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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Nochmal Kasparov
- - By Werner Pruess Date 2010-01-26 21:40 Edited 2010-01-26 22:31
Hallo zusammen,

der Kasparov -Aufsatz wurde weiter unten schon erwähnt.

Hier habe ich eine deutschsprachige Kurzzusammenfassung gefunden:

http://www.perlentaucher.de/magazinrundschau/2010-01-26.html
Die Seite bei Interesse bis fast ganz unten scrollen.

Meine Meinung zu den Kasparovschen Ergüssen: ziemlicher Stuß,
besonders der letzte Satz betreffs Finanzwelt

Gruß
W
Parent - - By Martin Hander Date 2010-01-27 01:43
Ich finde den Artikel von Kasparov hervorragend.
Ich kann an keiner Stelle irgendwelchen Stuß erkennen, im Gegenteil.

Die deutsche Übersetzung ist teilweise fehlerhaft, Financial Engineering kann man nicht mit Finanzentwicklung übersetzen, das ist wirklich kompletter Stuß.
Worauf Kasparov sich bezog, ist doch wohl die globale Finanzkrise, und die Vernachlässigung der Realwirtschaft gegenüber dem monetären Sektor.

In den letzten Jahren/Jahrzehnten wurde die Entwicklung der Schachprogramm ausschließlich durch die Verbesserung der Alpha/Beta Baumsuche und der statischen Stellungsbewertung vorangetrieben.
Mit großen Erfolgen, aber auch mit den bekannten Nachteilen: "Dumme Programme" in bestimmten Stellungen (Geschlossene Stellungen, Festungen usw.)

Wofür Kasparov plädiert, ist doch nur, das ein KI basierter Ansatz evtl. neue Erkenntnisse bringen könnte, was soll daran falsch sein?
Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum es nicht irgendwann ein Schachprogramm geben könnte, das lernfähig ist, und somit z.B. Festungen von selbst erkennt, ohne das man sich mühevoll einen Algorithmus dafür ausdenken muß.
In Kombination mit dem bisherigen Ansatz (so wie Mensch/Computer als Zentaur) könnte man Probleme lösen, die bisher nicht in den Griff zu kriegen sind.

Martin
Parent - - By Werner Pruess Date 2010-01-27 09:55
Hallo Martin,

Du hast da andere Auffassungen, und es gefällt mir dass Du sie
gut begründest.

Ich denke, die Finanzwelt sollten wir außen vor lassen, ob richtig oder falsch übersetzt,
ist auch off topic. Es ist derzeit halt chic, bei Gelegenheit mal einen kleinen Seitenhieb
auf die Finanzwelt los zu lassen und Kasparov lässt sich das auch nicht nehmen.

Zum Schach: Es hat in den letzten 4 Jahrzehnten eine Vielzahl von Programmierern
und fast ebenso viele unterschiedliche Programmieransätze gegeben. So ziemlich alles was an Ideen da war wurde auch ausprobiert.
Kasparov ignoriert dies.

Sicherlich basieren alle Programme auf dem Alpha-Beta- Modus. Nur was sollen die Programmierer denn machen? Darauf verzichten und sich mit 6 Halbzügen Rechentiefe zufrieden geben?

Letzlich entscheidet einzig der Erfolg. Programmieransätze und Algorithmen die nicht erfolgreich sind, also sich im praktischenSpiel nicht bewähren, werden verworfen. Das was gut ist wird weiterentwickelt. Und m.E ist das was bis heute erreicht wurde schon beachtenswert.

Ob es den Begriff KI noch gibt weis ich nicht. Ich kann mich an meine Studienzeiten erinnern,
da war dieser Begriff sehr angesagt. Ich denke man weiß heute, das das menschliche Gehirn bzw. die dort ablaufenden Denkprozesse nicht ohne weiteres im Computer nachzubilden sind.

Gruß
W
Parent - - By Peter Martan Date 2010-01-27 12:46
[quote="Werner Pruess"]
Letzlich entscheidet einzig der Erfolg. Programmieransätze und Algorithmen die nicht erfolgreich sind, also sich im praktischenSpiel nicht bewähren, werden verworfen. Das was gut ist wird weiterentwickelt. Und m.E ist das was bis heute erreicht wurde schon beachtenswert.
[/quote]

Hallo Werner!
Ich finde, das voraus, auch nicht, dass Kasparov Stuss schreibt, ich glaube hingegen, dass er außer als Ausnahmsschachspieler auch als Ausnahmscomputerschachkenner besser als die meisten anderen weiß, wovon er spricht. Mal abgesehen von seinen spektakulären Einzelauftritten gegen Computer, du kennst vermutlich auch sein legendäres Pseudonym als online- Spieler auf diversen servern.

