Hallo Frank!
[quote="Frank Quisinsky"]
z. B. die Aussage von Marco Costalba ...
Es gibt keine Geheimnisse bei der Schachprogrammierung.
Auch in Richtung "genaue Programmierung" stecken sehr viele gute Aussagen im Interview.
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Naja, ist doch eine an sich positive Sicht für einen, der es wissen muss.
[quote="Frank Quisinsky"]
Es gibt also noch nicht mal einen Grund auf die Sourcen von Ippo aufzubauen.
Der einzige Grund besteht darin schnell ein spielstarkes Programm zu haben.
Ich sehe hier einfach keine Eigenleistung wenn Programmierer noch nicht mal den Versuch unternehmen ein Programm kontinuierlich aufzubauen um dieses dann mit vielen eigenen Ideen zu schmücken.
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Du sprichst von Programmen wie von Kunstwerken, Frank, das sind sie natürlich auch, aber am Beispiel Musik: was wäre die Klassik ohne die Popmusik? Ich meine, sie wäre zumindest weniger klassisch.
[quote="Frank Quisinsky"]
Auch kein Wunder das viele Clone-Fans Blitzpartien wie 1+0 spielen lassen.
Es fehlt einfach an Geduld und auch das ist ein Grund warum die Programme zu beliebt sind.
Schnell ein Ergebnis erzielen ... denn die Vorarbeiten leisteten ja schon andere.
Vergessen dabei wird die Weiterentwicklung.
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Aber Frank, Vasik Rajlich hat die Methode utrakurzer Partien zum Herausarbeiten kleinster Unteschiede zwischen minimalen Veränderungen einer engine so richtig gesellschaftsfähig gemacht.
Das ist seine vielleicht größte Leistung, er hat Tabellen, so umfangreich, wie sie nie waren, ins Spiel gebracht und dynamische Figuren-und Felderwerte, er hat vielleicht nicht das Rad neu erfunden und die bekannten Algorithmen verwendet, aber trotzdem war Rybka lange mit größerem Abstand vorn als die meisten anderen langjährigen Spitzenreiter, und das in einer Elowertung, die es vorher nie gegeben hatte, was den Abstand zu halten, ja nicht gerade leichter macht.
Ich will mich nicht noch einmal lächerlich machen mit der Theorie, er könnte selber die Ippos erfunden haben oder zumindest gebilligt, aber ich könnte es mir nach wie vor vorstellen, und sei es nur, um den Testern klar zu machen, dass es nicht auf die einzelnen Elo ankommt, die es noch zu erspielen gibt, selbst wenn man sie weiter und weiter entwertet, das Zusammenschieben an der Spitze wird rein schachlich, ich möchte sagen physiologisch, unausweichlich, es liegt in der Natur des Spiels.
Was er an Wettbewerbsvorteil erwirtschaftet hat, ist nicht in Elo ausdrückbar, seine Kunst besteht in der simplen Vervollkommnung, die es aber natürlich perfekt nie geben kann.
Ein Programm wie Rybka weiterzuentwickeln, hängt nicht von der Konkurrenz ab im direkten engine- engine- Schach, es hängt davon ab, was man mit welchem Programm als "seriöser Schachspieler" (kannst du dich an das in den frühen Rybka- hp Zeiten erinnern?
), erreichen kann, er ist IM, vergiß das nicht.
Die Gerüchte um Unsummen, die es Topalov wert gewesen sein mag, Exklusivrechte für die Vorbereitung zu haben, werden nicht ganz so gestimmt haben, jeder Grundlage entbehrt werden sie auch nicht haben.
Vielleicht sollte ich einfach sagen, ich liebe dieses Programm, es hat schachlich neue Dimensionen eröffnet, wenngleich es immer noch weit von dem entfernt ist, was man sich als Schachspieler wünschen könnte, ich bin aber sicher, dass das kaum jemand besser weiß als Vasik Rajlich, und ich bin sicher, wenn das jemand in der nächsten Zeit wirklich weiter bringt, als wir jetzt schon sind, wird er sicher einer davon sein.
Was macht es da jemandem wie ihm da aus, wenn sich reversed engineerer darum raufen, als erste wieder etwas von seinen "Geheimnissen" zu lüften. Marco Costalba hat ganz recht, diese Geheimnisse sind es nicht, die es ausmachen.
Wenn ich in der letzten Zeit manchmal so geklungen haben mag, als gönnte ich ihm seinen Erfolg nicht, oder würde daran zweifeln, dass er ihn sich selbst erarbeitet hat, will ich das noch einmal ganz klarstellen, ich halte ihn für einen der wichtigsten Programmierer im Computerschach der letzten Jahre, gerade weil er erkannt hat, dass es nicht darauf ankommt, Geheimnisse zu haben, sondern darauf, sie weiterzuentwickeln.
In einem Interview, das ich einmal mit Stefan Meyer-Kahlen geführt hab, sagte der sinngemäß, wir stünden erst am Anfang in vielerlei Hinsicht, ich glaube nicht, dass das durch ein paar Leute, denen es auch Spaß macht, gute Ideen zu kopieren, in Gefahr gerät, zu stocken, vielleicht sogar im Gegenteil, im Wesentlichen spielt es einfach keine Rolle, meine ich halt.
Und nur das wollte ich auch immer sagen, es spielt nicht so eine Rolle, wie manche tun, es ist eine Modeerscheinung, Rybka like engines zu kreieren, Vasik Rajlich hat Mode gemacht, ich glaube nicht, dass ihn das so traurig macht.
Oder wie Guareschi seinen Christus zu seinem Don Camillo sagen lässt: man muss Geduld haben mit den Menschen, die Welt hat erst angefangen.
Don Camillo breitete die Arme aus...
Oder so ähnlich hab ich's halt in Erinnerung.