"EinStein würfelt nicht!" bei der Computer-Olympiade

By Benno Hartwig Date 2011-08-25 14:10 Edited 2011-08-25 14:15

Asche auf mein Haupt: ich habe eben das erste Mal von diesem Spiel gelesen.
http://de.wikipedia.org/wiki/EinStein_w%C3%BCrfelt_nicht
Und Denkspiele mit so schön einfachen Regeln, die aber eventuell doch Tiefe bieten, finde ich super.

Wie sieht die Szene da aus?
Gibt es Foren?
Als wie gut und wie verbreitet siehst du die EWN-Engines?
Turniere, Ranglisten?
Wenn jemand Bock hat, sich mit solch einer Engine zu versuchen, wie kann er dann Interessenkollegen und Engine-Gegner finden?
Dass die ICGA sich interessiert, ist natürlich toll. Und wenn das ICGA-Schach nun an Relevanz verloren hat, kann dies dem Interesse für andere Sparten ja helfen.

Benno

By Ingo Althöfer Date 2011-08-26 09:13

[quote="Benno Hartwig"]
Wie sieht die Szene da aus?

Im Internet wird "EinStein würfelt nicht" auf zwei Servern gespielt,
der bedeutendere davon ist LittleGolem:
http://www.littlegolem.net/jsp/games/gamedetail.jsp?gtid=einstein
Registrierung auf LittleGolem ist einfach und kostenlos.

Zitat:

Gibt es Foren?

Ja, bei LittleGolem.
http://www.littlegolem.net/jsp/forum/forum2.jsp?forum=140
Dort wird auch über Computereinsatz diskutiert.

Zitat:

Als wie gut und wie verbreitet siehst du die EWN-Engines?

Auf LittleGolem spielt eine kleine Handvoll Engines. Die meisten haben
die Endung _c im Namen. Eine Ausnahme ist "RoRoRo the Bot".
In der Rangliste auf LittleGolem sind die Bots vorne mit dabei:
http://www.littlegolem.net/jsp/info/player_list.jsp?gtvar=einstein_DEFAULT

Zitat:

Turniere, Ranglisten?

Es gibt jede Menge "freie" Turniere, und seit April 2006 auch
elf abgeschlossene Meisterschaften:
http://www.littlegolem.net/jsp/games/gamedetail.jsp?gtid=einstein&page=ch

Drei davon wurden von Computern gewonnen,
zwei von Frauen (derob und luiser), die anderen sechs von Männern.

Luiser ist wohl die beste menschliche EinStein-Spielerin aller Zeiten.
Schade, dass sie nicht mehr aktiv ist.

Zitat:

Wenn jemand Bock hat, sich mit solch einer Engine zu versuchen, wie kann er
dann Interessenkollegen und Engine-Gegner finden?

Auf LittleGolem, Kontakt z.B. über das Forum.
Umgangssprache dort ist Englisch.
Man kann dort allerdings erst schreiben, wenn man mindestens
fünf gewertete Spiele auf LG gemacht hat.

Ingo Althöfer.

By Wolfram Bernhardt Date 2011-08-28 16:29

Hi!

Natürlich dürfen die Würfe nicht von den Programmen selber erzeugt werden.

Daher werden die Würfelfolgen bei Turnieren normalerweise von einem dritten, unabhängigen Programm erzeugt, das ausser Würfeln nichts kann.

Viele Grüße,
Wolfram

By Ingo Althöfer Date 2011-08-28 17:32

Hallo,

[quote="Wolfram Bernhardt"]
Natürlich dürfen die Würfe nicht von den Programmen selber erzeugt werden.

Daher werden die Würfelfolgen bei Turnieren normalerweise von einem dritten,
unabhängigen Programm erzeugt, das ausser Würfeln nichts kann.
[/quote]

Richtig. Es wird überlegt, ob eventuell der Zufallsgenerator vom
Server LittleGolem benutzt wird.

Für den Fall der Fälle werden aber in Tilburg Reservewürfel für die
Handgenerierung dabei sein.

Es gibt tatsächlich auch eine faire Möglichkeit, die Programme der
beiden Spieler A und B würfeln zu lassen:
Beide müssen gleichzeitig, ohne das Gegnerergebnis zu kennen, ihre
Augenzahl "bestimmen". Wenn das "a" und "b" sind, so nimmt man
als Ergebnis "a+b" (mod 6), also
a+b, falls a+b < 7
oder
a+b-6, falls a+b >= 7.

