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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Was ist ein Schönheitspreis?
- - By Michael Scheidl Date 2018-12-29 10:31
Alarm-Messchess, zwei unbekannt gebliebene Engines in irgendeinem Computerturnier 2003, dessen Einzelheiten ich vergessen habe:


1.La3!! ist um Welten besser als alles andere! Die Idee hinter dem Opfer, oder dem Plan wenn man so will, ist einen Damentausch auf e6 zu erzwingen wonach ein Freibauer mit Leichtigkeit gewinnt. (entzückende Nebenvariante übrigens 1...Da5+ 2.Db4!)

15 Jahre später ist das natürlich für die meisten guten Engines leicht, nimmt aber meines Erachtens von der Schönheit des Zuges nichts weg. - Nun ist ein Computerzug sozusagen von sehr vielen Faktoren umgeben. Zeitpunkt (wie aktuell?), technische Bedingungen, Bedenkzeit, Lösbarkeit im allgemeinen, Dokumentation (Quelle, PGN) usw.usf.

Oder auch - ein mir unwillkommenes aber realistisches Kriterium - Bekanntheit der Engines. Eine Position Alarm-Messchess ruft halt viel weniger Interesse hervor als eine von Leela-Stockfish. Ich mach mir mal den Jux das im CCC zu testen, wo man die Aufrufzahlen sieht.

Was wären die Grundvoraussetzungen für einen Computerzug, um als Kandidat für einen Schönheitspreis eingereicht werden zu dürfen?
Parent - - By Thorsten Czub Date 2018-12-29 11:11
es sollte nicht um die schönheit gehen eine stellung zu lösen. sondern um die schönheit einen plan umgesetzt zu haben.
Parent - By Michael Scheidl Date 2018-12-29 12:10 Upvotes 1
Ist das nicht genau dasselbe?
Parent - By Michael Scheidl Date 2019-01-01 03:28
2019 macht all das noch spannender und komplizierter! Diese rätselhaften, neuen "Neural Networks" beinhalten (wenn schon keine Pläne) selbst-gelernte Muster. Jetzt give me a minute, da sind wir doch derselben Meinung! Das Konzept bewährt sich zur Stunde auf mehreren Turnieren mit äußerst hochgradiger Hardware usw.

Das verändert nicht nur das Computerschach, sondern das ganze Schach an sich.
Parent - By Roland Riener Date 2018-12-29 11:22
Erste urkundliche Erwähnung im Urbar M.S. am 19.12.2012,

aber trotzdem angenehme Abwechslung zu den Hardware-Exkursen.
Parent - - By Stefan Pohl Date 2018-12-29 11:38
Mein Brettcomputer King-Element findet den Zug La3 auf Stil Normal ebenfalls in nur 3 Sekunden und die Bewertung klettert auf über +5.00.
Parent - - By Klaus S. Date 2018-12-29 12:08 Edited 2018-12-29 12:48
5k2/6pp/Pq3p1P/2b2P2/2Q3P1/2K5/8/2B5 w - - 0 1

Analysis by Deep Shredder 13 x64  syz:

1. +- (27): 1.Ba3 Bxa3 2.Qc8+ Ke7 3.Qe6+ Qxe6 4.fxe6 Kxe6 5.a7 Bc1 6.hxg7 Kf7 7.a8Q Kxg7 8.Qb7+ Kg8 9.Kd4 Bh6 10.Kd5 Bg7 11.Ke6 h5 12.gxh5 Kh7 13.h6 f5 14.hxg7
2. +- (57): 1.Kc2 Qc6 2.Be3 Qg2+ 3.Bd2 Qf2 4.a7 Bxa7 5.Qc8+ Kf7 6.Qd7+ Kf8 7.Qd8+ Kf7 8.Qc7+ Kf8 9.Qd6+ Kf7 10.Qd5+ Kf8 11.Qa8+ Kf7 12.Qb7+ Kf8 13.Qxg7+ Ke8

Bei  Tiefe: 46/126:
Analysis by Deep Shredder 13 x64  syz:

