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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / aus dem österreichischen Spitzenschach
- - By Peter Krug Date 2013-01-09 14:57
Eine (nachträgliche) Weihnachts-geschichte aus dem österreichischen Spitzenschach (von Peter Krug, Salzburg)

Auf der Titelseite des österreichischen Schachmagazin von Schach Aktiv (Graz)
Nr. 12/2012 34 Jahrgang war diesmal auf der Titelseite statt eines
Gruppenfotos von Schacherfolgreichen, oder Schachkorophaen nur ein
Schachdiagramm, groß abgebildet:

Schwarz am Zug hat zwar eine Mehrfigur, aber diese stehen passiv


4b3/2pk2p1/2p3n1/2RpPpKp/p1PPp2P/1P4P1/1P3P2/8 b - - 0 1

Darunter standen folgendes:

"Schöner könnte selbst eine Studie kaum komponiert sein!
Diese Stellung entstand in der Partie Jure Zorko - Georg Fröwis
(1. Bundesliga).
Mit welcher Zugfolge konnte Schwarz gewinnen? (die Lösung finden Sie auf Seite 583!)

Auf den ersten Seiten stand im Schach Aktiv:

" 1. Bundesliga zu Gast in Hohenems

Die neue Saison der höchsten österreichischen Spielklasse ist eröffnet! ..."

Ich nahm mir viel Zeit mit diesem ungewöhnlichen Diagramm
und mir fiel das Figurenopfer auf e5
ins Auge, konnte aber die Zugfolge - nur von der Brettansicht aus nicht durchrechnen:

nach ...Nxe5 dxe5 nebst ...d4 geht ja zum Beispiel Ta5 und danach ist nichts zu machen.
IM Georg Fröwis (elo 2399) fand allerdings den Durchblick
und die vielen einzigen
Zügen, die ihm einen vollen Punkt einbrachten!
Bevor ihr weiterliest könnt ihr selbst nach einer Lösung suchen.

Nachdem ich 1 Tag lang gewartet habe, und schon eine ungefähre Idee hatte, wie es funktionieren
könnte, wurde ich ungeduldig und sah auf der genannten Seite (583!) nach:

Es stand:

"Und nun zur Auflösung des Titelseitediagramms:

Zorko (elo 2476) - Fröwis (elo 2399)
1. Bundesliga, Runde 2
66.-Sxe5!!

4b3/2pk2p1/2p3n1/2RpPpKp/p1PPp2P/1P4P1/1P3P2/8 b - - 0 1

weiter unten stand:

"im letzten ZUg geschach 66.c2-c4??, was kurioserweise auch von Schachprogrammen empfohlen wird.
Die studienartige Widerlegung dürfte in die Lehrbücher eingehen:

66.- Nxe5!! 67. dxe5 a3!! 68.bxa3 d4 69.Kf4

folgendes Diagramm entsteht:

nach 69.Kf4, Fröwis zog richtig - Ke6!!

4b3/2pk2p1/2p5/2R1Pp1p/2PppK1P/PP4P1/5P2/8 b - - 0 4

Georg Fröwis musste aber noch tiefer rechnen, denn das vorzeitige

69...g5?! um durch weitere Bauernopfer den Läufer zum Einsatz zu bringen scheitert an das
Gegenopfer e6+! Letztendlich entsteht ein Endspiel, dass Schwarz trotz Mehrfigur nicht gewinnen kann.

In der Partie zog Fröwis deshalb richtig:

69...Ke6!! Schwarz hat Zeit sogar diesen stillen Zug auszuführen. Kaum zu glauben.
Das Hauptproblem des Turmes ist offenbar, dass er nicht mehr zur 1. Grundlinie zurück kann.

das Diagramm mit Weiss am Zuge:


4b3/2p3p1/2p1k3/2R1Pp1p/2PppK1P/PP4P1/5P2/8 w - - 0 5

es geschah weiter:

70. b3-b4 (was auch sonst?) 70...g5+!! 71.hxg5 h4! (wieder das einzige)
72.gxh4 "erzwungen, da sonst der h-Bauer durchmarschiert"
72...e3! 73.fxe3 d3

