicht sein, dass über Jahrhunderte gesammeltes Schachwissen derart schnell von einer KI überholt wird. Doch das kann es. AZ ist der Beweis.

Und was haben die GM‘s davon? Und was haben wir davon? Die zweite Frage ist, glaube ich, einfacher zu beantworten. So gut wie gar nichts, außer der Feststellung, dass ein KI basiertes Programm xyz statistisch um 121,637 ELO Punkte gegenüber Stockfish und Konsorten besser spielt. Nicht heute aber spätestens in 5-10 Jahren, wo jede Durchschnitts Grafikkarte mit sagen wir mal 1000 Tensor Cores einem nachgeschmissen wird. Schließlich verstehen wir auch nicht, was die Stringtheorie tatsächlich bedeutet und aussagt.

An die GM gewandt fällt mir dazu eine Analogie ein. Bei der Vorstellung der Relativitätstheorie soll Einstein gesagt haben, es gäbe weltweit vielleicht gerade mal fünf Physiker, die ihn verstehen würden... ihn schon eingeschlossen.

Ich will nicht ausschließen, dass es irgendwann mal einen/einige Super GM gibt, die sich das KI Spiel so verinnerlichen, dass das menschliche Spiel davon einen Schub erfährt.

Alleine fehlt mir der Glaube dazu, denn auch ohne KI drehen die Schachprogramme seit Jahren ihre (einsamen) Kreise und der menschliche WM ist immer noch von 3000 Elo weit entfernt.
Dass das KI Spiel der menschlichen Anlage näher kommt, ist da nur ein schwacher Trost/Hilfe.
Gruß
Marcus Jansen
Parent - - By Horst Sikorsky Date 2019-01-02 17:10
Hallo Marcus,
hast du schon mal LcO KI spielen sehen ?
ich mache gleich einen aktuellen Versuch
egal obs schiefgeht. 
Parent - - By Marcus Jansen Date 2019-01-02 18:51
Hallo Horst,

Versuch gegen dich selbst?! Das war jetzt ein Scherz.
Zu deiner Frage: ja, ich habe einige Spiele von Lc0 im Rahmen von TCEC verfolgt.
Auch mir sind da einige fragwürdige Züge im Endspiel aufgefallen.
Aber warte mal ab. 1997 hat es mit DeepBlue angefangen. Inzwischen hat jeder von uns diese Spielstärke und manche deutlich mehr auf seinem Rechner.
KI gehört die Zukunft im Computerschach.

Gruß
Marcus
Parent - - By Horst Sikorsky Date 2019-01-02 19:26
Partie natürlich ohne Endspieldatenbanken (Stockfish mit 4cpu währe Besser) gegen GTX 1080
Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board
Parent - By Peter Martan Date 2019-01-02 21:18 Edited 2019-01-02 21:52
Horst Sikorsky schrieb:

Partie natürlich ohne Endspieldatenbanken (Stockfish mit 4cpu währe Besser) gegen GTX 1080


Danke für die Partie, Horst, aber dafür, dass sie nach 13 Zügen eigentlich schon gewonnen war, hat sie dann schon noch ziemlich lang gedauert, findest du nicht?

Das Bauernopfer von LC0  im 11. Zug ist hübsch, aber SF hätte es halt schon nicht mehr annehmen sollen, weiß das nach etwas Forward- Backward natürlich auch gleich selbst, und dass es da schon korrekt machbar war, liegt schon an den Zügen davor, oder?

Aber jetzt mal von dieser Einzelstellung abgesehen, die sich übrigens als Teststellung für postionelle Evals von Engines ganz gut eignen würde, wenn man sie eben nicht unbedingt als taktischen single best move beweisen will, also nicht für eine taktische Testsuite verwenden, weil ja nicht davon ausgegangen werden kann, dass es unbedingt angenommen würde, das Opfer (das war eigentlich schon der entscheidende Fehler, 11...Lf6 statt dessen, und die Sache ist noch offen, im Vorteil ist Weiß schon früher).

Was da von welcher Seite im Bereich der Eröffnung alles verbesserbar gewesen wäre, wollen wir mal außen vor lassen, dazu ist Schnellschach ja nicht gedacht.
Aber warum ist das natürlich, dass SF ohne Endspieldatenbanken und ohne Buch antritt, und noch dazu 2 Züge vorgesetzt bekommt, die nicht gerade das meistgespielte an ersten 2 möglichen Zügen ist?

Ja, LC0 ist damit besser zurecht gekommen, ist die Ausgangsstellung von seiner Lieblingsstellung (Grundstellung) doch nur 2 Züge weit weg und ist Weiß doch jedenfalls von Anfang an auf der aktiven Seite. Im Cerebellum ist schon als 3. nicht das ...exd4 aktiv drin, im Noomen z.B. auch nicht, über 2...d6 zu diskutieren, gehört hier nicht her, SF würde es aber selbst auch ohne Buch nicht spielen, oder?

