By Werner Mueller
Date 2012-03-16 09:39
@ Johannes Ozymandias
Im Symbol des Lippenstift-Turms sehe ich zwei mögliche unterschwellige Denkmuster (bei den Machern des Plakats und/oder beim Betrachter):
1) den sozusagen neuzeitlichen Mythos von der Frau als Blondine - wenn frau schon was mit Schachfiguren zu tun hat, dann doch höchstens und wirklich ernsthaft nur in Form von stylischen Schmink-Accessoires
2) den uralten Mythos von der Frau als der sündigen Verführerin (und somit der Wurzel alles Bösen)
Wie schon geschrieben, ist es für mich kein Aufreger-Thema, aber auf Deine Nachfrage hin habe ich mir nochmal überlegt, was genau mich an dem Plakat stört und warum - und festgestellt, dass ich es u.U. noch nicht mal schlecht finden würde. Liegt wohl darin begründet, dass ich es vornehmlich von den 'Machern' her betrachte. Ich will das an zwei Beispielen erklären.
So könnte ich mir, mit einer deutschen Provinzstadt als Veranstaltungsort, den Plakatentwurf sehr gut als inspiriert von einem zotigen Herrenabend ad 1) vorstellen.
-> eher peinlich (selbstverständlich nicht die Zoten an sich, sondern die Unsensibilität, sie als Motiv in einem offiziellen Plakat verwursten zu wollen)
Anders mit z.B. Paris als Veranstaltungsort: zum einen würde ich den Franzosen eher eine Koketterie mit dem Mythos ad 2) unterstellen als einen Humor auf Blondinenwitz-Niveau, zum anderen hielte ich eine solche Koketterie innerhalb des heutigen europäischen Kulturkreises, der diesen Mythos jedenfalls in seinen existentiellen Konsequenzen weitestgehend ad acta gelegt hat, für glaubhaft und nicht verräterisch.
-> (zugegeben) durchaus ansprechend