nochmal dankeschön für deine Beschäftigung mit meiner Fernpartie. Unsere Einschätzungen liegen ja weitestgehend konform, aber ich will mir noch drei Bemerkungen erlauben, so ein bisschen vom höheren Standpunkt aus und nicht direkt zu einzelnen Zügen:
1.
Zu 14. Sd4 schreibst du: "Um den möglichen Komplikationen der Partie zu entgehen, hätte ich mich hier wohl zur Variante mit 14.g3 entschieden."
Nun ja, gewinnen kann man nach meinem Dafürhalten im Fernschach höchstens noch dann, wenn durchaus große Komplikationen entstehen und man diese ein bisschen intensiver analysiert als der Gegner. Deshalb 14.Sd4.
2.
Zu 17. g3 schreibst du "Der nun eingeschlossene schwarze Lh2 stellt ein Handicap dar, ist aber wahrscheinlich gerade noch auszuhalten, denn eine Widerlegung dieser Spielweise ist noch nicht bekannt."
Wirklich nicht? Ich sollte wahrscheinlich nicht so kühn sein, diese Fernpartie als Widerlegung zu preisen, aber wenn Schwarz die Partie noch retten will, muss er m.E. in den nächsten 10 - 15 Zügen eine Verbesserung finden. Und ich erkenne da bisher nur eine Möglichkeit, nämlich im 30. Zug (s. unten). Danach war ich mir dann schon ziemlich sicher, den vollen Punkt einfahren zu können.
3.
30. ... axb4?! scheint mir nicht optimal. Mit 30. ... Dc6 kann sich Schwarz möglicherweise hartnäckiger verteidigen, z.B.
30. ... Dc6 31. b5 Dh1+ 32. Ke2 Lg4+ 33. Kd3 Lxd1 34. Rxd1 Df3+ 35. Kc2 Tad8
Hallo Ulrich
Hier nun die versprochene Partie, ein von Dir sehr gute Vorstellung, die ich ergänzend kommentiert habe.
Antwort zu deinem Posting <a class='urs' href='
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Mfg
Kurt
[Event "LSS WC 2015 Semi-Final #00008"]
[Site "?"]
[Date "2014.01.18"]
[Round "?"]
[White "Haug, Ulrich (GER)"]
[Black "Lovakovic, Franjo (CRO)"]
[Result "1-0"]
[WhiteElo "2400"]
[BlackElo "2400"]
[ECO "D46"]
[Opening "Damengambit (Halbslawisch)"]
[Variation "Tschigorin, 7.Qc2 Hauptvariante, 9...b5 10.Be2 Bb7 11.Rd1"]
[TimeControl "300"]
[Termination "normal"]
[PlyCount "149"]
[WhiteType "human"]
[BlackType "human"]
1.d4 d5 2.c4 c6 3.Nf3 Nf6 4.Nc3 e6 5.e3 Nbd7 6.Qc2 Bd6 7.Bd3 O-O 8.O-O dxc4 9.Bxc4 b5 10.Be2
( 10.Bd3 {würde ich bevorzugen, ist aber lediglich Geschmacksache.} )
10...Bb7 11.Rd1 Qc7 12.e4 e5 13.dxe5
{Beliebter sind die Alternativen 13.Lg5 oder 13.g3}
13...Nxe5 14.Nd4
{Um den möglichen Komplikationen der Partie zu entgehen, hätte ich mich hier wohl zur Variante mit 14.g3 entschieden.}
14...Neg4