1. +- (27): 1.Ba3 Bxa3 2.Qc8+ Ke7 3.Qe6+ Qxe6 4.fxe6 Kxe6 5.a7 Bc1 6.hxg7 Kf7 7.g8Q+ Kxg8 8.a8Q+ Kg7 9.Qb7+ Kg8 10.Kd3 Bg5 11.Ke4 f5+ 12.Kd5 fxg4 13.Qc8+ Kg7
2. +- (51): 1.Kc2 Qa5 2.Bf4 gxh6 3.Bd2 Qa3 4.Bxh6+ Ke8 5.Qg8+ Kd7 6.Qe6+ Kc7 7.Bf4+ Kd8 8.Qxf6+ Be7 9.Qc6 Qa2+ 10.Kd3 Qa3+ 11.Ke4 Qb4+ 12.Kf3 Qa3+ 13.Kg2 Qa2+

Nur 1Thread  8192 Hash
Parent - By Michael Scheidl Date 2018-12-29 12:26 Edited 2018-12-29 12:33
Shredder Classic 5
Singlecore, i7 ~3,5 GHz
1024 MB Hashtables

  1/01   0:00   +1.24   1.hxg7+ Kxg7 (5)
  2/08   0:00   +1.12   1.hxg7+ Kxg7 2.Bf4 (152)
  2/08   0:00   +1.13   1.g5 fxg5 2.hxg7+ Kxg7 3.Bxg5 (250)
(...)
18/35   0:01   +2.96   1.Kc2 gxh6 2.Bxh6+ Ke8 3.Bf4 Bg1 4.Qg8+ Ke7 5.Qxh7+ Kd8 6.Qg8+ Kd7 7.Qd5+ Kc8 8.a7 Qf2+ 9.Kb3 Qxa7 10.Qc6+ Kd8 11.Qxf6+ Qe7 12.Qh8+ Qe8 13.Qg7 Qb5+ 14.Kc3 (3.745.453) 2379  SB:134
18/35   0:01   +2.97++  1.Ba3 (3.782.332) 2380  SB:134
(...)
35/49   0:52      +(18 Matt in...? )  1.Ba3 Bxa3 2.Qc8+ Ke7 3.Qe6+ Qxe6 4.fxe6 Kxe6 5.a7 gxh6 6.a8Q Be7 7.Qg8+ Kd6 8.Qxh7 Bf8 9.Qf7 Be7 10.Qg7 Ke6 11.Qxh6 Kd5 12.Qh5+ Kc6 13.Kc4 Bd8 14.Qh6 (162.307.786) 3107  SB:191.024

best move: Bc1-a3 time: 0:53.047 min  n/s: 3.106.534  nodes: 162.623.964 SB: 191.031
*)
Die Schwierigkeit nach aktuellen Maßstäben ist ein diskutables Kriterium von mehreren. Im 19. Jahrhundert warfen beigeisterte Kibitze Goldstücke auf ein Schachbrett, für einen Zug der heutigen Engines ein paar Millisekunden kostet.
Parent - By Heiko Krauß Date 2018-12-29 13:20
Schöne Stellung !!
Habe es ohne Enginehilfe versucht zu lösen.
Mein erster Gedanke war dann auch La3
Habe den Zug aber wegen Da5 verworfen, die Pointe Db4 habe ich mit Eigenhirnleistung übersehen
Stattdessen hätte ich dann in einer No-Engine-Partie Kc2 gespielt um Da5 zu verhindern

Schönes Wochenende
Heiko
Parent - - By Peter Martan Date 2018-12-30 11:19
Michael Scheidl schrieb:

Was wären die Grundvoraussetzungen für einen Computerzug, um als Kandidat für einen Schönheitspreis eingereicht werden zu dürfen?


Und muss es überhaupt ein Computerzug sein?
In diesem deinem anderen Thread dazu ist es vom Titel her klarer:

http://talkchess.com/forum3/viewtopic.php?p=784290#p784290

Gratuliere übrigens zum gelungenen Topic dort, weckt das Interesse stark!


Schönheit liegt im Auge des Betrachters, Computerzüge sollen doch, laut Meinung Mancher, sowieso ein wesentliches Schönheitskriterium vermissen lassen, das des planvollen Spiels.
(Wobei man sich natürlich auch immer gleich mal wieder fragen könnte, woran sieht man, wenn's nur einzelner Zug ist, ob ein Plan dahintersteckt, Antwort, an den restlichen Zügen einer Output- Line, an den Folgezügen einer Partie und den Folgestellungen, mit denen will sich ja aber der planende menschliche Genius auch wieder nicht im einzelnen zu sehr abgeben, wesentliche Fragen bleiben daher diesbezüglich immer wieder offen.)