Zu dem, was ich von dir zitiert habe aber besonders: da sind meiner Meinung nach Kernsätze seines Aufsatzes, in denen er genau dagegen spricht, wenn ich das aus meiner Sicht interpretieren darf. Das Computerschach ist an einem Punkt, wo die reine engine- engine- Auseinandersetzung als Maß der Entwicklung in einer Sackgasse ist.

Nachdem der Mensch als relevanter Gegner unter Turnierzeit abhanden gekommen ist, unumwunden zugegeben auch von ihm, weil dieser da keine Chancen mehr hat, und sich die engines in Rankings von sogenannten Elopunkten entwickelt haben, weit über das hinaus, was auch von Arpad Elo selbst dazu vorausgesetzt wurde, ist es einfach abzusehen, dass weitere Fortschritte, die nur in diese Richtung, wenn auch so schnell wie bisher, weiter gemacht werden, keinen in noch so vielen Spielen mehr relevanten Unterschied mehr machen werden. Jenseits der 3500 wird es nicht nur weniger leicht werden, 100 dazuzugewinnen, sie werden auch umso weniger relativ zählen.

Jetzt schon macht es keinen Unterschied mehr, ob du gegen eine 3100 oder eine 3200 Elo- engine ganz ganz schnell oder noch eine Kleinigkeit schneller verlierst, das wird bei engine- engine- engine- Turnieren erst recht bald soweit sein, ich will gar nicht wieder mit dem seit Wikipedia hinlänglich bekannten 1000 Partien- Phänomen als Kritikpunkt der Eloberechnung kommen, je mehr Partien du aber spielen lassen musst, um überhaupt noch statistisch signifikante Unterschiede exprimieren zu können, desto fragwürdiger wird einfach der reine Partieerfolg der gegeneinander zu vergleichenden Programme als einziges Maß ihrer Leistung.

Dass in diesem Sinn, wie Kasparov schreibt, nicht mehr nur die reine Geschwindigkeit der Algorithmen auf immer schnellerer hardware das sein sollte, was angestrebt wird, liegt auf der Hand und ist absolut kein Stuss.

Nicht erst seit dem Offenlegen der source-codes sehr erfolgreicher Programme sind die "Geheimnisse", die in den letzten zehn Jahren sicher gewaltige Fortschritte gebracht haben, Allgemeingut und die Programme beginnen in einer für mich evidenten Weise, einander mehr und mehr zu ähneln in dem, was sie spielen und wie.

Wenn du jetzt berechtigt fragen wirst, was ich da anders machen würde: zugegeben aus Programmierer- Sicht verstehe ich zu wenig davon, würde aber als user hoffen, die Entwicklungen gehe wieder einfach etwas zurück im quantitativen Einsatz von pruning- Techniken, insbesonders der Nullzug- Verwendung und dem forward- pruning, wie es sich bei manchen Programmen ja auch schon zeigt und dem Implementieren von wieder mehr wissenbasierter Suche und Bewertung, die sich ja zu vorletzt auch schon wieder deutlich reduziert hatte, weil sie eben im engine- engine- match weniger brachte als die aggressive Beschneidung der Suche in erster Linie.

Als Schachspieler würde ich mir aber vor Allem erhoffen, es werde von den Testern und den Programmierern, vielleicht aber sogar gerade auch von den Hobby- Schachspielern wieder mehr Wert gelegt auf die einzelne Partie, die einzelne Stellung und sei sie hin und wieder eine besondere und dem einzelnen Zug, sei er nicht nur gut genug um auf Zeit zu gewinnen, sondern auch schon in Eröffnungsstellungen der eher objektierbar beste.

Gerade dazu sind engine- engine Partien auch statistisch nur dann eine Handhabe, wenn sie nicht alle auf derselben win or save draw Technologie spielen und wenn längere Bedenkzeiten auch häufiger andere Züge erbringen.
Ist dir schon einmal aufgefallen, wie wenig das in den gängigen Eröffnungen noch der Fall ist? Du kannst die eine Seite mit Sekunden- und die andere mit Minutenbedenkzeiten gegeneinander antreten lassen, gibst du eine Eröffnung vor, die nicht gerade die whole hog variation schlechthin ist, sondern eine stinknormale positionell ausgewogene, wird die Partie noch immer überzufällig häufig remis ausgehen, einfach, weil die engines alle darauf getrimmt sind, rasch einen Zug zu finden, der möglichst sicher nicht verliert und darüber auch bei viel längerer Bedenkzeit nicht mehr hinwegkommen in ihrer Suche.

