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Up Topic Hauptforen / CSS-Forum / Die Letzte Partie, Roman-Biographie um José Raúl Capablanca
- - By Frank Quisinsky Date 2010-01-19 14:50
Hallo zusammen,

um mich selbst ein wenig von der Arbeit der letzten Wochen rund um die SCHACHWELT abzulenken, versuchte ich mich gestern an einer Rezension zu einer Roman Biographie.

SCHACHWELT
Die Letzte Partie, Fabio Stassi
http://www.schach-welt.de/index.php?option=com_content&view=article&id=108&Itemid=111

Wer Lust hat einen spannenden Roman zu lesen, könnte sich ja vorab die Rezension ansehen.

Was hat das alles mit Computerschach zu tun?

Ich war viele Jahre selbst ein Bücherwurm und konnte nicht genug Schachbücher lesen. Computerschachbücher gab es bekanntlich nur sehr wenige. Insbesondere haben es mir verschiedene Altmeister angetan. Viele Jahre habe ich dann fast überhaupt keine Schachbücher mehr in die Hand genommen und seit kurzer Zeit packt mich dann doch wieder die Lesewut. Auf den Webseiten der SCHACHWELT möchte ich und wieder ein paar gelesene Bücher vorstellen, wobei ich mir selbst immer wünschte, dass Buch-Rezensionen spannender geschrieben werden. Viele Rezensionen lesen sich verheißungsvoll, die Meisten sind eher trocken und nüchtern verfasst. Insbesondere spielte ich in jungen Jahren viele Partien von Capablanca nach und analysierte Capablanca Partien in der Schachcomputer-Ära (kam natürlich nicht unbedingt etwas dabei heraus)

Seit kurzer Zeit gibt es eine Roman-Biographie von Fabio Stassi zum Thema.

Gruß
Frank
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2010-01-19 17:48
Hallo Frank
Habe den Roman gelesen ... für einen Schachspieler, der weiss wie die
Figuren heissen und ziehen, ist dieses Werk zumindest in der Beschreibung
von Partien schlicht ein Graus. Das Buch steht noch in meinem Schrank,
obwohl ich nach der grossen Enttäuschung dafür eigentlich den Papierkorb
vorgesehen hatte. Mir ist schleierhaft, was an diesem Werk besonders
sein sollte. Auch die Episoden zwischen Capa und Alekhine wirken alles
andere als glaubwürdig. Fazit: für einen Schachspieler nicht lesenswert
und anderen Lesern wird vom Schachspiel und seinen Spielern ein m.E.
völlig falsches Bild vermittelt. Sorry, aber meine Kritik ist vernichtend.
Mfg
Kurt
Parent - By Michael Waesch Date 2010-01-19 17:59
Na, ja, Capablanca war ja als Schönling und "Frauenheld" bekannt. Vielleicht verkaufen sich solche Geschichten besser. 

Würde mich aber interessieren, ob einer von euch Literaturvorschlage in Sachen Roman und Schach machen kann - von der berühmten Schachnovelle mal abgesehen.

Mike
Parent - By Frank Quisinsky Date 2010-01-19 18:09
Hallo Kurt,

so unterschiedlich können Meinungen ausfallen.
Und das macht überhaupt gar nichts, denn wäre es nicht so würden alle Menschen gleich ticken.

Im Buch selbst gab es nicht viele Episoden zwischen Capa und Alekhine.
Hauptsächlich die Begegnung in Petersburg, die Wette ... eine Situation die Capa im Leben begleitete.

Jetzt mal ganz unabhängig von der Frage, welche der Geschichten / Episoden stimmen oder nicht stimmen.
Das Capablanca im Alter von 4 Jahren durch bloßes Zusehen beim Vater selbst lernte hat er offenbar in späteren Jahren selbst ein wenig zurechtgeschoben.

Der verlorene Kampf gegen Alekhine um die Weltmeisterschaft wurde natürlich erwähnt aber inhaltlich gab es doch eher eine auf Distanz geführte Rivalität der Beiden. Der verlorene Kampf wurde nicht zu einem Hauptthema gemacht.

Das Buch ist als Roman geschrieben, Episoden wurden zusammengefügt.
Es ist keine Biographie sondern eine Roman-Biographie.

Letztendlich führst Du zwei Dinge als Kritik an.