Weiss am Zug

4b3/2p5/2p1k3/2R1PpP1/1PP2K1P/P2pP3/8/8 w - - 0 9

die weiteren Kommentare im Schachaktiv:

"Jetzt wird klar, warum Schwarz seine Königsflügelbauern abwerfen musste:

74.Kf3 scheitert nun an 74...Lh5+

Die Partie ging deshalb so weiter:

74.g6 d2! (74...Lxg6 scheitert an 75.Txc6+) 75.g7 Kf7 76.e6+ Kxg7

Die Schlussstellung:

Weiss am Zug

4b3/2p3k1/2p1P3/2R2p2/1PP2K1P/P3P3/3p4/8 w - - 0 12

-

in pgn:

[Event "1. Bundesliga, Runde 2, Graz"]
[Site "?"]
[Date "????.??.??"]
[Round "?"]
[White "Zorko (2476)"]
[Black "Fröwis (2399)"]
[Result "*"]
[SetUp "1"]
[FEN "4b3/2pk2p1/2p3n1/2RpPpKp/p2Pp2P/1P4P1/1PP2P2/8 w - - 0 1"]
[PlyCount "22"]
[EventDate "2012.??.??"]

{128MB, DHiarcs12.ctg} 1. c4 $4 {die Kommentatoren gaben diesen Zug gleich
zwei Fragezeichen, allerdings gibt es etwas besseres? (Peter)} Nxe5 $3 2.
dxe5 a3 $3 {verstopft die a-Linie} 3. bxa3 d4 4. Kf4 Ke6 $3 (4... g5+ $2 {weit
musste der IM hier voraussehen} 5. hxg5 e3 6. fxe3 d3 7. Kf3 h4 8. e6+ $1 Ke7
9. Rxf5 Bh5+ 10. Kg2 d2 11. Rf1 h3+ 12. Kxh3 d1=Q 13. Rxd1 Bxd1 {...um zu
sehen, dass dieses Endspiel nicht mehr zu gewinnen ist!}) 5. b4 g5+ $3 6. hxg5
h4 $1 (6... e3 $2 {die umgekehrte Reihenfolge scheitert studienmäßig} 7. fxe3
d3 8. Kf3 h4 9. g6 $1 h3 10. g7 Bh5+ 11. Kf2 Kf7 12. Rxc6 d2 13. Rxc7+ Kg8 14.
Rd7 d1=Q 15. Rxd1 Bxd1) 7. gxh4 e3 8. fxe3 d3 9. g6 (9. Kf3 Bh5+ 10. Kf2 d2 11.
Rxc6+ Kd7 12. Rc5 c6) 9... d2 $1 10. g7 Kf7 11. e6+ Kxg7 *

"Doppelter Grund zur Freude für IM Georg Fröwis: mit diesem Sieg rettete er seinem
Team einen Mannschaftspunkt."

leider wurde die ganze Partie in der Schach Aktiv Ausgabe nicht gezeigt!
Aber trotzdem:
Ein echtes österreichisches Schachmärchen!

Peter
Parent - By Werner Mueller Date 2013-01-09 15:40
Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board
Parent - - By Michael Scheidl Date 2013-01-09 16:36
Ich argwöhne man hat eine Partie zu einer Studie "umgebastelt": Sowohl laut http://365chess.com als auch nach http://chess-results.com nahm die Partie tatsächlich einen etwas anderen Verlauf:

Event:
Ort:
Datum:

Weiss:
Schwarz:

Ergebnis
Board

[Event "AUT_chT 2012/13"]
[Site "Hohenems"]
[Date "2012.11.03"]
[Round "2"]
[Board "4"]
[White "Zorko, Jure"]
[Black "Froewis, Georg"]
[Result "0-1"]
[ECO "C15"]
[WhiteElo "2476"]
[BlackElo "2399"]
[PlyCount "150"]