Es könnten engines sicher noch viel bessere Hilfsmittel werden, als sie das heute schon sind, dafür dürfte die Entwicklung in die astronomischen Elobereiche durch weitere Zunahme der Spielstärke gegeneinander von mir aus ruhig etwas mehr stagnieren, ich danke für deine Aufmerksamkeit, wenn du sie wirklich so weit tapfer aufgebracht hast, es ist für mich halt ein heißes Eisen in diesem unserem Hobby.
Parent - By Peter Martan Date 2010-01-27 12:59 Edited 2010-01-27 13:02
P.S.: (Zeit zum Editieren natürlich abgelaufen.)
Beim Nocheinmaldurchlesen ist mir aufgefallen, dass ich wieder einmal nicht nur unnötig weitschweifig, sondern auch wieder unnötig negativ war, natürlich ist das Computerschach förmlich explodiert in der letzten Zeit und dass die Menschen keine Chancen mehr over the board haben,  ist gewaltig.
Ich fürchte halt, es liegt mehr daran, dass die meisten Menschen noch viel schlechter spielen als die Computer und auch diejenigen, die es für Menschen wirklich gut können und zu denen zählt Kasparov sicher auch, wie er selber auch sagt, in den taktischen Rechenfähigkeiten am Brett so viel fehleranfälliger sind als die Programme, dass sich deren wieder andererseits auch für nur durchschnittlich gute Spieler immer wieder eklatante Schwächen in bestimmten Stellungen einfach in den Partien gegen Menschen nicht mehr auswirken und in denen gegen andere Programme auch nicht, weil sie alle dieselben Fehler haben und machen.
Im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Schachspieles bleibt aber gerade deshalb immer noch sehr viel zu wünschen übrig, findest du nicht auch?
Parent - - By Urs Maier Date 2010-01-27 17:59
hallo peter,

du erreichst mehr leser, wenn du ab und an mal einen punkt machst. dann schleichen sich weniger fehler ein, der stil wird besser und vor allem:
du wirst verständlicher. 
Parent - - By Peter Martan Date 2010-01-27 19:06
Danke Urs, ich weiß es eh.
Aber hast du auch gesehen, wie viele schöne Absätze ich gemacht hab? Das war früher alles noch viel ärger.

Von Zeit zu Zeit überkommt es mich einfach und dann kann ich die Worte nicht mehr halten.
Der medizinische Fachausdruck dafür ist Logorrhoe.

In Wirklichkeit liegt's, fürcht ich, schon in erster Linie daran, dass ich mich immer wieder einfach nicht darum schere, ob das auch irgendwie verständlich ist, was ich so schreibe, verzeih.
Parent - - By Axel Caro Date 2010-01-27 20:20
Hallo Peter,

also ich kann mich der stilistischen (oder stilisierten...) Kritik nicht im Geringsten  anschließen:

Ich vermisse weder Punkte noch Kommata (oder neudeutsch: Kommas) noch Absätze noch Verständlichkeit noch Stil: Und sogar Großschreibung ist mit im Angebot!

Was andere als Weitschweifigkeit beurteilen mögen, kommt bei mir als differenzierte, umfänglichere Ausdrucksweise an, die auch noch zwischen den Zeilen Platz lässt und (zumindest mir) eine anregende und angenehme Lektüre bietet.

Von mir also ein klares "Bitte weiter so!"

Gruß
Axel
Parent - - By Peter Martan Date 2010-01-27 21:15
Wow, da bin ich ja aber wirklich mal sprachlos.

Im Ernst, freut mich echt, danke, auch wenn ich tatsächlich gar nicht anders schreiben kann, ich probier's eh immer wieder.
Parent - - By Thomas Mayer (Quark) Date 2010-01-27 21:38
Hallo Peter,

ich möchte mich da Axel anschließen, es ist in dem Gewühl an einzeiligen Nichtigkeiten wirklich wohltuend, wenn man mal etwas längeren Ausführungen - zudem noch interessant zu lesen - folgen darf. Unsere Zeit krankt auch daran, daß alles immer kürzer gefasst wird - lies doch mal die SMS, die sich unsere Jugend - und nicht nur die - so um die Ohren hauen. Grauenhaft.
Deshalb also: ein fröhliches weiter so, ich lese Deine Ausführungen gerne.