{In meiner Datenbank erzielt Weiss gegen diesen Zug bei 38 Partien nur gerade mal eine Gewinnquote von 39%. Deshalb ist die schwarze Wahl verständlich. Solche Statistiken können allerdings täuschen und die Bewertung kann nur durch eine Partie mit einer Neuerung auf den Kopf gestellt werden.}
15.Bxg4
{Nur eine Gewinnquote von 37% gegenüber 15.g3 mit 42% und trotzdem hat Ulrich Haug diese Variante bevorzugt. Offenbar hat er die Eröffnung und mögliche Folgen weiter als sein Gegner studiert.}
15...Bxh2+ 16.Kf1 Nxg4 17.g3
{Der nun eingeschlossene schwarze Lh2 stellt ein Handicap dar, ist aber wahrscheinlich gerade noch auszuhalten, denn eine Widerlegung dieser Spielweise ist noch nicht bekannt.}
17...Qe5
( 17...Nxf2 {überraschend, dass der Schwarzspieler nicht der Statistik folgt mit diesem Opfer und einer Gewinnquote von 0% für Weiss, während 17...De5 gerade mal auf 50% steht} 18.Qxf2 Bxg3 19.Qf5 {doch scheint Ulrich richtig zu liegen, wenn er statt 18.Dxf2?! das unklare 18.Sd5!? vorschlägt.} )
18.Nf5
{Diese Neuerung anstelle von 18.Lf4 oder 18.Sf3 hinterlässt einen sicheren Eindruck. Damit wird der schwarzen Dame das Feld h5 genommen und der g3-Bauer gedeckt. Zudem wird die weitere Entwicklung mit Tempogewinn durch Lc1-f4 vorbereitet.}
18...g6
{Eine bessere Alternative ist nicht auszumachen.}
19.Bf4 Qc5
{Erzwungen}
20.Nd6 Ba6 21.b4 Qh5 22.e5
{Nimmt das Feld f6 in Besitz und macht das starke Zentrumsfeld e4 frei für die weissen Springer-}
22...Bc8
{Bringt den passiv stehenden Läufer auf eine gute Diagonale.}
23.Nce4 Be6 24.Qxc6
{Stellt das materielle Gleichgewicht wieder her bei gleichzeitig besserer Stellung}
24...Bg1 25.Nf6+ Nxf6 26.exf6
{Beseitigt den wichtigen gegnerischen Springer, denn der eingekesselte schwarze Läufer wird ein Sorgenkind bleiben.}
26...Bh2
( 26...Qh2 {sieht nur auf den ersten Blick besser aus, denn nach} 27.Be3 Bh3+ 28.Ke2 Bg4+ 29.Ke1 Bxd1 30.Rxd1 {mit der Drohung Td1-d4-h4, so dass die schwarze Dame sich ein Rückzugsfeld sicher muss mit} 30...Qh3 {doch nach} 31.Ke2 {hat Schwarz sein Pulver verschossen} )
27.Ke1 a5
{Auf der Suche nach Gegenspiel.}
28.Qxb5 Qf3 29.Qe2 Qc3+ 30.Qd2 axb4 31.Qxc3 bxc3 32.Bh6
{Verindert h7-h5-h4}
32...Rfb8 33.Rd4 c2
{Dieser Freibauer ist zum Glück für Weiss nicht gefährlich und wird bald fallen.}
34.Rc1 Rxa2 35.Rd2 Bg4
{Ob hier Schwarz mit 35...Lb3 besser gefahren wäre? Ich meine, dass Schwarz den Verlust des c2-Bauern nicht umgehen kann, weil es Weiss schaffen wird, eine Art Zugzwang herzustellen, um dieses Ziel zu erreichen.}
