[quote="Benno Hartwig"]
Wenn andere Engines dann regelmäßig gegen Rybka verlieren, dann denke ich, dass sie hier regelmäßig auch echte Fehler machen, auch Hiarcs, Fritz, Naum...
Und gäbe es eine deutlich stärkere Engine als Rybka, so würden wir auch noch weit häufiger die echten Fehler von Rybka erkennen.
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Vielleicht beklagst du ja eigentlich mehr: die mäßige Fähigkeit des menschlichen Geistes, das Spiel und eben auch die Fehler der zukünftigen Engines zu bewerten.
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Fragen zur Remisträchtigkeit:Haben wir denn einen Trend zu vermehrten Remisen?
Gab es früher unter den Spitzenengines weniger Remisen?
Gibt es einen Trend bei den menschlichen Schachspielern zu mehr Remis?
Und wie stehen Menschen und Computer da im Vergleich da?
Benno
(dem ein
'es wird remislicher' bisslang einfach nicht auffiel)
[/quote]
Dass Rybkas Suche so viel besser ist als die der anderen, glaube ich wie gesagt nicht, ich glaube schon, dass es mehr die viele viele Arbeit ist, die Vasik Rajlich mit Larry Kaufmann in die Tabellen stecken, die zur Bewertung noch nicht ausrechenbarer Züge führen und dass dann im Zweifelsfall Rybka einen postionell gesünderen Zug wählt als die anderen. Das heißt aber halt für mich gerade gesünder im Sinne von zwar nicht taktisch besser aber taktisch sicherer nicht widerlegbar, heißt eigentlich überspitzt formuliert im Sinne von nix an der Stellung verändern, was sie aus dem Gleichgewicht bringt, so lange nicht der Gegner den entscheidenden Fehler in diese Richtung macht.
Ich finde, Rybka spielt so, wie es früher immer hieß, man müsse gegen Computer spielen, lavieren, bis der Blechtrottel einen Fehler macht oder keine Zeit mehr auf der Uhr hat, dass das noch immer gegen Computer am erfolgreichsten ist und eigentlich eh schon lang die einzige Möglichkeit, nicht sofort überspielt zu werden, zeigen die Vorgabematches gegen Rybka und Restreppos Partien am server gegen Rybka, findest du das spannend?
So lange es noch engines wie Fritz, Hirarcs und Shredder gibt, die auf ihre altbewährte Weise versuchen, einen Königsangriff zu inszenieren, auch wenn es keinen Anlass dafür gibt, werden immer wieder auch gute engines gegen Rybka haushoch verlieren, der Abstand in der schachlichen Qualtiät der Partien wird dabei schon lange durch eine verzerrte Elowertung immer wieder derselben Gegner in unzähligen Partien gegeneinander mit immer denselben Vorgabestellungen oder Büchern sehr viel höher statistisch bewertet, als er wirklich ist (ich meine natürlich je nachdem was für einen zählt, statistische Summationseffekte oder die einzelne Partie, die sich im Wesentlichen immer wieder wiederholt).
Tendenziell scheinen mir aber auch diese guten alten Programme Rybka immer ähnlicher zu werden in ihrer Spielweise, wäre ja auch kein Wunder, wenn nur so gegen Ryba der Eloabstand minimiert werden kann und deshalb hab ich ja auch gesagt, wenn es nur noch einige wenige oder auch zahlreiche Rybas gibt und me too engines, dann wird unter denen das Spiel gegeneinander schon remislicher, siehe jetzt schon R3 gegen R3 (warum gibt es denn eine human und eine dynamic Version?).
Dass unter Menschen, die eben weiter fehlerhaft spielen aber in der Vorbereitung immer besser durch die immer besseren Rechnersekundanten, das Spiel nicht mehr zum Remis geht und schon gar nicht das von Menschen gegen die Maschine, ist eh klar und ob ich wie du ganz richtig sagst, beklage, dass der menschliche Geist in der Fähigkeit das Spiel der engines noch zu begreifen und zu bewerten, weiß ich eigentlich nicht so ganz, weil einerseits ist es natürlich genau das, was einen als Menschen ärgert, andrerseits ärgert mich mehr, dass man bei aller Bescheidenheit Schachspielen, sodass man den Abstand vom Menschen zur Maschine wieder verkleinern könnte, als Mensch vom Computer nicht lernen kann, weil das, was man da lernte, nicht Schachspielen ist, so wie ich es mir vorstelle. Natürlich könnte man mich damit auch einfach als unbelehrbar abtun
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Jedenfalls habe ich es ja eigentlich vom Computer gelernt und daher wird es glaube ich Zeit, mich zu fragen, ob das Herumprobieren mit engines an Eröffnungen, die sie nicht spielen würden und Endspielen, die sie nicht verstehen, noch lernen ist oder nur das in der Turnierpraxis natürlich trotzdem enorm nützliche Speichern von möglichen Fehlern des Gegners.
Die Frage ist nämlich einfach, warum sich die ganze Eröffnungstheorie noch merken, da können wir sowieso schon längst nicht mehr mit der EDV mithalten und nicht einfach die engines die vielen vielen kleinen und kleinsten Fehler, die in einem möglichst klein gehaltenen Eröffnungsrepertoire (siehe meine Eröffnungstheoretischen Erörterungen in diesem thread, darum ging's mir eigentlich in erster Linie, erstaunlicher Weise ist darauf in meinem thread eigentlich niemand auch nur irgendwie eingegangen, das wär das einzig praktisch wirklich relevante gewesen an der Sache
) das einfach möglichst eng gehaltene Variantenmöglichkeiten in den Anfangszügen möglichst weit durchanalysierbar und praktisch im match aufs Brett bringbar enthält, abspeichern und Rybka gegen sich selbst immer wieder nur das spielen lassen um das Fehlernetz immer engmaschiger zu ziehen?
Noch einmal kurz praktisch: Weiß 1.b3, Schwarz auf fast alles vielleicht mit Ausnahme von 1.b3 1...b6, somit nur noch diesen engen Rahmen (relativ zur übrigen Theorie) abdecken müssen, keine geschlossenen Spiele, keine offenen und kein Sizlianisch mehr, dafür Larsen und Englische Verteidigung im Excess spielen lassen, abspeichern, spielen lassen, abspeichern...
Sag nicht, das tut keiner, ich mach das schon bald 15 Jahre, dass mich das mitunter zu langweilen beginnt, wird dich jetzt dann doch nicht mehr wirklich wundern, oder?