[quote="Werner Pruess"]
danke für Deine erschöpfenden Kommentare.
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[quote="Werner Pruess"]
Du hast Recht, das klassische Engine-Engine Schach ist langsam in eine Sackgasse geraten.
Ich beschäftige mich seit über 25 Jahren mit Computerschach, anfangs mit PsionChess auf einem 286 Rechner,
ohne Internet, sozusagen abgeschieden von der Welt, einzige Informationsquelle war damals die Printausgabe der CSS.
Heute habe ich einen Netzanschluß, blitzschnelle Hardware, riesige Datenbanken und wenn ich will weit über 100 Engines. Das Problem ist nur, ich kann nicht unbedingt behaupten, dass das Hobby Computerschach heute mehr Spaß macht als damals.
Eine "Lösung" diese Problems habe ich auch nicht.
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Ein ähnlicher Werdegang wie bei mir. Ich kann mich auch noch erinnern, wie ich mir immer das neueste CSS- Heft bei einem bestimmten Schachartikelhändler geholt hab und dass war schon eine ganz andere Zeit als die der ersten dedicated Schachcomputer, meiner war der Chess- Challenger von Fidelty Electronics, ich glaube es war ein Sprackleen- Programm, wenn überhaupt schon.
[quote="Werner Pruess"]
Nochmal zu Kasparov: Was er da schreibt ist nicht unbedingt neu. Das wurde u.a. so oder so ähnlich auch hier in diesem Forum schon mehrfach diskutiert. Das Problem ist m.E.: Wie genau stellt er sich nun seine "Traumengine" vor? Was soll sie anders machen als die vielen anderen. Menschliche Züge spielen? Wie genau sehen die aus? Und wer entscheidet? Oder: langfristige Pläne entwickeln. Mal salopp gesagt: Letzlich kann jede Engine "behaupten": Dieser Zug ist Teil eines langfristigen Planes.
Kurzum: Kasparov bleibt da sehr vage. Er übt massive Kritik an der Arbeit von zig Programmierern, vielleicht auch weil eine vermeintlich "kritische" (ich würde sagen: nörgelnde) natürlich immer besser ankommt als ein Lob.
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Alles ganz richtig und schließlich ist Garry ja auch kein Programmierer aber auch der viel früher an der Computerschachprogramm- Entwicklung stark interessierte Botwinnik wußte keine Antwort auf die Frage des Journalisten "weiß Botwinnik, wie Botwinnik denkt" als er meinte, man müsse dem Computer beibringen, wie ein Mensch zu denken, zumindest kenne ich keine überlieferte.
Auch schließe ich mich irgendwie dem an, was Bob Hyatt im talkchess dazu gesagt hat, wer käme auf die Idee, einem Fortbewegungsmittel die menschliche Art sich auf 2 Beinen im Gleichgewicht zu halten, beizubringen.
[quote="Werner Pruess"]
Und, last but not least, hier will ich mal die Katze aus dem Sack lassen : Ich mag Kasparov nicht sonderlich.
Er war ( oder wer will auch: ist) zweifelsohne einer der besten Schachspieler aller Zeiten. Aber ein fairer Sportsmann, der letztlich auch Leistungen anderer respektiert, das ist er wohl nie gewesen. Der Deep Blue Wettkampf ist da nur ein Beispiel.
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Gerade das mit dem Deep Blue Wettkampf ist sehr kontroversiell diskutiert worden, vielleicht meinst du mit fair auch die Geschichte von dem zurückgenommenen Zug und ich habe das mit der Politik ausdrücklich weglassen wollen, weil es mit dem Schach nicht direkt zu tun hat. Letzten Endes kann man aber, was jemand tut, nicht davon trennen, wer er ist und ob er einem als Person gefällt oder nicht. Trotzdem macht es einem Kasparov immer noch leichter, seine Partien zu bewundern, als z.B. Bobby Fischer, den ich auch nicht wieder heranziehen sollte, aber wie der alte Herr Geheimrat schon gemeint hat, ist halt viel Schatten, wo viel Licht ist.
[quote="Werner Pruess"]
Ich habe vor kurzem mal eine Kurzbiographie über den großen Paul Keres gelesen. Keres hat mich schachlich und menschlich sehr beeindruckt. Dies auch weil seiner Schachlaufbahn eine Tragik innewohnt, ein gewisses Pech. was letztlich dazu führte, das nie die Spitze des Olymp erklomm.
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Beispiele von großen Menschen, die Großes leisten und trotzdem nie ganz die Anerkennung bekommen, die sie vielleicht eigentlich verdient hätten gibt es wohl so viele, wie von solchen, die mit der Anerkennung ebenso wenig zurecht kommen wie mit dem Mißerfolg.
Daher noch einmal zurück zu dem, was Kasparov über's Computerschach sagt und zu dem, was er daran meiner Meinung nach wirklich beurteilen kann, weil er sich, zum Unterschied von anderen, die einmal eine von einem Programm auf die Mütze kriegen und es dann nie mehr wieder probieren, offenbar weiter intensiv damit auseinandersetzt, auch mit Varianten davon wie freestyle und den für mich überhaupt noch viel zu wenig entwickelten Möglichkeiten der Auseinandersetzung eins zu eins, besser gesagt zwei zu zwei, computerunterstützter Meisterpartien.
Sein Vorschlag, nachdem die Turnierpartie Mensch gegen Maschine ausgespielt ist, wieder mehr vereinte Kräfte zu bilden, gefällt mir, wenn du sie nicht schlagen kannst, verbünde dich mit ihnen.
So sehe ich seine Kritik auch gar nicht so negativ, den ganzen Artikel betrachtend. Was vor Allem manche Mathematiker schon meinen in absehbarer Zeit alles am Schach ausgerechnet zu haben, das kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen.
Die Eröffnungstheorie hat enorm vom Computer profitiert, allein durch Datenbanken und online- Verbreitung aber gerade da geht ohne Mitarbeit der menschlichen Meister nach wie vor gar nix, meiner Meinung nach.
Das ist das eine Ende der Wurst, die immer noch endlos scheint, sie hat aber ein anderes Ende wie jede und da ist der komplette 6Steiner mit einzelnen wenigen 7Steinern einfach auch noch ein sehr kurzes Ende.
Die engines lassen dafür gleich wieder Wissen in der Suche weg, weil es sie mit den tbs gemeinsam weniger weiterbringt im match und Entwicklungen wie Eiko Bleichers Freezer finden kaum Beachtung. Auch bei dieser ist es aber immer wieder schade, wie wenige Figuren zusätzlich zu den 6Steinern noch am Brett sein dürfen, damit die Sache berechenbar bleibt.
Wie soll man da als Schachtheoretiker, der man ja im Computerzeitalter noch viel leichter sein kann, denn erfolgreicher Spieler, zufrieden sein?
Es ging mir mehr um meine persönlichen Wünsche, wie du auch sagst, damit das Hobby spannend bleibt, als darum, Kasparovs Ansichten zu verteidigen, der hat wohl ohnehin auch genug andere Sorgen, als dass er mich als Advokat bräuchte.