Gruß, Thomas
Parent - By Peter Martan Date 2010-01-27 21:51
Jetzt ist's aber wirklich gut dann, Thomas!
Danke auch dir, Programmiersprachen sind ja auch nicht immer für jeden zu verstehen, wahrscheinlich kannst du auch daher eher Geschmack an meiner Schreibe finden.
Parent - - By Urs Maier Date 2010-01-27 21:41
ich denke schon, daß er absatz mit satz verwechselt . teilweise kommen da inhaltlich verschiedene dinge in einem satz vor. wenn du das einem deutschlehrer gibst, wird er verzweifeln. ich will ja nicht mosern, sondern konstruktive kritik üben.
Parent - By Peter Martan Date 2010-01-27 21:48
Ist ja gut, Urs, ich sag doch schon, dass ich dir inhaltlich recht gebe und mit Deutschlehrern hatte ich es zeitweise wirklich auch schwer, besser gesagt, sie mit mir.

Eigentlich war nur der erste in der Unterstufe immer ganz zufrieden mit mit, der war aber auch ein alter Freund meines Vaters.

Aber dennoch eine kleine Rechtfertigung, nein, weitere entschuldigende Begründung, es macht mir irgendwie Spaß so auf diese Art.
Parent - - By Axel Caro Date 2010-01-28 20:03
Hallo Urs,

für konstruktive Kritik bin ich immer zu haben.

Die hatte ich Deinem kurzen Statement nur nicht so recht entnehmen können. Dank Deiner Erläuterung ist's mir jetzt aber klarer (auch wenn ich in der Sache immer noch gänzlich anderer Meinung bin). 

Gruß
Axel (der sich im Nachsatz nicht verkneifen kann, sich laut nachdenkend zu fragen, was denn ein Deutschlehrer zu einer völligen Ignorierung der Großschreibung sagen würde )
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2010-01-28 20:46
[quote="Axel Caro"]
[...]
... völligen Ignorierung der Großschreibung ...
[/quote]

Das würde Schüler und Deutsch Lernende natürlich freuen, vieles vereinfachen, aber die
Lesbarkeit von Texten schmälern, gar nicht zu reden vom weiter schwindenden Leseverständnis
Mfg
Kurt
Parent - - By Horst Wandersleben Date 2010-01-28 21:30
off topic

Worte eines berufeneren als ich es bin:
"Bereits Jacob Grimm äußerte sich 1854: "den gleichverwerflichen misbrauch groszer buchstaben für das substantivum, der unserer pedantischen unart gipfel heißsen kann, habe ich [...] abgeschüttelt.""
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinschreibung

Zitat:
(...)aber die Lesbarkeit von Texten schmälern, gar nicht zu reden vom weiter schwindenden Leseverständnis


Und in fast allen anderen sprachen dieses globus kann man das geschriebene wegen der kleinschreibung schwerer kapieren als in der deutschen schreibweise? Kaum wahrscheinlich, oder?

Im übrigen beneide ich euch Schweizer, denn ihr ärgert euch nicht mehr mit dem "ß" rum, sondern schreibt "strasse" und "fass" und "masse" (für masse) und "masse" (für maße). Der zusammenhang ist oft viel wichtiger als die schreibweise: "Die junge frau überzeugte die jury durch ihre masse." (5 euro wurden von mir in die machokasse eingeworfen.)
Parent - - By Thomas Mayer (Quark) Date 2010-01-28 22:40
Tscha Horst,

da könnte man lange darüber debatieren. Schaffen wir doch alles ab was die Deutsche Sprache ausmacht. Am besten schaffen wir die auch gleich ab und reden alle englisch - oder vielleicht besser chinesisch. Groß- und Kleinschreibung und eben auch das "ß" sind meiner Meinung elementare Bestandteile unserer Sprache, beraubt man sie dieser kann man sie von mir aus auch gleich ganz abschaffen. Wozu soll es denn gut sein, daß "ß" abzuschaffen und die Großschreibung weitestgehend einzuschränken ? Gut, mit der Großschreibung entfernst Du einen der Themenkomplexe die zu vielen Fehlern führen, den Grund kannst Du aber beim "ß" nicht anführen, ich glaube kaum, daß die Umwandlung von "daß" in "dass" auch nur irgendeinen Fehler verhindert hat. Dürfen wir nicht vielleicht die eine oder andere Tradition pflegen ? Auch sprachlich gesehen ? Dem Franzosen läßt man ja auch sein "4-20" für 80. Die Schweizer haben das geändert und sind mir ihrer Version glücklich - aber deswegen sind die Franzosen doch nicht gleich schlechter dran ?!

