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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / kleine partienahe Studie
- - By Krug Peter Date 2014-05-25 19:33
Hallo Schachleute,

zum Sonnentag ist es gerade in den abkühlenden
Abendstunden recht, eine kleine nicht allzuschwierige,
aber partienahe Studie zu präsentieren:

Martin Minski, Rainer Staudte (beide aus Deutschland)
Gewinn 1,Tb5


Rainer Staudte aus "Germany" komponiert schon seit vielen Jahren.
- Selten, aber dafür konstant.
Letzter Zeit taucht sein Name vermehrt auf.

Martin Minski ist schon seit Jahren in vielen internationalen Turnieren dabei,
vorallem in den qualitativ anspruchsvolleren.

[Event "Tourney e4e5"]
[Site "?"]
[Date "????.??.??"]
[Round "?"]
[White "Martin Minski, Rainer Staudte"]
[Black "Houdini 1.5 w32"]
[Result "1-0"]
[SetUp "1"]
[FEN "8/6pk/2N5/5RpP/8/1p4P1/1r5P/5K2 w - - 0 0"]
[PlyCount "21"]

1. Rb5 Rb1+ 2. Kg2 $1 (2. Kf2 b2 3. Ne5 Rh1) 2...
b2 3. Nb8 $1 (3. Ne5 Re1) (3. Na5 Ra1) (3. Nd8 Rd1) 3... g4 4. Rb6 $1 (4. Rb7
Kh6 5. Rb5 Kh7) 4... Kg8 5. Rb7 (5. h6 gxh6 6. Rb7 Kh8 $1) 5... Kh7 (5... Kh8
6. Nd7 Rd1 7. Rb8+ Kh7 8. Nf8+) 6. Nd7 Rd1 7. Nf6+ Kh6 8. Nxg4+ Kxh5 9. Rb5+ g5
(9... Kxg4 10. h3#) 10. h4 Kxg4 11. Rxg5# 1-0

Schlussstellung:



Studien, die in einem Matt führen nennt man Mattstudien.

Diese Studie steht für ein Beispiel, dass man auch heutzutage noch so komponieren kann,
dass die darin enthaltenen Stellungen aus menschlicher Sicht und ohne Computerhilfe
für den Schachenthusiasten nachvollziehbar sind.

Good evening Peter
Parent - - By Ralf Mueller Date 2014-05-26 00:28
Zitat:

Studien, die in einem Matt führen nennt man Mattstudien.


Diese Studie endet doch gar nicht zwingend in einem Matt, bspw. wenn Schwarz im 10. Zug nicht auf g4 mit dem König schlägt sondern Kg6 zieht?!
Parent - - By Martin Minski Date 2014-05-26 07:19
Ich zitiere Wieland Bruch, "Gratwanderung zwischen Mehrzüger und Studie", Schwalbe-Sonderheft, Februar 2010, Seite 422:

"Jeder Studienkenner weiß, dass zur Realisierung von Mattstudien völlig andere Techniken zur Verfügung stehen als für mehrzügige Mattprobleme. Erleichternd kann z. B. sein, dass die thematische Hauptvariante mit dem krönenden Mattabluss keineswegs die längst Variante sein muss. Andere, teils völlig unwichtige Nebenvarianten können zu mehr oder weniger klaren Gewinnstellungen führen, in denen ein Matt aber noch in weiter Ferne ist. Dieser Umstand würde für die gleiche Stellung - als Problem konzipiert - automatisch die Unlösbarkeit bedeuten. Eine gute Mattstudie nutzt diese studienspezifische Chance jedoch nicht als billigen Trick, die Konzeption 'irgendwie' korrekt zu bekommen, sondern lässt z. B. das Matt als völlig überraschende, von Weiß scheinbar gar nicht beabsichtigte Wendung auftreten. Gerade weil die allgemeine Gewinn-Forderung nicht ausdrücklich ein Matt ankündigt, kann dieser Überraschungseffekt einer Studie ungeheure Wirkung verleihen."

Anschließend präsentiert Bruch die berühmte Kubbel-Studie (Nr.18 im Heft) aus "Schachmatny Listok" 1922:
Weiß: Ka6 Lh4 Sb8 Bc2 Bd2,
Schwarz: Kd5 Ba3 Bd4,
Weiß zieht und gewinnt.