1. für einen Schachspieler, der weiss wie die Figuren heissen und ziehen
Abgedruckte Partien gibt es bei diesem Roman nicht. Ich gebe Dir Recht, dass in 3 oder 4 Stellen des Buches Schachzüge kurz angesprochen wurden und sich alles ein wenig laienhaft anhört. Der Grund warum ich zu einem Punktabzug gekommen bin. Diese Stellen hätte der Autor vielleicht prüfen lassen sollen.

2. Auch die Episoden zwischen Capa und Alekhine wirken alles andere als glaubwürdig.
Siehe einleitende Bemerkungen.

Aus dem Rest Deiner Worte kann ich jetzt kein inhaltliche Kritik erkennen.
Aber auch das ist nicht wichtig.

Mir persönlich gefällt auch nicht alles was anderen gefällt.

Viele Grüße
Frank
Parent - - By Peter Martan Date 2010-01-19 20:12
Hallo Kurt!
Du erinnerst dich, dass wir das Buch, als es erschien und von chessbase erwähnt wurde, schon einmal als gemeinsames Thema hatten. Damals war ich noch im Nachlesefieber, es ist mir ja wie Frank gegangen, es hatte mich einfach gepackt.
Mittlerweile sehe ich es mit etwas mehr Distanz und gebe dir teilweise recht, das Schachspiel wird romantisiert und seiner sachlichen Schönheit zu wenig Rechnung getragen. Bedenke aber, dass es sich um die große romantische Zeit des Spiels auch historisch handelt, schillernde Persönlichkeiten wie Morphy, Capa und Aljechin gab es nur damals und eine romanhaftere Geschichte als die zwischen Aljechin und Capablanca kann man sich kaum ausdenken.
Wahrscheinlich war das Leben ganz anders phantasievoll und der Phantasie im Spiel von Capablanca kann ein Roman, der sich nicht nur mit dem Spiel selbst beschäftigt, nicht wiedergeben oder kannst du dir einen Roman vorstellen, der von Schachpartien in ihrer schachlichen Bedeutung allein handelt, vorstellen?
Du bist als Schachspieler enttäuscht, glaube ich dich zu verstehen, ich bin dafür mit der psychologischen Seite entschädigt worden.
Die Vorstellung, ein Ausnahmsspieler wie Capa verbringe seine späten Lebensjahre damit, im Geist die eine Partie gegen den einen Gegner zu spielen, der im ähnlicher ist, als alle anderen, den einzigen, der ihm wirklich Schach bieten kann und ihm die Revanche für die Niederlage seines Lebens vorenthält, diese Vorstellung hat schon was.
So schachlich unwahrscheinlich die Pointe sein mag, wie er sich dafür im Buch posthum revanchiert (ich will Franks Rezension zur Anerkennung auch nicht alles verraten), so sehr hat mich die Idee fasziniert und wenn man sich manche Spiele von engines am server gegeneinander anschaut, wo Bücher bis ins Endspiel gegeneinander ausgespielt werden, hat die Zeit und die Technik die Phantasie eigentlich schon fast eingeholt, meinst du nicht auch?
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2010-01-19 22:57 Edited 2010-01-19 23:00
Hallo Peter,

ich habe mir gerade die Kritiken (Links von Michael Scheidl) angesehen. Ich wollte total frei in die Besprechung gehen und wenn überhaupt erst später lesen was andere so geschrieben haben. Ich habe in keiner einzigen Kritik etwas darüber gefunden was der Autor eigentlich wollte. Verrissen wurden vielmehr Übersetzungsfehler oder das der Autor wahrscheinlich selbst kein Schachspieler ist. Klar, der Verlag hätte das ein wenig besser prüfen können und das trübt das Gesamtbild ab. Dafür gab ich dann letztendlich auch einen Punkt Abzug.

Überhaupt ist genau das so ein Thema. Finden sich kleine Fehler wird sofort zerrissen und dann meist absolut zu Unrecht. Dabei geht das Inhaltliche baden. Das Buch scheint ja das Parade-Beispiel dafür zu sein, was ich selbst bei Buchrezensionen für nicht gut halte. Sofern ich dann solche Kommentare lese, frage ich mich, worum es den Leuten überhaupt geht die ein Buch lesen und dann ein Urteil darüber niederschreiben. Wer hat herausgearbeitet was Stassi sagen wollte?

Suche ich nach:
Wer hat herausgearbeitet was Stassi sagen wollte, werde ich bei den Besprechungen nicht fündig.
Bei keiner der Links, sorry aber wo steht es?
Fehlt die Phantasie dafür, oder wird es nicht erkannt?
Woran liegt es? Wurde das Buch überhaupt gelesen ohne auf Fehlersuche zu gehen?