Gruß, Thomas

P.S.: off topic und zugegeben etwas überzogener Beitrag... Bei dem Thema werden wir sicher nie Übereinstimmung finden... Aber eine Antwort auf die Fragen - gerne auch per PM - hätt ich schon gern. 
Parent - By Horst Wandersleben Date 2010-01-29 12:18
off topic

Hallo Thomas,

ich wäre der letzte, der die deutsche sprache zurückdrängen möchte. Ganz im gegenteil. Mich regen zum beispiel überflüssige anglizismen stets gewaltig auf.
Machen wir diese schöne sprache den jungen menschen aber bitte nicht unnütz schwer! Ich hatte reihenweise (auch intelligente!) schüler/innen, die an der komplizierten großschreibung gescheitert sind. Eine absolut überflüssige qual!
Beim "ß" muss ich zugeben, dass auch ich an diesem buchstaben nostalgisch hänge.
Ich wollte mit diesem beispiel Kurt lediglich zeigen, wie sehr auch schreibweisen der gewohnheit unterworfen sind. Lies ein, zwei jahre lang permanent "strasse", und du merkst es gar nicht mehr. Göthe (so schrieb sich sein großvater noch) hatte kein problem damit, "bey" mit y und "thür" mit th zu schreiben. Alles gewohnheitssache!

Entstanden ist der buchstabe ß in den frakturschriften, die das lange s als typen kennen. Kaum ein junger mensch kann heute noch diese frakturschriften lesen, nur das ß hat es überlebt.

Einigung müssen wir zum glück nicht erzielen. Sprache und schrift formen sich sowieso ganz von selbst um. Und unter anderem wegen des internets wird sich die kleinschreibung innerhalb kurzer zeit ganz von selbst durchsetzen. Zwei jahrzehnte gebe ich den großbuchstaben bei substantiven noch!

Viele grüße
Horst

Eine bemerkung zum abschluss: Die verwechslung von "das" und "dass" ist kein rechtschreibproblem, sondern ein grammatikfehler!
Parent - By Thomas Müller Date 2010-01-28 22:32
ich bin sicher, dass jeder den nachfolgenden Text lesen kann....und zwar flüssig

Luat enier sidtue an eienr elgnhcsien uvrsnäiett, ist es eagl in wcheler rhnfgeeloie die bstuchbaen in eniem wrot snid. das eniizg whictgie ist, dsas der etrse und der lztete bstuchbae am rtigeichn paltz snid. der rset knan tatol deiuranchnedr sien und man knan es ienrmomch onhe porbelm lseen. das legit daarn, dsas wir nhcit jeedn bstuchbaen aeilln lseen, srednon das wrot als gzanes."

--
TM
Parent - - By Klaus E. Date 2010-01-27 23:30
Ich kann nur sagen: der Inhalt zählt. Danke für den sehr ausführlichen Beitrag, den ich gerne gelesen habe. Sind originelle und interessante Ideen dabei.

Mir macht es nichts aus viel Text zu lesen, wenn er sinnvoll und ohne Wiederholungen ist. Kürze um der Kürze willen sagt mir nicht zu. Das ist ja hier auch ein forum und nicht MTV oder twitter... Gott sei Dank!

grüße
Klaus
Parent - - By Peter Martan Date 2010-01-28 06:46
Bei dir bedank ich mich jetzt auch noch, Klaus, und dann nehme ich den weiteren Beifall nur noch als selbstverständlich hin.

Und weil ich jetzt hier gerade so wichtig bin, übernehme ich auch noch den Job, dich aufmerksam zu machen, dass man sich hier mit vollem Namen anmelden soll.
(Anmerkung für die Moderation: einfach nur, weil ich schon wieder so früh auf bin.)
Parent - By Thomas Müller Date 2010-01-28 08:55
äh...stimmt...das war dann etwas spät bei mir
danke!

--
TM
Parent - - By Jens Heerklotz Date 2010-01-27 12:31
Stuss? Wieso denn, er hat doch vollkommen recht?

Wo sind denn Engines die etwas "anders" machen? Mit anders meine ich nicht hier eine Zeile anders und dort
sondern anders im Sinne von innovativ. Alles was nicht sofort funktioniert wird aufgegeben und damit viel
kreatives im Keim erstickt. Nicht nur in der Programmierung.

Wenn alle mit so dicken Scheuklappen vor dem Kopp denken würden wie viele Menschen es tuen dann gäbe
es heute keine Autos, Flugzeuge uswusw. Leider gibt es die letzten Jahrzehnte wirklich kaum noch
Innovationen.