Man weiß von den in Mittel- und Endspiel noch so guten Engines, dass sie immer noch nicht allein eröffnen können, aber kann LC0 das wirklich?
Und könnte er sie es das, warum dürfte SF dann nicht mit einem guten Engine- Buch gegen LC0 antreten?
Und dass LC0 von den tbs halt im Endspiel auch immer noch nicht wirklich was hat, dafür kann SF eigentlich auch nichts, oder?

Summary: ja, schöner Punkt für LC0, aber wenn ich nicht aus "sportlichen" Gründen, weil ich für den Underdog "die Damen halte", (ist im Vergleich zu SF LC0 ja derzeit schon noch immer irgendwie,  nicht? Oder analysierst du schon hauptsächlich mit LC0 fürs Fernschach oder doch noch mehr mit SF?) mich über jeden Punkt freue, den LC0 gegen SF macht, bin ich ansonsten wegen einzelner solcher Partien (und auch nicht wegen größerer Summen davon) noch immer nicht so ganz vom Triumph und vom Genie der Schach-KI über die "herkömmlichen" Engines und über das "überkommene" Datenbankwissen überzeugt.

Das 11.h4 ist z.B. schon in einer Fernschachpartie 2017 vorgekommen, Pineda U.- Domingo J., FICGS.
Parent - - By Benno Hartwig Date 2019-01-04 13:46

> ...denn auch ohne KI drehen die Schachprogramme seit Jahren ihre (einsamen) Kreise und der menschliche WM ist immer noch von 3000 Elo weit entfernt.


Aber ist es nicht so, dass die "Schwäche" der GMs gegen alpha-beta-Engines darin beruht, dass sie doch in der Tiefe immer mal wieder einen letztlich taktischen Fehler machen?
Dass sie bei der Strategischen Beurteilung von Stellungen durchaus stark, vielleicht sogar überlegen sind?
Diese Menschen sind also nur punktuell (und damit aber entscheidend) unterlegen.

Bei NN-Programmen könnte dies nun grundsätzlich anders sein.
Überhaupt nicht die überlegene und dabei sichere Taktik ist der Gewinnbringer der Engines, sondern doch etwas anderes, und ich scheue mich, dies "Strategie" zu nennen.
Aber mit welchem Schlagwort könnte man das bezeichnen, was ein sehr gutes NN-Programm so saustark macht?

Benno
Parent - By Marcus Jansen Date 2019-01-04 19:10
Hi Benno,
GM werden heutzutage praktisch in jeder Konstellation ausgerechnet.
Die üblichen Begriffe wie 1)Plan/Strategie + 2)Positiosverständnis + 3)Kombinatinsvermögen eines GM reichen bei weitem gegen die kombinatorische Rechengewalt der Schachprogramme nicht mehr aus.
An der Aussage festzuhalten, dass die Menschen hinsichtlich der Strategie immer noch den Maschinen überlegen wären, halte ich aus zwei Gründen im Computerschach für überholt bzw. nicht für zweckmäßig. Im Übrigen genauso wenig wie Plan bzw. Strategie hat auch der Begriff Tempo da nichts zu suchen.
Warum? "Wissenschaftlich" betrachtet gibt es im Schach keine "Strategie". Es ist eine Aneinanderreihung von Zügen und Erwiderungen darauf. Wenn sich in einem konkreten Fall das Geschehen auf dem Brett in ein Muster, eben Plan/Strategie/Story pressen läßt.. schön für den Menschen. Es kann aber nur eine Folge/Nebeneffekt und nicht die Voraussetzung für ein Spiel auf höchstem Nieveau sein.
Denke an die Mattabwicklungen bei den 7-Steinern. Da soll mir einer was von einer Strategie erzählen, die im Endspiel immer noch über 150 Züge geht.
Eine andere Analogie habe ich auch noch parat. Kramnik hat mal gesagt: Voraussetzung um GM zu werden,ist, über die Jahre das "ganze" Schachwissen zu pauken (+Eröffnungstheorie)
Super GM wird man nur dann, wenn man weiss, wann man davon Ausnahmen machen/abweichen muss.
Wir sind hier im Computerschachforum. Ehrlich gesagt, ich bin immer wieder erstaunt, wie manche hier gebetsmühlenartig die Begriffe Plan und Strategie bemühen und gar dies als Voraussetzung für, ja jetzt fehlt mir das passende Adjektiv, welches ... Schach eigentlich sehen wollen??? Zur Auswahl hätte ich folgende Worte: schön, nachvollziehbar, erfolgreich...
Nun, wenn man den Erfolg ausschließlich nach der Spielstärke (Elo-Zahl) bemißt, dann hat der Begriff Plan/Strategie im Computerschach keine Daseinsberechtigung.