Suche ich nach:
Wer hat die Fehler des Buches herausgearbeitet, werde ich fündig.
Prima, wie in der Schule ... 9 Fehler und ein Mangelhaft liegt in der Luft.

Eine Leistung bewerten ist schwierig.
Genau darüber habe ich mir Gedanken gemacht und genau das wollte ich aufgreifen und ich denke genau das ist auch die Aufgabe von Jemanden der anderen Hinweise zu einem Buch geben möchte.

Lese ich jetzt Deine Kommentare stehe ich zumindest als Leser nicht mehr allein zumal genau dieses Buch die richtige Lektüre ist mal selbst über verschiedene Dinge nachzudenken. Über Selbstverständlichkeiten, Werte, Anspruchsdenken und all die anderen Dingen die immer mehr durch Medien wie das Internet verloren gehen.

Nachdem ich nun auch ein paar Rezensionen durch die Links kenne ... ganz ehrlich ... bin ich froh das Buch erneut rezensiert zu haben.

Übrigens:
Zugzwang wurde erwähnt, das Buch liegt hier lese bereit.

Viele Grüße
Frank
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2010-01-20 09:23
... es bleibt die grosse Frage, ob das Original mit den schachlichen Begriffen besser umgeht als die übersetzte Version
Kurt
Parent - - By Frank Quisinsky Date 2010-01-20 22:18
Hi Kurt,

diese Frage müssen dann aber die Personen beantworten die das Buch zerrissen haben.
Denn bevor deswegen eine negative Bewertung erfolgt recherchiert der Sensor.

Vielleicht ist das heute aber anders!

Gruß
Frank
Parent - - By Michael Scheidl Date 2010-01-20 22:23
Um die deutsche Fassung zu verreißen, ist man nicht verpflichtet die italienische zu lesen.
Parent - By Frank Quisinsky Date 2010-01-20 23:02 Edited 2010-01-20 23:07
Hi Michael,

um die deutsche Fassung zu zerreißen sollte man verpflichtet sein zumindest zu versuchen zu recherchieren ob die Fehler durch die Übersetzung kommen.
Es könnte hierzu ein Anschreiben an den Verlag erfolgen (mit der Bitte um eine Stellungnahme für eine beabsichtige Rezension).

Wer rezensiert sollte eine Verpflichtung verspüren objektiv zu handeln.
Subjektive Meinungen sollten deutlich gemacht werden.

z. B.
Ich halte es aus subjektiver Sichtweise für unmöglich das folgende Fehler unterlaufen sind.
Im weiteren Verlauf ...
Subjektiv weil ich mir nicht die Mühe mache werden, zu den beschriebenen Fehlern zu versuchen Informationen einzuholen.

Weiteres Beispiel:
Schaue Dir die aktuelle ChessBase Fritz 12 GUI an.
Es sind eine Menge Grafikfehler im Programm, manche sehe ich merkwürdiger Weise nur auf dem TV, andere nicht auf dem TV aber auf verschiedenen Computer-Bildschirmen bei gleichen Grafikkarten.

Nun könnte ich hingehen:
Dieses Produkt ist ja totaler Mist, wie schrecklich ... dafür so viel Geld ausgeben. Wie kann man das dem Käufer zumuten.
Keine Silbe darüber was positiv ist.

Was ist denn das für eine Denke?

Wenn ein Produkt z. B. 20 Eigenschaften hat und bei 3 Eigenschaften gibt es Fehler ... wäre es gut wenn das herausgefunden wird und natürlich darauf hingewiesen wird. Es ist aber auch richtig dann auf die anderen 17 positiven Dinge hinzuweisen. Bei Büchern ist das schwieriger als bei einfach festzustellenden Dingen.

Ein Grund warum ich es denke, dass es fast unmöglich ist über ein Buch eine gute Rezension zu schreiben.

Gruß
Frank 
Parent - By Peter Martan Date 2010-01-20 12:36
[quote="Frank Quisinsky"]
Lese ich jetzt Deine Kommentare stehe ich zumindest als Leser nicht mehr allein zumal genau dieses Buch die richtige Lektüre ist mal selbst über verschiedene Dinge nachzudenken. Über Selbstverständlichkeiten, Werte, Anspruchsdenken und all die anderen Dingen die immer mehr durch Medien wie das Internet verloren gehen.
[/quote]