Eine Zivilisation muss vielleicht erst einen kritischen Punkt erreichen bevor sie wieder bereit ist sich zu
verändern (im grossen wie in kleinen!?). Die Schachprogrammierung fällt gottseidank globalpolitisch
betrachtet wenig ins Gewicht sodass wir uns hier die Köppe heissreden können :O
Parent - - By Peter Martan Date 2010-01-27 13:09

Ich hab so lange an meinen Elaboraten hierzu getippt, dass ich dabei dein Statement verpasst hatte. Wie du, wenn du dir das antust, weiter oben lesen kannst, sehe ich das gar nicht ganz so negativ wie du, Kasparov aber übrigens auch nicht.
Prinzipiell befinden wir uns aber mit ihm in ganz guter Gesellschaft, politisch naja, lassen wir das mal allein wegen weit off topic beiseite, schachlich aber jedenfalls, finde ich eben auch.
Parent - - By Werner Pruess Date 2010-01-27 13:50
Hallo Peter,

danke für Deine erschöpfenden Kommentare.

Das Wort "Stuss" ist natürlich provozierend,
vielleicht sollte es das ja auch, aber man kann das sicher auch differenzierter und moderater ausdrücken.

Du hast Recht, das klassische Engine-Engine Schach ist langsam in eine Sackgasse geraten.
Ich beschäftige mich seit über 25 Jahren mit Computerschach, anfangs mit PsionChess auf einem 286 Rechner,
ohne Internet, sozusagen abgeschieden von der Welt, einzige Informationsquelle war damals die Printausgabe der CSS.
Heute habe ich einen Netzanschluß, blitzschnelle Hardware, riesige Datenbanken und wenn ich will weit über 100 Engines. Das Problem ist nur, ich kann nicht unbedingt behaupten, dass das Hobby Computerschach heute mehr Spaß macht als damals.
Eine "Lösung" diese Problems habe ich auch nicht.

Nochmal zu Kasparov: Was er da schreibt ist nicht unbedingt neu. Das wurde u.a. so oder so ähnlich auch hier in diesem Forum schon mehrfach diskutiert. Das Problem ist m.E.: Wie genau stellt er sich nun seine "Traumengine" vor? Was soll sie anders machen als die vielen anderen. Menschliche Züge spielen? Wie genau sehen die aus? Und wer entscheidet? Oder: langfristige Pläne entwickeln. Mal salopp gesagt: Letzlich kann jede Engine "behaupten": Dieser Zug ist Teil eines langfristigen Planes.

Kurzum: Kasparov bleibt da sehr vage. Er übt massive Kritik an der Arbeit von zig Programmierern, vielleicht auch weil eine vermeintlich "kritische" (ich würde sagen: nörgelnde) natürlich immer besser ankommt als ein Lob.

Und, last but not least, hier will ich mal die Katze aus dem Sack lassen : Ich mag Kasparov nicht sonderlich.
Er war ( oder wer will auch: ist) zweifelsohne einer der besten Schachspieler aller Zeiten. Aber ein fairer Sportsmann, der letztlich auch Leistungen anderer respektiert, das ist er wohl nie gewesen. Der Deep Blue Wettkampf ist da nur ein Beispiel.

Ich habe vor kurzem mal eine Kurzbiographie über den großen Paul Keres gelesen. Keres hat mich schachlich und menschlich sehr beeindruckt. Dies auch weil seiner Schachlaufbahn eine Tragik innewohnt, ein gewisses Pech. was letztlich dazu führte, das nie die Spitze des Olymp erklomm.

Gruß
W
Parent - By Peter Martan Date 2010-01-27 14:59
[quote="Werner Pruess"]
danke für Deine erschöpfenden Kommentare.
[/quote]