Deine andere Frage zielt auf den feinen Unterschied zwischen KI Spiel und das von herkömmlichen Schachprogrammen.
Von dem was ich gesehen habe, sehe ich einen Klassenunterschied im Positionsverständnis. Das Potential einer (jeder) Stellung wird von der KI viel besser/exakter bewertet, als dass ein klassisches Programm zu tun vermag. Bitte nicht falsch verstehen. Aus den Spielen Lc0 gegen Stockfish, die ich gestern gesehen habe, habe ich manchmal Einschläge von Lc0 gesehen, die einen buchstäblich von den Füßen hauen. Da kann man Stockfish noch so lange rechnen lassen, und er wird immer noch das Material bevorzugen. Dass Lc0 in der Bewertung und im Endspiel immer noch Schwächen hat (zu optimistisch), gar keine Frage. Das Potential in Verbindung mit dem, was ich bereits von AlphaZero gesehen habe, ist immens.
Du suchst nach Schlagworten? Es ist das überlegene (dynamische) Positionsverständnis, dass dem Menschen (GM) mindestens ebenbürtig ist. In Verbindung mit der Rechenkraft, die dafür nötig ist, um die beste Kombination zu errechnen, entfaltet eine KI ihre durchschlagende Wirkung.
Grüße
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2019-01-02 20:19 Edited 2019-01-02 21:13
Hallo zusammen,

da hat sich eine interessante Diskussion entwickelt.
Dafür bin ich natürlich dankbar, weil es immer interessant ist in die Denke anderer einzutauchen.
Der Sinn und Reiz eines Forums!

Möchte auch gar nicht irgend etwas in Frage stellen.
Lediglich zum Nachdenken animieren.

Ein paar Anregungen geben:
Computerschach ist über viele Jahre entstanden. Je mehr Jahre ins Land zogen, desto mehr unterschiedliche Gruppen, zu immer neuen Themenbereichen, haben sich gebildet. Wer z. B. bei den ersten Computerschachforum wie r.g.c.c, TalkChess, Gambit-Soft noch dabei war, weiß das dort rege täglich über wenige Themen von viel mehr Personen als heute diskutiert wurde. Mit den Jahren haben sich mehr und mehr Gruppen gebildet, die ein spezielleres Thema für sich entdeckt haben und dieses dann nachgehen.

Zähle mich selbst zu der ganz alten Garde an Computerschächler, der für viele Themen offen ist und auch mehrere Interessen aus dem gesamten Komplex nachgeht.

Schachprogramme waren immer sehr reizvoll, weil sich Programmierer mit ihren persönlichen Arbeiten gemessen haben. Das ist vergleichbar zu einem GM-Turnier, bei dem sich die Großmeister untereinander duellieren. Der Reiz dann die vielen Weltmeisterschaften auch im Computerschach oder die vielen Länderturniere. Die Ratinglisten oder auch die "Wohnzimmerturniere" der Anwender, etc..

KI halte ich für sehr gefährlich.
Wir geben uns immer mehr auf als selbst weiter zu entwickeln. Das führt langfristig dazu, dass der Anreiz zur Forschung verloren geht. Wenn Personen schon in der Annahme abgeschreckt werden, dass sowieso jedes KI Programm ein besseres Ergebnis erzielt verschwindet mehr und mehr die eigene geistig schöpferische Gabe des Menschen Wissen beizusteuern. Was wir uns im Computerschach über viele Jahre erarbeitet haben wird einen Stillstand erleben, weil durch KI immer weniger menschliches Wissen beigesteuert wird weil die Anreize hierfür auf der Strecke bleiben.

KI bedeutet, dass wir es dem Computer überlassen für uns Wissen zu entwickeln.
KI kann nützlich sein, wenn wir das sich hieraus bildende, und für uns neue Wissen, steuerbar ist oder wird.
Eine gezielte Steuerung von KI Wissen im Computerschach ist nicht erkennbar.
Viele Dinge die schon längst entwickelt sind könnten durch KI weiter entwickelt werden, z. B. die 3-Hirn Idee.

Soweit so gut ...

Blicken wir nur ein paar Jahre zurück.
Was bei den vielen IPP Clones schon auffällig war ...

Es gab über 25 dieser Clones und gar TOP-Programme heute beruhen auf diesen Sorucen.
Personen haben die vielen Clones ständig gegeneinander spielen lassen. Immer neuere Clones mit kopierten Ideen aus anderen Clones fanden Einzug. Fertiger Programmcode auf code mit leichten Verbesserungen etc.. Da stehen einem echten Schachprogrammierer die Haare zu Berge.

Der Höhepunkt war dann ...
Wie so oft bei IT-Bereichen ...

Wir geben das Kind einen neuen Namen und bilden eine riesige Gruppe!
Das schaut intelligenter nach außen aus?!

