Thomas P. schrieb:
Der Springer wurde überhaupt erst von d4 nach c2 gezogen, um später nach e3 zu gehen. Carlsen selbst bezeichnete das als ein starkes Manöver im Interview. Carlsen selbst hat auch gesagt, dass der Springer auf d4 nutzlos ist. Er blockiert zwar das Feld d4, aber Schwarz wird auch mit einem Springer auf e3 nie in der Lage sein, d5-d4 zu ziehen, wenn Weiß das nicht will. Aber im Endeffekt ist es egal, beide Züge sind selbstverständlich objektiv remis. Nun, es ist korrekt, f4 mag objektiv kein Fehler sein, aber es ist eine unnötige Schwächung der Königsstellung. Jobova hat f4 gezogen, um in Anschluss g4 zu ziehen, das war seine Idee. Carlsen meinte im Interview auch, dass er Kh7 auf f4 genau deshalb gezogen hat, um Jobova eine weitere Möglichkeit zu geben, seine Königsstellung zu schwächen. Und genau so kam es dann auch.
Generell noch etwas zu Enginebewertungen. Ich sage nicht, dass sie falsch sind, sondern nur, dass sie im Menschenschach nicht immer zu gebrauchen sind. Eine Engine mag 0.00 anzeigen, weil sie eine Serie einziger Züge problemlos sieht, ein Mensch dagegen sollte tunlichst Stellungen vermeiden, bei denen er mehrere Züge in Folge immer den besten Zug finden muss, um das Remis zu halten. Im obigen Beispiel ist der Zug f4 aus menschlicher Sicht schlecht, weil man nun mehr schwarze Möglichkeiten, in die Stellung einzudringen, im Auge behalten muss, aber der Zug f4 sonst nichts einbringt. Aus Enginesicht mag das aber kein Problem sein, weil es immer leicht ist, das Eindringen des Schwarzen zu unterbinden. Aus solchen Gründen macht es auch wenig Sinn, die "Wahrheit" aufgrund von Enginebewertungen zu bestimmen.
Selbst 39.g4 scheint noch spielbar zu sein, man sehe hier
http://en.chessbase.com/post/tata-steel-rd8-carlsen-storms-into-sole-leadWeiss hat in der Tat verschiedene Remismöglichkeiten unbeachtet gelassen. Auch
scheint mein Kommentar, dass 40.Dc1? falsch ist, berechtigt gewesen zu sein.
Kurt