[quote="Werner Pruess"]
Du hast Recht, das klassische Engine-Engine Schach ist langsam in eine Sackgasse geraten.
Ich beschäftige mich seit über 25 Jahren mit Computerschach, anfangs mit PsionChess auf einem 286 Rechner,
ohne Internet, sozusagen abgeschieden von der Welt, einzige Informationsquelle war damals die Printausgabe der CSS.
Heute habe ich einen Netzanschluß, blitzschnelle Hardware, riesige Datenbanken und wenn ich will weit über 100 Engines. Das Problem ist nur, ich kann nicht unbedingt behaupten, dass das Hobby Computerschach heute mehr Spaß macht als damals.
Eine "Lösung" diese Problems habe ich auch nicht.
[/quote]
Ein ähnlicher Werdegang wie bei mir. Ich kann mich auch noch erinnern, wie ich mir immer das neueste CSS- Heft bei einem bestimmten Schachartikelhändler geholt hab und dass war schon eine ganz andere Zeit als die der ersten dedicated Schachcomputer, meiner war der Chess- Challenger von Fidelty Electronics,  ich glaube es war ein Sprackleen- Programm, wenn überhaupt schon.
[quote="Werner Pruess"]
Nochmal zu Kasparov: Was er da schreibt ist nicht unbedingt neu. Das wurde u.a. so oder so ähnlich auch hier in diesem Forum schon mehrfach diskutiert. Das Problem ist m.E.: Wie genau stellt er sich nun seine "Traumengine" vor? Was soll sie anders machen als die vielen anderen. Menschliche Züge spielen? Wie genau sehen die aus? Und wer entscheidet? Oder: langfristige Pläne entwickeln. Mal salopp gesagt: Letzlich kann jede Engine "behaupten": Dieser Zug ist Teil eines langfristigen Planes.

Kurzum: Kasparov bleibt da sehr vage. Er übt massive Kritik an der Arbeit von zig Programmierern, vielleicht auch weil eine vermeintlich "kritische" (ich würde sagen: nörgelnde) natürlich immer besser ankommt als ein Lob.
[/quote]
Alles ganz richtig und schließlich ist Garry ja auch kein Programmierer aber auch der viel früher an der Computerschachprogramm- Entwicklung stark interessierte Botwinnik wußte keine Antwort auf die Frage des Journalisten "weiß Botwinnik, wie Botwinnik denkt" als er meinte, man müsse dem Computer beibringen, wie ein Mensch zu denken, zumindest kenne ich keine überlieferte.

Auch schließe ich mich irgendwie dem an, was Bob Hyatt im talkchess dazu gesagt hat, wer käme auf die Idee, einem Fortbewegungsmittel die menschliche Art sich auf 2 Beinen im Gleichgewicht zu halten, beizubringen.
[quote="Werner Pruess"]
Und, last but not least, hier will ich mal die Katze aus dem Sack lassen : Ich mag Kasparov nicht sonderlich.
Er war ( oder wer will auch: ist) zweifelsohne einer der besten Schachspieler aller Zeiten. Aber ein fairer Sportsmann, der letztlich auch Leistungen anderer respektiert, das ist er wohl nie gewesen. Der Deep Blue Wettkampf ist da nur ein Beispiel.
[/quote]
Gerade das mit dem Deep Blue Wettkampf ist sehr kontroversiell diskutiert worden, vielleicht meinst du mit fair auch die Geschichte von dem zurückgenommenen Zug und ich habe das mit der Politik ausdrücklich weglassen wollen, weil es mit dem Schach nicht direkt zu tun hat. Letzten Endes kann man aber, was jemand tut, nicht davon trennen, wer er ist und ob er einem als Person gefällt oder nicht. Trotzdem macht es einem Kasparov immer noch leichter, seine Partien zu bewundern, als z.B. Bobby Fischer, den ich auch nicht wieder heranziehen sollte, aber wie der alte Herr Geheimrat schon gemeint hat, ist halt viel Schatten, wo viel Licht ist.
[quote="Werner Pruess"]
Ich habe vor kurzem mal eine Kurzbiographie über den großen Paul Keres gelesen. Keres hat mich schachlich und menschlich sehr beeindruckt. Dies auch weil seiner Schachlaufbahn eine Tragik innewohnt, ein gewisses Pech. was letztlich dazu führte, das nie die Spitze des Olymp erklomm.
[/quote]
Beispiele von großen Menschen, die Großes leisten und trotzdem nie ganz die Anerkennung bekommen, die sie vielleicht eigentlich verdient hätten gibt es wohl so viele, wie von solchen, die mit der Anerkennung ebenso wenig zurecht kommen wie mit dem Mißerfolg.
Daher noch einmal zurück zu dem, was Kasparov über's Computerschach sagt und zu dem, was er daran meiner Meinung nach wirklich beurteilen kann, weil er sich, zum Unterschied von anderen, die einmal eine von einem Programm auf die Mütze kriegen und es dann nie mehr wieder probieren, offenbar weiter intensiv damit auseinandersetzt, auch mit Varianten davon wie freestyle und den für mich überhaupt noch viel zu wenig entwickelten Möglichkeiten der Auseinandersetzung eins zu eins, besser gesagt zwei zu zwei, computerunterstützter Meisterpartien.
Sein Vorschlag, nachdem die Turnierpartie Mensch gegen Maschine ausgespielt ist, wieder mehr vereinte Kräfte zu bilden, gefällt mir, wenn du sie nicht schlagen kannst, verbünde dich mit ihnen.
So sehe ich seine Kritik auch gar nicht so negativ, den ganzen Artikel betrachtend. Was vor Allem manche Mathematiker schon meinen in absehbarer Zeit alles am Schach ausgerechnet zu haben, das kann ich auch überhaupt nicht nachvollziehen.
Die Eröffnungstheorie hat enorm vom Computer profitiert, allein durch Datenbanken und online- Verbreitung aber gerade da geht ohne Mitarbeit der menschlichen Meister nach wie vor gar nix, meiner Meinung nach.
Das ist das eine Ende der Wurst, die immer noch endlos scheint, sie hat aber ein anderes Ende wie jede und da ist der komplette 6Steiner mit einzelnen wenigen 7Steinern einfach auch noch ein sehr kurzes Ende.
Die engines lassen dafür gleich wieder Wissen in der Suche weg, weil es sie mit den tbs gemeinsam weniger weiterbringt im match und Entwicklungen wie Eiko Bleichers Freezer finden kaum Beachtung. Auch bei dieser ist es aber immer wieder schade, wie wenige Figuren zusätzlich zu den 6Steinern noch am Brett sein dürfen, damit die Sache berechenbar bleibt.
Wie soll man da als Schachtheoretiker, der man ja im Computerzeitalter noch viel leichter sein kann, denn erfolgreicher Spieler, zufrieden sein?
Es ging mir mehr um meine persönlichen Wünsche, wie du auch sagst, damit das Hobby spannend bleibt, als darum, Kasparovs Ansichten zu verteidigen, der hat wohl ohnehin auch genug andere Sorgen, als dass er mich als Advokat bräuchte.
Parent - By Karl-Heinz Milaster Date 2010-01-29 04:17
[quote="Werner Pruess"]Wie genau stellt er sich nun seine "Traumengine" vor? Was soll sie anders machen als die vielen anderen.[/quote]