Wir probieren einfach sämtliche Parameter oder auch neue Sourcen aus und lassen x-Partien spielen.
Was gut ist bleibt und so geht es dann immer weiter.
So vereinen wir die ganzen Personen, die vorher die Clone Partien beigesteuert haben und finden andere die sich dann an dem Projekt beteiligen können.
Wir lassen denen die etwas beisteuern wollen auch keine Wahl. Entweder Du ziehst mit und dümpelst mit Deinem 2.500 Elo Programm allein rum.
Friss oder stirb ...
Ob das so wirklich gewollte war sei dahingestellt ... aber der Weg ist nicht immer das Ziel.

Klar, wenn wir das Medium Internet richtig nutzen kann gewaltiges entstehen.
Positive Auswirkungen jagen negative Auswirkungen. Die Macher sehen natürlich nur die positiven ... wie jede Person die in Mitten einer Entwicklung steht (menschlich).

Wir haben also heute Programmierer, die allein versuchen Ihre Programme zu verbessern. Wir haben Programme an den x-Personen mitarbeiten, Ideen beisteuern und durch meist wilde Probiererei festgestellt wird ob etwas brauchbar ist oder nicht. Auch das ist eine Vorstufe von KI. Weil hier wird kein echtes Wissen beigesteuert, sondern hier wird versucht neues Wissen durch ausprobieren herauszupicken. Meist wird noch nicht mal verstanden warum eine Änderung 5 Elo mehr brachte. Egal ... die Änderung ist gut und was können wir jetzt ausprobieren? Das ist KI auf einem niedrigeren menschlichen Niveau. Welches Teils dennoch genial ist, teils nicht dem entspricht was die Pioniere der Computerschachprogrammierung unter Programmierung verstehen.

Dennoch ...
Christophe Theron in TalkChess als Chess Tiger auf 1 stand:
Ein Amateurprogrammierer wird niemals die Spielstärke von einem professionellen Programmierer erreichen.
Was immer er damit gemeint hat ... das war eine Aussage die natürlich völlig falsch war. Nun ja, solche Sprüche und unten durch ... kann ich mir auch interessantere Beiträge ansehen, dachte ich mir.
Denn eine Gruppe an Menschen ist einem Einzelnen in 99% der Fälle überlegen. Aber er war stolz oben zu stehen und dann kommen solche Dinge zu Stande.

Die nächste Stufe auf der Jagd nach den Superlativen:
Lassen wir das doch alles den Computer automatisch erledigen.
Der Sklave (Computer) wird zum Sklaventreiber, hartes Zeug ... ist aber leider realistisch!

Soll doch das Schachprogramm alles selbst erlernen und sich beibringen?
Zunächst mal logisch, langfristig unlogisch!

Bedeutet ... wir geben nun ganz auf und überlassen die Front der künstilichen Intelligenz.
Warum auch, werfen wir doch das erarbeitete über fast 50 Jahre entstandene Wissenszeug direkt ganz schnell über Board ... unsere Programmierer der letzten 50 Jahre sind eh alle dumm ... und lassen den Computer doch alles neu erfinden. Genau das ist die Aussage, die letztendlich übrig bleibt, ganz egal wie geschickt wir das verpacken oder mit schönen Worten anders formulieren. Wenn die Community kaum noch normalen Diskussionen nachgeht, sondern in fast jedem Thread nur noch KI zu lesen ist.

Erinnern wir uns an James Robertson.
Ein 15jähriger Amerikaner, der mit seinem Programm Insomniac eine Spielstärke erreichte, die mehr als nur enorm hoch war. Ja, er war unter den TOP-3 der Amateurprogramme. Dieser sehr junge Programmierer war sehr talentiert. Wir haben James in Leiden kennengelernt. Er führte interessante Gespräche mit Frans Morsch, der selbst offenbar von seinen Fähigkeiten begeistert war uns ich angeregt mit ihm über Schachprogrammierung unterhalten hat. Ein wirklicher Einstein im Computerschach der seinen Weg gegangen ist, später andere Dinge gemacht hat. Aber wir hatten das Vergnügen das James uns viele Stunden seiner Intelligenz schenkte. Solche Geschenke sind Gold wert und die Aneinanderreihung solcher Geschenke ist das was wir heute unter Computerschach verstehen.

Glaubt hier auch nur einer, dass wir heute ein solches Talent noch für Computerschach begeistern können wenn KI Programme solch hohe Elo Zahlen erreichen? Mit welchem Anreiz? Das kann ein Programmierer für sich alleine ansatzweise niemals bewerkstelligen, egal wie talentiert oder nicht? Wen sollten wir also für unser Hobby auf Dauer noch begeistern? Glaubt jemand im Ernst das wir Personen wie James Robertson für Computerschach nach KI Entwicklungen noch begeistern können. Denken wir weiter ... welche Gruppe an Personen werden wir begeistern können. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, mir wird schwindelig dabei.

