Die Zeit der einwandfreien Idole und der sauberen Westen ist längst vorbei - falls es sie je gab oder vielleicht immer schon nur Illusion war.
Zitat:
"Ich habe Korrekturen und Kürzungen nie geduldet. Der Leser soll mich so kennen lernen, wie ich bin, mit allen Fehlern und Schwächen, nicht aber wie der Redakteur mich zustutzt." [Mein Leben und Streben, Freiburg (1910), S. 234.
[quote="Ingo Althöfer"]
Hallo Thorsten,
[quote="Thorsten Czub"]
...Der Kmv hat alle die die Originaltexte, nicht die bearbeiteten, nachdrucken wollten verklagt
Interessant. Wo finde ich Belege für diese Aussage?
im internet.
Oder in meinem Buecherregal. ich bin aber zu faul die Buecher durchzugehen.
Der KMV hat alle verklagt die May Editionen herausbringen wollten.
Wer bei 3 nicht auf dem Baum war wurde verklagt.
Dabei hat der KMV Mays Werk als Blaupause verstanden in welchem er nach BELIEBEN
Texte verändern durfte. Da wurden Satzbau, Orthographie, Fremdwörter entfernt, gekuerzt, Handlungen umgestellt,
andere eingefuegt. Buchtitel verändert. Eine cut+paste Orgie der ganz besonderen Art.
Da wurden ideologisch immer Sachen herausgestrichen. Das ganze "Werk" wurde vereinheitlicht. Alles schön und gut. Nur das durfte der KMV ja gar nicht. So wie die Fleischindustrie heute aus Fleisch Lebensmittel der besonderen Art herstellt, die nur noch wenig mit
echtem Fleisch zu tun hat, hat der KMV May als seine Verwurstungsgrundlage genommen.
nachdem die 50 Jahre vorbei waren hätten alle (die es gewollt hätten) original May Buecher nachdrucken können.
Hat sich aber kaum noch einer getraut nachdem der KMV alle in Grund und Boden verklagt und abgemahnt hat.
Erinnert mich sehr an die Geschichte des Computerschachs, wo da eine Schachdatenbank Firma ihr Monopol auf Schachdaten
und Software dafuer durchsetzte, mit vielen juristischen Winkelzuegen und abmahnwellen.
Diese "Vorgänge" des KMV sind ueberall in der Szene bekannt.
Siehe:
http://karl-may-wiki.de/index.php/BearbeitungZitat:
Schon bald nach Karl Mays Tod begann sein Verleger Euchar Albrecht Schmid damit, Mays Werke zu bearbeiten / bearbeiten zu lassen.
[..]
Ein weiteres (wesentliches) Ziel der Bearbeitungen war es, den Werken ein gleichmäßiges Erscheinungsbild zu geben, sowohl äußerlich als auch inhaltlich. So wurden z.B. alle Jugendromane durchweg gekürzt, um sie dem Format der gesammelten Reiseerzählungen anzupassen.
In der Werkausgabe wurden der Änderungen immer mehr. Sie sollten Anachronismen in Mays Werk korrigieren oder waren stilistischer Art: Mays Satzbau wurde geändert, und sein äußerst häufiger Gebrauch von aus dem Französischen stammenden Fremdwörtern gemildert. Vermeintliche oder tatsächliche Inkonsistenz in Mays Erzähluniversum (leben Dick Stone und Will Parker oder sind sie nun tot?) wurden ausgeglichen und Figuren ausgetauscht, um Mays unbesorgter Art, ständig neues Personal als altbekannte Freunde einzuführen, entgegenzuwirken. Die Kolportage-typisch äußerst verwickelten Erzählstränge der "Münchmeyer-Romane" wurden entwirrt. Die Unzahl May'scher Kolportagehelden wurde dezimiert, indem auch schon mal einer gänzlich aus der Geschichte geschrieben und seine Taten anderen Helden zugeteilt wurden. Gerne wurden die Kolportagegeschichten auch dem Publikum mit altbekannten Helden aus Mays Old-Shatterhand-Kara-Ben-Nemsi-Universum anstelle der ursprünglichen Besetzung präsentiert.
Nicht abgeschlossene Geschichten wurden unter Mays Namen zu Ende geschrieben.
Die letzten Sätze bitte mal im Mund zergehen lassen.