Bruchs Kommentar: "Ein klassisches Beispiel dieses Typs ist 18:
1.Sc6! Kxc6 2.Lf6 Kd5 3.d3! a2 4.c4+ Kc5 (4...dxc3 e.p. 5.Lxc3 +-)
5.Kb7!! a1D (5...Kb5 6.Lxd4+-)
6.Le7!# -
Es mindert den Wert dieser Studie keineswegst, dass dieses wundervolle und völlig unerwartete Modellmatt bereits nach 5.Kb7! droht. Im Problemsinne freilich wäre 5...a1D?? eine völlig sinnlose Fortsetzung, da sie die klare Drohung ignoriert. In der Studie dagegen ist ein solches "Gnadenmatt" absolut salonfähig, ja ihm wird sogar die Ehre zuteil, als finaler Schlussakkord der Hauptvariante zu gelten, auch wenn die schwarze Partei dieses Matt vereiteln und längeren Widerstand leisten könnte."

Hier die Notation meiner oben zitierten Koproduktion mit Rainer Staudte:

1.Rb5!
[1.Sd4? Rb1+ 2.Kg2 b2 3.Rb5 Rd1 4.Rxb2 Rxd4=;
1.Sa5? Rb1+ 2.Kg2 b2 3.Rb5 Ra1 4.Rxb2 Rxa5=]
1...Rb1+
[1...Rc2 2.Sd4+-]
2.Kg2!
[2.Kf2? b2 3.Se5 Rh1! 4.Rxb2 Rxh2+=]
2...b2 3.Sb8!!
[3.Se5? Re1=;
3.Se7? Re1=;
3.Sd8? Rd1=;
3.Sd4? Rd1=;
3.Sa5? Ra1=;
3.Tb6? Rc1=]
3...g4 4.Rb6
[4.Sd7? Rd1 5.Sf6+ (5.Sf8+ Kg8=) 5...gxf6=;
4.Rb7? Kh6 5.Rb5 Kh7]
4...Kg8 5.Rb7
[5.h6? gxh6 6.Rb7 Kh8!=;
5.Sd7? Rd1 6.Rb8+ Kf7! 7.Se5+ Ke6=]
5...Kh7
[5...Kh8 6.Sd7 Td1 7.Tb8+ Kh7 8.Sf8++-]
6.Sd7!
[6.Rb5? Kh6= zz;
6.h4? gxh3+ 7.Kh2 Kh6 8.Rb5 Kh7 9.Rb6 Kg8 10.Rb7 Kh7=;
6.Rb6? Kg8 7.Rb7 Kh7]
6...Rd1 7.Sf6+!
[7.Sf8+? Kg8=]
7...Kh6
[7...Kh8 8.Rb8+ Rd8 9.Rxd8#]
8.Sxg4+ Kxh5 9.Rb5+ g5
[main 9...Kxg4 10.h3# model mate]
10.h4 b1Q
[10...Kxg4 11.Rxg5#]
11.Rxg5# model mate

Am Ende gibt es also zwei Mustermatts: 9...Kxg4 10.h3# sowie 9...g5 10.h4 b1Q 11.Rxg5#, wobei das 2. Mustermatt auch ein "Gnadenmustermatt" ist, weil 10...b1Q gar nicht die Drohung 11.Rxg5# pariert. Schwarz entscheidet sich quasi "in Schönheit" und nicht "in Armut" (10...Kg6) zu sterben.

Kernidee dieser Studie besteht in dem von Rainer Staudte konzipiertem Versteckspiel des Springers 3.Sb8!!, so dass der schwarze Turm diesen Springer nicht mehr gegen seinen Freibauern auf b2 tauschen kann. Erst nach der Führung des weißen Turmes von b5 nach b7 (4.Rb6 Kg8 5.Rb7 Kh7), funktioniert 6.Sd7! Rd1 7.Sf6+!, weil nun der schwarze Bauer auf g7 vom weißen Turm gefesselt ist.
Parent - - By Thomas Müller Date 2014-05-26 09:31
alles schön und gut, aber die frage war 10....Kg6
Was dann?

Parent - By Martin Minski Date 2014-05-26 09:42
In dieser Nebenvariante verschwindet unweigerlich der sBb2: 10...Kg6 11.Txb2+- oder mit Zwischenschach 11.Tb6+ K~7 12.Txb2+-.
So entsteht ein für Weiß technisch gewonnenes Endspiel, das freilich noch ein paar Züge länger dauert.
Parent - By Ingo Althöfer Date 2014-05-26 13:43
Lieber Herr Krug,

danke für die schöne Präsentation, und Glückwunsch
an die beiden Autoren für das schöne Stück!

Frage am Rande: Wann zeigen Sie uns mal wieder
einen "echten Krug"?

Herzliche Grüsse,
Ingo Althöfer.
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