Naja, Frank, du hast ein Buch besprochen, das dir gefallen hat und ein paar Antworten bekommen, warum man es besser nicht lesen sollte. Dabei haben Leute, die es gelesen haben, wirklich etwas zum Buch zu sagen und den anderen ist es natürlich unbenommen, zu begründen, warum sie's lieber gar nicht probieren.
Ich würde, hätte ich mir selbst deine Arbeit gemacht, mich auch lieber mit denen freuen, mit denen man sich über das, was einem gefallen hat, versteht, aus der Perspektive des nur- Lesers sieht man es noch eine Nummer gelassener, wie's bei anderen ankommt.
Tatsächlich hatte ich  damals nach dem Lesen sogar auch eine Rezension fürs Glarean darüber überlegt, dann ging aber Isaac Lipnitzky vor und das bereue ich auch nicht, wenngleich die Reaktionen darauf auch nicht ganz so waren, wie man sich als Rezensent vielleicht erhofft, nämlich halt einfach nicht das ganz große Echo.


Zum Buch selbst, um nicht gleich in deine Sorge um die Medienkultur und das Internet einzustimmen ( es hat ja auch viel ganz eigene Kultur gebracht, ich gehöre nicht zu denen, die meinen, das sei alles nur Subkultur, dass dies und jenes Alte verdrängt wird, wenn es was Neues gibt, liegt in der Natur der Sache).
Romane sind was für Romantiker und was dieses Genre angeht, sind mir halt immer noch die lieber, die sich bewußt und absichtlich nur oder mehr mit den für sie erzählenswerten Geschichten darum herum beschäftigen (vorausgesetzt, die gefallen mir und nur darum geht es halt eigentlich auch hier) als solche, die so tun, als wären sie historisch und oder schachlich enorm exakt und bewandert und in Wirklichkeit verzapfen sie auch nur schlichte unbedarfte Eigenmeinung oder plappern noch häufiger solche anderer nach, wie die Diagnose von Bobby Fisher's Asperger. Fachleute sind sich gerade bei solchen Syndromen immer wieder uneinig, welcher einzelne Patient das hat oder nicht, selbst nach eingehender Untersuchung, weil es aber so gut klingt, werden solche Diagnosen von den Medien immer wieder viel lieber übernommen als näher erklärt, man hat einen Begriff und gut. Von dem einzigen Fachmann, der Fischer auch persönlich als Schachfreund kannte, Reuben Fine, ging das, meines Wissens nach, nicht aus. So jemandem würde sich solche Diagnosen schon deshalb verbeten haben, weil sich Fischer ihm gegenüber immer ausdrücklich die medizinische Beurteilung durch ihn verbeten hatte. Biographen haben's da einfacher, sie fragen jemanden, was der so drüber denkt und schreiben drauf los. Solche Schlampereien in den Recherchen haben viel schlimmere Auswirkungen, weil sie als sogenannte Fachliteratur verkannt, unkritisch geglaubt und weitergereicht werden und der Person, um die es geht, noch viel weniger gerecht werden und zu Oberflächlichkeit verleiten, ohne dass einem das auf Anhieb klar wird.