Ein Aushängeschild der Programmierung ...
Aufgegeben!
Einfach so?

Die Computerschachcommunity setzte sich selbst matt!
... und ist von der Bildfläche verschwunden!

Wird nicht mehr lange dauern und wir lesen solche Berichte, vielleicht auch über Google ... wäre ja witzig aus deren Sicht, oder nicht?
Eine Ohrfeige für die vielen Personen die Schachprogrammierung nach vorne getrieben haben.

Diese Frage stelle ich mal in den Raum und wenn wir jetzt mal in uns gehen und drüber nachdenken bin ich mir sicher das niemand mehr auch nur ansatzweise ein Gegenargument für KI in den Raum werfen kann, welches logisch ist. Es gibt keines, sehe einfach kein schlüssiges Argument welches ...

AUF DAUER SCHLÜSSIG BLEIBT!!!
Unsere Schachprogramme rechnen vorausschauend, ich denke man kann von der Community auch erwarten.
Das kleine aber feine Wörtchen ... vorausschauend

KI ist also mit Samthandschuhen anzupacken und diese Samthandschuhe haben Individualisten, zähle Computerschächler dazu, nicht. Wir stürmen drauf los mit allen was geht ohne nach links und rechts zu schauen. Das war noch nie anders wenn uns etwas interessierte endete das gar oft in fatalen Diskussionen, die dafür sorgten das sich in der Vergangenheit viele Personen aus dieser Szene zurückgezogen haben. Das ist kein Geheimnis!! Die Schmerzgrenze haben auch Individualisten und irgend wann ist es genug.

KI vielleicht ja ...
Aber es ist ein Thema von vielen und andere sollten nicht vernachlässigt werden.

Vielleicht wäre das auch mal ein Ansatzpunkt für die Adminstratoren von diesem Forum die KI Diskussionen in einem Unterforum auszugliedern, wie seinerzeit die Stockfish Diskussionen! Die sind irgendwann dann weniger geworden.

Computerschach ist mehr als dummes KI.
Intelligente künstliche Intelligenz entsteht dann wenn der Mensch diese richtig einzusetzen versteht.

IKI
Bilde jetzt einfach mal eine für mich logische Abkürzung aus dieser Geschichte.
KI ist es nicht, IKI wäre es.

Davon sind wir sehr weit entfernt.
Das ist meine persönliche Meinung auch wenn ich wirklich versucht habe den Argmenten zu folgen, einigen zugegeben auch folgen konnte.

Vorausschauend sehe ich aber dennoch nichts positives zum jetzigen Zeitpunkt!

Der Mensch möchte verstehen, was Programme mit 3.400 Elo oder mehr produzieren wird er nicht in der Komplexheit verstehen können.
Wie viele der KI Fans haben z. B. ein Buch von einem Großmeister im letzten Jahr zur Hand genommen.
Wie viele der KI Fans haben wie viele verschiedene Schachbücher noch vor 20 Jahren verschlungen ...

Mensch, könnte hunderte Beispiele nennen aber der Beitrag ist schon viel zu lang geworden.

Viele Grüße
Frank
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2019-01-02 21:28 Edited 2019-01-02 21:45
Ich weiß nicht warum Gerd Isenberg die Schachprogrammierer WIKI geschlossen hat.
Ich kann es mir denken ...

Vielleicht eine Reaktion?
Wäre für mich nicht unlogisch.
Wer interessiert sich heute noch dafür welchen Ursprung wir haben bzw. nachgehen.
Ist ja hier auch nicht drüber diskutiert wurden.
Was soll's wen interessiert's?
Finde das allein erschreckend!!!

Dem echten Computerschächler wird der Spaß niemals ausgehen aber dieses Hobby stirbt definitiv aus.
Für mich die logische Schlussfolgerung aus den letzten Jahren.

Aber vielleicht wacht die Community ja auf und auch talentierte Programmierer wachen auf.
Schön ... das es einen Demolito gibt. Das sich dieser Programmierer dazu entschlossen hat sein Wissen
wieder selbst in die Hand zu nehmen und die Community damit beschenkt hat.

Laut gedacht.
Könnte weiter laut denken ... wie viele Beispiele möchtest Ihr.
Hätte auf Anhieb noch so um die 100 oder mehr!
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2019-01-02 21:30 Edited 2019-01-02 21:46
Eine Frage stelle ich mal in den Raum:
Was würde ein James Robertson mit einer geschenkten Grafikkarte von 2.000 EUR machen?

So, genug ...
Viel Spaß bei Euren Gedankengängen diese Frage zu beantworten!

Wahrscheinlich würde James denken ...
Er spielte auch Klavier auf höchsten Niveau schon in deutlich jüngeren Jahren als 15 ...
Die könnte ich verkaufen und in mein Klavier investieren!