Um auf derlei Sophismen gar nicht näher einzugehen, beschränke ich mich mal wieder wie seit Jahr und Tag auf einzelne Stellungen, an solchen finde ich immer wieder mal dies und jenes schön, unansichtig, ob die Stellungen von Engines aufs Brett gebracht wurden oder von Menschen und unansichtig der Stellungen, aus denen sie hervorgegangen sein mögen, was natürlich unabdingbar auch der Betrachtung verdiente, wollte man feststellen, ob schon bis zu der, um die's dann geht, ein Plan bestanden haben mag, sie aufs Brett zu bringen. Genau genommen dürfte man, wenn man nur den Plänen Schönheit zubilligen wollte, keine Stellung ohne den Weg von der Grundstellung her, der zu ihr geführt hat, betrachtet werden, und es müsste immer neben der Frage nach den Plänen der einen Seite auch die der Gegenzüge beurteilt werden.
Sind Pläne schöner, die auf schöne Gegenpläne stoßen oder solche, die der Gegner, weil sie so schön raffiniert sind, zu spät durchschaut?
Fragen über Fragen.

Ist z.B. das eine schöne Stellung?



So, dass sie einen Schönheitspreis verdiente?
Und was für einen Plan mag die Engine, deren Output ich hier dazu kopiert habe, mit den Zügen in der Variante verfolgen?

0.46: 0.00/41 1.hxg6 Qxh2 2.Rxe6+ Kxe6 3.g7 Qh1+ 4.Kb2 Qa8 5.Bxf5+ Kf6 6.Nc8 Kxg7 7.c6 Kf6 8.Bd7 Ke5 9.f3 Qb8 10.Kb3 Qa8
Parent - - By Heiko Krauß Date 2018-12-30 13:11
Peter Martan schrieb:

Michael Scheidl schrieb:

Was wären die Grundvoraussetzungen für einen Computerzug, um als Kandidat für einen Schönheitspreis eingereicht werden zu dürfen?


Und muss es überhaupt ein Computerzug sein?
In diesem deinem anderen Thread dazu ist es vom Titel her klarer:

<a class='ura' href='http://talkchess.com/forum3/viewtopic.php?p=784290#p784290'>http://talkchess.com/forum3/viewtopic.php?p=784290#p784290</a>

Gratuliere übrigens zum gelungenen Topic dort, weckt das Interesse stark!


Schönheit liegt im Auge des Betrachters, Computerzüge sollen doch, laut Meinung Mancher, sowieso ein wesentliches Schönheitskriterium vermissen lassen, das des planvollen Spiels.
(Wobei man sich natürlich auch immer gleich mal wieder fragen könnte, woran sieht man, wenn's nur einzelner Zug ist, ob ein Plan dahintersteckt, Antwort, an den restlichen Zügen einer Output- Line, an den Folgezügen einer Partie und den Folgestellungen, mit denen will sich ja aber der planende menschliche Genius auch wieder nicht im einzelnen zu sehr abgeben, wesentliche Fragen bleiben daher diesbezüglich immer wieder offen.)

Um auf derlei Sophismen gar nicht näher einzugehen, beschränke ich mich mal wieder wie seit Jahr und Tag auf einzelne Stellungen, an solchen finde ich immer wieder mal dies und jenes schön, unansichtig, ob die Stellungen von Engines aufs Brett gebracht wurden oder von Menschen und unansichtig der Stellungen, aus denen sie hervorgegangen sein mögen, was natürlich unabdingbar auch der Betrachtung verdiente, wollte man feststellen, ob schon bis zu der, um die's dann geht, ein Plan bestanden haben mag, sie aufs Brett zu bringen. Genau genommen dürfte man, wenn man nur den Plänen Schönheit zubilligen wollte, keine Stellung ohne den Weg von der Grundstellung her, der zu ihr geführt hat, betrachtet werden, und es müsste immer neben der Frage nach den Plänen der einen Seite auch die der Gegenzüge beurteilt werden.
Sind Pläne schöner, die auf schöne Gegenpläne stoßen oder solche, die der Gegner, weil sie so schön raffiniert sind, zu spät durchschaut?
Fragen über Fragen.

Ist z.B. das eine schöne Stellung?



So, dass sie einen Schönheitspreis verdiente?
Und was für einen Plan mag die Engine, deren Output ich hier dazu kopiert habe, mit den Zügen in der Variante verfolgen?

