Der Mann hat sich einfach von Kindheit an jedweder Realität abseits des Schachbretts verweigert.
Eine durchaus approbate Methode, wie man auch in der Doku wieder gehört hat, wieviele Schachgenies in geistiger Umnachtung gestorben sind, das kann ja wirklich kein Zufall sein.
Entweder begünstigt eine bestimmte Art der Geisteskrankheit das Schachspielen (mir hat gefallen, dass das Schachspiel eine Art Schizophrenie sozusagen gleichsam darstellt, oder so ähnlich hieß es im Film irgendwann), das ist nur wieder bei allem, was man über Geisteskrankheiten im medizinischen Sinn weiß, (und das ist immer noch wenig genug) unmedizinisch, Krankheit ist Krankheit, Sonderbegabung mit oder ohne Teilleistungsschwächen ist keine, jetzt will ich dann aber auch nicht wieder was von Rainman hören, Authismus ist überhaupt wieder ganz was anderes und Asperger auch.
Die moderne Psychiatrie geht ja überhaupt mehr und mehr von den Stempeln weg und beschreibt nur noch individuelle Zustandsbilder, zu einem solchen hätte sich Fischer erst einmal untersuchen lassen müssen. Im Gegenteil hat er sich ja aber sogar dem befreundeten amerikanischen Schachmeister, der auch Psychiater war, und dessen Namen mir jetzt wieder nicht einfällt, immer ausdrücklich verbeten, auch nur von dem irgendwie als Patient betrachtet zu werden. Hätte er nicht zu Menschen an und für sich und erst recht zu Ärzten ein solch ängstliches Distanzverhalten gehabt, würde er wahrscheinlich noch leben und hätte nicht erst am Sterbebett erfahren, wie heilsam menschliche Nähe ist, ich muss wirklich aufören mit dem Scheiß.
Oder, um den im Nachhinein auch nicht mehr entwirrbaren Satz, der mit Entweder begonnen hatte, neu anzufangen, oder es ist vielmehr umgekehrt so, dass ein bestimmte Art, sich vor der Welt in ein wahnhaft enges System zu flüchten, und da ist wieder das Schach sicher nicht die einzige aber eine verdammt gute Möglichkeit dazu, dass das, von klein auf praktiziert, irgendwann das letzte bisschen soziale Kompetenz aufzehrt und man dann zum Schluss genau so wie bei echten endogenen Psychosen nicht mehr sagen kann, hat es als angeborene Aberration angefangen oder ist es von außen einfach immer mehr zu gegangen, bis die arme Seele nicht mehr atmen konnte.
Am Schach zugrunde gegangen oder wegen der angeborenen Sucht nach einer wahnhaften Fixierung zum Schach verurteilt gewesen, was macht das auch für einen Unterschied, ich leide so und so wie ein Tier mit solchen Leuten, von denen man nie erfahren wird, was aus ihnen geworden wäre, wenn sie irgendjemandem die Chance gegeben hätten, sie auch nur irgendwie näher kennenzulernen.
Statt dessen steht die Welt zum Schluss wieder einmal stumm staunend da und wundert sich, dass wieder einmal ein Genie solchen Scheiß gebaut hat und dann so jämmerlich daran zugrunde gegangen ist. Wo ist da das Wunder, wenn man nichts als das Schach hat, dass man dann nur daran zugrunde gehen kann, wenn sie den nicht und nicht das spielen lassen, was er im Kopf hat, ach ich weiß auch nicht.
Zu guter Letzt hatte er vermutlich einfach keinen Gegner mehr als sich selbst, Karpov konnte er damals nicht annehmen, so gegen ihn direkt von der sowjetischen Schachmaschine aus dem Nichts geboren, wie der damals war, vollgestopft mit Theorie Fischer gegen den Rest der Schachwelt von unmittelbar davor und ohne jede Angst vor dem Verlieren, ein völlig unbeschriebenes Blatt hingegen, was seine eigene Eröffnungstheorie anbelangte, was für ein ungleicher Kampf wäre das geworden, wenn man sich das mit ein bisschen Schachtheorieverstand vorstellt?
Das war die wirkliche schachliche Tragödie von Bobby Fischer, deshalb musste er Fischer- Schach erfinden, niemand hätte in dieser Spielart eine Chance gegen ihn gehabt, Varianten büffeln konnte er vermutlich damals schon einfach nicht mehr so wie früher, ohne daran restlos wahnsinnig zu werden.
Gegen Spasski durfte er dann auch nur noch einmal antreten und auch nur, um es sich dadurch auch noch restlos mit dem letzten bisschen Heimat zu verderben, das er bis dahin ohnehin nie wirklich hatte, es ist wirklich zum...
Ich stelle mir manchmal einfach gerne vor, dass er es in Island dann hin und wieder vielleicht doch noch schön gehabt haben mag, so wenig Menschen wie dort sind und soviel Pferde und Schafe und Landschaft und Trolle und Regen (es gibt so ungefähr 30 verschiedene isländische Worte für Regen, fast soviel wie Worte für Fellfarben von Pferden) und Ruhe zum Schachspielen...
Glücklicherweise ist es auch nicht der Friedhof in Reykjavik, auf dem ihn alle suchen, auf dem er liegt, sondern einer weiter draußen, ein ruhigerer.
Na also, geht ja schon wieder.