Es ist nur noch in historischen Ansätzen zu erklären, wie die Figuren zu ihren Bezeichnungen kommen.
So ist etwa nicht klar, warum ein Springer als Pferdekopfform dargestellt ist. Kein Pferd einen Schritt gerade aus und einen weiteren Schritt schräg nach vorn läuft wenn es nicht gerade vom Veitstanz befallen ist und springt auch normalerweise nicht. Keiner hat je einen Turm irgendwohin laufen sehen. Im Gegenteil - auch im Altertum war ein Turm schon ein massives Gebäude, das als solches definitiv nirgendwo sich hinbewegt.
Warum ein Läufer (was auch immer das eigentlich sein soll) nur schräg läuft ist ebenfalls nicht erklärbar.
In der englischen Entsprechung ist das ein Bischof - es wäre zu erforschen, warum eigentlich ausgerechnet die ausgefallene Idee, diese Figur als Bischof bezeichnet wird. Ein Bischof läuft (wenn er überhaupt selber läuft - soweit ich weiß wird ein Bischof gefahren) jedenfalls auch nicht ausschließlich schräg oder nur auf einer zugewiesener Farbe (weiß oder schwarz) des Bodens.
Es ist also nicht einmal eine indirekte Assoziation zwischen den Zugregeln und den Figuren abzuleiten.
Einer der in seiner Zeit (Mitte des 19. Jh.) stärksten Spieler, Howard Staunton hat festgelegt wie die Figuren heißen und wie sie standardmäßig auszusehen sind und daran hat man bisher nichts geändert. Es wäre auch schwierig, neue Figuren festzulegen, obwohl man zahlreiche Phantasie-Schachsets in allen denkbaren Figuren kaufen kann. Aber im Turnier sind die allesamt nicht zulässig sondern ausschließlich die Staunton-Figuren müssen benutzt werden.
eigene Idee (zur Ergänzung zu den Phantasiefiguren):
Die Schachfiguren könnte man zwecks Unterscheidung durch neutrale geometrische Objekte ersetzen: Zylinder (Läufer), Quader (Turm), eine Kugel auf einen Fuß (Springer), Pyramide (für den König, erinnert an den Pharao aus Ägypten), dreiseitiges Prisma (Dame)
und kleine Kegel für die Bauern. Die Schachregeln würden dadurch nicht geändert.
Für Computerberechnungen sind die Formen ohnehin völlig gleichgültig, weil gar nicht vorhanden: Kein Schachprogramm berücksichtigt in ihren Algorithmen die Ausgestaltung irgendwelcher Figuren sondern nur abstrakte Zugregeln und die Bewertungen der damit ausgeführten Züge.
Würden dann z.B. auf aufgeständerten kleinen Kugeln auf b1,g1,b8,g8 stehen würde kein Kommentator solchen Hinriss wie etwa "Den Rest erledigt der rechte Schimmel, der mit beiden Hinterhufen auszuschlagen droht." kommen.
>"die Mordsprache wie ein roter Faden durchzieht"...
Letzlich ist Schach (insbesondere durch Computer) angewandte Mathematik und daraus abgeleitete Algorithmen, also ganz nüchterne Berechnungen. Es ist daher gar keinen Anlass solche Kommentare und Denkweisen im Schach einzuführen, denn Schach ist kein Kriminalfall der gelöst werden soll und auch keine Horrorgeschichte sondern eben trockene emotionslose Mathematik.
Somit kann man den "Mordprache wie ein roten Faden" ggf. der Stellung entsprechend ganz nüchtern mit "Matt in 12 Zügen" ersetzen.
Ich will doch nochmal das ganze Zitat herabwürdigen:
Zitat:
"Der weiße Monarch schnürt seinem Kontrahenten höchst persönlich die Kehle zu, indem er sich in fast aufrezend gemächlichen Schritten von linkas an sein
hilfloses Opfer heranpirscht. Den Rest erledigt der rechte Schimmel, der mit beiden Hinterhufen auszuschlagen droht. Die schwerfälligen Türme können
beide Mord-Drohungen nicht gleichzeitig parieren."
Das ist nur ein Anzeichen auf Wirkung von bewusstseinserweiternden Substanzen aber nicht auf einen Kommentar eines ernsthaften Schachspielers. Letzterer hätte wissen müssen, dass es im Schach keine ausschlagenden Hinterhufen gibt.