Will sagen, dass Stassi gar nicht den Anspruch erhebt, der historischen Gestalt, geschweige denn seinem schachlichen Genie schachlich gerecht zu werden. Er verwendet einfach die Personen als Aufhänger für Kunstfiguren und deren Schicksale um eine anrührende und raffinierte Geschichte zu erfinden. Die mag einem gefallen oder nicht, mit dem, was Capa als Schachspieler wirklich geleistet hat und ob das jetzt schachrhetorisch immer korrekt formuliert ist, hat es nur am Rande zu tun. Natürlich kann es einen als Schachspieler stören, wenn da Ungereimtheiten sind, für die literarische Beurteilung, sofern nicht schachlich oder historisch echter Blödsinn verzapft wird, hat es keinen Belang.
Ich will jetzt auch nicht so tun, als wäre das Buch für mich ein epochales Meisterwerk des historischen Romans, ich finde es ist gute Unterhaltungsliteratur mit einer auch für Schachspieler, die sich nicht an zuviel künstlerischen Freiheiten stören, witzigen Pointe. Was Capablanca schachlich unter der russischen Schachmaschinerie der damaligen Zeit zu leiden hatte, weil Aljechin allein hätte nicht so lange Weltmeister sein können ohne die Phalanx um ihn herum, kann man vielleicht sogar ein bisschen mit Bobby Fischer vergleichen, auch bei dem würde ich mich als Schachspieler fragen, was von dem Verfolgungswahn, den er entwickelt haben mag, ursprünglich reale Verschwörung des Sowjetschachs gegen ihn war und sich dann erst mehr und mehr zur wahnhaften Fixierung gesteigert hat. Dass man sich nicht als Kind so auf ein Spiel beschränkt, wie er, wenn es nicht auch ganz besondere Umstände sind,  von Geburt und Umwelt außergewöhnlich, muss nicht für Diagnosen reichen, sollte aber für Biographen interessanter sein als irgendwelche Stempel, die man ja auch ohne Recherchen allen möglichen Leuten einfach aufdrücken kann, um sich mühsameres zu ersparen.
Das hat alles mit diesem Buch sehr wenig zu tun, wollte ich nur loswerden angesichts deiner Frage, was einem bei der Lektüre noch so alles durch den Kopf geht. Eigentlich wollte ich nur in Kürze sagen: was wissen wir eigentlich überhaupt von den Menschen, deren berühmte Schachpartien wir nachspielen und was wollen wir überhaupt über sie wissen. Wir geheimnissen gerade als Schachspieler sicher immer wieder sehr viel in einzelne ihrer Züge hinein, anstatt uns zu fragen, wie sie zu der Zeit gelebt haben mögen. Eigentlich in diesem umgekehrten Sinn abstrahieren wir von den Spielern, deren Partien wir bewundern, viel mehr, als ein Romanschriftsteller, der sich aus einem historischen Gerüst eigene Personen und Handlungen bastelt, vielleicht sollten wir hin und wieder weniger das eine und etwas mehr das andere tun und würden Figuren, die sich nicht nur wie Schachfiguren am Brett sondern real im Leben bewegen oder bewegt haben, gerechter werden als durch das Hängen an Details, die nur 8x8 Felder wichtig sind.
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2010-01-20 09:32
Hallo Peter
Vielleicht muss ich zugeben, nicht mehr ganz objektiv zu sein.
Aber beim Antreffen derart schlampiger Übersetzungen verlier
ich jeweils die Lust am Lesen des betreffenden Buches, weil ich
innerlich davon ausgehe, dass auch alles andere nicht seriös
daherkommen kann/muss. Wohl kaum werde ich mich überwinden
können, das Buch nochmals zu lesen.
Mfg
Kurt
Parent - - By Peter Martan Date 2010-01-20 11:05
Nevermind, Kurt!
Ich kann ja verstehen, wenn einem an einer Sache im Detail was liegt und die wird in diesen Details schlampig behandelt, kann einem das die Freude an dem Ganzen verderben, es sei denn, dass es einem aus anderen Gründen so gut gefällt, dass man darüber hinweg sieht. Dich hat die Romantik des Romans halt weniger begeistert und was du dir schachlich erwartet hast, wurde enttäuscht. Vermutlich bist du im Unterschied zu mir noch mehr Schachspieler und noch weniger Romantiker.
Parent - By Kurt Utzinger Date 2010-01-20 11:58
Hallo Peter
Du hast es erfasst ... mit Romantik habe ich wenig am Hut und
das Buch wirklich nur als Ergänzung zu meiner Schachbibliothek
gekauft.
Gruss
Kurt
Parent - - By Michael Scheidl Date 2010-01-19 21:29
Mit Deiner Meinung stehst Du nicht allein, z.B. ortet IM Löffler "Hunderte falsch übersetzte Stellen":

http://schach.twoday.net/stories/5516146/

Also nicht zuletzt ein Problem der Übersetzung; Schach ist wohl manchen Verlagen nicht wichtig genug als daß sie Leute engagieren würden, die eine Ahnung davon haben. Siehe auch folgendes über die deutsche Übersetzung von "Zugzwang" von Ronan Bennett:

http://schach.twoday.net/stories/4272494/main

"Statt Abtausch heißt es Wechsel, statt Variante Variationen, es wird Schach gesetzt, und auch sonst ist da so manches, was allzu wörtlich übersetzt, weil es nicht verstanden wurde."