Zitat:
Arno Schmidt hat als einer der ersten diese Bearbeitungen systematisch aufgedeckt und an den Pranger gestellt. Mit dem Erlöschen des Urheberrechts an Mays Schriften sind die Originale dem breiten Publikum wieder zugänglich geworden. Auch der Karl-May-Verlag hat einige der weitgehenden Bearbeitungen wenigstens teilweise wieder zurückgenommen; er spricht dann von sog. "Rückbearbeitungen".
Heute noch lösen die Stichworte "Bearbeitung" und "Rückbearbeitung" unter Karl-May-Fans lebhafte Diskussionen aus.
dazu mal lesen:
Jürgen Wehnert: Zur abenteuerlichen Textgeschichte Karl Mays. In: Helmut Schmiedt (Hrsg.): Karl May. suhrkamp taschenbuch materialien 1983.
Hans Wollschläger: Die Befreiung von der Weitschweifigkeit. In: Karl May - eine philologische Streitschrift. Greno Verlag Nördlingen 1988.
Hainer Plaul: Zum juristischen Aspekt der Bearbeitung literarischer Texte Karl Mays. In: Karl-May-Haus Information Nr. 871995, S. 10-14.
auch sehr ergiebig:
http://www.karl-may-gesellschaft.de/index.phpZitat:
Nachdem ich die ersten Hundert "Original-Seiten" gelesen hatte, griff ich zur Bearbeitung "Der Derwisch" und war ziemlich entsetzt. Hier wurden praktisch alle Sätze massiv gekuerzt, als könne man dem Leser keine verschachtelten Nebensätze zumuten, Fremdworte allesamt entfernt, kurz: die Sprache sehr vereinfacht, um es gelinde auszudruecken.
Und, Werner, die Sprache Karl Mays bedarf keiner Modernisierung. Karl May schrieb sehr modern. Im Gegenteil: Erst die Bearbeitung macht aus der "karrierten" Kleidung Sir Lindsays eine "gewürfelte".
Noch schlimmer der Band "Allah il Allah", dessen Inhalt auch aus "Deutsche Helden ..." entnommen wurde: Eine Hauptperson wurde kurzerhand zu "Kara Ben Nemsi" umfunktioniert, alles in eine Ich-Erzaehlung umgewandelt und Hadschi Halef Omar hinzugedichtet. Ein auftretender Indiander wurde zu Winnetou usw.
Es gibt nur eine Erklärung fuer das alles: Der KMV wollte den ursprünglichen Roman zu "Jugendbüchern" umfunktionieren. Die Kinder und Jugendlichen sollten eine einfache Sprache vorgesetzt bekommen und vor allem sollten ihre "Lieblinge" Kara Ben Nemsi, Halef, Sir Lindsay, Old Firehand usw. auftreten, die es im ursprünglichen Roman natürlich alle nicht gibt.
Karl Mays Buecher wurden Vermanscht.
Zitat:
Ab und zu lese ich vergleichend die Bamberger "Originalausgaben" und die Haffmans-Ausgaben und muss immer wieder feststellen, dass im allgemeinen keine zwei Sätze übereinstimmen. Dazu sind meist Namen der Gestalten der Bücher verändert (, besonders bei den Münchmeyer-Romanen), ganz abgesehen davon, dass in vielen Fällen ganze Teile der jeweiligen Geschichte herausgenommen (z.B. Old Surehand, 2. Band, heute ist der eigentlich dritte Band der zweite und der ehemalige zweite wird extra verkauft = Kapitän Caiman), bzw. deutlich verändert worden sind (z.B. der Franzose der KM'schen "Juweleninsel" wird zum Deutschen). Ausserdem sind viele der neugeschriebenen Passagen ziemlich lächerlich, gelinde ausgedrückt (z.B. Bearbeitung der "Freuden und Leiden eines Vielgelesenen", aus denen "Old Shatterhand a.D." wurde, wobei die Änderung des Titels noch die harmloseste Änderung darstellt).
