Hallo Thomas!
Thomas Lagershausen schrieb:
Mich kann 15...g5 positionell nicht überzeugen.
Als Mensch würde ich darauf in etwa so spielen:
16.h4 gxh4 17.f4 Lf6 18.fxe5 und bei späterer Gelegenheit, wenn es taktisch gerade passt, Sd4 und Tf1 folgen lassen.
Ja, diesen sofortigen Gegenangriff mit 16.h4 müsste man jedenfalls auch bedenken, z.B. Junior und spark tun das ja in ihren Outputs auch stellenweise, nicht in den letzten Zeilen aber davor, ...g5 schwächt die schwarze Königsstellung natürlich sehr wohl auch, aber das muss man halt, wenn man selbst angreifen will, immer wieder mal in Kauf nehmen.
Und der einfachste Gegenplan, 15.Ld3 reicht jedenfalls sicher auch, um die Sache nicht aus dem Ruder gehen zu lassen, wie es Vajolet halt in wenigen Zügen passiert ist.
Ich sehe hingegen halt jedenfalls auch keinen sicher fassbaren Vorteil für Weiß anrechenbar in den nächsten 10 Zügen.
Das ...g5 selbst ist für mich eben auch nicht primär positionell, der weiße Läufer wird kurzfristig eingesperrt, na gut, das allein ist noch kein bleibender Stellungswert.
Damit gleich mal mit Schwarz zum Königsangriff zu blasen, wird sich gegen stärkere Gegner schon auch zeitweise als Selbstüberlistung herausstellen können, gegen Vajolet hat's hingegen gut funktioniert und was mir an der Partie schon auch sehr gut gefällt, wie schnell nach dem ...g5 Weiß dann eigentlich doch schon ziemlich klar verloren ist.
Fallenstellerschach auf hohem Niveau.
Dass die statischen Evals der meisten Spitzenengines (Houdini, vor allem im Taktik- Modus oder wenn man ihm den Analysis- Contempt mit Minus 20, also für Schwarz, einstellt, sieht's sehr wohl bald als best move, default manchmal auch unter einer Minute, manchmal ewig nicht) nicht "positionell" für ...g5 sind, ist der Grund, warum sie das im single variant mode sehr lange nicht bis gar nicht spielen.
SF im 8MV hat's nach einigen bis zu 20 Minuten auf 24 threads dann sehr wohl irgendwann oben als einzige 0.00- Line, muss mal einen Output davon neu speichern, wenn ich wieder Hardware-Zeit frei habe.)
Für mich ist das mittlerweile eher eine taktische Teststellung als eine positionelle.
Für mich ist allerdings der Ausdruck positionell im Engineschach überhaupt fast ein Widerspruch in sich, ich habe jedenfalls keinerlei Definition dafür, statische Eval ist etwas anderes.
Für Engines sind positionelle Stellungen taktische mit wenig Eval- Unterscheidung zwischen den Kandidatenzügen, natürlich hauptsächlich solche, die an der 0.00- Grenze herumevaluiert werden.
Positionelle Stellungstestsets haben in der Regel ganz kurze Hardware- TCs, weil eben die Suche gar nicht viel stattfinden soll, sondern gleich aus der statischen Eval heraus gezogen werden soll.
Mit allem, was (natürlich durch die Eval gesteuert) die Suche die Eval in eine immer mehr dynamische solche relativiert, kommen die taktischen im Suchbaum auftauchenden Pointen in die Berechnung, was herauskommt, ist eine taktische Bewertung von Lines, die entweder viel oder wenig Dynamik haben, das ist vielleicht der am besten definierte Unterschied.
Wie viele Lines wie sehr forciert sind, wieviel in die Tiefe und in die Breite gerechnet werden muss, um zu deutlichen Evalunterschieden zu kommen.
Nach ...g5 sind viele Lines in große Tiefen zu berechnen, um von der zunächst einfach nahliegenden Vermutung, dass das für keine Seite wesentliche Gewinnwahrscheinlichkeitsunterschiede bringt, dann mit viel Rechenarbeit zu genaueren Unterscheidungen zu kommen.
Ebenso endet natürlich z.b. ...Ld7 einfach mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit Remis, wenn keine Seite Fehler macht, (die Grundstellung, die ja erst 15 Züge her ist, wird ja wohl auch eher Remis sein bei beidseitig optimalem Spiel
) und da jetzt dann, weil man's taktisch nicht sagen kann, von positionell zu reden, mag unter Menschen Sinn haben, bei Engines widerstrebt's mir immer etwas, aber mit den NNs wird das ja jetzt anders.