0.46: 0.00/41 1.hxg6 Qxh2 2.Rxe6+ Kxe6 3.g7 Qh1+ 4.Kb2 Qa8 5.Bxf5+ Kf6 6.Nc8 Kxg7 7.c6 Kf6 8.Bd7 Ke5 9.f3 Qb8 10.Kb3 Qa8


Das ist zu trivial für einenSchönheitspreis.
Das habe ich sekundenschnell gelöst (ohne Engine natürlich)
Ist klar , dass man den h-Bauern umwandeln muss

Heiko
Parent - - By Peter Martan Date 2018-12-30 13:15
Ich glaube, du hast da noch die eine oder andere Finesse übersehen, Heiko.
Ist die Eval der Engine übrigens halbwegs richtig, ich meine, dem Plan entsprechend?
Parent - - By Heiko Krauß Date 2018-12-30 14:18
Ok Peter, ich hatte mir die Stellung nur hier angeschaut ohne sie in Chessbase oder auf dem Brett auzubauen.
1.hg , die Dame muss den Turm schlagen
2.Txe6+ der Könug wird abgelenkt , der Springer überwacht f7
2...Kxe6 3.g7  falls nun Dh7 kommt Lxf5+ Kf 6 5.Lxh7 Gewinnstellung
Ich hatte mir die Lösung mit 3...Dh1 nicht angeschaut.

Also 3...Kh1+  4.Kb2 Da8 5.Lxf5+ Kf6 3.Sc8 Kxg7 soweit kann ich vorausdenken ohne die Stellung aufzubauen.
Danach wirds mir dann doch zu schwierig

Man sollte den Text zuende lesen bevor man antwortet



Muss ich jetzt erstmal in Chessbase eingeben
Parent - - By Heiko Krauß Date 2018-12-30 15:42
Also weiter
Habe die Stellung nun auf dem Brett (noch ohne Engine)
7.c6 um die Dame einzusperren
7...Kf6 greift den Läufer an
8.Ld7 Ke5 9.f3 Db8 10.Kb3 Da8 sollte tatsächlich remis sein, hätte ich nicht erwartet, dass sich Schwarz hier retten kann.
Ich schalte zur Überprüfung mal Raubfisch hinzu
Der will 5.Sxf5 spielen = 0,00
In deiner angegebenen Variante sieht er sogar Schwarz leicht in Vorteil. =+ 0,90

Es ist doch nicht so einfach , wie es zunächst schien

Heiko
Parent - By Peter Martan Date 2018-12-31 09:21 Edited 2018-12-31 09:26 Upvotes 2
Heiko Krauß schrieb:

Es ist doch nicht so einfach , wie es zunächst schien

Jetzt aber schnell noch im alten Jahr auflösen, eigentlich mag ich das selbst gar nicht, wenn Stellungen ohne Quellenangabe gepostet werden, hier hat's mich gereizt, weil's so gut zum Thema planen und durchführen passt.

Das ist ein Studie von Mihai Neghina, leider ist seine Site mit der Sammlung der Stücke, die den Engines am meisten Schwierigkeiten bereiten, gerade im Umbau, wer mag, vielleicht später mal hin und wieder reinschauen:

http://chichitza.ro/index.html?lang=en&intro=4

So hab' ich sie von dort runtergeladen:

Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board


Nebenvarianten und Kommentare beim Zitieren.

Ich hab' auch eine sehr viel umfangreichere Fassung, der Weg zum Matt ist ziemlich sicher ziemlich genau 50 Züge lang, mit ein paar Zugumstellungen sieht die HV dabei so aus, ich kopiere sie auch herein, weil man's im Backward mit den Engines damit vielleicht leichter hat:

7q/b1p5/1p1Npkb1/pPP2ppP/P1P5/3B2P1/5P1R/K3R3 w - - 0 1

1. hxg6 Qxh2 2. Rxe6+ Kxe6 3. g7 Qh1+ 4. Kb2 Qa8 5. Bxf5+ Kf6 6. Nc8 Kxg7 7. c6
Kf6 8. Bd7 Ke5 9. f3 Kd4 10. f4 gxf4 11. gxf4 Ke4 12. f5 Ke5 13. Kc3 Kf6 14.
Kd4 Qb8 15. Ke4 Qa8 16. Kf4 Qb8 17. Kg4 Qa8 18. Kh5 Qb8 19. Kh6 Qa8 20. Kh7 Qb8
21. Kg8 Qa8 22. Kf8 Qb8 23. Ke8 Qa8 24. Kd8 Qb8 25. Be6 Qa8 26. Kxc7 Bb8+ 27.
Kxb6 Bf4 28. c7 Bxc7+ 29. Kxc7 Qf3 30. b6 Qf4+ 31. Kb7 Qe4+ 32. Ka7 Qe3 33. Ka8
Qc5 34. b7 Qc6 35. Na7 Qxa4 36. b8=Q Qd1 37. Qh8+ Kg5 38. Qg7+ Kf4 39. f6 Qd8+
40. Kb7 Qe8 41. Qe7 Qh8 42. f7 Ke3 43. f8=Q Qxf8 44. Qxf8 Ke2 45. Qf4 Kd3 46.
Nb5 a4 47. Bf5+ Ke2 48. Nc3+ Ke1 49. Bd3 a3 50. Qe3# 1-0

Warum mir das so gut gefällt, kann ich natürlich gar nicht so leicht sagen, Geschmackssache halt, und ich hab' immer schon was übrig gehabt für Stellungen, die den Engines zu hoch sind.

Hier braucht man welche, bei denen man den Nullzug abdrehen kann (oder die Verification hoch), per default sind solche mit wenig nullmove pruning Sting, MateFinder, CorChess, Houdini bis zur Version 4, Zappa Mexico.

Der Output, den ich im ersten Posting kopiert hatte, war eine zusätzliche Gemeinheit, stammt von komodo mit abgedrehtem Nullzug, und die Rechenzeit war viel länger als angezeigt, weil ein langes langsames Backward vorhergegangen war, ohne das hat keine Engine eine Chance, die ersten paar Züge, die alle (bis auf ein Minor Dual beim 4., Ka2 geht da auch) single best moves sind, in den Output zu bekommen, mit einer einzigen löblichen Ausnahme, Sting, der schafft die ersten 12, die weitere Königswanderung ist dann noch angedeutet drin, was fehlt, ist die Gewinneval und der zielgerichtete kürzeste Weg des Königs:

Analysis by Sting 11.5 based on Stockfish 2.1.1 64bit:

1.hxg6 Qxh2 2.Rxe6+ Kxe6 3.g7 Qh1+ 4.Kb2 Qa8 5.Bxf5+ Kf6 6.Nc8 Kxg7 7.c6 Kf6 8.Bd7 Ke5 9.f3 Kd4 10.f4 gxf4 11.gxf4 Qb8 12.Be6 Ke4 13.f5 Ke5 14.Kc3 Qa8 15.Kd3 Qb8 16.Ke3 Kf6 17.Ke4 Qa8 18.Kd4 Qb8 19.Kd5 Qa8 20.Ke4 Qb8 21.Kf3 Ke5 22.Kg2 Kf6 23.Kg3 Ke5 24.Kf3
+/=  (0.32)    Depth: 37   00:12:09  11766MN

Der Output von komodo aus dem Vorposting war übrigens ein paar Minuten später, als die Engine wieder alles, was sie im Hash behalten hatte, zusammengekramt und auch, was die Eval angeht, auf die Reihe gekriegt hatte, so:

Analysis by Komodo 12.3 64-bit:

1.hxg6 Qxh2 2.Rxe6+ Kxe6 3.g7 Qh1+ 4.Kb2 Qa8 5.Bxf5+ Kf6 6.Nc8 Kxg7 7.c6 Bb8 8.Kc3 Ba7 9.Bd7 Bb8 10.f3 Kg6 11.Kd4 Kf6 12.Bg4 Ba7 13.f4 Bb8 14.Ke4 Ba7 15.Ke3 Kg6 16.Kd4 Kf6 17.Bd7 Bb8 18.Ke4 Ba7 19.Bf5 Qb8
+-  (9.79)    Depth: 27   00:03:11  5265MN

Mit "normalem" Nullmove Pruning, wie es bei den meisten Spitzenengines eingesetzt wird, ist selbst im Backard der Versuch, die Gewinnvariante mit ebensolcher Eval im Hash zu behalten, ziemlich zum Scheitern verurteilt und das ist für mich der Witz an der Sache mit den Plänen:

Die kann man ja hier ziemlich einfach formulieren: die schwarze Dame wird mit weißem Läufer und Springer im Damenflügel- Eck eingespert auf der 8. Reihe, dass dazu ein doppeltes Turmopfer erforderlich ist, kann man ja gleich mal einplanen, dann kommt der weiße König den beiden Leichtfiguren zu Hilfe, schlägt im richtigen letzten Zugzwang- Moment den c-Bauern und macht den Weg frei für die Umwandlung eines Damenflügel- Bauern, erst wenn das so weit ist, darf die Dame wieder raus. Direkt simpel, oder?