Hallo Werner,
ich bin der Meinung, dass Schach-Engines nicht wirklich Schachspielen können, wenn man zugrunde legt, wie Menschen Schach spielen.
Die maximle "Suchtiefe" des Menschen liegt bei ca. 7 Halbzügen.
Eine Engine kann erst dann wie ein Mensch Schach spielen, wenn - etwas vereinfachend gesagt - ihr Suchbaum auf 7 Halbzüge begrenzt ist und sie trotzdem gegen Kasparov gewinnt.
Bei einem Vergleich der Spielweise von Menschen und Computern vergleicht man allerdings Äpfel mit Birnen.
Die menschliche Spielweise basiert auf Mustererkennung - darin sind wir Spitze.
Der Computer rechnet schnell alles durch, darin ist er innerhalb seines Berechnungs-Horizonts Spitze.
Wie Anand mal sagte: Es ist sinnlos, bei einem Wettlauf gegen einen Ferrari anzutreten.
Möglicherweise würde die Sache anders aussehen, wenn die Autobauer ihren Fahrzeugen Beine verpassen würden und die Route nicht einprogrammiert wäre.

Gruss,
khm
khm
Parent - - By Michael Scheidl Date 2010-01-27 22:15
Man sieht, was berühmte Namen ausmachen. Würde derselbe Artikel von einem Unbekannten geschrieben worden sein, würde man ihn als "nichts neues über Computerschach" abhaken und hier keine 10+ Bildschirmseiten Forumsdiskussion darüber abhalten.

P.S. Über Schreibstil: Viele meiner Postings waren ursprünglich länger entworfen. Ich habe mir angewöhnt, sie meist vor dem Absenden radikal zu kürzen.
Parent - By Peter Martan Date 2010-01-29 09:05 Edited 2010-01-29 09:09
Kurz sein kann ich aber schon auch.

Kurz und gut hingegen: natürlich ist das Interessante an dem Artikel, dass ihn nicht irgendwer verfasst hat, sondern jemand, der mehr vom Schach versteht als sonstwer und vom Computerschach aus der Sicht des Schachpielers mehr als die allermeisten anderen.
Mich interessiert halt aus naheliegenden Gründen die Sicht des Schachspielers und des users auch immer noch etwas mehr als die des Programmierers, will sagen, ich verstehe sie eher.
Und wäre übrigens das wirklich das Einzige, was Kasparov in seinem Artikel gesagt hätte, dass es seiner Meinung nach im (über) Computerschach nichts Neues (zu sagen) gäbe, wäre das eigentlich auch schon Diskussionsstoff genug.
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