Hallo nochmal, Frank!
Danke, dass du uns die ganzen Erinnerungen beiträgst, damals war ich auch schon user, hab aber an der "Community" nicht aktiv teilgenommen, alle 3 Monate ein CSS- Heft und das eine oder andere Buch ("Stellungstests, die nichts verschweigen" z.B., jetzt wird auch endlich allen klar, woher mein Hang zu dieser mittlerweile verpönten Grenzwissenschaft kommt
)
Ich kann also über die background infos aus dieser Zeit kaum was beitragen, das Einzige, was ich damals verfolgt habe, war, welcher Programmierername hinter welchem kommerziellen Produkt stand, man hörte etwas von den Sprackleens, Richard Lang, Ed Schröder, David Kittinger und Frans Morsch (ist der wirklich schon so lang dabei, ist doch nur 5 Jahre älter als ich? Ah, ich lese gerade in Wiki nach, er habe schon mit 13 angefangen
)
Eigenartiger Weise begann ich die "heimischen" Namen erst viel später zu kennen, typisch, die Propheten im eigenen Land. Vor Stefan Meyer-Kahlen nahm ich nur Ossi Weiner wahr, was aber vielleicht einfach daran lag, dass ich glaube, ihn einmal persönlich im Wiener Schachverlag gesehen und gehört zu haben, kann mich aber auch täuschen, ist einfach zu lange her. In seiner Bedeutung ging z.B. Marty Hirsch lang an mir vorbei, Fritz Reul auch eine ganze Weile.
Jetzt sollte ich die Historie wirklich langsam aufarbeiten, wenn ich hier weiter mitreden wollte, danke nochmal, dass du dabei hilfst, aber natürlich hast du völlig recht, dass das alles Hörensagen bleibt, solange man die Leute nicht persönlich kennengelernt hat.
Evidence based science erfordert das nicht, wenn es nur um die Ergebnisse geht, auch Historiker müssen Napoleon nicht interviewt haben.
Wenn ich schon wieder so ätze, ich täusche damit einfach ein gewisses Desinteresse vor, ich mache sozusagen auf cool, Interviews, die ich selbst mit Stefan Meyer-Kahlen und Vasik Rajlich führen durfte, haben mir auch sehr viel Spaß gemacht, ob Journalisten, die Leute, über die sie schreiben, persönlich kennen sollten und wie gut, ist erst recht eine Frage, der ich jetzt lieber gar nicht weiter nachgehen will.
Zu dem ganzen Schlamassel wollte ich eigentlich nur noch das sagen, Originalität und Einzelleistung betreffs:
Neuerlich meine Programmierunkenntnis erwähnend glaub ich halt, dass es so wie in der übrigen Wissenschaft immer schwerer werden dürfte,
nicht die Ideen Anderer zu verwenden.
Wenn du von Fabien schreibst, er habe viel Klarheit und Vereinfachung von Kompliziertem geschafft, das hab ich auch immer wieder so gehört und gerade das wäre doch in Zeiten, wo schon viel bekannt ist, aber noch nebelhaft, verschwommen, unkoordiniert, eine ganz besondere Leistung.
So wäre es halt für mich auch eine, zu entdecken, wenn es schon nicht unbedingt als Erfindung durchgehen muss, was für eine Geschwindigkeitssteigerung bestimmte Algorithmen durch die andere boardrepräsentation auf bitboard statt auf mailbox erfahren.
Ich glaube, die Verwirrung in der Causa kommt hauptsächlich daher, dass das alles nicht als Wissenschaft allein betrieben wird, sondern sogar immer noch hauptsächlich als Wettbewerb, als Sport von einigen, als Beruf, mit dem sie ihr Geld verdienen, von Anderen.
Geheimhaltung ist dabei ein wirtschaftliches Interesse, dem Fortschritt in rein technischer und in wissenschaftlicher Sicht steht sie im Weg.
Daher sollte man fordern: freie Wissenschaft womöglich, strenges Einfordern von Quellennachweisen und evidence based reviews kontrollierter Studien mit möglichst viel power und Relevanz und auf der anderen Seite rechtlich durchsetzbare Lizenzen zum Schutz von geistigem Eigentum, Kopierschutz ist auch vor Allem ein technisches und ein wirtschaftliches Problem, dem sich die Vertreiberfirma widmen muss, je nachdem wie sehr sie es sich leisten kann dem Käuferkreis gegenüber.
Die Vermarktung von Produkten sollte nicht von Amateuren anderen Amateuren vorgeworfen werden, sondern gewisse Mindestanforderungen an Professionalität erfüllen, wo sie das nicht tut, kann sie nicht damit rechnen, dass Kunden und user aus ethischen Motiven heraus selbst dafür sorgen, dass der Markt floriert, auch von Testern kann und soll man das nicht erwarten.
Wenn der Markt ein Geschäft nicht hergibt, kann man es nicht allein dadurch dazu machen, dass man eine anerkannte Sportart eigens aus dem Klonen macht, sosehr das meiner Meinung durchaus auch mit dieser Absicht von Manchen betrieben werden dürfte.
Dazu also nur noch einmal kurz meine persönliche Meinung zu den "Ivans": das sind für mich nicht einfach dumme Bolschewiken, das sind Spitzbuben mit Spielwitz, hinter denen ich mehr Marktkenntnis und Martorientierung vermute als echte Linksideologie.