Dass es eigentlich zwei oder vielleicht sogar ein paar Pläne sind, die man aneinanderreihen muss, wäre noch ein kleines weiteres Hindernis bei der Durchführung, aber wenn man schon mal so weit geplant hat, warum dann mit Remis zufrieden sein?

Und nun wäre die Engine ja sogar imstande, diese beiden Pläne durchzurechnen, Sting fast aus dem Stand, andere mit wenig Nullzug wenigstens im Backward, aber jetzt mal ehrlich, liebe Schachfreunde, was ist hier das Knifflige und das Wesen der Stellung, der Plan oder die Durchführung?

Und dass die Engines scheitern, liegt wieder einmal an einer ihrer letzten Schwächen, dem Zugzwang (naja, zyklischer solcher ist schon eigens gemein), die 20, 25 Züge bis der Gewinn klar wird, die hätten sie gleich drauf, dass da aber Nullzugkaskaden, was für mich immer schon ein genauerer Ausdruck für "Pläne" war (auch bei "menschlichen" Plänen), nicht reichen, das ist der Punkt, da muss man die Gegenzüge mitberechnen, um zu sehen, dass der "Umweg" ("Detour") rund ums Brett, sich für den König lohnt. Lazy King Eval ist das, was neben Nullmove Verification hier not tut, planen kann man bald mal was, als Engine halt nicht, weil der Ausdruck für Engines einfach nicht verwendbar ist, meiner Meinung nach, was er für Menschen bedeutet, ist ja auch völlig undefiniert.

Was denen, den Menschen, hier ganz stark hilft, ist zu wissen, dass es sich um eine Studie handelt, damit geht man sofort in einen anderen Suchmodus und wenn man dann das Thema des Cyclic Zugzang von anderen Studien her kennt, dann hat man eine Chance.
Ich habe daher auch immer wieder nichts dagegen, den Engines diese Chance auch zu geben, und ihnen sozusagen zu sagen, rechet hier gleich mal mit weniger Nullzug- Verwendung und das Hashlernen ist eine der für mich wichtigsten Tugenden jeder Engine immer schon gewesen.

Einem NN- so eine Stellung allein "beizubringen", würde wohl nicht reichen, die nächste etwas andere ähnliche auch gleich als Muster zu durchschauen, aber nach genug "Lernen" sollte das schon gehen, denke ich.

Dann könnte es das, was es da dann vielleicht besser schaffte als die Engines, die wir jetzt haben, vielleicht auf eine Art berechnen, die mit "Planen", wie man sich das romantischster Weise als Mensch vorstellt, mehr zu tun haben, wenn sie dadurch aber in anderen Stellungen, die mit diesen Mustern nichts zu tun haben, taktisch oder sonst wie schlechter würde, wäre es den Aufwand meiner Meinung nach nicht wert, es würde sich ohnehin auch nur um spezifisch für den bestimmten Stellungstyp gespeichertes Wissen handeln.
Da würde ich dann schon mit anderen Stellungen anfangen, sie eigens zu trainieren, Stellungen aus der für Menschen interessanten Eröffnungstheorie, von der Grundstellung könnte man, würde man mich fragen, schön langsam ein bisschen wegkommen vielleicht. Beim Endspiel setzt man ohnehin auch schon an.

Das ist es, was Menschen den Maschinen voraus haben, Wissen, nicht unbedingt in der einzelnen Stellung, aber dann dazu das Wissen, wo man es schon gespeichert hat. Aufgrund solchen Wissens und weil man gelernt hat "Pläne" an ihre Durchführbarkeit anzupassen, spielen Menschen anders, meistens aber halt over the board mittlerweile einfach ein paar Nummern schlechter als Engines und denen jetzt unbedingt beibringen zu wollen, die Schwächen der Menschen wieder mehr nachzuahmen (das konnten sie am Anfang ohnehin recht gut), und oder dem Menschen das letzte Refugium im Spiel auch noch abzunehmen zu wollen, halte ich für kontraproduktiv.