Sicher ist es jedem unbenommen, die Bearbeitungen lieber zu lesen. Nur ist es in diesem Fall so, dass die Bearbeitungen als die originalen Werke KM's verkauft werden und das sollte doch zumindest nachdenklich stimmen. Die Prozedur wäre vielleicht mit einer Bearbeitung von Goethes "Faust" zu vergleichen, bei der Faust vielleicht lieber Fuss oder so heisst, aus Gretchen ein Liesschen wird, sich "überflüssig lange" Scenen wie Fausts Monolog zu Beginn oder der Osterspaziergang auf höchstens die Hälfte ihrer ursprünglichen Länge reduzieren, dafür andere Dinge wie Gretchens Verzweiflungstat in allen Einzelheiten abgehandelt werden und schliesslich ein (echtes) happy end die Sache abrundet. Und warum die ganze Mühe?!? Weil jemand der Meinung ist, Goethe hat sich schlicht und einfach ein wenig verschrieben und sein weltweiter Erfolg wäre mit Hilfe einiger Korrekturen womöglich noch zu vergrössern. Nur leider darf sich der Korrektor nicht zu erkennen geben, da er ja nun den ganz echten, wahren Goethe geschaffen hat.
Zitat:
Die erfolgten Bearbeitungen lassen vielmehr Karl May selbst in einem Licht erscheinen, daß nicht richtig ist. Der moderne Leser eines überarbeiteten Karl-May-Buches glaubt regelmaessig, er lese ein Buch aus der Feder Karl Mays. Tatsaechlich jedoch ist es gar nicht mehr allein Mays Werk, sondern das Werk mehrerer Bearbeiter. So erfreulich es für das Lesevergnügen sein mag, daß Erzählungen ein sinnvolles Ende haben, frei von Logikfehlern sind und an heutigem Sprach- und Rechtsschreibgebrauch gemessen besser zu lesen sind als die ursprünglichen Texte - es sind nicht mehr die Texte Karl Mays. Der hat nunmal nicht so geschrieben, wie man heute, laese man nur Buecher aus dem KMV und entsprechende Lizenzausgaben, glauben koennte.
Noch viel schwerer wiegt, daß die Bearbeitungen seiner Werke schon vorgenommen wurden, als sie noch durch das Urheberrecht geschuetzt waren. Letztlich handelt es um einen rechtswidrigen Eingriff in ein Recht, das neben der Möglichkeit, eigenes Schaffen in bare Münze umzuwandeln, auch die Persönlichkeit des Urhebers schützt.
Zitat:
also literaturwissenschaftlich interessiert bin ich an Mays Werken nicht im geringsten, ich lese sie, weil es mir Spaß macht.
Trotzdem war ich vor mehreren Jahren regelrecht entsetzt darüber, als ich bei Christian Heermann ("Der Mann, der Old Shatterhand war - Eine Karl-May-Biographie."- 1988, S. 18 ff.) las, wie stark entstellt die Texte teilweise sind. Ich halte dies für ein grundsätzliches Problem, denn wenn May draufsteht sollte auch May drin sein. Es mag ja sein, daß sich der eine oder andere Band des KMV besser lesen läßt seitdem er bearbeitet wurde, aber ich fühle mich durch diese Manipulationen um meine Begegnungen mit Karl May betrogen. Wenn Originaltexte schon verändert werden, erwarte ich wenigstens den Hinweis: ".. bearbeitet von XY ..", damit man selbst entscheiden kann, ob man dies akzeptieren kann oder nicht. Für mich jedenfalls ist klar, daß ich einen möglichst großen Bogen um KMV-Bände mache.
Zitat:
ich bin absoluter Gegner der Bearbeitungen, die vor allem als solche nicht mal gekennzeichnet sind. Vor allem frage ich mich, warum überhaupt Bearbeitungen??? Nur weil ein paar Leute meinten/meinen, KM hätte seine Bücher anders schreiben sollen? Und weil sie meinten/meinen, damit dem so gern zitierten "Millionenpublikum" aus dem Herzen gesprochen, bzw. geschrieben zu haben? Hätte dieses Millionenpublikum nicht vielleicht selber entscheiden können, ob ihm KM-Bücher, wie KM sie geschrieben hat, gefällt? Wenn ich mich nicht ganz irre, wird niemand gezwungen KM zu lesen. Wenn ich manchmal so vergleichend lese (ich bin in der glücklichen Lage, fünf ganz echte KM's zu besitzen, die zu seinen Lebzeiten herausgekommen sind), finde ich meist keine zwei aufeinanderfolgenden Sätze mit identischem Wortlaut. Wirkt manchmal so, als hätte jemand abgeschrieben und damit's nicht gleich so auffällt, die Sätze umgestellt, aber auch ganze Passagen umgeschrieben und die Namen der handelnden Personen verändert. Leider hat diese Umschreiberei viele Textstellen deutlich verflacht. Als ziemlich extremes Beispiel fällt mir da spontan "Freuden und Leiden eines Vielgelesenen" ein. Schon der KMV-Titel "Old Shatterhand a.D." ist, gelinde gesagt, ziemlich blöde und es wird noch schlimmer (s. KM-Rabe, Haffmanns). Für mich auch auffallend an den Bearbeitungen ist die Tendenz zu einer "Entpazifizierung" und der Versuch, Winnetou zu einer recht abgehobenen Person zu machen. In den Originalen erscheint er mir immer viel 'normaler'.
