Da ich gerade mal hier bin - es läuft also ganz so, wie ich es schon zu Anfang vorausgesagt habe; mit der prinzipiellen Zustimmung, daß es sich um eine begrüßenswerte Freestyle-Initiative handelt, aber auch mit der kritischen Fragestellung, ob man die Zielgruppe, die damit von 'Computerbild' hauptsächlich angesprochen werden sollte, auf angemessene Weise erreicht. Ich würde mich jedenfalls als Laie etwas 'verarscht' fühlen, wenn ich der Ankündigung zufolge mit Fritz9 auf einem standardmäßigen Dualcore-Rechner mitgemacht hätte, um dann von Insidern zu erfahren, daß ich schon vor dem Booten meines Rechners völlig chancenlos war.
Der andere Aspekt betrifft das Auslosungssystem. Es ist natürlich ein reines Lotterieverfahren, wo sich in den ersten Runden schon Favoriten nach guten Remispartien gegenseitig eleminieren und dann auf dem Wartegleis verharren, um es beim nächsten Anlauf vielleicht doch zu schaffen.
Mit der Bedenkzeit von 20m+20s habe ich persönlich noch keine Erfahrungen, es ist aber ein Irrtum zu meinen, daß es sich hier um "Blitz"-Zeit handelt, denn bei 60 Zügen beiderseits bedeuted dies, daß 80 Minuten insgesamt zur Verfügung stehen, also beiderseits 40 Minuten. Das ist eher eine großzügige Schnellschachdauer. Bei weiteren 30 Zügen kommen noch einmal 20 Minuten insgesamt hinzu. Unangenehm dabei fände ich allerdings (vermutlich), daß man in einem Maschinenrhythmus ziehen muß, wenn man nicht gleich in der Eröffnung in Zeitnot kommen will. Und das wiederum fördert eher schematisches Abrufen von Eröffnungsbüchern als kreatives Spiel. - "Advanced Chess"? - Etwas besser gefiele es mir, den Bonus zu kürzen (10 Sek.) und die eingesparten Minuten der Grundzeit hinzuzufügen. Das wären bei 60 Zügen = 10 Min. pro Spieler, also 30min Grundzeit, nach dem 60.Zuge würden die Partien mit 30m+10s schneller vonstatten gehen als die 20m+20s Partien. Daher könnte man von vornherein auch ein 30m+15s Modell wählen.
Bei meinen Überlegungen zu den PAL/CSS Freestyle-Bedenkzeiten von 60m+15s und 90m+30s (bei nur einem Turnier) bin ich zu der Ansicht gelangt, daß 75m+15s einen ganz brauchbaren Kompromiß darstellt, da man das Turnier an zwei Wochenenden mit jeweils zwei Partien am Samstag/Sonntag und einer zuvor am Freitagabend ohne allzu großen Streß über die Bühne bringen kann. Das wären 10 Runden, so daß man - vorausgesetzt, die Auslosungssoftware ist darauf eingestellt - auch einen weitgehend gerechten Farbausgleich erzielen kann (es setzt wohl die Bereitschaft voraus, zwecks Farbausgleich öfter mal einen halben Punkt nach oben oder unten auszulosen, was mir durchaus vertretbar erscheint und sogar den allseitigen Kampfgeist fördern sollte). Es wäre auch noch Luft, falls der Freitag zu ungünstig ist, diesen zu streichen, einen oder beide, denn mit 8 oder 9 Runden lassen sich immer noch kleinere Turniere ganz gut sportlich bestreiten.
Gruß, A.N.