Mich interessieren "normale" Bücher die irgendwie um Schach kreisen, schon lange nicht mehr. Es ist immer dasselbe: Von Ahnungslosen für Ahnungslose, und/oder durch ignorante Übersetzung entstellt. Schach dient doch dabei nur als Instrument, um die ihm anhaftenden Klischees zu benützen.
Parent - - By Kurt Utzinger Date 2010-01-20 09:21
Hallo Michael

Nach dem Lesen solcher Aussagen, wie

http://schach.twoday.net/stories/5516146/
"Würde sich ein Verlag trauen, einen Musikroman von jemand übersetzen zu lassen, der keinen Schimmer von Musik hat, oder einen Kathy Reich-Krimi von jemand, der kein wenig mit dem Jargon von Polizei und Gerichtsmedizin vertraut ist? Wohl kaum. Im Fall von Schachromanen scheint es dagegen eher die Regel als die Ausnahme, dass ihre Übersetzerinnen im Dunkeln tappen, sobald unser Spiel auch nur in die Nähe der Handlung kommt. Was wiederum Rückschlüsse auf die Menschen in den Verlagen zulässt, Lektoren und Programmleiter, die solchen Unsinn beauftragen und in Wahrheit verantworten."

und

http://bonaventura.musagetes.de/?p=1153
"Ein Schach-Roman, wie die meisten anderen voller Fehler und Schlampigkeiten, weil die wenigsten Schriftsteller Schachspieler sind und noch weniger Schachspieler Schriftsteller."

bin ich wieder zufrieden, scheinen doch auch andere bemerkt zu haben, dass dieses Buch für ernsthafte Schachspieler eine Zumutung ist.

Mfg
Kurt
Parent - By Peter Martan Date 2010-01-21 08:59 Edited 2010-01-21 09:01
[quote="Kurt Utzinger"]
... weil die wenigsten Schriftsteller Schachspieler sind und noch weniger Schachspieler Schriftsteller.
[/quote]

Das ist eine interessante Feststellung, die man auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen müsste, dabei wäre die schwierigste Frage, was gilt alles als Schachspieler und was alles als Schriftsteller.
Wenn wir diese Frage erst mal nicht zu genau definieren müssen, glaubst du persönlich, dass das so ist und worauf führst du es zurück, wenn es so ist?
Versteh mich nicht falsch, ich mein die Frage wirklich rein informativ, dass es etwas mit Romantik zu tun haben mag, hatten wir ja schon, aber an Phantasie sollte es Schachspielern ja auch nicht mangeln, Kreativität sollte erst recht helfen, das Entwickeln von Plänen und ihre exakte Durchrechnung sollte einem Schriftsteller bei der Konstruktion eines psychologisch stimmigen Handlungsverlaufs auch nicht schaden, "verbale" Intelligenz und ein ebensolches Gedächtnis, Gefühl für Personen, psychologisches Gespür an und für sich und seien es nur Gegner, das alles hülfe doch auch einem Schachspieler, oder? Ich will jetzt gar nicht gleich allzu sehr mit Beispielen aus der Hochkultur von Schach und Literatur kommen, weil da einzelne Ausnahmserscheinungen im einen und im anderen Metier natürlich statistisch nicht zählen, dass einer in beidem besonders hervorsticht ist auch überhaupt viel verlangt, würdest du aber z.B. Ephraim Kishon gelten lassen? (Kishont Ferenc) Und sind Leute wie Kasparov, wenn es auch hauptsächlich politische Sachliteratur ist, die er schreibt außer Schachbüchern, für dich Schriftsteller? Können Schachbücher literarischen Wert haben?
Parent - - By Gerd Wegener Date 2010-01-19 22:02
Gut, mein Lesetipp ist kein Roman.

Aber wen es nach Literarisch-Historischem drängt in Sachen Spitzenschach,
und wer glaubt, dass sein hochbegabter Chef, hochbegabter Schwager, hoch... Nachbar oder hochbegabter Vereinskumpel irgendwie eine Macke hat,
wer also wissen will, wie Menschen mit einem Asperger-Syndrom sich unterscheiden von uns Normalen,
und wer schon immer mal Robert James (alias Bobby) Fischer näher, sehr nahe, kennenlernen wollte ...

der lese das Taschenbuch "Wie Bobby Fischer den Kalten Krieg gewann".

Gerd Wegener
Parent - - By Werner Preuss Date 2010-01-19 22:31
Hallo zusammen,

einen Roman-Tipp habe ich nicht parat,

aber aktuell läuft jetzt im kino ein Film mit dem Zhema Schach,
ich glaube er heißt "Die Schachspielerin".

Gesehen habe ich ihn nicht, habe aber nur positive Kritiken gelesen.
Vielleicht gibt es ja auch den einen oder anderen Cineasten hier im Forum,
der ggf mal berichten kann.

Gruß
W
Parent - By Frank Quisinsky Date 2010-01-20 01:05
Hi,

habe dem Film selbst noch nicht gesehen.

Habe so einige Bücher die ich lesen möchte aber noch nicht kenne.

Vielleicht: Peter Zeindler, Die Meisterpartie

Gruß
Frank
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