Zitat:
Zu den vielen bemerkenswerten Eigenschaften des Karl-May-Verlages gehört es auch, daß er als recht prozeßfreudig bezeichnet wird, wenn es darum geht, tatsächliche oder vermeintliche Beeinträchtigungen seiner Interessen zu unterbinden. In der Sekundärliteratur der letzten Jahrzehnte finden sich regelmäßige Hinweise auf juristische Schritte, die der Karl-May-Verlag gegen Konkurrenten, Kritiker und Gegner eingeleitet hatte. Deshalb schreibt erst jüngst der SPIEGEL in seiner Ausgabe vom Nr. 18 vom 1.5.1995 S. 140:
"Der Karl-May-Verlag ... bekämpft mit einzigartiger Streitlust jeden anderen, der sich auch an Karl May vergreifen will. ... Mit Inbrunst und unvergleichlicher Prozeßlust wirft sich der Karl-May-Verlag vor die Werke seines Autors."
siehe dazu:
http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/pinnwand/prozess.htmZitat:
Den Buchhandlungen wurde gesagt. Wenn ihr die Kmv Edition bei euch verkaufen wollt, dürft ihr keine
Anderen Editionen anbieten. Sonst beliefern wir euch nicht mehr.
Zitat:
Auch interessant. Wo finde ich Belege dafür? (Es reicht, wenn Du mir
zwei Buchhändler benennst, die so unter Druck gesetzt wurden.)
Ingo.
ich habe die Buchhandlungen damals konkret be/gefragt.
Sie haben mir dazu dann Auskunft gegeben.
Es war ja auch sehr merkwuerdig das es in den Buchhandlungen immer nur KMV Bände gab und keine
Nachdrucke anderer Art.
Die Textforscher haben dann endlich den letzten Willen Karl Mays umgesetzt und eine historisch kritische Karl May Ausgabe herausgebracht.
Und natuerlich hat der Karl May Verlag auch DAGEGEN geschossen.
http://www.karl-mays-werke.de/Zitat:
Die 1987 im Verlag von Franz Greno, Nördlingen, begonnene, kurzzeitig bei Haffmans in Zürich fortgeführte, von 1993 bis 2007 im Bücherhaus Bargfeld verlegte historisch-kritische Ausgabe, wird jetzt von der Karl-May-Gesellschaft herausgegeben. Die Edition »Karl Mays Werke« will erstmals einem breiten Publikum verlässliche und in ihrer Entstehung durchschaubare Texte aller Schriften Karl Mays zugänglich machen. Sie greift, je nach Überlieferungslage, auf Manuskripte, Erstdrucke, autorisierte Nachdrucke und Ausgaben letzter Hand zurück. Zu jedem Werk, bei mehrbändigen Werken im jeweils letzten Band, erscheint ein Editorischer Bericht, der alles Wissenswerte über Herkunft und Entstehung der Texte mitteilt: die Prinzipien der Textgestaltung, ein Verzeichnis der Konjekturen und außerdem, wo der Autor sein Werk selbst überarbeitet hat, eine Dokumentation der Varianten. In einer Supplement-Reihe erscheinen ausgewählte Faksimile-Ausgaben wichtiger Handschriften, seltener Drucke und anderer Materialien zu Werk und Wirkung Karl Mays.
Die Karl May Stiftung versucht Karl Mays Testament umzusetzen. Die Erlöse seiner Buecher sollten fuer angehende Schriftsteller genutzt werden. Das war sein wille. er - der zeit seines lebens an nahrung, liebe und bildung einen mangel hatte, wollte das andere schriftsteller so nicht enden sollten. Der KMV hat aber dieses Testament ignoriert.
http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/seklit/m-kmg/100/index.htmSeite 8 folgende...