36.Rdxc2 Rxc2 37.Rxc2 Rb1+ 38.Rc1 Rxc1+ 39.Bxc1 h5 40.Bg5
{Verhindert h5-h4, was den schwarzen Läufer aus seiner Gefangenschaft befreien würde.}
40...Be6
{Auf den ersten Blick ist nicht ersichtlich, wie Weiss nun Fortschritte machen soll. Dabei ist der Gewinnplan logisch: Weiss muss stets das befreiende h5-h4 verhindern und seinen Springer nach f3 bringen, wonach der schwarze Läufer verloren geht. Der Läufer wird sich dann auf f2 oder g3 opfern müssen. Allerdings genügt dieser Plan nur dann zum Gewinn, wenn es Schwarz nicht gelingt, seinen König nach f5 zu bringen und den weissen f6-Bauern zu erobern. Dann wäre die Stellung wohl doch noch Remis. Weiss muss also geschickt lavieren, um zum Ziel zu kommen.}
41.Kd2 Bg1 42.Ke3 Kf8 43.Bh6+
{! Zwingt den König wieder zurück in den Käfig.}
43...Kg8 44.Ne4 $1
{Stark gespielt, wobei Weiss merken musste, dass die Antwort h5-h4 hier für Schwarz nicht den gewünschten Erfolg bringt.}
44...Bd5
( 44...h4 45.gxh4 Bh2 46.Bf4 Bxf4+ 47.Kxf4 Bb3 48.Ng5 Bc4 49.Ke5 Kf8 50.Ne4 Ba2 51.Kd6 Ke8 52.Kc7 Bd5 53.Nd6+ Kf8 54.Kd8 Kg8 55.Ke7 Bb3 56.Ne4 Kh7 57.Ng5+ Kg8 58.Nf3 Bd5 59.Ne5 Be6 60.f4 Bb3 61.Ng4 {+-} )
45.Nc3 Bc6 46.Bg5 Kf8 47.Ne2
{Endlich geht es dem sLg1 an den Kragen.}
47...Bxf2+ 48.Kxf2
{Trotz Figurenmehr ist es nicht einfach die gegnerische Stellung zu knacken.}
48...Kg8 49.Ke3 Kf8 50.Kf4 Bb5 51.Nd4 Bd7 52.Ke5 Bg4 53.Nc6 Kg8 54.Kd6 Be6 55.Ke7 Bb3 56.g4 $3
{Ein fantastischer Zug, der dem Gegner die Wahl lässt, auf g4 zu nehmen oder still zu halten. In beiden Fällen kommt Schwarz bald einmal in Zugzwang, der den Verlust des wichtigen f7-Bauern zur Folge hat.}
56...Bd5
( 56...hxg4 57.Bf4 Bd1 58.Ne5 Bb3 59.Nxg4 g5 60.Bxg5 Kh7 61.Bh4 Bd5 62.Kf8 Kg6 63.Ne5+ Kf5 64.Nxf7 {und Weiss steht auf Gewinn} )
57.Nb4 Bf3 58.gxh5 gxh5
( 58...Bxh5 59.Nc6 Bf3 60.Ne5 Bd5 61.Ng4 Kh7 62.Nh6 Bb3 63.Nxf7 {+-} )
59.Nd3 Bg4 60.Ne5 Be6 61.Bh4 Bb3 62.Nc6 Bc4 63.Bg3 Bb3 64.Kd8 Kh7 65.Bf2 Bd5
( 65...Kg6 66.Ke7 Kh7 67.Kf8 Kg6 68.Bh4 Ba2 69.Ne5+ Kf5 70.Nxf7 Kg6 71.Nd6 Be6 72.Ke7 Bg8 73.f7 Bxf7 74.Nxf7 {und Weiss gewinnt} )
66.Ne7 Be6 67.Ke8 Bb3 68.Bh4 Ba2 69.Kf8 Kh6 70.Nc6 Kg6 71.Ne5+ Kf5 72.Nxf7 Kg4 73.Be1 h4 74.Nh6+ Kg5 75.Kg7
( {[Komodo 8 64-bit ] 29:+4.20} 75.Kg7 h3 76.Bd2+ Kh5 77.Bf4 Bd5 78.Bh2 Kg5 79.f7 Bxf7 80.Nxf7+ Kf5 81.Kh6 Ke4 82.Ng5+ Kd3 83.Kg7 Ke3 84.Nxh3 Kf3 85.Ng5+ Kg2 86.Bf4 Kf2 87.Kf6 Kf1 88.Bg3 Kg2 89.Be1 Kf1 90.Bh4 Kg2 91.Kf5 Kf1 92.Bg3 Ke2 93.Kf4 Kf1 94.Kf3 Kg1 95.Bf2+ Kh2 )
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