Keine Ahnung, denke mal er könnte damit gar nichts anfangen was ihm in irgend einer Form etwas bringen würde.
Parent - - By Marcus Jansen Date 2019-01-02 23:59
Ich glaube, die Idee von der Black Box, in der das Schachwissen ohne Zutun des Programmierers eingesammelt wird, macht dir am meisten zu schaffen.
In dem Vortrag gibt es eine Folie, in der schlagwortartig alle? Techniken, die Stockfish verwendet, aufgezählt werden. Diese werden "genüßlich" durchgestrichen ... und durch die Black Box ersetzt.
Nun ich habe nicht die Absicht dich zu quälen
Zwei Sachen, die mir in den Sinn kommen.
1. In jedem Programm gibt es Stellschrauben, nennen wir es mal Parameter, die mal öffentlich für den User verfügbar gemacht werden, der größere Teil davon aber den Eingeweihten vorbehalten ist.
Du müßtest eigentlich dazu bestens Bescheid wissen. Man kann nun abweichend von der Standardkonfiguration an diesen Parametern drehen und schauen, inwieweit sich die Spielstärke verändert/verbessert hat. Der User hat seinen "Spaß", der den Programmierer begleitende Supporter vielleicht auch... ein bisschen?!
Der User hat null Ahnung, was vor sich geht, der Supporter auch nicht, bei den 300 Stellschrauben hat sogar der Programmierer längst die Übersicht verloren.
Jetz lehne ich mich gewaltig aus dem Fenster.
Bezeichnend für mich war eine Aussage von Robert Houdart, dem Schöpfer von Houdini vor mehreren Jahren in einem Wortgefecht hier in Forum. Da hat sich jemand von der "menschlichen" Fraktion desrespektierlich über die Leistung seines Programmes während eines Matches geäußert. Ich war über alle Maßen über seine Aussage (die von Houdart) erstaunt, als er gesagt hat, dass das Programm gewisse Stellungen überlegen behandeln würde und diese kontinuierlich zum Gewinn führen würde. Wie das passiert, das würde er selber nicht wissen!!!
Beim maschinellen Lernen sehe ich eine gewisse Analogie zu den besagten Parametern. Da spricht man von sogenannten Gewichtungen oder Biases zwischen den einzelnen Schichten, die von der KI selbständig optimiert werden. Diese bildet dann die Grundlage für die Mustererkennung. Dies läuft vollständig im Verborgenen ab.
Der Punkt ist der: welchen Lerneffekt hast du, wenn du an den Parametern drehst?!?!
2. Meine Skepsis im Bezug auf die Anwendung von KI habe ich schon in meinem ersten Posting zum Ausdruck gebracht. Wobei Schach als Anwendungsfeld bereitet mir da weniger Sorgen. Ob wir es wollen oder nicht, es wird kommen.
Wenn ich aber höre, dass Google als Inhaber von DeepMind irgendwelche Kooperationen mit amerikanischem Militär eingeht, dann kriege ich gewaltige Kopfschmerzen.
Parent - By Frank Quisinsky Date 2019-01-05 00:19 Edited 2019-01-05 00:24
Hi Marcus,

nein, macht mir kein Kopfzerbrechen.
Im Interview für die Schachwelt, welches ich mit den Stockfish Programmierern machte, wurde sehr viel sehr schön dargestellt. Lange bevor Stockfish dann so gezielt weiter entwickelt wurde. z. B. das die Techniken bekannt sind aber das Geheimnis eher ist wie genau diese bekannte Techniken zusammengesetzt werden. Jetzt mal so frei nach meinen Worten. Interview kannst Du nachlesen auf den Schachwelt Seiten (Zeitschrift von GM Hickl). Muss da jetzt keinen weiteren Vortrag lesen ... ist doch alles bekannt egal wer heute Vorträge hält oder nicht. Mich haut so schnell kein Vortrag mehr vom Hocker. Neues erkenne ich nicht.

Selbst bin ich der Meinung, dass weitere neue Ideen auch nach wie vor die Programmierung bereichen können. Das noch sehr viel was heute unbekannt ist erforscht werden kann. Dafür brauchen wir Personen, die in der Lage sind das in Sourcen bzw. Programm Code zu fassen bzw. überhaupt neue Ansatzpunkte zu entwicklen. Diese Personen gehen uns aus, wenn wir automatisieren weil die Anreize verschwinden.

Die Aussagen von Robert Houdart interessieren mich begrenzt. Er hat seine Version 1 zu mehr als 99% auf einen Robbolite aufgesetzt und so begonnen. Das war fast = 0 geistiges Eigentum drin. Zwar hat Robert Houdart dann im weiteren Verlauf Houdini zur Nummer 1 entwickelt und mithin sehr wahrscheinlich sehr geschickt bestehenden Wissen mit ganz sicher eigenen Ideen kombiniert, aber für mich ist Robert Houdart kein Macher wie z. B. jemand der mit genialen Ideen wie Fabian oder John Stanback, Tord Romstad und vielen anderen die Schachprogrammierung auf den heutigen Stand brachten. Eher jemand der bestehende Ideen geschickt aneinander reihen kann. Auch das ist natürlich eine Gabe.