Es gilt: Ist mindestens eines der Programme ein fairer Würfel, so
ist auch a+b (mod 6) ein fairer Würfel.
Und sind beide Programme fast fair und unabhängig voneinander,
so ist a+b (mod 6) auch fast fair, sogar mit nur quadratisch kleiner
Abweichung vom fairen Würfel.

******************
Andere Anwendung des gleichen Prinzips: Wenn jemand eine Münze hat
und nicht weiss, ob sie wirklich fair ist, dann werfe er sie zwei Mal (oder sogar
k Mal für ein k > 2). Kommt gerade oft Kopf, so zählt das insgesamt als
Kopf. Bei ungerade oft Kopf zählt das Ergebnis als Zahl.
Je grösser k, um so fairer ist die Prozedur.

Ingo Althöfer.

By Wolfram Bernhardt Date 2011-08-28 18:51

Auch, wenn es uns vom Thema ganz weit wegführt, dazu folgende "Anekdote":

Die ct hatte vor einiger Zeit einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem es darum ging, ein Programm zu schreiben, das den Spielhallenklassiker "Asteroids" automatisch spielt. Dazu hatte die ct das Originalspiel (also wirklich den ursprünglichen Code) aus dem Chip der alten Kiste geholt und einen Emulator für die Hardware des Automaten zur Verfügung gestellt.

Ich selber habe auch teilgenommen, fragt nicht nach dem Ergebnis...

Interessanter war das Gewinnerprogramm: Der (ebenso offensichtlich wahnsinnige wie geniale) Entwickler hatte nämlich das Spiel samt Hardware-Emulator reverse engineered und den Zufallsgenerator komplett ausanalysiert. So konnte sein Programm dann nach wenigen Augenblicken alles perfekt vorherbestimmen, was das Spiel tun würde. Und damit spielte sein Programm perfekt. Es gibt davon auch Filme und Replays. Beeindruckend - teilweise schiesst das Raumschiff bevor die fliegende Untertasse erscheint und Ähnliches...

Also wenn A fair würfelt ist "(a+b) mod 6" fair - solange B nicht weiss, was a ist...

Viele Grüße,
Wolfram

Link zu dem Wettbewerb: http://www.heise.de/ct/creativ/08/02/details/

By Ingo Althöfer Date 2011-08-29 09:33

Danke für den interessanten Hinweis.

[quote="Wolfram Bernhardt"]
Die ct hatte vor einiger Zeit einen Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem es darum ging, ein Programm zu schreiben, das den Spielhallenklassiker "Asteroids" automatisch spielt. ...
Interessanter war das Gewinnerprogramm: Der (ebenso offensichtlich wahnsinnige wie geniale) Entwickler hatte nämlich das Spiel samt Hardware-Emulator reverse engineered und den Zufallsgenerator komplett ausanalysiert. So konnte sein Programm dann nach wenigen Augenblicken alles perfekt vorherbestimmen, was das Spiel tun würde. ...

Das Programm muss halt nur zu Beginn herausfinden, an welcher Stelle
in der Schleife sich der Pseudo-Zufallsgenerator befindet.
Ist bekannt, wie lang die Schleife des Pseudo-ZG war?

Zitat:

Link zu dem Wettbewerb: http://www.heise.de/ct/creativ/08/02/details/

Interessant. Auf Platz 15 war ein Team gelandet, in dem ein J.Lieberum beteiligt war.
Das dürfte der Jens Lieberum sein, der 2002 und 2003 im Spiel Amazons bei den
Computer-Olympiaden die Goldmedaillen geholt hat. So klein ist manchmal die Welt.

Ingo.

By Wolfram Bernhardt Date 2011-08-30 10:50

[quote="Ingo Althöfer"]
Das Programm muss halt nur zu Beginn herausfinden, an welcher Stelle
in der Schleife sich der Pseudo-Zufallsgenerator befindet.
Ist bekannt, wie lang die Schleife des Pseudo-ZG war?
[/quote]

Mir leider nicht. Ich weiss auch nicht, ob er aufgrund von Reaktionen des Programms auf den aktuellen Zustand des ZG schliesst, oder ob der ZG beim Start einfach immer auf denselben Wert gesetzt wurde beim original Asteroids.

[quote="Ingo Althöfer"]
Interessant. Auf Platz 15 war ein Team gelandet, in dem ein J.Lieberum beteiligt war.
Das dürfte der Jens Lieberum sein, der 2002 und 2003 im Spiel Amazons bei den
Computer-Olympiaden die Goldmedaillen geholt hat. So klein ist manchmal die Welt.
[/quote]

Ja, immer dieselben Nasen

Viele Grüße,
Wolfram