Wenn man als Mensch dann überhaupt nicht mehr versteht, was gespielt wird, und man hat nur noch Engines, die einem das auch nicht mehr "erklären" können, dann kann man's doch wirklich sein lassen, zumindest das Computerschach, die Elo allein bringen's spätestens dann sicher auch nicht mehr als Unterhaltungswert.

Guten Rutsch allerseits!
Parent - - By Michael Scheidl Date 2018-12-30 14:12
Zitat:
Gratuliere übrigens zum gelungenen Topic dort, weckt das Interesse stark!

Ich hab gestern vormittags dieselbe Stellung zweimal gepostet, und zwar betitelt als

Great Moves of Computer Chess: Alarm-Messchess (78 Aufrufe, keine Antwort)

sowie als

Great Moves of Computer Chess: Leela-Stockfish (261 Aufrufe, 3 Antworten)

D.h. der Promi- oder Hype-Bonus bewirkte die dreifache Aufrufzahl

Zur Stellung mit 1.hxg6 usw., sehr spektakuläres Doppelopfer um letztlich die sD einzumauern, sehenswert. Doch hier kommt so viel zusammen und paßt auch quasi fugenlos zusammen wie die Bestandteile einer Stradivari, sodaß es sehr deutlich nach Konstruktion duftet sozusagen. Schon der komische La7 macht einen argwöhnisch. Die Position kommt schon seit Jahren in den Foren vor, wie ich aber erst jetzt entdeckte.

Engines haben zuerst einmal wohl das Problem, vom banalen aber natürlich(er) aussehenden 1.Sb7 wegzukommen, vom Einsperrungsmotiv noch gar nicht zu reden. doch spätestens nach 7.c6 kommen z.B. H5 oder SF10 rasch zur Nullbewertung.
Parent - - By Peter Martan Date 2018-12-30 14:31 Edited 2018-12-30 14:37
Michael Scheidl schrieb:

Engines haben zuerst einmal wohl das Problem, vom banalen aber natürlich(er) aussehenden 1.Sb7 wegzukommen, vom Einsperrungsmotiv noch gar nicht zu reden. doch spätestens nach 7.c6 kommen z.B. H5 oder SF10 rasch zur Nullbewertung.

Und ist das auch deine Bewertung, Michael?
P.S. Du hast schon den richtigen Riecher in Hinblick auf den "Duft nach Konstruktion", jetzt sollte der Plan dann aber halt erst recht einer sein, den Engines überhaupt nicht "verstehen", also auch nicht "finden" und schon gar nicht spielen sollten, irgendwas stimmt da noch nicht ganz zusammen, oder ich habe halt wieder einmal falsche Vorstellungen von "Plänen".
Parent - By Michael Scheidl Date 2018-12-30 15:05
Ich habe in Fortsetzung Deiner Variante ein bißchen herumgeblitzt, mit dem Ergebnis daß mir Schwarz bzw. SF10 ein #14 ankündigte
Parent - - By Tommy Tulpe Date 2018-12-30 12:44
Michael Scheidl schrieb:


Was wären die Grundvoraussetzungen für einen Computerzug, um als Kandidat für einen Schönheitspreis eingereicht werden zu dürfen?


Hallo Michael,

zweifellos eine schöne Aufgabe und 1. La3 ist der beste ZUg.

In meinen Augen spricht ein Argument gegen einen Schönheitspreis: Weiß könnte hier auch mit vielen anderen Zügen gewinnen. Dies mindert ein wenig den Wert von  1.La3.

Nur meine Meinung...
Parent - By Michael Scheidl Date 2018-12-30 14:34
Zitat:
Weiß könnte hier auch mit vielen anderen Zügen gewinnen. Dies mindert ein wenig den Wert von  1.La3.

Sehe ich auch so, ein kleiner Makel der jedoch insbesondere die Eignung als Teststellung beeinträchtigt. Viele "an sich" interessante Positionen bzw. Lösezüge haben dieses Problem, werden eventuell verworfen oder eine zweite oder dritte Alternativlösung wird hinzugefügt...

Auf die Verleihung eines Schönheitspreises hat das aus meiner Sicht aber keinen Einfluß, doch es ist diskutabel.
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