Vom Thema abgekommen!

Ja, hast völlig Recht.
Sorgen bereiten mir auch ganz andere Bereiche bei dem KI eingesetzt wird. Aber Du siehst schon anhand vom Computerchach was KI auslösen kann. Anhand anderer Themen wird das noch viel krasser. Da stimme ich absolut zu.

Stelle Dir mal zwei ziemlich starke Autos nebeneinander vor. Die starten die lauten Motoren (Musik in den Ohren) und fahren los. Da denkst Du ... wow ... zwei wirkliche Kraftpakete messen sich jetzt. Das war früher so wenn zwei Engines aufeinander gehetzt wurden. Heute hörst Du oft das selbe Motorengeräusch. Du siehst zwar zwei Kampfhähne aber Du hörst nur einen oder beim Schach ... Du erkennst nur einen.

Parameter Tuning auf niedrigem oder hohen Niveau.
Das kann natürlich nicht alles sein!!

Viele Grüße
Frank

Sorry wegen Robert Houdart ... habe da so meine Meinung.
Schwach wie er begonnen hat, sehr schwach wie er sich in der dieser Zeit öffentlich präsentierte. Sehr stark was er anschließend machte. Nun ja, in Anbetracht der heutigen Situation sollte man Robert Houdart auch keinen Vorwurf mehr machen. Heute ist das Gang und Gebe was Robert seinerzeit angekreidet wurde. Richtig oder falsch ist nicht mehr zu unterscheiden. Und niemand aber auch niemand sollte den Chinesen vorwerfen irgend etwas zu kopieren. Die machen alles richtig, oder nicht?
Parent - - By Michael Scheidl Date 2019-01-03 23:43 Edited 2019-01-03 23:46
Es geht gar nicht mal sosehr darum wie stark das Ding ist bzw. wird, oder ob es (Höhlenmenschenkriteriuim) für irgendwas produktiv genutzt werden kann. Wir haben nun eine völlig neue Form der Schachintelligenz. Das ist die großartigste Entwicklung im Computerschach seit Erfindung von Alpha-Beta, also seit rund 50, 60 Jahren!

https://de.wikipedia.org/wiki/Alpha-Beta-Suche#Geschichte
https://en.wikipedia.org/wiki/Alpha%E2%80%93beta_pruning#History

Was wir seitdem bisher hinzubekamen, waren Verfeinerungen und Erweiterungen, vor allem Nullmove (ich glaube erstmals öffentlich verfügbar mit Nimzo) sowie professionelles "Engineering" beim Tunen und Testen (Rybka, Stockfish). Damit wurde bekanntlich sehr viel erreicht, und die Hardwarebeschleunigung trug ein übriges bei.

Mit Alpha Zero Chess und Leela Chess Zero traten Systeme in Erscheinung, die ohne jedes menschliche Schachwissen, nur anhand der Spielregeln, im Selbstspiel rasch stärker zu Spielen gelernt haben als jeder Mensch(*). Selbst wenn das nur zu Klubstärke geführt hätte wär's schon sensationell gewesen! Doch es führt an die absolute Spitze.

Diese künstlichen neuronalen Netzwerke arbeiten mit selbstgelernten Mustern, und können sich nur durch ihre Partien mitteilen. "Sie lernen etwas, das wir ihnen nicht beibrigen können." Konventionellen Engines wird via Bewertungsfunktion das beigebracht, was wir selber verstehen. Doch die KI erschafft zusätzlich etwas neues... Wobei man sagen kann, die Stärke von Lc0 zeigt sich schon auch, und nicht zuletzt, darin daß sie oft "normalstarke" Züge spielt wie man sie etwa von Großmeistern oder guten Engine genauso zu sehen bekommen kann. Jedoch, die Geheimnisse aufzudecken die sie über die meisten A-B-Engines hinaufheben, wird Forschergeist, Detailfreude und sehr gutes Schachverständnis verlangen.

*) Wenn wir vorerst netteweise das späte Endspiel ausklammern möchten, aber gar so arg ist es dort auch nicht immer.