1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nc3 Bb4 4. Nge2 dxe4 5. a3 Bxc3+ 6. Nxc3 Nc6 7. Bb5 Nge7
8. Be3 f5 9. Qd2 O-O 10. O-O-O Nd5 11. Nxd5 exd5 12. Bxc6 bxc6 13. Bf4 Be6 14.
h4 h5 15. Rh3 Kh7 16. Qa5 Rf7 17. Rdh1 Qf6 18. Qc5 Rb8 19. Rc3 Rb6 20. g3 Qd8
21. a4 Qb8 22. b3 Bd7 23. Rd1 Be8 24. Qa3 Qd8 25. Rc5 Qc8 26. Qb2 Qe6 27. Qc3
Qc8 28. Re1 Rf6 29. Kb2 Re6 30. Qd2 Re7 31. Re3 Re6 32. Ka3 Rf6 33. Rec3 Rf7
34. Be5 Qd8 35. Qf4 Rb7 36. Ra5 Qe7+ 37. Rcc5 Qd8 38. Ra6 Qc8 39. Rca5 c5 40.
Rxc5 c6 41. Raa5 Qe6 42. Qd2 Qh6 43. Bf4 Qe6 44. Kb2 Qe7 45. Be5 Qe6 46. Qg5
Qh6 47. Qxh6+ Kxh6 48. Bf4+ Kg6 49. Ra6 Rb6 50. Rca5 Rxa6 51. Rxa6 Rb7 52. Kc3
Kf6 53. Bg5+ Ke6 54. Bc1 Bd7 55. Bf4 Be8 56. Kd2 Kd7 57. Ke3 Kc8 58. Bd6 Rf7
59. Kf4 Kb7 60. Ra5 g6 61. Bc5 a6 62. Bd6 Rf6 63. Be5 Re6 64. Rc5 Re7 65. Kg5
Re6 66. c4 Rxe5 67. dxe5 d4 68. Kf4 g5+ 69. hxg5 h4 70. gxh4 e3 71. fxe3 d3 72.
g6 d2 73. g7 d1=Q 74. g8=Q Qf1+ 75. Kg5 Qg1+ 0-1


Stellung nach 66.c4:


Auch hier gab es ein Opfer auf e5, doch die Sache mit a4-a3! nicht.

Schlußstellung nach 75 Zügen:


Ich versuche nun, leider mit eher geringer Computerpower, herauszufinden was eine rückwärtslaufende Houdini 1.5a-Analyse hier ergibt. Wenn etwas sinnvolles herauskommt, werde ich es anhängen.
Parent - By Michael Scheidl Date 2013-01-09 17:39
Das erfordert viel mehr Rechentiefe als ich sie mittelfristig hier erzielen kann... besonders beim 70. weißen Zug.
Parent - By Peter Krug Date 2013-01-10 14:22
Vielen Dank an Werner Müller und Michael Scheidl für die ganze Partie von georg fröwis!

Ja, es ist halt ein Märchen! wie ich betont angab

Früher oder später hätte ich die Tatsachen auf dem Tisch legen "müssen".
Niemals aber habe ich mir träumen lassen, dass in der kurzer zeit die ganze partie hier gepostet werden konnte!
zudem war ich interessiert, ob es nicht doch einen schach aktiv leser gibt, der sich hier zu wort meldet, aber offenbar gibt es da keinen.

die partie, die ich da jetzt gesehen habe ist für mich sehr enttäuschend!!

schwarz hatte eigentlich über langen zeitraum nichts und konnte nur abwarten...
begeisterntes schach ist etwas anderes.

warum es mich besonders gereizt hat, diese als studie umzubauen waren die überschwenglichen kommentaren von schach aktiv funktionäre, die ja alle echt sind,
sie schrieben wie ahnungslose Kühe auf der Weide im Hinterland:

dass eine studie nicht schöner komponiert werden kann!!!

offenbar haben diese schachleute im schachaktiv von studien keine ahnung.

wie gesagt, hat es mich aus diesem einen (einzigen) grund sehr gereizt, zu sehen, ob es nicht doch möglich ist, mehr einzige züge zu finden und nicht doch noch einen oder anderen
interessanten zug dazuzukomponieren!

da das computerschachforum offenbar wirklich nur von wenigen gelesen wird, konnte ich mir auch erlauben, hier es als Märchen "vorübergehend" hineinzustellen.

...mir gefällt der durchbruch mit den vielen bauernopfern,
ich habe diese als studie umgebaut und es ist mir gelungen!
ich finde es originell.

Peter
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