Das ist jedenfalls eine phantastische, faszinierende Sache und ich bin zunehmend begeistert
Parent - By Stefan Pohl Date 2019-01-04 08:21
Gut gesagt, Michael!
Ich möchte zu deinen treffenden Aussagen nur noch ergänzen, daß dieser grundlegend neue Ansatz im Computerschach auch durchaus für das menschliche Schach sehr wertvoll ist, was ja hier von einigen bezweifelt wurde. Denn die NN-Engines sind ja besonders in den frühen Partiephasen unglaublich stark und innovativ. Insofern werden sie mit Sicherheit in Zukunft auch das menschliche Theoriewissen in den Eröffnungen sehr stark voranbringen, bzw. es an einigen Stellen sogar revolutionieren. Nicht umsonst hat F.Caruana ja Leela auch in der Vorbereitung für seinen WM-Wettkampf gegen Carlsen genutzt, um neue Ideen in altbekannten Eröffnungen zu finden. Das werden sicher bald alle GMs tun (müssen).
Parent - By Frank Quisinsky Date 2019-01-04 23:47 Edited 2019-01-04 23:57
Hallo Michael,

das ist der positive Effekt den ich gedanklich akzeptiere (Spielstil).
Aber so richtig anfreunden ...

Ich meine, das ist ja richtig was Du schreibst aber dennoch ist das _nur_  *** ein *** Programm mit *** einem *** Spielstil.
In jedem "wirklichen" Schachprogramm von *** einem *** Programmierer steckt dieser ganz eigene Reiz.

Wenn denn ein Schachprogramm in der Lage ist durch Besonderes zu glänzen haben wir die perönliche Note und ich schimpfe das dann Spielstil. Ganz unabhänig davon, dass Alpha Zero / Leela einen logischer Weise sehr eigenen Spielstil formt, der natürlich reizvoll ist, und der Tatsache das immer mehr TOP-Programme auf Menschen den Eindruck erwecken das der Spielstil gleich ist. Je stärker die Schachprogramme werden, desto schwieriger für Menschen überhaupt einen Spielstil festzustellen. Auch die Statistiken hierzu werden immer schwieriger. Natürlich ist mir das auch bewusst.

Und die Community:
Tja, die agrumentiert jahrelang das es keine Spielstile gibt und feiert dann als Begründung für Alpha Zero / Leela den besonderen Spielstil (damit meine ich ausdrücklich nicht Dich, ganz im Gegenteil). Tja, was gestern gesagt wurde ist heute natürlich nicht mehr aktuell. Kennen wir ja aus der Politik.

Das es mir persönlich langweiliger um Engines und deren Entwicklung wird, hat nichts mit Alpha Zero zu tun. Eher damit, dass sich Programme immer mehr angleichen und die persönliche Note nicht mehr so zahlreich zu erkennen ist wie in den Jahren zuvor. Deutet darauf hin, dass immer mehr kopiert wird und immer weniger eigenes Gedankengut eingeht. Mich persönlich kann schon lange kein Programm mehr mit Spielstärke begeistern. Das steht bei mir noch nicht mal mehr auf Position 5 dessen was mich interessiert. Mache mir Spielstärke nur noch zu Nutze wenn ich diese dringend brauche, z. B. für bestimmte Analysen. Das ist aber eher selten.

Ein Schachprogramm ist also nicht nur interessant wenn es Stärken hat. Es ist auch interessant wenn es Schwächen hat. Die Kombiantion aus Schwächen und Stärken bilden einen gewaltigen Teil des Spielstils.

Interessant an der ganzen Diskussion rund um Alpha Zero / Leela ist, dass nur wenige so wirklich auf die Kritikpunkte eingehen. Eher wird versucht die wenigen positiven Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Nochmals, die negativen Auswirkungen solcher Entwicklungen stellen die posiviten Begleiterscheinungen _für mich_ deutlich in den Schatten.

Viele Grüße
Frank

Der sich die Frage stellen muss, Computerschach erneut zu überdenken.
Aber das machte ich doch schon x-Mal.

Je öfters desto mehr Wirrwarr kommt wahrscheinlich als Ergebnis raus.
Will auch niemand verärgern mit meinen Hinweisen aber ich führe wirklich einen Kampf gegen mich selbst hinsichtlich diesem Thema.
Und dieser Kampf ist vergleichbar als wenn FC Bayern gegen einen Dorfclub spielt. Kommt immer das gleiche Ergebnis dabei heraus, auch wenn ich durchaus auch Positives erkennen kann.
- - By Guenter Stertenbrink Date 2019-01-02 23:05
ich wuenschte, die Programmierer wuerden sich fuer andere, nuetzliche Themen
so begeistern wie fuer Schach.
Zusammenarbeiten wie bei Stockfish.
Diskutieren wie bei Talkchess.
Parent - By Benno Hartwig Date 2019-01-04 13:49

> Zusammenarbeiten wie bei Stockfish.


Sicher ist dies ein tolles Projekt, und die Ergebnisse sind umwerfend.
Ich finde aber  auch sehr gut, wenn die Leute ganz eigene Wege gehen, sehr eigene Ideen verfolgen.
Sehr viele verschiedene Ansätze so umsetzen.

Eine sehr gute Diskussions- und Austausch-Kultur wäre natürlich trotzdem toll, klar.

Benno
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